Kurzgeschichte
Das Tagesproblem

Es war Winter. Ich konnte aus meinem Fenster beobachten, dass ein sonniger Wintertag anbrach.  Ich lag noch im Bett, hatte die Rollläden jedoch nicht geschlossen, das Tageslicht sollte mich wecken. Das tat es bereits um 8.30h. Mein erster Gang war Richtung Kaffeemaschine, ich schaltete sie an und trat vor in Richtung Bad, wo die morgendliche Waschprozedur auf mich wartete. Aber ich war angespannt, heute war der Tag gekommen, an dem ich meine sorgsam ausgearbeitete Hausarbeit in der Universität abgeben musste. Mit einer Mischung aus Vorfreunde, für die nächsten wohl erst mal arbeitsfreien Tage und Anspannung für die Beurteilung meines Werkes verließ ich das Badezimmer wieder in Richtung Kaffemaschine. Der Kaffee im Pott, die Zigarette im Mund machte ich mir nun die letzten Gedanken, ich hatte wohl alles erläutert und jedes zur Frage stehende Thema abgeklappert. Mein Laptop stand auf meinem Schreibtisch vor dem Fenster, der Lüfter summte leise neben meinen Atemgeräuschen. Ich musste nur noch ausdrucken und den Text abgeben, wollte vorher jedoch noch kurz in die nahegelegene Drogerie huschen um eine adäquate Mappe für mein Meisterwerk zu erstehen. So tat ich es auch, ich kaufte eine ansprechende, schöne gelbe Mappe und traf nach ca. 12 Minuten wieder vor meiner Haustüre ein. Der Schock saß tief, als ich bemerkte, dass ich meinen Schlüssel wohl auf meinem Schreibtisch liegen gelassen haben muss. Um dies zu kontrollieren ging ich kurz um die Ecke meines Wohnhauses, und meine Annahme bestätigte sich, als ich durch das Fenster meiner Erdgeschosswohnung auf meinem Schreibtisch meinen Schlüsselbund sah. Ich beschloss wieder zur Haustüre zu gehen und bei meiner Vermieterin zu klingeln. Sie hätte mir weiterhelfen können, sie war jedoch nicht anwesend und nach einem kurzen Handy Gespräch erfuhr ich, dass sie erst gegen 14h wieder im Haus anzutreffen sein würde. An jedem anderen Tag wäre dies kein Problem gewesen, jedoch hatte ich eine Frist bis 12h meine Hausarbeit abzugeben, es waren 10.30h. Voller Not, in Gedanken der chronische studentische Geld- und Zeitmangel wählte ich die Nummer des Schlüsseldienstes, welche glücklicherweise an einer Pinnwand im Haus mit anderen Notrufnummern hing. Ich erklärte meine Problematik, und man garantierte mir, spätestens in einer halben Stunde sei jemand vor Ort. Da saß ich nun seit 5 Minuten im Hausflur, draußen waren es gefühlte 10 Grad Minus, auch der Hausflur blieb nicht verschont. Ich beschloss kurz auf eine Tasse Tee in ein Kaffee nahe der Drogerie, rund 1 Minute Fußweg einzukehren und dann nach 20 Minuten mich wieder vor die Haustüre zu stellen, um auf den Schlüsseldienst zu warten. Genießen konnte ich meinen Tee jedoch nicht, ich war angespannt, voller Hoffnung das alles flüssig und reibungslos funktionieren sollte. Der Schlüsseldienst war pünktlich, ich hatte mir die Zigarette vor der Türe gerade erst angesteckt. Vor meiner Haustür dauerte es nicht lange, ein paar fachmännische Eingriffe und meine Tür war offen. Ich bat den Handwerker noch kurz mit herein um die Formalitäten zu klären, jedoch riss mich ein Kältestoß in meinem Flur ein wenig aus dem Konzept. Es war ungewohnt kalt im Flur. Ich öffnete die Tür meines Zimmers. Das Fenster stand offen, der Fernseher war eingeschaltet, mein DVD Player an ungewohnter Position, es roch nach Farbe. Langsam begann ich zu realisieren, was in der Zwischenzeit passiert sein musste, mein Laptop und mein Mp3 Player von meinem Schreibtisch fehlten. Ich hatte meine Hausarbeit nicht abgesichert, an jedem anderen Tag wäre dies wohl kein großes Problem gewesen.