Kurzgeschichte
Herbst

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"Herbst"
Veröffentlicht am 01. Februar 2017, 18 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
© Umschlag Bildmaterial: Elena Okhremenko - Fotolia.com
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Herbst

Herbst

Herbst


Die Gefährten kamen durch die Tür in eine Andere Welt. Eine kleine Gruppe aus außergewöhnlichen Wanderern. Die Heldin, der Magier und der Kobold. Sie standen am Rande einer Lichtung, ohne einen erkennbaren Pfad oder Weg hinter sich zu haben. Der Wald der die Lichtung umgab war im tiefsten Herbst. Die Blätter am Boden waren rotbraun gefärbt und die an den Bäumen versuchten standhaft gegen den starken Wind zu bestehen. In der Mitte der Lichtung stand die verfallene Ruine eines Turms. Nur noch die Außenmauer

stand und das Dach fehlte komplett. Um sich vor den starken Winden zu schützen machten sich die Gefährten in Richtung des Turmes auf. Und als sie dort ankamen und durch den verfallenen Türrahmen schritten bemerkten sie das sie dort nicht allein waren. Der Innenraum des Turmes war nicht nur überraschend Windstill er war außerdem mit Bergen von Büchern eingerichtet, die beinahe über den Turm hinausragten. Das seltsame Trio wanderte verwundert durch die erste Bücherschlucht und kam zum Zentrum des Turms in dem vom peitschenden Wind nichts mehr zu hören war. Außerdem war dort ein überraschend gut erhaltener Kamin in

dem ein Feuer brannte und vor dem in einem massiven Ohrenbackensessel ein Junge saß und las. Die Heldin trat vor und der Junge blickte auf. Obwohl sie ihm ins Gesicht sah konnte sie keine genauen Merkmale ausmachen. Ebenso wie sie sein Alter nicht bestimmen konnte, da es sich ständig zu verändern schien. In der einen Sekunde sah kaum älter aus als ein kleines Kind und keine Sekunde Später wie ein erwachsener Mann. Außerdem schienen seine Augen immer die Farbe zu wechseln. Von rotbraun zu Mooßgrün und wieder zu Himmelblau. Der Junge/Mann sah sie nur kurz an hob eine Augenbraue und schüttelte dann nur

den Kopf um sich wieder seinem Buch zuzuwenden. Die Heldin runzelte die Stirn "Entschuldige uns aber könntest du uns sagen wo wir hier sind?" Schon nach dem ersten Wort riss der Junge den Kopf hoch und sah sie erschrocken an. "Ihr seid ja echt." stellte er mit einer überraschend rauen stimme fest. "Wer seid ihr?" fragte misstrauisch. "Wir sind nur Reisende die sich verirrt haben" Er sah sie bloß skeptisch an. "Nein das ist nicht möglich" sagte er voller Überzeugung. "Und warum nicht?" Fragte die junge Frau, die mittlerweile anfing vom

Verhalten des Mannes genervt zu werden. "Ganz einfach" erwiderte ihr Gesprächspartner, von der Banalität der frage nun auch gereizt, "Weil das hier ein Gebiet ist das nur für mich und meinesgleichen zulässig ist" "Dich und deinesgleichen?" die Heldin sah ihn verwirrt an "Wer bist du?" fragte sie ihn zögerlich. Ihr Gegenüber seufzte bloß stand auf und sah ihr in die Augen. "Der Wanderer, der Mönch, der Schnitter, ich bin der Herbst." Sie sah ihn an und sagte gar nichts. Dann wandte sie sich langsam zu ihren Gefährten um und hob eine Augenbraue. Der Magier zuckte mit den Schultern und

der Kobold tippte sich mit dem Zeigefinger gegen dir Schläfen. "Du sagst also das du eine Jahreszeit bist?" fragte sie langsam ihren Gegenüber. Der seufzte bloß als würde er mit Idioten reden würde und sagte übertrieben Langsam "Ich bin die Personifikation der Jahreszeit. Der Geist des Herbstes wenn du so willst. Ist es denn so verrückt in einer Welt voller Magie daran zu glauben das es noch etwas unerforschtes gibt?" Der Magier trat einen Schritt vor. "Wir haben schon weitreichende Teile der Magie erforscht und..." Er wurde vom Gelächter des Jungen unterbrochen. Es

war laut und schallend und brach abrupt ab als das Gesicht des Mannes von einem Moment auf den anderen ernst wurde "Ihr Menschen seid wirklich überraschend naive Wesen dafür das ihr so widerspenstig gegen die totale Auslöschung besteht."

Er seufzte und sah wieder die Heldin an. "Für den Fall das ihr wirklich hier seid und ich nicht endlich in die Abgründe des Wahnsinns abgerutscht bin, sagt mir bitte was das letzte ist woran ihr euch erinnert bevor ihr in meinen Wald gekommen seid."

Die Heldin versuchte sich zu erinnern,aber die Bilder erschienen nicht in ihrem Kopf, egal wie sehr sie es

versuchte. Sie sah den Magier an. Er runzelte die Stirn als er feststellte das er auch nicht ein Detail darüber wusste wie sie hier hergekommen waren.

Als nächstes glitt ihr Blick zum Kobold. Der stand nur da und sah durch die kaputte Turmdecke zum Himmel. Sie dachte er würde so im stehen einschlafen wenn ihn niemand anstieß doch dann sprach er ein einzelnes Wort "Turm".

Die Junge Frau klammerte sich an das Wort und suchte nach einem Gedanken. Und auf einmal strömten die Erinnerungen durch ihren Geist.

Auf ihrer Wanderung durch die Berge waren sie an einem Turm vorbeigekommen. Sie waren so weit

oben das es Keine Pfade oder Straßen mehr gab, und es stürmte fürchterlich. Sie suchten im Turm unterschlupf der von innen übernatürlich größer aussah als von außen. In ihm gab es nur eine Rampe die sich in Spiralenform nach oben wand, und unzählige Türen die sich an der Außenwand aufreihten.

"Der Turm der Türen" sagte der bärtige Mann der sie aus den Gedanken riss. "Der einzige Weg für Sterbliche eine Welt wie diese zu betreten. Aber sollte er nicht eigentlich vor dem Gebrauch euresgleichen geschützt sein?"

Er strich sich gedankenverloren über den Bart und sah sie aus den Augenwinkeln an. "Aber ihr scheint mir keine normalen

Abenteurer zu sein." Für einen Moment sagte niemand etwas bis der Herbst das Schweigen brach. "Also gut, ich werde euch helfen zu finden was ihr sucht."

Die Heldin sah ihn überrascht an "Wir haben nie davon gesprochen das wir etwas suchen."

"Suchen wir nicht alle etwas?" fragte der Junge mit einem Zwinkern.

Die junge Frau sah ihre Freunde an. Der Magier zuckte die schultern und der Kobold hatte sein breites Grinsen zurück im Gesicht. "Einverstanden" sagte sie und atmete noch einmal tief durch "Wir sind auf der suche nach dem Mosaikschwert." Der Junge nickte nur "Das Schwert das aus den Bruchstücken

einer gesamten Armee geschmiedet wurde.Wer es führt kämpft mit der Entschlossenheit von Tausend Mann".

"Weißt du wo es ist?" fragte die Heldin mit einem Hauch Hoffnung in der Stimme.

"Nein." antwortete der Herbst, und sagte dann etwas zöglicher "Aber wenn ich es nicht weiß dann wahrscheinlich einer der Anderen."

Sein Gegenüber sah ihn bloß fragend an. "Einer der Anderen?" "Er meint einer der anderen Jahreszeiten" meldete sich der Magier.

"Die Geschichte des Schwertes ist keine Kurze und um sie zu lernen müsst ihr alle meine..." er zögerte kurz

"Gleichgesinnten aufsuchen und nach ihrem wissen fragen, denn ich kenne nur den teil der Geschichte der im Herbst statt findet."

"Heißt das das du alles siehst was im Herbst passiert?" fragte der Magier. "Es heißt das ich alles weiß was im Herbst passiert und auch was mit dem Schmied geschehen ist der das Mosaikschwert geschmiedet hat. Aber das ist nicht so wichtig. Das meiste der Geschichte spielte sich im Sommer ab wenn ich dem vertrauen darf was ich gehört habe."

"Dann ist unser nächster Schritt wohl klar." sagte der Magier. "Nicht so schnell" unterbrach ihn die Heldin. "lass ihn ausreden"

Der Herbst lächelte "Wie ich eben sagte müsst ihr zum Sommer kommen, doch würde ich euch raten zuerst zum Frühling zu gehen da der Sommer mich nicht gerade gut leiden kann. Ihr müsst zuerst zu Frühling um euch mit ihm gutzustellen. Auch wenn ich nicht weiß wie der er reagieren wird"

"Du kennst den Frühling nicht?" fragte der Magier überrascht. "Woher denn?" der Junge sah ihn fragend an"So wie ich alles sehe was im Herbst passiert so bin ich auch an die Jahreszeit gebunden. Der Sommer wandert vor mir und der Winter hinter mir aber der Frühling ist für mich unerreichbar."

"Aber wie kommen wir zum Frühling

oder zum Sommer?" fragte die Heldin.

"Ihr müsst natürlich wieder in den Turm und die Tür zum Frühling finden. Fragt sie nach dem Schwert und sagt ihr nur von mir "Der Junge hatte recht". Ich kann euch eine Tür dahin erschaffen." Sagte der junge Mann mit einem überheblichen Grinsen.

"Währe es nicht einfacher eine Tür zu schaffen die uns direkt zum Frühling bringt?" fragte der Kobold. Das Grinsen des Mannes verblasste "Es ist wahr das ich über diese Welt verfügen kann wie ich will aber ich kann nicht in die Welten anderer eindringen."

"Würdest du das nicht auch wenn du eine Tür in unsere Welt erschaffst?" hakte die

Heldin nach.

Der Herbst wurde nun zunehmends genervter von dieser Diskussion. "Ich erschaffe keine neue, ich verlege bloß die durch die ihr gekommen seid. Sie ist vor dem Turm, geht und seid dankbar."

"Nicht die höflichste Verabschiedung die ich jemals hatte aber du hast recht. Wir danken dir für deine Hilfe und gehen um deine Gastfreundschaft nicht noch weiter in Anspruch zu nehmen."

Sie verbeugte sich einmal und drehte sich um ohne ihn noch einmal anzusehen. Ihre Gefährten folgten ihr aus dem Turm hinaus. Als sie wieder nach draußen traten war der Wald verschwunden und ein gigantisches Feld umgab sie. Der

leichte Wind fuhr durch den goldenen Weizen und die Sonne gab ein wenig Wärme an dem sonst kalten Herbsttag.

Zwischen der Ruine und dem Anfang des Feldes stand eine schlichte Eichentür mit einem dickem Rahmen. Die Gruppe sah sich noch einmal untereinander an und ging anschließend auf die Tür zu. Die Heldin öffnete den schweren Messinggriff und hörte nur noch den Herbst rufen "Passt auf den Wächter des Turmes auf." bevor sie in eine andere Welt trat.

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