Kurzgeschichte
schattenzone

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"schattenzone"
Veröffentlicht am 22. Dezember 2016, 56 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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schattenzone

schattenzone

blaz schlug wie wild auf den sandsack ein . erst als er völlig erschöpft war liess er von ihm ab . sitzend auf einer bank in der boxhalle in der potsdamer strasse, schweissgebadet, stellte sich endlich ein ausdruck von befreiung auf seinem gesicht ein. er hörte wie sich im parterre zu türkischer musik und stimmengewirr zwei kunden des obstladens mit einem salem aleikum begrüssten. die 2 anderen jungen männer, die in der halle trainierten ,konnnzentrierten sich auf ihre beinarbeit

und übten immer wieder bestimmte abläufe. das war blaz alles egal. er kämpfte nur wie ein wilder mann , der in der nacht um sich schlug, weil ein fluch ihn immer tiefer in die dunkelheit zog und dies der einzige weg war sich aus seinen fängen zu befreien.                                                      

von den wänden starrten böse fratzen auf die gestrauchelten  und die lichter der spielhallen wiesen ihnen noch bis zum morgengrauen den weg zu den götzen die sie zu huldigen hatten und die sie zu dem versprochenen glück führen würden.

eine rote sonnenscheibe hatte sich den himmel hinaufgeschoben und das tor für eine fröhliche vormittägliche geschäftigkeit aufgestossen. die schlangen die vor den bunten ampeln warteten und dampften und schnaubten waren schon viel kürzer geworden . in den strassen tummelten sich all die glücklichen die nachts kein böser zauberer vom schlafen abhielt.

sarah gab sich alle mühe den alten mann gut zu versorgen, ihn zu füttern und zu waschen, als ihr telefon klingelte. der chef bat sie zu einem gespräch, jetzt gleich . sie beendete die arbeit und fuhr mit dem kleinen auto das der betrieb ihr

zur verfügung stellte zu ihm . das büro in dem die verwaltung saß war im ersten stock. sie ging die treppe hinauf. der chef schenkte sich gerade im vorzimmer bei der sekretärin einen kaffee ein. als sarah in dem zimmer erschien bat er sie gleich in sein büro.

" also , ich will gleich zur sache kommen. es tut mir wirklich leid aber wir können sie einfach nicht weiter beschäftigen .ja ich hab´s ja schon mehrmals gesagt . sie sind einfach viel zu genau und nehmen sich zu viel zeit bei den leuten . wir müssen ein unternehmen führen und wir müssen auf die zeit gucken." er presste die lippen aufeinander und versuchte ein ratloses

gesicht zu machen. " ich gebe ihnen mal die letzten abrechnungen und ihre rote karte. " sarah guckte den chef an und dann aus dem fenster und dann wieder zu dem chef  "ich kündige sie eigentlich nicht gerne aber für uns zählt natürlich in erster linie dass der laden läuft. ne ....und das tut er so eben nicht ."

das ganze beeindruckte sie kaum und sie sagte gar nichts und guckte den mann in dem hellblauen hemd nur mit grossen augen und einem sicheren ausdruck an . natürlich taten ihr die alten leid , die jetzt wohl in zukunft in kürzerer zeit abgefertigt werden. vielleicht sollte sie einfach mal privat bei dem ein oder anderen vorbei schauen . mal sehen.

sie gab noch die autoschlüssel bei der sekretärin ab und ging dann den weg vom büro der hauskrankenpflege zu ihrer wohnung zu fuss. als sie aus ihren gedanken erwachte stand sie vor dem dosenregal eines kleinen supermarktes, kaufte eine dose und machte sich wieder auf den weg . vor der tür ihres nachbarn machte sie halt und klingelte. der nachbar war schon  alt und hatte niemanden . nur mit sarahs hilfe konnte er ohne einen professionellen pflegedienst auszukommen. jedenfalls war es das was sie glaubte.  und der nachbar glaubte es auch schon selber .  " guten morgen herr britzmann. ich habe ihnen eine dose ravioli mitgebracht.

die mögen sie doch so gerne. " - " MENSCH det is aba lieb von ihnen. ick bin heute ooch soo schwach, da wär ick kaum de treppe wieda hoch jekommen, wenn ick die selber hätte holen müssen. " -" na dann passt das ja. " - "aba wie "-" also machen sies gut herr britzmann. ich schaue morgen wieder vorbei. "

im stockwerk darunter flüsterten zwei nachbarinnen : " jetzt bringt sie ihm schon wieder ne dose , obwohl es ihm eigentlich ganz gut tun würde ab und zu mal einen spaziergang zum laden an der ecke zu machen. hat der arzt ja auch zu ihm gesagt. hat er mir neulich selbst erzählt . " -" ja . und wenn er wieder seinen hieper kricht, dann kann er ganz

gut abends in die kneipe gehen. ich seh es doch immer." sarah konnte das gespräch nicht hören. aber es wäre ihr auch egal gewesen. hauptsache sie konnte dem mann helfen.

wieder in ihrer wohnung im obersten stockwerk angekommen öffnete sie die kühlschranktür. dahinter gähnte nur öde leere. sie hatte vergessen für sich selber auch etwas zu kaufen.

am abend des selben tages hatte blaz eine schreckliche vision

von einem schwarzen himmel der aufriss und von riesen groß wie

hafenkräne die zu einer musik aus hammerschlägen tanzten.  er starrte in ihre grausamen augen. noch einmal sollte er ihnen entkommen. er rannte bis der weg sich im sand verlor.

aber jetzt, wo die schreckensbilder sich von ihm entfernt hatten verließ er die wohnung und ging durch die häuserschluchten. er nahm die seitenstrassen zwischen den wohntürmen in richtung des industriegebietes wo die schornsteine rauchzeichen in den himmel stiessen. für die menschen die hier lebten . in der nähe des bahnhofs stand ein bürogebäude dessen hintertür abends manchmal offenstand. jetzt war kaum

noch jemand hier. vom vierten stock aus konnte er das treiben auf dem bahnhofsplatz beobachten.

hunde laufen von einer ecke zur anderen und schnuppern mal hier und mal dort . aber die menschen hier , die waren wie wölfe. die hatten ihr ziel fest im auge und dorthin führte ihr weg in geraden linien. sie hatten keine zeit zu verlieren und vor allem , sie wussten ganz genau wohin sie wollten.

zur kontrolle war der platz hier oben optimal. aber blaz war nicht hier um zu kontrollieren . war er das wilde tier das im käfig saß oder war es wie in diesen gitterkästen die ins meer gelassen wurden damit man die haie von ihrem

inneren aus beobachten konnte ? ein paar stunden vergingen und als kaum noch menschen auf dem platz waren ging blaz los, in der hoffnung jetzt niemandem mehr auf seinem weg zu begegnen. bis in sein viertel nahm er die grösseren straßen. dort ging es weiter durch den park.

sarah musste unbedingt noch zum supermarkt. sie hatte heute kaum etwas gegessen. den ganzen tag hatte sie in der wohnung gesessen und ihren gedanken freien lauf gelassen . um

diesmal nur nichts zu vergessen schrieb sie einen einkaufszettel. auch ihr weg führte durch den park . hier war niemand weit und breit zu sehen, bis aus einer kurve kommend blaz , der hoffte niemanden zu begegnen, direkt auf sarah zu lief. sobald er sie sah drehte er sich und ging in ihrer richtung weiter , direkt vor ihr her. mit diesem verhalten lenkte er ihre aufmerksamkeit auf sich. sie beobachtete ihn noch bis zum ausgang des parks. auch sein gesicht konnte sie sehr gut erkennen , da er sich noch einmal umdrehte um den abstand zwischen ihnen beiden besser einschätzen zu können und die wege gut beleuchtet waren.  

am nächsten tag, als blaz in der abenddämmerung das haus verlassen hatte, geriet er in einen streit mit einem radfahrer der scharf bremsen musste und dabei fast stürzte, als blaz ohne zu gucken den radweg kreuzte. der mann war sehr aufgebracht und schrie blaz aufs heftigste ins gesicht woraufhin dieser wie glähmt zusammenschreckte und sich nur noch schwer atment an eine hauswand gelehnt herabgleiten lassen konnte.

zufällig kam sarah in diesem augenblick um die ecke.  als sie die situation erkannt hatte und sich an die begegnung am vortag im park erinnerte , schrie sie

den mann an : " eh, verpiss dich , siehst du nicht dass er total verängstigt ist. er hat dir ja nicht mit absicht den weg geschnitten". der radfahrer fuhr endlich weiter und sarah half blaz wieder auf die beine. sie führte ihn zu einer bank auf einem platz ganz in der nähe. dort erholte der verwirrte sich langsam wieder. "wohnst du hier in der gegend ? " fragte sie. " ja da um die ecke "

sarah wusste dass ein verhalten wie das von blaz während des streits mit dem radfahrer meist mit einem ereignis in der vergangenheit des betroffenen zusammen hängt, aber sie liess sich nichts anmerken und man sah nur den ruhigern und kühlen ausdruck auf ihrem

gesicht den man von ihr gewohnt war. sie verlor kein wort über das ereignis, zum teil weil sie merkte dass blaz jetzt nicht darüber sprechen wollte , zum teil weil sie hoffte dass er ihr dann um so besser aus eigenen stücken davon erzählen konnte.

es war selten dass blaz mit anderen menschen sprach. er war froh dass er mit sich selbst klar kam und ging menschen aus dem weg. diese situation war eine ausnahme. da er sarah vertraute, fühlte er sich sicher in ihrer nähe. " was arbeitest du ?" -" zur zeit suche ich was. " - " ah. genau wie ich. ich bin gestern rausgeflogen. in der altenpflege habe ich gearbeitet.

..............oh man, ich bin immer noch so wütend wegen dem radfahrer .............  sag mal , ein kumpel sucht einen der ihm ein, zweimal die woche im lager alles in ordnung hält. wär das was für dich?"

" weiss nicht " - " wir können ja morgen mal hingehen und ihn fragen wie es genau aussieht bei ihm. " -" meinst du? " - " klar meine ich das. wir treffen uns morgen um elf am kanal und dann gehen wir zusammen hin. " als sie sich verabschiedet hatten ging blaz nochmal auf den kleinen berg im park . auf dem rückweg , an einer bushaltestelle hing ein plakat . darauf war eine suchanzeige von der polizei . sie suchten zeugen im

zusammenhang mit einem totschlag hier in der nähe . blaz las  was auf dem plakat stand , dann wandte er sich ab und ging weiter. die sonne stand schon tief und sein weg führte durch eine strasse mit vielen boutiquen. die schaufensterpuppen grinsten hämisch. er schritt einsam in ihren reihen. keiner weiss genau was die zukunft ihm bringt aber er drehte sich im kreis in diesem kalten strudel von dem er mitgerissen wurde und er wusste dass er sich von nun an auf den buchstaben genau dem folgen würde was von ihm verlangt wurde.

am nächsten vormittag gingen die beiden zu dem freund von sarah damit blaz sich vorstellen konnte. es ging um das lager eines feinkostgeschäftes. er sollte die ankommenden waren verräümen und vorne auch regale auffüllen . da nicht sehr viel kontakt mit menschen zu erwarten war willigte er ein. anfang der kommenden woche sollte er anfangen. die beiden verliessen das geschäft . " soll ich dich auf pommes frites einladen da auf der ecke ? " blaz nickte .

die beiden aßen im stehen an eine hauswand gelehnt neben der bude.

sie guckten abwechselnd in die ferne und dann wieder auf ihre pappschalen. als sie aufgegessen hatten sagte blaz: "

komm mit". er führte sie in das lokal mit den bunten lichtern , warf eine münze in den flipper und ging zur bar um den beiden getränke zu holen . sarah spielte mit viel freude. er lächelte ihr von der bar aus zu. dann kam er mit einem glas zum flipper und hielt es ihr hin. " hier trink " . sie nahm das glas mit fröhlichem gesicht und führte es zum mund , nicht ohne ihm dabei fest in die augen zu sehen. jetzt spielte blaz an dem flipper und sarah liess ihren blick durch den raum wandern und entdeckte ein videospiel . sie stand auf und stellte sich an den automaten . es war ein spiel in dem man mit einer riesengrossen waffe alles was herumsprang erschiessen

musste. sie suchte geld aus ihrer tasche und warf es in den schlitz. als sie den bedienerhebel in die hand nahm wurde ihr blick kalt und starr. sie schien alles um sich herum zu vergessen. die maschine sprach mit verzerrter stimme zu ihr. sie blitzte und die funken trafen sarahs augen bis sie alle träume von einer besseren welt vergessen hatte.

sie fütterte den lauten und leuchtenden turm mit allem was sie in ihren taschen fand. dafür spielten der automat ein lied von lust und rache . Wie ein tier im zoo tanzte sie dazu. Mit verzerrten figuren die sie dabei einnahm versuchte sie dem zauber zu widerstehen. Aber es gelang ihr nicht.die dämonen schickten immer

mehr pfeile die sie trafen wie raketen die alles erobern und ihre wappen tief ins fleisch des opfers brennen.

Alles geld aus ihren taschen hatte der automat verschluckt . die spielerin versuchte es noch einmal mit bitten und mit einem lachen . aber was vorher so lebendig schien war jetzt leblos, und mit einem blick der ihre verzweiflung offenbarte wandte sarah sich ab.

blaz hatte alles aus der distanz beobachtet und wartete bis sarah langsam wieder zu sich kam. als sie ihn erkannte guckte sie nur kurz in seine augen. dann verließen sie das lokal.

in den nächsten wochen ging blaz regelmäßig in dem feinkostgeschäft arbeiten. sarah holte ihn oft dort ab und die beiden verbrachten mehrere nachmittage und abende in der woche zusammen.

eines tages als sarah kurz vor sonnenuntergang auf einer bank im park saß setzte sich ein mann zu ihr. er holte eine zigarettenschachtel aus der tasche und steckte sich eine von den zigaretten in den mund  . nach einer weile sprach er sarah an . die beiden unterhielten sich eine ganze zeit lang .

dann standen die sie auf . während sarah

zu dem feinkostgeschäft ging um blaz abzuholen , ging der mann an der mauer des parks entlang in eines der alten häuser am kanal. im dritten stock klingelte er . ein älterer mann öffnete und warf einen überraschten blick auf den besucher. der drängelte sich an dem wiederwilligen alten vorbei in die wohnung. er ging in die küche und setzte sich an den tisch. der alte kam nach und stellte sich in die küchentür. " was willst du ? " - " du kannst ruhig mal ein paar mark raurücken . " - " hast du denn kein eigenes geld , in dem alter ? " - " spinn nicht rum und gib mir mal ne zigarette . " der alte holte ein paket tabak hervor und reichte es rüber. der

besucher drehte sich eine zigarette daraus . er guckte dabei immer wieder verächtlich zu dem alten hinüber . " es stinkt hier in deiner bude . " - " du kannst mir ja mal beim putzen helfen . wie andere söhne das machen. " - " ja , so wie du mir immer so schön geholfen hast als ich dich gebraucht habe . du spinner . "  dann warf er den tabak auf den tisch , zündete die zigarette an , pustete mit spitzem mund auf die glut und ging mit düsterer mine zu dem greis der immer noch in der küchentür stand . er packte ihn am kragen . " was ist jetzt ? rückst du jetzt was raus oder soll ich selber suchen ? so wie letztes mal . " - " ja wart halt. "

sagte der alte . er ging ins schlafzimmer und kam mit einem 100 euro schein zurück . " hier, jetzt hau ab . du versager. "

der junge riss dem alten den schein aus der hand und drückte ihn mit dem unterarm  gegen den hals so dass er rückwärts an die wand stolperte . " halt bloß die fresse . " der eingeklemmte zischte mit schwachen aber aufgerissenen augen

" hör auf . " das befeurte den jüngeren noch stärker zuzudrücken. dann aber ließ er ab und ging schnell zur tür und verschwand im treppenhaus.

 

an diesem abend gingen blaz und sarah in ein restaurant in der umgebung . beim essen lenkte sie das thema auf sein verhalten was den umgang mit menschen betraf. " sag mal , warum bist du eigentlich an dem abend als der krach mit dem radfahrer war so zusammengesunken und hast dich gar nicht verteidigt " - " wieso ich war eben total neben der spur " - " ja hab ich ja gesehen , aber warum ? war doch ziemlich ungewöhnlich " - "ach manchmal kann ich nicht mehr richtig denken , wenn ich im stress bin. " - " ja das hab ich doch mitgekriegt , aber wie kommt das ? und auch dass du dich soo sträubst wohin zu gehen wo viele

menschen sind " - " das ist seit ich diese scheisse in diesem park erlebt  habe . " - " wieso das ? was is`n da gewesen ?"  - " ach ich bin mit nem typen den ich schon ganz lange kenne durch nen park gelaufen , irgendwann spät am abend . da hat uns einer angequatscht ob wir mal ne zigarette haben . hatten wir  aber nich. dann hat er irgendwas freches gesagt , irgendwas von geizig oder so. der typ mit dem ich da war hat nur gesagt er soll vorsichtig sein sonst kann das auch ärger geben . dann hat der idiot irgendwas mit arschlöcher gesagt oder so . mein kumpel is hin und hat ihm eine ins gesicht geknallt. der andere hat aber

nicht aufgehört. da hat mein kumpel ein messer gezogen und ihn irgendwo in den bauch gestochen . " - an dieser stelle setzte sarah sich auf . dabei stützte sie die handballen auf die sitzfläche ihres stuhls und drückte die arme durch . mit großen augen gluckste und lachte sie erstaunt : " boa " blaz redete weiter : " dann bin ich einfach weg gerannt. aber mein kumpel ist mir hinterher ..... und als er mich eingegeholt hat , da hat er mir gedroht , dass er der polizei sagt , dass ich den typen erstochen habe wenn ich ihn anzeige . da hab ich dann erstmal drüber nachgedacht . ich war ja auch unter schock. und als ich fertig war mit nachdenken , na da war der typ

ja vielleicht auch schon verblutet und dann wärs ja auch unterlassene hilfeleistung gewesen . deshalb hab ich gar nichts gemacht und bin weiter rum gelaufen. .... ich hätte ja niemals beweisen können dass ich nicht schuld bin . der mit dem ich da war hatte ja handschuhe an . ... ich hatte ja schon mal vor zehn jahren ärger . da bin ich eingebrochen in einen laden . und da haben sie mich auch verurteilt. und das weiss der typ der eigentlich schuld ist ja auch , und der hat ja keine vorstrafen. ... und ausserdem hat er gesagt dass er das messer gebunkert hat und mir unterschieben will , wenn ich zur polizei gehe. " - " und hast du keine

angst dass er dir was antut , weil du ja der einzige zeuge bist ? " - " doch klar , ich bin gleich am morgen danach zum anwalt und hab da nen brief hinterlegt in dem die ganze geschichte drinnen steht. dann hab ich ihn angerufen und ihm das gesagt. wär ja blöd , wenn er mir jetzt was antut , dann glaubt ihm keiner dass ich den typ im park erledigt habe. " - " wie verrückt ist der typ denn ? rennt der jetzt rum und macht so was öfter ? "  - " ich hoffe nicht . auf jeden fall habe ich keine lust jetzt erst mal ein paar monate in untersuchungshaft zu kommen , und falls sie mir dann glauben , ist meine wohnung weg und der job auch . und dann will er sich auch noch

an mir rächen . ... sie haben die täter einfach nicht gefunden und ich hoffe nur dass jetzt ruhe ist ." - " ja das stimmt ja auch . es ist ja nicht deine schuld . und du sollst jetzt alles ausbaden . " blaz sah von seinem teller auf . seine augen wanderten die strasse , die man durch das fenster des restaurantes sehen konnte auf und ab . " warum ist er denn so ausgerastet ? " - " ach der war wohl soldat , auslandseinsatzt, seitdem hat der ne vollmacke."

das gefühl das blaz zu langsam machte für alle erwartungen die man an ihn

stellte überkam ihn in letzter zeit immer seltener . es versteckte sich . er hoffte es würde für immer fortgehen.

unter seiner haut, die schon sehr dünn geworden war von einer salbe die er in einem kräutergeschäft in der hafenzone gekauft hatte , glänzte sein fell immer noch hell in der sonne . die grenzen der lust waren jetzt überschritten. ein grosser blechvogel schob sich dicht über seinem kopf in richtung flughafen .

in der nächsten woche saß sarah wieder auf der parkbank in der nähe ihrer wohnung . es war ungefähr zur selben zeit wie in der  woche zuvor und der

mann mit dem sie sich unterhalten hatte war auch wieder hier . die beiden kamen ins gespräch . nachdem sie eine weile geredet hatten fragte der mann : " hast du das plakat an der bushaltestelle gesehen ? da wo steht dass hier letztens einer erstochen wurde " - " ja , hab ich  gesehen " - " fühlst du dich gar nicht unsicher hier ? " -     " ehrlich gesagt ... da stand doch , dass es nachts passiert ist , und nachts geh ich hier auch nicht durch . tagsüber passiert so was eigentlich nie , oder ? " - " ich glaub manchmal doch . letztens wurde sogar einer mitten auf dem grossen platz vorne an der u bahn erschossen . " - " stimmt . hör auf . du machst mir

angst . ... meinst du nicht dass das eine abrechnung  zwischen gangstern war . man erschiesst ja nicht irgendjemand auf der strasse , oder ? " - " kann schon sein . vielleicht doch . wenn man irgendwie mit dem falschen in einen streit gerät . " - " ich glaube dass es meistens irgendwelche gangster sind , die sich gegenseitig   abknallen ." - " ja ? ... aber man weiss ja nie mit wem man zu tun hat . deine freunde könnten ja vielleicht auch so drauf sein . das weisst du ja nicht . " - " ich glaube nicht dass meine freundin oder ihr freund hier nachts leute    umbringen . " - " ja aber wissen tust du`s nicht . " -

" nein . aber ich habe bestimmt recht . "

- " auf jeden fall sollte man aufpassen . und was würdest du machen , wenn du wüsstest dass einer von deinen freunden so was gemacht hat ?" - " was gemacht hat ? " - " na einen umgebracht ." -    " weiss nich , kommt auch drauf an warum er das gemacht hat ." - " na weil er streit mit ihm hatte . gibt es denn bessere und schlechtere gründe ? " - " na wenn er sich verteidigt hat ." -

" nein das ist ja notwehr . ich meine weil er einfach einen streit hatte . " - " na dann kommt es drauf an . vielleicht hatte der andere ihn ja früher mal richtig gequält .  " - " du meinst er hat ihn gefesselt im keller , oder was ? das ist aber jetzt ne schauergeschichte . so

was gibts eher noch viel seltener als dass einer umgebracht wird ,  oder ? " -

" ja stimmt . " - " also ich weiss keinen grund warum man einen umbrigen darf .... okay , wenn er jetzt wirklich jahrelang gequält wurde , dann kann ich vielleicht schon verstehen wenn einer sich rächen will . aber danach ist er dann ja keine gefahr für die anderen mehr . " der mann dachte kurz nach .

" und wenn er jetzt gar nicht den ,  von dem er gequält wurde umbringt , sondern nur irgendeinen der seine wut einfach nur abkriegt ? " - " na dann ist das aber keine rache mehr . ... aber wenn ich so nachdenke . " - "  was meinst du ? " fragte der mann . " ach ich

weiß nicht , ich muss los . wir sehen uns ja bestimmt demnächst wieder hier . hab die zeit ganz vergessen . " - " ja bis bald ! " sarah ging schnell den weg zur strasse runter . sie war sehr nachdenklich . auch heute wollte sie blaz wieder von der arbeit abholen. die beiden hatten verabredet bei ihm zu kochen und überhaupt den abend zusammen zu verbringen . angekommen in dem geschäft erfuhr sie dass er sich heute krank gemeldet hatte. sie machte sich auf den weg zu seiner wohnung . dort angekommen klingelte sie an der wohnungstür und rief : " hallo , ich bin´s , was ist denn los ? "  blaz öffnete die tür leise und zögerlich .            "

bist du krank ? " er war sehr verzweifelt und sprach unsicher : " der typ , du weisst doch . mit dem ich den ärger habe , war hier . er hat im treppenhaus auf mich gewartet ."  - " hast du ihn rein gelassen ? " - " als ich die tür geöffnet habe hat er mich zurück in die wohnung gedrängt "           " und ? hast du nicht um hilfe gerufen ? " - " ich war wie versteinert . ich konnte gar nichts mehr sagen . " - " was wollte er denn ?"

- " ich glaube , er wollte mich einschüchtern . aber ich habe gar nichts mehr mitbekommen . ich hab einfach nur zusammengesunken auf dem boden gesessen . ich hatte solche angst dass

ich kaum luft gekriegt habe . " - " so ein arschloch . und dann ? " - " er hat irgendwas geredet , aber ich habe nichts verstanden . hab nur gewinselt und hatte angst . ich glaube schon dass er mir gedroht hat , dass er mir was antut wenn ich ihn anzeige . " - " das tut mir leid ."

sarah ging ans fenster . " dann kann das arschloch ja jetzt irgendwo da draussen stehen und uns beobachten oder was ? "

- " was soll ich denn machen ? " - " sage ihm doch dass du ihn nicht anzeigen willst . " - " ich kann das nicht . dazu hab ich zu viel angst . ... und ich weiss gar nicht wie ich kontakt zu ihm aufnehmen kann . " - " dann musst du

warten bis er wieder zu dir kommt . " - " ich weiss dass sein vater hinten am park wohnt . aber soll ich da tagelang auf ihn warten ? bis er da vielleicht mal hin geht . ausserdem kann ich das auch gar nicht . ich krieg ja schon panik wenn ich ihn nur sehe . ich bin froh wenn ich nichts von ihm höre . "       sarah ging in die küche und stellte einen topf mit wasser auf den herd .  " wie sieht er denn aus ? hast du ein bild von ihm ? " - " nee hab ich nicht . " - "  ist er irgendwie auffällig ? " - "  ja . irgendwie schon . er ist gross . bestimmt einsfünfundachzig . und er hat blaue augen

und dichte braune haare . "  sarah kochte

für sie beide . sie schwiegen als sie die nudeln am küchentisch aßen . im fernsehen lief ein film in dem sich ein mann in ein schreckliches ungeheuer mit dichtem fell und langen zähnen verwandelte.

nach dem essen gingen die beiden vor die tür . aussen am park entlang . " wo ist das denn , wo der vater von dem typ wohnt , hier hinten , bei den alten häusern ? " - " ja . da im letzten haus . ... warum willst du das eigentlich wissen ? " - " na vielleicht kann ich dir helfen ihn zu überzeugen dass du keine gefahr für ihn bist . wo wohnt er denn genau ?  " - " im vorderhaus im zweiten stock . ich kenn ihn ja schon seit wir

kinder waren . damals war ich sogar öfter zu besuch da . "

in den nächsten tagen beobachtete sarah das haus in dem der vater des mannes wohnte , der blaz so viel angst machte .

wenn sie nicht dort war , streunte sie oft am stadtrand herum . einmal entdeckte sie ein geschäft in dessen schaufenster hunderte messer lagen . sie blieb davor stehen und ihre augen spiegelten sich in den glänzenden klingen . hinter ihr ragten die wohntürme einer hochhaussiedlung in den himmel . südlich der siedlung lagen staubige felder und auf einer bahntrasse

schoss ein roter zug wie ein pfeil in den himmel und verschwand zwischen den häusern . es kam ihr vor als wenn der wind sie zurück ins zentrum der stadt treiben wollte , wo sie erlösung fand in den schluchten in denen auch die anderen träumer zuflucht suchten .  

sie nahm einen der roten züge die ins innere von elektropolis fuhren.

mit ihr im abteil fuhr eine gruppe soldaten die das wochenende aus ihren kasernen getrieben hatte . die jungen männer machten derbe witze und sahen dabei immer wieder zu sarah herüber . sie wünschten sich wohl sie zu provozieren . sie begegnete ihren blicken mit einem ausdruck von dem man

nicht wusste ob er amüsiert oder hinterhältig und angriffslustig war .

nach einer weile stand sie auf und ging bis zur toilettentür , die sich hinter dem durchgang im nächsten abteil befand.

dort wartete sie . etwa fünf minuten später kam einer der soldaten die am lautesten gelacht hatten aus dem anderen abteil um zur toilette zu gehen .

als er sie sah grinste er gemein . sein blick war arrogant und überheblich . er öffnete die toilettentür und ging hinein . in diesem augenblick stellte sarah sich dicht hinter ihn . die beiden drängten sich jetzt zusammen in den kleinen raum . sarah verschloss die tür hinter sich und umarmte den mann . sie lächelte

dabei und blickte ihm durchdringend in die augen . der soldat war sehr überrascht , ließ sich aber die umarmung bereitwillig gefallen . es ging alles sehr schnell und im nächsten augenblick zog sarah eine brieftasche aus seiner hose " sag kein wort , sonst schreie ich " sie nahm die scheine heraus , es waren nur drei zehner  , legte das lederetui auf das waschbecken und steckte das geld ein .                            " aber eh " der mann überlegte noch wie er sich am besten verhalten sollte , da kam der zug in einem bahnhof zum stehen und sarah öffnete schnell die tür der toilette und dann die vom zug und verschwand auf

dem bahnsteig .

als sie sich am abend mit blaz an einer imbissbude traf , sah er sie zum ersten mal mit netzstrumpfhosen und schnürstiefeln . sonst hatte sie sich immer sportlich gekleidet .

" na was hast du gemacht ? " fragte sie . " du weisst doch , ich gehe freitags immer arbeiten . " - " stimmt ja . sieht so aus als wenn dir das gut tut . " - " ja stimmt . zur zeit schon . " - " eh zum glück hast du dich erholt von dem schock letztens . " - " der chef hat gesagt , dass ich auch verkaufen soll , mit im laden , weisst du ? " - " das ist doch super . dann kannst du jetzt ja auch immer so weisse hemden anziehen."

die beiden redeten noch eine ganze weile weiter an der bude bevor sie ins kino gingen .

sarah stand im abseits und sie balancierte auf der schattenlinie. sie kannte keine furcht und war schlau und vorsichtig wie der fuchs der nachts im park und am kanal mit funkelnden augen patrolie lief . sie wollte den zauberer im regen auf eine falsche spur locken , aber mit den dunklen schatten seiner faust hielt er sie fest in seinem kraftgriff . sie selbst taumelte jetzt auf

glänzend glattem boden und es schüttelte sie und sie wartete auf das ende der nacht . im schein des lichts das von den feuern der vororte herüber schien ,  wollte sie vorher noch die stadt durchqueren , ohne eine spur und ohne ein geräusch . in ihren maskeraden war sie grausam und es stand nichts in ihrem weg .

später am abend ging sie zu dem haus das sie auch die letzten tage schon so

genau beobachtet hatte . sie näherte sich vom park her .  dann schlich sie in den hof als jemand das haus verließ und ging danach wieder auf die strasse um auf den hügel im park zu klettern . von hier aus konnte man in die wohnung gucken die ihrer aufmerksamkeit galt .  eine stunde verging ohne dass sich etwas ereignete . aber dann sah sie den mann mit dem sie schon zweimal auf der bank im park ,  hier ganz in der nähe , geredet hatte . er kam von norden und ging direkt auf das haus zu . am eingang machte er halt und klingelte . ihm wurde geöffnet und nach kurzer zeit konnte sarah ihn durch das fenster im zweiten stock beobachten .

er sprach zuerst ganz normal mit dem alten mann  , der hier offensichtlich wohnte . dann gerieten sie in einen streit und der besucher schuppste den alten gegen die wand . beide verliessen das zimmer und sarah konnte den verlauf des streits nicht weiter verfolgen .

es war schon gegen mitternacht als der besucher das haus verließ . unten an der mauer heftete sie sich an ihn .

" hey , du bist wieder hier unterwegs . " - " ah , hallo . hast du nicht gesagt , dass du nachts nicht hier durch den park gehen wolltest ? " - " ich bin doch noch ausserhalb . und jetzt bin ich ja auch nicht alleine " - der mann lachte .

" mit dir würde ich mich trauen in den park rein zu gehen . "

" wollen wir nicht lieber in die bar vorne an der kreuzung gehen ? " - " lass uns doch lieber`n paar schritte gehen . es ist doch schön draussen . " sie kam ganz dicht an ihn heran . er wich einen halben schritt zurück , aber sie folgte seiner bewegung und schlang ihre arme langsam um ihn .

" vielleicht ist die dunkelheit wenn man den weg verlässt doch gar nicht so schlecht . "  sie drückte ihren oberkörper ganz dicht an ihn heran und schob ihn zu einem kleinen pfad , der in das gebüsch führte . als sie den weg nicht mehr sehen konnten blieben sie

stehen . sarah öffnete seine jacke und fuhr mit ihrer hand unter seinen pullover . der mann hielt ihren hinterkopf und sie küssten sich . plötzlich zog sarah ein langes messer unter ihrer jacke hervor . sie stach es mit einem heftigen stoß in seine seite . der mann taumelte und viel zu boden . sarah beobachtete ihn .  als er anfing um hilfe zu rufen steckte sie das blutige messer schnell in die scheide , die sie in ihrer jacke angeheftet hatte und rannte  weg .

der zauberer lag jetzt in ketten , sie

spürte jeden riss in seinem haus

 

 

                                                                                                                                                                                                                                                                                   

                                                              

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