Die Sache mit der Todesangst
Der Tod macht mir Angst
große Angst
die Versprechungen eines Jenseits scheinen wenig belastbar
die Aussicht auf das Nichts unerträglich
anderseits wäre dann endlich Schluss mit dem nicht endend wollenden
müssen müssen
wenn ich tot bin
muss ich mich nicht mehr mit unsympathischen Menschen unterhalten
nicht mehr Zähneputzen
nicht mehr an der Kasse im Supermarkt anstehen
nicht mehr auf mein Gewicht achten
nicht mehr an roten Fußgängerampeln stehen
nicht mehr jeden Freitag das Badezimmer sauber machen
obwohl es tags darauf wieder versifft ist
nicht mehr zum Friseur gehen und mit der tätowierten Friseurin über meinen letzten Urlaub quatschen
nicht mehr mit der tätowierten Friseurin über ihre letzte Blasenentzündung quatschen
mir nicht mehr jeden Morgen überlegen was ich anziehen soll
nicht mehr nicht rauchen
nicht mehr Helene Fischer im Radio ertragen
nicht mehr Florian Silbereisen im Fernsehen ertragen
nicht mehr Fürstin Gloria in der Zeitung ertragen
Fürstin Gloria auch sonst nirgendwo mehr ertragen
nicht mehr gegen Nagelpilz kämpfen
kein Katzenklo mehr ausleeren
keine Silvesterparties mehr ertragen
keinen Feldsalat mehr essen
kein Klopapier mehr besorgen
nicht mehr durch Baumärkte irren
mich in keinen leeren Kirchen langweilen
keine Fahrradreifen mehr flicken
keine Einkommenssteuererklärung mehr abgeben
keine Erklärungen für sonst irgendwas mehr abgeben
mich für nichts mehr entschuldigen
nicht mehr die Uhr auf Sommerzeit umstellen
auf keine Eigentümerversammlung mehr gehen
keine abstrakten Gemälde mehr ansehen
keine Weihnachtsansprachen mehr anhören
an keinen Meinungsumfragen mehr teilnehmen
auf keine öffentliche Toilette mehr gehen
nicht mehr zum Wertstoffhof fahren
keine E-Mails mehr beantworten
auf keine Beerdigungen mehr gehen
ich hätte damit nichts mehr zu tun
der ganze Schwachsinn ginge ohne mich weiter
wenn ich mir das so ansehe
hat mein Psychiater vielleicht doch Recht
Angst ist irrational