Bedient werden – bedient sein
Eigentlich fahre ich am Samstagmorgen zum Bäcker und hole vier Brötchen und ein Croissant.
Vor ein paar Wochen erhöhte ich den Schwierigkeitsgrad und fuhr mit dem Bike. Erst eine kleine Parkrunde und dann zum Bäcker meines Vertrauens. Diese Bäckerfiliale hat schon ab 6:00 Uhr auf. Ab und an hatte es schon eine winzige Verstimmung gegeben, weil die Lieferung zu spät gekommen war. Doch meinen Ärger hatte die nette Verkäuferin, die immer nach zusätzlichen Wünschen
fragt, wieder ausgeglichen.
Der Zufall wollte es, dass ich leicht verschnupft war und weil mich die kühle Jahreszeit nicht zum Rad fahren motivierte, ging ich die paar Schritte zum Bäckermeister Schmidtke an der Ecke.
Es war mir bekannt, dass es dort etwas mehr kostet. Den Obermeisterbonus wahrscheinlich, denn er ist der Chef der mehligen Innung.
Nachher merkten wir, dass seine Brötchen das Produkt einer Backmischung sein müssen, denn sie schmecken nicht nach Hefe.
Diesmal hatte ich die 7:00 Uhr – Marke anvisiert, um nicht vor der Ladentür
warten zu müssen.
Ein Kunde kam mir entgegen. Noch ein wenig verträumt rasselte ich meine Wünsche runter. Optisch entsprachen die Backwaren meiner Intention, nur das Croissant war platt und nicht formschön. Plötzlich schoss mir ein Satz der Bäckereifachverkäuferin entgegen: „Dran denken, Montag ist Feiertag!“ Ich erschrak und zuckte zusammen. Was hatte ich falsch gemacht?! Gleichzeitig bastelte ich instinktiv an dem Gegenargument mit der Möglichkeit zur Tanke zu gehen, wenn der Hochleistungsbäcker nicht auf hat.
Noch auf dem kurzen Heimweg spukte mir der Satz durch den Kopf und ich
entschloss mich, ihn als Form der brandenburgischen Freundlichkeit ad acta zu legen...
JFW 30.10.2016
