Fantasy & Horror
Zwei wie Hammer und Amboss - Am Deich

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"Eine Geschichte mal anders erzählt. In Fragmenten."
Veröffentlicht am 26. November 2016, 14 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

Eigentlich ist es so wie es ein Landsmann von mir treffend beschrieb: 'Mit den Riesen habe ich keine Probleme; nur die Windmühlen machen mir echt zu schaffen!'
Eine Geschichte mal anders erzählt. In Fragmenten.

Zwei wie Hammer und Amboss - Am Deich

Ein heftiger Sturm wütete, der die Wellen peitschte, welche sich schäumend auftürmten und erbarmungslos gegen einen Deich schlugen. Entschieden schritt Fringrimm Viskoppen diesen ab. Auch wenn er dabei förmlich mit den tobenden Elementen kämpfen musste, galt seine ganze Aufmerksamkeit dem aufgeweichten Grund, auf dem er ging. Noch hielt der Deich. Und nur das zählte. "Ich weiß wirklich nicht, weshalb ihr mir gefolgt seid." Meinte er währenddessen fast schreiend zu dem korpulenten Mittelländer, der nur mit Mühe Schritt halten

konnte. „Irgendjemand muss euch doch überzeugen Hochgeborener. Denn wir brauchen Eure Hilfe. Brea von Sappenstiel braucht Eure Hilfe!“ Fringrimm schüttelte den Kopf. „Da gibt es nichts zu überzeugen. Meine Antwort war definitiv und sie gilt auch nach wie vor. Ich habe nichts mehr damit zu tun. Und ich habe auch nicht vor, mich in der Zukunft damit abzugeben, Herr Karlo.“ Vorsichtig prüfte der Mann eine verdächtig dunkle Stelle des Deiches und ging dafür in die Hocke. Zwar bückte sich der Almadaner ebenfalls zu ihm hinunter, verlor dabei mehrfach

beinahe das Gleichgewicht. „Der Name lautet Carlos. Und wäre die Caballera Arasia genesen, wette ich, dass sie wüsste, wie sie Euch Hochgeborener zur Besinnung bringen könnte. Sie würde nämlich endlich Verstand in euren Dickschädel einbläuen. Bei Rondra, Corberroi hatte ja so was von Recht. Eure Köpfe sind noch härter als die Ambosse eurer Schmiede.“ „Nun, nur wer auf seine Salzarele achtet, dem entkommen sie auch nicht!“ Meinte Fringrimm trocken dazu. Carlos sah ihn völlig irritiert an. „Was soll das jetzt wieder heißen?“ „Ein altes Sprichwort, das wahrer nicht

sein kann.“ „So in der Art wie dieses ‚Wer nicht auf seinen Salzarele achtet, ist den Fisch nicht wert‘ von vorhin?“ „Das heißt Hirsch.“ „Der Hirsch ist ein Fisch?“ „Nein, ist den Hirsch nicht wert!“ Carlos wollte etwas einwenden und schaute dabei den Nostrier durchdringend an. Schließlich schüttelte er jedoch den Kopf. „Ich schätze, dass mit eurer Fauna ist ebenso undurchdringlich wie eure Schädel.“ Kurzzeitig schien sich das Toben des Sturmes ein wenig zu beruhigen. „Nun, mein Herr, zumindest ihr gesunder Menschenverstand wird

begreifen,“ Fringrimm erhob sich und wies auf die tobenden See, „dass es eine Sturmflut geben wird. Und dieser Deich muss halten! Alles andere ist unwichtig.“ Der Almadaner seufzte schwer und folgte dem hageren Mann, der unbeirrt die Musterung des Deiches fortsetzte. „Aber danach helfen sie Brea, oder?“ Er kassierte einen rügenden Blick. „Dieses Mädchen gehört nicht hierher. Das wisst ihr besser als jeder anderer. Sie hätte bleiben sollen, wo sie war!" Carlos gab nicht auf. "Ihr Vater … ihr leiblicher Vater braucht nun mal Hilfe!“ „Er wird es schon schaffen. Die von Sappenstiels haben schon Schlimmeres überstanden. Und wenn nicht

…“ Fringrimm Viskoppen zuckte bloß mit den Achseln. „War das eindeutig der Wille der Überderischen. Und daran kann nun wirklich niemand was ändern.“ Kopfschüttelnd wandte er sich wieder von den korpulenten Mittelländern ab. Dabei schlug etwas gegen sein Bein. Im ersten Augenblick dachte er, dass es wohl ein Stück Holz war. Also zog er den Fuß weg. Mächtige Donner rollten über die Küste, verschluckten jeden anderen Ton. Das Objekt folgte der Bewegung. Und wickelte sich um sein Bein. Ein eiskalter Schauer jagte Fringrimm den Rücken hinunter, noch bevor er

nachsah. Und die schrecklichsten Befürchtungen bewahrheiteten sich, als er die scheußliche Kreatur mit schnabelartigem Gesicht und dem mit Reißzähnen gespickten Maul erblickte. Ein zweiter Fangarm packte ihn, warf ihn um. Während der Nostrier jetzt verzweifelt versuchte, sich irgendwo festzuhalten, dabei seine Finger tiefe Furchen in der aufgeweichten Erde hinterließen, arbeitete sich das Geschöpf mit seinen restlichen sechs Fangarmen und den großen, aber seltsam seelenlosen Augen den Deich zu ihm hoch. Ein

Krakenmolch! Und das Ungetüm war fast grösser als ein ausgewachsener Höhlenbär. Unzählige Blitze erhellten die Szenerie und tauchten alles in ein zuckendes Lichtspiel. Mögen sich die Überderische seiner Seele annehmen. So würde es also enden … Fringrimm Viskoppen hatte bereits mit seinem Leben abgeschlossen, als er nach seinem Hirschfänger griff. Aber er würde zumindest seine Haut teuer verkaufen. Im Flackern der Blitze sah der Krakenmolch aus, als wäre er nicht ganz ungeschoren durch den Sturm gekommen

und wohl unfreiwillig durch die Wucht der Flut an die Küste getrieben worden. Vielleicht … Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er eigentlich nicht alleine unterwegs gewesen war. Wenn dieser Karlo auch nur ein Fünkchen gesunden Menschenverstand besaß, war er beim ersten Anblick der Kreatur weggerannt und hatte sich in Sicherheit gebracht. Und falls er gestürzt war? Diese Ausländer waren doch wahre Plumpfüße auf den Deichen. Das hatte ihm noch gefehlt. Er persönlich war doch für den Deich zuständig, sowie auch für alle damit

direkt betroffenen. Er war der Deichgraf hier. Und auch wenn ihn die Überderische hier und jetzt zu sich holen sollten, er wollte nicht mit dieser Last seine letzte Reise antreten. Instinktiv suchte Fringrimm nach der almadanischen Nervensäge. Und fand sie … Über sich! Carlos Bonaventure hatte sich breitbeinig über den liegenden Nostrier positioniert, während dabei seine Hand automatisch an den Griff seines Rapiers fuhr, dessen Scheide er mit der anderen Hand hielt. Seltsamerweise zögerte er jedoch, blank zu ziehen. Gleichzeitig erhob sich der Krakenmolch

bedrohlich auf seine Fangarme und fauchte sie markerschütternd an. Es schien schon fast, als wolle er seine Beute verteidigen. Beide Männer erschraken. Und hierbei reagierte der Almadaner instinktiv. Er brüllte zurück. Mit der ganzen Wucht seines kräftigen Brustkastens schrie sich 'Urzo' der Bär förmlich die Lungen aus. Und übertönte dabei kurzzeitig sogar das Toben des Sturmes. Dann herrschte jäh Stille, schien augenblicklich selbst das Gewitter zu schweigen. Und für einen Herzschlag, der wohl eine

gefühlte Ewigkeit lang dauerte, starrten sich Ungetüm und Mensch tief in die Augen. Schliesslich gab der Krakenmolch ein undefinierbares Geräusch von sich, ließ Fringrimm Viskoppen los und glitt rasch zurück ins Wasser. Verschwand unter der Wasseroberfläche. Der Sturm gewann wieder an Kraft. Als Carlos dem Nostrier auf die Füße half, zitterte dieser und war leichenblass. Doch in seiner Stimme schwang eine seltsame Demut mit. „Was auch immer von nun an sein wird, ich … ich … werde euch in allem helfen, mein Herr!“ „Gut,“ meinte darauf der Almadaner

ziemlich erschüttert, „denn ich werde zu aller erst wohl Hilfe bei der Besorgung eines neuen paar Hosen benötigen!“

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Lobezno
Eigentlich ist es so wie es ein Landsmann von mir treffend beschrieb:

'Mit den Riesen habe ich keine Probleme; nur die Windmühlen machen mir echt zu schaffen!'

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Buhuuuh Gut geschrieben. :-)

Simon
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Lobezno Danke!

LG
Lobezno
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