Romane & Erzählungen
Dead Fire - Der ewige Schnee

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"Dead Fire - Der ewige Schnee"
Veröffentlicht am 11. Januar 2017, 60 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
© Umschlag Bildmaterial: olly - Fotolia.com
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Dead Fire - Der ewige Schnee

Dead Fire - Der ewige Schnee

Prolog

Wind heulte durch die riesigen Fenster des Eisschlosses. Eis und Gestein waren perfekt abgestimmt um das gesamte Bauwerk halten zu können. An der Decke hing ein riesiger blau schimmernder Kristall, in dem sich das Sonnenlicht brach und in alle Ecken und Winkel leuchtete. Über den Boden hing ein schwerer weißer Nebel, der absolute Kälte ausstrahlte. Ein wundervolles Zuhause für die Eiskönigin. In der Mitte der Halle hockte sie über einen leblosen Körper. Ihr eisblaues bis weißes Haar fiel ihr ins Gesicht, während sie sich über diesen beugte. Die

kalten Augen blitzen triumphierend, dabei schien der weiße unberührte Schnee, der die Pupillen ersetzte viel zu rein und die türkisblauen Eiskristalle, drumherum, viel zu schön und makellos, für so ein hässliches Gefühl. Mit ihrer von Eisblumen überzogenen und leicht lila angehauchten Hand, strich sie über die weiche Wange des am Boden liegenden Körpers. Er verlor schon seine, für Menschen so angenehme, wärme. Sie hasste jegliche Wärme und war begeistert darüber, dass dieses unangenehme Fünkchen in ihrer wundervollen Welt erlosch. „Nun ist es wohl vorbei Ignia. Dein Ende hätte schon vor Jahrtausenden kommen sollen,

dein unreines Blut schon längst vergossen werden!“ Ignia, die sonst von einem strahlenden, feurigen Licht umgeben war, war zu großen Teilen im Eis eingeschlossen und versank langsam im Boden. Ihr feuriges Haar hatte sein Feuer verloren und ihre flammenden, leuchtenden Augen waren erloschen, ausgebrannt. Der Nebel waberte über ihre helle, leicht rötliche Haut. „Das Feuer ist tot“, sagte die Eiskönigin freudig. „Aus deinem Körper werde ich eine von meinen Kreaturen machen, vielleicht einen Sklaven für Vater.“ Sie lachte, ein grausiges, bösartiges Lachen. Plötzlich veränderte sich die

Atmosphäre. Wind kam auf, eine mächtige Präsenz erfühlte den Raum. „Es reicht!“, ertönte eine Stimme hinter ihr die keinen Widerspruch duldete. Sie wusste direkt wer gekommen war, wie könnte sie es nicht wissen? Sie drehte sich um mit einem hämischen Grinsen auf den Lippen. „Sei gegrüßt Virata. Es tut mir unfassbar Leid, dir diese traurige Nachricht überbringen zu müssen. Deine Tochter hat die Kollision mit meinem Eis leider nicht überlebt, sie ist tot.“ Ihr Grinsen wurde breiter, als sie Viratas erschrockenes Gesicht sah, dessen strahlendes Auge weit aufgerissen war. Das leuchtende Weiß und seine grüne Umrandung flackerten, ein

Zeichen ihrer Trauer und des riesigen Schocks. Die Eiskönigin kostete diesen Anblick aus, solange sie konnte, denn schon bald machten diese Gefühle unstillbarer Wut platz. Ihr efeugrünes Haar wirbelte um ihren Kopf, ein kleiner Verlust ihrer Selbstkontrolle, dann zwang sie sich wieder zur Ruhe. „Ich werde zu verhindern wissen, dass du das Leben meiner Tochter endgültig auslöscht“, sagte Virata, lief an ihr vorbei, zu dem kalten Körper Ignias. Sie riss ihn aus dem Eis und gemeinsam verschwanden sie von diesem kalten Ort, nur um zu einem noch kälteren zu reisen, einem an dem das wärmende Licht der Sonne nicht heranreichte, dem

Totenreich, zu Anim. Sie würde ihn um einen Gefallen bitten, um die einzige Möglichkeit ihre Tochter zu retten, das Feuer zu retten

Kapitel 1

Kari saß auf ihren Platz und blickte aus dem Fenster. Das eigentlich durchsichtige, Glas war beschlagen und mit Eisblumen überzogen. Dennoch erkannte sie, wie dicke weiße Flocken vom Himmel rieselten. Es schneite, es schneite immer, das ganze Jahr über. Die Welt war mit kaltem Weiß überzogen. Sie kannte diesen Anblick nur zu genüge, jeder tat das. Doch die Hoffnung bestand, dass sich das eines Tages ändern würde, so wie es wohl schon vor dreihundert Jahren gewesen war. Kari betrachtete das endlose Weiß und schnaubte leise, während sie an diesen

Schwachsinn dachte. So war die Welt schon immer gewesen und würde es auch immer sein. Die Menschen schöpften Kraft aus einer aussichtslosen Hoffnung. Niemand wusste, was sich vor dreihundert Jahren zugetragen haben könnte, das solche Auswirkungen verursacht hatte. Es gab keinerlei Ursachen für solch einen globalen Umsturz. Der Glaube daran, dass etwas, was einst als Jahreszeiten genannt wurde, wiederkehren könnte war reine Selbstlüge. Denn damit sie wiederkehren konnten, mussten sie einst existiert haben und genau das war der Knackpunkt. Kari glaubte nicht daran, dass es die vier Jahreszeiten je gegeben

hatte. Da war es auch egal was in den alten Büchern und Schriften standen, die von einem Wechsel zwischen kalt und warm berichteten. Das waren alles Märchen, Geschichten für kleine Kinder die ihren Verstand vernebelten und Träume weckten, die niemals in Erfüllung gehen würden. Die Schulklingel riss Kari aus ihren Gedanken. Wie immer packte sie ihre Sachen in die Tasche, stand auf und ging aus der Klasse. Jeden Tag dieselbe Leier, jeden Tag dasselbe Spiel. Sie trat in den überfüllten Flur. Es war Zeit nach Hause zu gehen, hinaus in die Kälte, in die schneeweiße Welt. Kari lief den Flur entlang, stieg die Treppen hinab und

bewegte sich auf den Ausgang zu. Ihre Mitschüler drängten sich an ihr vorbei, um schnell zu den Türen zu gelangen, die sie in die Freiheit entlassen würden. Auch sie trat durch diese Türen hinaus, in die Außenwelt. Vor ihr erstreckte sich eine weiße Landschaft, in der sich bunte Farbtupfer bewegten, Menschen in farbenfrohen Daunenjacken und dicken Pelzmänteln. Sie verließ das Schulgelände und wurde somit selbst einer dieser Farbtupfer die sich in der unendlich weißen Landschaft bewegten. Nur würde sie nicht ganz so auffallen. Karis Jacke hatte eine langweilige hellgraue Farbe, die Schneehose besaß einen hellblauen Ton,

genau wie ihre Mütze, die Handschuhe und der Schal. So blieb sie schön unauffällig, so war es ihr am liebsten. Sie betrat den Fußgängerweg. Eine mollig schöne Wärme breitete sich unter ihren Füßen aus. Der Schnee wurde gerade geschmolzen. Das geschah alle vier Stunden, damit sie nicht unter den riesigen Massen begraben wurden. Doch so wie Kari war, glaubte sie noch an einen weiteren Grund. Die Menschheit war arrogant, sah sich als allmächtig und dachte sie könnte mit der Natur machen was sie wollte. Noch nie hatte sie sich irgendwem oder irgendetwas gebeugt und auch von dem Schnee würde sie sich nicht unterjochen lassen, dass käme

niemals infrage. Ihr jedoch, sollte das egal sein. Sie genoss die Wärme in ihren Füßen. „Kari!“, rief plötzlich eine Stimme hinter ihr, die sie dazu brachte stehen zu bleiben. Kari war eigentlich nicht ihr richtiger Name, sondern nur die Kurzform von Karilla. Ihre Mutter hatte ihr diesen Namen gegeben, da sie einen wollte, der nicht weit verbreitet war, um ihr so zu zeigen, wie besonders und außergewöhnlich sie war. Waren Kinder für ihre Eltern nicht immer etwas besonderes? Dabei waren es meist nur ganz normale Menschen, so wie sie. Außerdem empfand sie ihren Namen als höchst seltsam.

Ein Junge bahnte sich durch den Schnee einen Weg zu ihr. Er trug eine dicke schwarze Jacke, sein aschblondes Haar war unter einer dunkelblauen Mütze verborgen und seine grünen Augen schienen wie immer zu lächeln. Er sah gut aus, das fanden zumindest viele der Mädchen in der Schule. Kari konnte das nicht bestreiten, doch es interessierte sie nicht wirklich. Auch war sie noch nie auch nur auf den Gedanken gekommen ihn um ein Date zu bitten, obwohl ihr Bruder sie andauernd fragte wann es denn endlich soweit wäre. Er war ein Idiot, sie würde niemals ihren besten Freund um eine Verabredung bitten und genau das war der Junge für sie, der

gerade auf sie zukam, ihr bester Freund Lion, nicht mehr und nicht weniger. Sie kannten sich schon ein Leben lang, da ihre Mütter schon seit ihrer Geburt befreundet waren, sie waren im selben Geburtsvorbereitungskurs gewesen. „Hast du nicht jetzt noch Unterricht?“, fragte Kari verwirrt darüber ihn zu sehen. „Ist ausgefallen“, gab er mit einem breitem Lächeln zur Antwort. Sie zuckte mit den Schultern „Na dann.“ Gemeinsam führten sie ihren Weg zur Bahn fort. Über ihnen fuhr gerade eine hinweg. Sie hatten den Bahnhof schon beinah erreicht. Kari blickte ihr hinterher. In den Geschichten war die Rede von Fortbewegungsmitteln, die sich

auf dem Boden bewegten und so eine Bahn, mit Rädern auf dem Dach und „schwebend“, war eher eine Seltenheit, weitaus kleiner und ohne die heutigen Sicherheitsmaßnahmen. Aufgrund der ganzen Schneemaßen brauchten die Menschen die Lüfte, um sich schneller fortbewegen zu können. So eine schwere Gerätschaft, würde niemals dagegen ankommen, selbst wenn deren Wege konstant erwärmt werden würden. Sie erreichten den Bahnhof. Statt den Aufzug zu nehmen, erklimmten sie die Treppen. Sie stiegen viele, viele Stufen hinauf, gefühlte Zwanzig Stockwerke. Das jedoch war besser als die überfüllten Aufzüge, in denen es penetrant nach

Schweiß roch und ihnen aufgrund der stickigen Luft schwindelig wurde. Schwer atmend erreichte Kari den Bahnsteig. Man sollte meinen, dass sie mittlerweile Fit genug war, um die Treppen ohne einen halben Zusammenbruch zu überstehen. Lion ließ sie kurz zu Atem kommen, ihm machte es weitaus weniger aus, zumindest keuchte er nicht so wie ein Asthmatiker. Dann führte er sie vom Eingang weg zu einem freien Fleckchen, wo sie verweilen und auf die nächste Bahn warten konnten. Die Einrichtung war überdacht, vor Wind und Wetter geschützt und mit fielen Fenstern versehen. Einfache

Stahlbänke standen an den Wänden, die allesamt von wartenden Leuten besetzt waren. Alles war ursprünglich in einem sterilen Weiß gehalten gewesen – als ob es diese Farbe nicht schon im Überfluss auf der Welt zu sehen gab – was jedoch im laufe der Zeit, aufgrund von Verschmutzung, grau geworden war. Einige bunte Graffiti verzierten die langweiligen Wände und gaben ihnen ein wenig Farbe. Manche von ihnen sahen gar nicht schlecht aus und gefielen Kari sogar. Die ganze Anlage wurde beheizt, wie eigentlich alle Gebäude. Sie öffnete ihre Jacke, zog sie aus und zum Vorschein trat ein dunkelbrauner Rollkragenpullover. Ihr Blick richtete

sich auf eines der vielen Fenster. Erschrocken riss sie die Augen auf. Es war zwar genauso beschlagen wie das in der Schule, doch sie spiegelte sich noch immer gut genug darin um Umrisse erkennen zu können. Schon seit ihrer Geburt besaß sie eine helle, schon fast weiße Haut und durch den dunklen Pullover wirkte sie furchtbar blass, schon krank. Ich hätte die Wäsche durchstöbern sollen, dachte sie mit einem tiefen Seufzen. Der, den sie trug war der Letzte in ihrem Schrank gewesen. „Was ist los?“, fragte Lion und musterte sie. „Du schaust so grimmig.“ Kari wandte sich von ihrem Spiegelbild ab. „Ich sehe

mal wieder wie ein Opfer eines Vampirs aus.“ Er verdrehte die Augen. „Es geht schon wieder um deine Haut? So schlimm wie du tust, sieht es gar nicht aus.“ Ein quietschen ertönte, die Bahn fuhr ein. An beiden Seiten wurden dicke Stahlträger ausgefahren. Diese dockten an die Wagons an und brachten sie so zum Stillstand, sie schwangen nicht mehr. Es folgte eine ausfahrbare Verbindung zwischen dem Bahnsteig und den Bahntüren, die sich erst dann öffneten. Lion und Kari setzten sich in Bewegung. Mit dieser Bahn mussten sie fahren. „Du hast leicht reden“, sagte Kari. „Du

siehst nicht wie eine wandelnde Leiche aus. Ich würde in Spukhäusern eine ausgezeichnete Attraktion abgeben. Das lebende Gespenst.“ „Jetzt übertreibst du aber.“ Sie ergatterte sich einen Platz am Fenster. Kari wusste nicht wieso, aber sie saß immer am Fenster. Ob in der Schule, in der Bahn oder in ihrem Zimmer war egal, sie saß immer an dem kalten Glas und blickte hinaus. Es war eigentlich immer dasselbe Bild: Ein Meer aus Schnee. Vielleicht hegte sie ja doch irgendwo ganz tief in ihr drin diese aussichtslose Hoffnung, eines Tages einen Fleck zu entdecken, der nicht verschüttet unter der weißen, kalten

Masse lag. Lion setzte sich neben sie. Die Türen schlossen sich und die Bahn fuhr los. „Mit wem glaubst du, kommst du in eine Gruppe“, fragte Lion, da sie nicht mehr geantwortet hatte und für sie das Thema ihrer Haut wohl vorübergehend erledigt war. Kari löste sich von dem Fenster und blickte ihn verwirrt an. „Was meinst du?“ „Na die Projektwoche. Morgen werden die Gruppen bekannt gegeben.“ Er seufzte. „Du hast es vergessen, nicht wahr?“ Jedes Jahr veranstaltete ihre Schule eine Projektwoche für die Oberstufe. In der sie in Gruppen von drei bis vier Schülern an einem Thema

ihrer Wahl arbeiteten. Die Gruppen wurden von den Lehrern bestimmt und konnten aus allen drei Jahrgängen bestehen. Für sie beide war es das erste Mal, dass sie daran teilnahmen und Kari wusste schon jetzt welches Thema sie bearbeiten will. „Nein, hab ich nicht“, sagte sie. „Ich hoffe das wir in einer Gruppe sind.“ Er lächelte. „Ich auch.“ „Du bist wohl der Einzige von dem ich behaupten kann, dass du mich mein Thema machen lassen würdest.“ Lion überlegte kurz, bis ihm dann ein Licht aufging. „Irgendetwas mit den Jahreszeiten, nicht wahr?“, stellte er fest. Sie wandte sich wieder dem Fenster

zu. „Du weißt, dass ich sie eines Tages widerlegen werde, da ist es nicht verkehrt jetzt schon einmal damit anzufangen.“ Lion stöhnte leise und schüttelte den Kopf. „Also gut. Falls wir in eine Gruppe kommen, bin ich damit einverstanden, aber ich verstehe noch immer nicht, warum du dich so dagegen sträubst.“ „Ich bin nun einmal der festen Überzeugung das die Jahreszeiten nicht existieren und auch nie existiert haben. Als ob sich das Klima von heute auf morgen so schlagartig verändert hatte und das auch noch ohne erkennbaren Grund! All jene die behaupten, es würde sie geben, können sich das auch nicht

erklären. Egal wie lange sie noch nach Antworten suchen, ich bezweifle, dass sie je welche finden werden.“ Diese Diskussion machte Kari wütend. Wie oft hatte sie es ihm schon versucht zu erklären? Zu oft um es zählen zu können. Aber eigentlich war es auch egal. Lion brauchte sie da nicht zu verstehen, solange er ihre Ansicht akzeptierte und das tat er, als einer der wenigen. Er akzeptierte ihre Ansichten sowie sie die seinen und die seiner Familie. Sie gehörten zu den wenigen Menschen, die noch an die alten Götter glaubten und waren daher der Überzeugung, dies wäre eine Strafe. Die Götter hätten eines Tages den ewigen

Winter geschickt, um die Menschheit auf den rechten Pfad zurück zu zwingen. Sie hatte ihre Lektion wohl in den letzten Jahrhunderten noch nicht gelernt. Schweigend saßen sie nebeneinander, während ihre Haltestelle immer näher rückte. Kari lehnte sich an Lion und schaute weiter aus dem Fenster. Dieser legte einen Arm um sie. Die Wut war bereits verflogen. Sie war nie lange sauer auf ihn, dafür waren sie schon zu lange befreundet. Eine weibliche Computerstimme ertönte und sagte ihre Haltestelle an. Sie warteten bis die Bahn stillstand und die Türen sich öffneten. Diesmal entschieden sie sich, den Aufzug zu benutzen. Sie fuhren hinab, Kari zog

ihre Jacke wieder an und gemeinsam traten sie erneut in die kalte weiße Welt hinaus. Nur noch ein kleiner Fußweg und sie würden Zuhause sein. Lion wohnte in dem Haus direkt neben dem ihren. Sie schlenderten den Weg entlang. Die Schmelze war leider schon vorüber. Die angenehme Wärme in den Füßen fehlte Kari. Um sich abzulenken, blickte sie durch die Fenster in das Innere der Gebäude, die am Wegesrand standen. Die Bewohner sollten bei Fenstern, die ihr Privatleben entblößen könnten, vorsichtiger sein. Man fühlte sich Zuhause sicher und geborgen. Man tat dort Dinge, private Dinge, die vielleicht kein anderer erfahren sollte. Doch ein

Fenster gab alles preis. Sie waren der Makel in der schützenden Festung. Kari und Lion gingen weiter. Sie sah Wohnzimmer, Küchen, Kinderzimmer, Menschen, die miteinander sprachen, aßen und stritten. Sie lebten ihr eigenes ganz normales Leben. Sie kamen an einer Kreuzung der Wege an, an der sie rechts abbogen. Da beschlich Kari ein seltsames Gefühl, so als ob sie jemand beobachten würde. Sie blieb stehen, ließ ihren Blick über die schneebedeckten Häuser schweifen und entdeckte nichts weiter als Schnee, Schnee und nochmals Schnee. „Was ist los?“, fragte Lion. Sie antwortete nicht. Eine Bewegung zog

ihre Aufmerksamkeit auf das Haus ihnen gegenüber. Im ersten Stock entdeckte sie ein Fenster mit einem hellen Vorhang. Dieser war von einer Hand zur Seite geschoben worden und eine junge Frau, ungefähr in ihrem Alter mit langen schwarzem gewelltem Haar, starrte sie an. Einige Herzschläge verharrten sie so, dann verschwand die Frau am Fenster und der Vorhang fiel zurück. Wer das wohl war?, fragte sie sich und ging ohne ein Wort der Erklärung weiter. *** Es klopfte an der Zimmertür. Aurelia

saß auf ihrem flauschigen Bett, welches schon beinah in einer Lawine aus Kissen versank. Gedankenverloren spielte sie mit ihrem schwarzem Haar. Sie war wütend darüber, dass man sie entdeckt hatte. Sie hätte besser aufpassen sollen. Langsam stand sie auf und schlich an das kleine Fenster, dem einzigen in ihrem Zimmer. Dann strich sie den weißen Vorhang zur Seite und sah hinaus. „Sie sind weg“, stellte sie erleichtert, aber auch traurig, fest. Aurelia blickte noch einige Momente auf den verlassenen Weg, als es erneut klopfte. „Ja?“ Die Tür zu ihrem Zimmer öffnete sich und eine Frau so um die 50 trat ein. Ihr

grau meliertes Haar, war einst so schwarz gewesen wie das Aurelias. Die braunen Augen und die schmalen Lippen waren umringt von kleinen Fältchen. Aurelia lächelte. Es war ihre Mutter. „Beobachtest du schon wider die Leute die an unserem Haus vorbeilaufen?“, fragte sie während sie mit dem Kopf zum Fenster wies. Aurelia wandte sich von ihrer Mutter ab und starrte erneut hinaus. „Ich langweile mich. Die Menschen außerhalb dieser vier Wände nehmen mir wenigstens einen Teil meiner Trostlosigkeit.“ Solange sie mich nicht entdecken, fügte sie in Gedanken hinzu. Sie sah Bewegung in ihrem

Augenwinkel. Ihre Mutter stellte sich neben sie, doch diese blickte nicht aus dem Fenster, sondern sah Aurelia an und strich ihr über das Haar. „Ach Schatz.“ Sie nahm ihre Tochter in die Arme. „Geh doch wieder nach draußen. In der Schule vermissen dich doch bestimmt schon alle.“ Aurelia schwieg einige Zeit lang, schon beinah eine Ewigkeit. „Vielleicht in den nächsten Tagen irgendwann einmal.“ Ihre Mutter seufzte leise, gab ihr einen Kuss auf die Stirn und verließ das Zimmer. So war sie wieder allein und konnte ungestört weiter aus dem Fenster schauen.

Kapitel 2

Kari erwachte auf einer Fläche, die sie bisher nur aus Bildern und aus dem Fernsehen, von Produktionen aus dem sogenannten Sommerland, einer Stadt unter einer Glaskuppel, kannte. Ein erfrischender Windhauch streifte ihr Gesicht. Die Luft war viel wärmer als sie es gewohnt war. Sie hatte kein Problem damit, sondern genoss es sogar. Neugierig blickte Kari sich um. Sie kannte diesen Ort nicht, doch er könnte der Phantasie eines Künstlers entsprungen sein. Riesige Berge umgaben sie, an deren Spitzen sich das vertraute Weiß des Schnees sammelte. Malerische

Wasserfälle mündeten in wundervollen Seen in denen sich das Licht spiegelte. Bäume mit grünen Blättern säumten das Tal mit bunten Blumen und einem Boden aus dem grüne Stiele wuchsen. Gras, wenn sie sich nicht irrte. Der Himmel war strahlend blau, keinerlei Wolken waren in Sicht. Nur einen strahlend heller Punkt, in den man nicht hineinsehen konnte ohne geblendet zu werden, war zu erkennen, die Sonne. Alles an diesem Ort widersprach ihrem eigenen Glauben, so als könnte es nichts Anderes sein, als ein Traum. Doch es war so real und seltsamerweise machte es Kari absolut nichts aus. Sie nahm es hin, als wäre dieser Ort völlig normal, als

würde sie jeden Tag genau in solch einer Welt erwachen. Plötzlich stupste sie etwas hinter sich an. Erschrocken wirbelte sie herum und fand sich in strahlend blauen Augen wieder. Weiße Schwingen fingen das Sonnenlicht ein. Das Wesen besaß einen wuchtigen langgezogenen Kopf. Das Nasenbein war lang und schmal und die Nasenlöcher riesig. Die Augen lagen seitlich und die langen aufgestellten Ohren oberhalb am Kopf. Seine Gliedmaßen waren lang und kräftig und es besaß Hufe statt Pfoten oder Füße. Das weiße Fell lag dicht und kurz an seinem Körper. Seine weiße Mähne verdeckte große Teile seines Halses und

der Schweif reichte beinah bis zum grünen Boden. Es gab ein seltsames Geräusch von sich, welches dann in eine Art schnauben überging. Es erinnerte Kari an ein Tier, das als ausgestorben galt. Sie erinnerte sich, dass es „Pferd“ genannt wurde, nur hatten diese keine imposanten Schwingen. Dieses hier hatte jedoch welche und konnte somit kein Pferd sein. Aber irgendwoher kannte sie es. Sie starrte es an und so langsam dämmerte es ihr. Im Laufe der Jahrtausende, hatte sich die Menschheit schon so einige skurrile Wesen und Legenden ausgedacht, die sich wie ein Lauffeuer verbreitete hatten und die Zeiten

überdauerten. Darunter gab es soweit sie sich erinnerte zwei Varianten von einem Pferd. Das eine hatte ein Horn auf der Stirn und das andere Flügel. Sie glaubte man nannte es Pegasus. Doch selbst die Tatsache vor einer mythologischen Kreatur zu stehen, irritierte Kari im Moment kein bisschen. Viel mehr hätte es sie verwundert wenn es sich dort nicht befunden hätte. Der Pegasus gab wieder dieses seltsame Geräusch von sich und wies mich mit dem Kopf an ihm zu folgen. Dann setzte es sich in Bewegung, lief an ihr vorbei. Sie zögerte noch einen Moment, bevor sie ihm folgte. Sie wollte es, irgendetwas in ihr flüsterte ihr zu sie

solle es tun. Karis Beine liefen von ganz allein, dem Pegasus hinterher. Es führte sie über die Wiese, die nach einigen Metern einen leichten Anstieg bekam. Plötzlich blieb es stehen. Als sie es erreichte, wusste sie auch weshalb. Vor ihr ging es steil bergab. Vor ihr erstreckten sich weitere Täler mit Flüssen, Seen und Wiesen soweit das Auge reichte. Es war ein malerischer Anblick, doch irgendetwas stimmte nicht, irgendetwas fehlte. Aber sie kam nicht darauf, was es war. Der Wind frischte auf und je weiter sie auf die Landschaft starrte und herauszufinden versuchte, was an dem Anblick falsch war, desto stärker wurde

er. Er peitschte in ihr Gesicht und zerrte an ihren Körper. Die Bäume verloren ihre Blätter und wurden dann samt Wurzeln aus der Erde gerissen. Kari konnte ihren Augen nicht mehr aufhalten und versuchte sie mit den Armen vor dem Wind abzuschirmen. Doch Staub und kleine Stücke der Blätter fanden ihren Weg zur empfindlichen Netzhaut und brachte sie zum Tränen, sodass sie ihre Augen nur mit Mühe offenhielt und kräftig blinzeln musste, um überhaupt etwas sehen zu können. Sie blickte nach vorn. Die Landschaft war kaum noch zu erkennen, schien vom Sturm abgeschirmt zu sein und der Pegasus war verschwunden. Da riss der

Wind sie mit sich. Kari verlor ihren Halt und stürzte zu Boden. Sie krallte sich an einen riesigen Felsen. Ihr Körper wurde nach oben geschleudert und hin und her gerüttelt, während sie sich mit aller Kraft an dem rauen Gestein festhielt. Sie schrie wie aus Leibeskräften, doch sie hörte keinen Ton. Ihre Stimme wurde vom Sturm verschluckt. Dann hörte sie etwas unter dem wilden Rauschen. Erst dachte sie, es wäre ihr Geschrei, doch es war etwas Anderes, etwas brüllte ihr entgegen. Es wurde immer lauter, schien näher zu kommen. Sie konnte tatsächlich einzelne Worte verstehen. „...Feuer...tot...nicht...Wiederkehren...rette...Feuer...“

Kari konzentriere sich auf die Stimme. Alles in ihr wollte die Worte verstehen, sich an dem Felsen festzuhalten schien nicht mehr ganz so wichtig zu sein. Sie spitze die Ohren, versuchte das Rauschen auszusperren. Die Worte wurden immer deutlicher, bis sie die Botschaft klar verstehen konnte. „Das Feuer ist tot!“, brüllte der Wind. Blaue Flammen tanzten vor Karis inneren Auge. Sie kannte sie, nur woher? „Es ist tot und wird nicht alleine Wiederkehren.“ Ein schrilles Klingeln ertönte, durchbrach jegliche Geräusche. Der Felsen verlor seinen Halt im Boden. „Rette das Feuer!“ Sie wurde mit dem Gestein zusammen in die Luft gerissen. Jegliche Konzentration entglitt

ihr. Sie schrie. Erneutes Klingeln. „Rette das Feuer!“ Mit einen lauten Schrei riss Kari ihre Augen auf. Sie atmete schwer, ihr Herz schlug ihr bis zum Hals und das Haar klebte ihr an der Stirn. Sie blinzelte einige Male, bis sie ihr eigenes Zimmer erkannte. Sie setzte sich auf. Erleichtert stellte sie fest, dass es nur ein Traum gewesen sein musste. Doch eine leise Stimme in ihr flüsterte, dass sie da falsch lag. Es war dieselbe Stimme die sie schon dem gesamten Traum über geleitet hatte. Sie schlucke schwer. Da ertönte wieder dieses Geräusch. Endlich erkannte sie es, es war ihr Wecker.

Schnell schaltete sie ihn aus, während sie sich die Augen rieb. Das Erlebte spukte in ihrem Kopf herum und ließ sie nicht mehr los. Alles war so real gewesen, so natürlich und sie hatte es einfach so hingenommen, als wäre das alles ganz normal gewesen. Sie hatte von alldem nichts in Frage gestellt. Kari seufzte lang und schwer. Wahrscheinlich war sie einfach nur gestresst und träumte daher so etwas Seltsames. Sie gähnte, schlug die Decke beiseite, stand auf und stöhnte. Ihre Muskeln schmerzten bei jedem Schritt, so als ob sie eine ganze Nacht lang gegen einen Sturm angekämpft hätte. Nein! Das war nur ein Traum! Mit einem mulmigen

Gefühl im Magen schleppte sie sich ins Badezimmer. Sie entkleidete sich, drehte schnell das warme Wasser auf und schlüpfte unter den angenehmen Strahl der Dusche, die den Traum und den Schweiß davon spülen sollte. Angenehm prasselte das Wasser auf ihre nackte Haut. Sie schloss die Augen. Die Dusche fühlte sich so viel besser an, als das Zerren des Sturms. Nach einigen Minuten stellte sie es wieder ab und lief zurück in ihr Zimmer. Kari öffnete ihren Kleiderschrank. Glücklicherweise wurde die Wäsche gestern gewaschen, weshalb sie heute etwas Anderes zum Anziehen hatte, als einen dunkelbraunen Rollkragenpullover.

Stattdessen schnappte sie sich einen beigefarbenen mit einer grauen Hose und schlüpfte hinein. Dann verließ sie ihr Zimmer und lief die Treppe hinunter. Sie zog ihre schwarzen Stiefel über ihre Füße, bevor sie ins Esszimmer trat. Der Frühstückstisch war gut gedeckt: Frische Brötchen, Käse mit in Laboren produzierter biologischer Milch, synthetischer Wurst, eine gute Auswahl von unter Glaskuppeln angebautem Obst und Gemüse, Marmelade und einiges mehr. Karis Mutter und Stiefvater saßen bereits am Tisch und plauderten fröhlich miteinander. Sie hatten ihren Schrei wohl nicht gehört, sonst wären sie schon längst in ihr Zimmer gestürmt.

Grummelnd gesellte sie sich zu ihnen. Auf solch einen Start in den Tag hätte sie gerne verzichtet. „Morgen Schatz“, begrüßte sie ihre Mutter mit einem Lächeln. „Morgen“, antwortete sie knapp und müde. Ihr Stiefvater, der für sie wie ein Vater war und den sie daher auch „Papa“ nannte, hob einen Finger. „Sei nicht immer so mürrisch.“ Kari unterdrückte ein Augenverdrehen. Diesen Satz hörte sie von ihm jeden Morgen. Ein Poltern die Treppe hinunter, verriet ihr, dass sich ihr Bruder nun auch aus dem Bett raffen konnte. Das letzte Mal für die nächste Zeit. Felix, er hatte von ihrer Mutter natürlich einen

zwar antiken aber ganz normalen Namen bekommen, war Musikstudent in der Universität von Sommerland und heute würde er dorthin zurückkehren. Er wohnte dort in einer Wohnung, die er sich mit anderen Studenten teilte und die sie nur bezahlen konnte, da einer von ihnen dort aufgewachsen war und dementsprechend wohlhabende Eltern hatte. Felix setzte sich auf den Platz neben Kari, während ihre Eltern ihre Plauderei fortsetzten. „Was war das denn eben?“, flüsterte er ihr zu. „Was meinst du?“, flüsterte sie zurück. „Na dieser Schrei“, erklärte er leise. „Er klang ganz nach dir.“ Schweigend nahm sie sich ein Brötchen,

schnitt es auf und beschmierte es mit Erdbeermarmelade, ihrer Lieblingsmarmelade. „Ich habe schlecht geschlafen, sonst nichts.“ Noch bevor Felix etwas darauf erwidern konnte, klingelte es an der Tür. Kari sprang auf, lief in den Flur und zog sich dort Jacke, Handschuhe, Mütze und Schal über. Sie schnappte sich ihre Tasche und lief zurück ins Esszimmer. Dort steckte sie sich ihr Marmeladenbrötchen in den Mund. Felix zwinkerte ihr vielsagend zu. Sie rollte mit den Augen, winkte ihren Eltern zum Abschied zu, die ihr viel Spaß in der Schule wünschten, und verließ das Haus. Lion stand fröhlich lächelnd vor ihr.

Jeden Tag holte er sie ab, sie gingen gemeinsam zur Schule und nach dem Unterricht, wenn sie zur selben Zeit Schluss haben sollten, machten sie sich zusammen auf den Weg zurück. So handhabten sie es schon seit der Grundschule. Viele würden dieses Leben als langweilig und eintönig empfinden, sie jedoch nicht. Sie mochte es so wie es war. „Hast du nicht gut geschlafen? Du siehst so müde aus“, stellte Lion fest, der sie besorgt musterte. Kari gähnte und biss von ihrem Brötchen ab. Sie genoss den Geschmack der Marmelade auf der Zunge. „Sag ich dir später“, murmelte sie. Noch war sie nicht bereit

über den Traum zu sprechen. Lion zog die Augenbrauen zusammen. Eine Falte zeichnete sich zwischen ihnen ab. Er machte sich sorgen, hakte jedoch nicht nach. Sie kannten sich schon zu lange. Er wusste sie würde sich ihm anvertrauen, wenn sie bereit dazu war. Dann erreichten sie die Stelle, an der sie am Vortag noch beobachtet wurden. Kari blickte hinauf zu dem Fenster im ersten Stock. Dort war niemand zu sehen. Der helle Vorhang war zugezogen und das Licht ausgeschaltet. Sie gingen weiter zur Bahn. ***

Gähnend wartete Miro an der Bahnhaltestelle. Er war müde, da er nicht viel geschlafen hatte. In der letzten Nacht hatte er einen seltsamen Traum gehabt, wieder einmal, und lag danach noch einige Stunden wach ohne erneut ein Auge zugemacht zu haben. Schon seit Tagen hatte er genau denselben Traum, von einem Tal in den Bergen und der Aufforderung das Feuer zu retten. Er wusste nicht so recht, was er davon halten sollte. Ein Traum, der immer wiederkehrte, hatte irgendetwas zu bedeuten, nur was? Und was hatte es mit diesem Feuer auf sich? Das beängstigendste an der ganzen Sache war jedoch, dass sich das Tal wie die

Wirklichkeit anfühlte, so richtig und die reale Welt dagegen so surreal schien. Er wollte nicht weiter daran denken, daher tat er das was er in den letzten Tagen bereits getan hatte: Er verdrängte ihn. Vielleicht konnte er ihn so vergessen und er würde nicht wiederkehren. Miro hörte wie seine Schwester neben ihm telefonierte. Fiora sprach wohl mit einer ihren Freundinnen und beschwerte sich lautstark über einen abgebrochenen Fingernagel. Miro verdrehte die Augen. Sind doch eh nur künstliche. Kopfschüttelnd beobachtete er sie und konnte mitansehen wie ihr bereits vor Wut gerötetes Gesicht, so knallrot anlief, dass er die Farbe durch das ganze

Make-Up hindurch gut erkennen konnte. Miro musste schmunzeln und drehte sich zu den Treppen und Aufzügen um, bevor Fiora sein Gesicht sehen konnte. Er könnte im Moment einfach nicht ernst bleiben, wenn sie ihn ankeifen würde und er wollte nicht, dass seine Schwester Aufgrund von Blutarmut und Sauerstoffmangel das Bewusstsein verlor. Außerdem hielt er Ausschau nach seinen Jungs. Sie waren spät dran und die Bahn würde bald kommen. Unter den ganzen Gesichtern, entdeckte er zwei die ihm bekannt vorkamen. Sie kamen gerade die Treppen hinauf. Bei genauerer Betrachtung erkannte er Lion. Sie waren im selben Geschichtskurs und

ungefähr gleich beliebt. Er schien relativ nett zu sein, aber für Miros Geschmack zu ruhig. Vielleicht irrte er sich da ja auch. Er kannte ihn nicht gut, sie hatten nicht allzu viel miteinander zu tun. In Lions Begleitung befand sich eine Blondine. Wie heißt sie noch einmal? Ach ja, Karilla. Wie konnte er das nur vergessen? Die ganzen Mädchen, darunter auch Fiora, beschwerten sich andauernd darüber wie Karilla so an Lion klammerte. Die beiden waren wohl unzertrennlich, Gerüchten zufolge hatten die beiden wohl etwas miteinander, eine Verschwendung laut seiner Schwester. Anscheinend war Lion zu gut für sie und sollte sich lieber jemanden suchen der

mehr seinem Niveau entsprach. Miros Schwester sah sich da wohl perfekt an Lions Seite. Er stellte sich Fiora neben Lion vor, wie sie sich an seinen Arm klammerte und ihn anhimmelte. Miro räusperte und hustete um nicht laut loszulachen. Dieser arme Junge. Sie sollte die Sache auf sich beruhen lassen. Vielleicht waren die beiden ja glücklich miteinander und passen einfach zusammen. Karilla gehörte zwar nicht zum auffälligen Typ und war ein wenig blass um die Nase, dennoch nett anzusehen. Wenn dann noch der Charakter stimmte, dürfte Fiora nicht den Hauch einer Chance haben. Außer Karilla blickte so düster drein,

wie sie es jetzt gerade tat. Machte sie das öfters? Ein Lächeln würde ihr viel besser stehen. Die beiden stellten sich an die Wand und sprachen miteinander. Über was sie redeten konnte Miro von hier aus nicht verstehen. Lion schien über etwas zu sprechen, dass ihn vollkommen begeisterte. Er strahlte bis über beide Ohren und fuchtelte mit den Armen herum. Jetzt schien er nicht mehr ganz so ruhig. Miro nahm sich vor ihn mal anzusprechen. Wer weiß, vielleicht verstanden sie sich ja. Das ganze Gezappel entlockte Karilla ein Schmunzeln. Es ließ sie sofort viel offener wirken, sympathisch und

liebenswert. Er hatte recht es stand ihr gut. Seltsam das mir noch nicht aufgefallen ist, dass wir an derselben Haltestelle auf die Bahn warten. Die leicht nervtötende Stimme seiner Schwester drang an seine Ohren. Sie hatte er schon beinah vergessen. Es wäre besser wenn sie die beiden nicht bemerkte. Denn entweder vermieste sie dann seinen Tag, den von Karilla oder von ihnen beiden. Also nichts was er riskieren wollte. Glücklicherweise fuhr gerade die Bahn ein. Jetzt musste er mit Fiora nur noch ganz vorne einsteigen, da seine Schulkameraden wohl ganz hinten einsteigen würden. Sie bewegten sich zumindest zu den hinteren Türen. Im

selben Moment tauchten dann auch endlich seine Jungs auf. Immerhin war der Traum fürs erste vergessen.



(Fortsetzung folgt...)

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