Kurzgeschichte
Idioten unter sich 9 - Volle Pulle Beute

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"Es nähert sich dem Ende..."
Veröffentlicht am 21. Oktober 2016, 24 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über mich gibt es nichts interessantes. Aber jetzt auch mit schönen bunten Bildern.
Es nähert sich dem Ende...

Idioten unter sich 9 - Volle Pulle Beute

IDIOTEN UNTER SICH 9 VOLLE PULLE PLÜNDERN

Ha, die Sache da, unser Projekt Pfandflasche, schien kurz vor dem Abschluss zu stehen. Ich musste jetzt nur noch die beiden verliebten Händchenhalter finden, mit Hilfe des von der Dörte gelieferten Schlüssels und der tatkräftigen Restenergie meines untreuen Freundes den ollen Schuppen entern, das Leergut befreien, abtransportieren, verstecken, warten und dann abgeben.

Abkassieren.

Und dann die Dörte in einem kolossalen Täuschungsmanöver ihrer alleinerziehenden Aufsicht vorführen, uns abmelden und aus dem Staub machen. Mit Bargeld in den Taschen zur nächsten Trinkstelle um dort angemessen unseren Sieg zu feiern. Später, so musste es noch besprochen werden, sollte dann die haltlose Dörte uns dort treffen. So unschuldig betrachtet schien der Plan doch mehr als einfach zu sein. Kein Grund also sich zu sorgen, schwebte es über meinem Kopf.

Doch die erste Sorge zeigte sich ziemlich genau zu dem Zeitpunkt als ich geglaubt hatte die zwei Schwerverliebten

getroffen zu haben. Es dunkelte bereits, machte es deshalb etwas heikel Genauigkeiten zu erkennen. Ich verließ mich deshalb eher auf meine Ohren. Dieses heftige Grunzen, Knurren und Hecheln dort vor mir, konnte eigentlich nur von zwei Paarungsbereiten Wesen stammen. Eigentlich möchte man bei solch Verrichtungen ja nicht stören, doch andererseits schien mir unsere Mission solch eine Störung intimer Freizeitgestaltung durchaus angemessen. Ich ging also näher ran an dieses Gezeter.Und war dann doch mehr als überrascht als ich dort in einer kleinen heimeligen Senke nur zwei halbwüchsige Schweine vorfand, die sich

vergnüglich im Matsch und Dreck wälzten, sich schubberten und schier vor guter Laune aus dem Häuschen waren.

Das war jetzt aber blöd, dachte ich mir, Schweine sind zwar recht nette Zeitgenossen, Speckspender und Wurstanbieter, in meiner dortigen Lage aber nicht sehr hilfreich. Musste ich also weiter suchen. Aber wo?

Das die beiden Turteltäubchen unser fideles Dörfchen gänzlich verlassen hatten, konnte ich wohl sicher verneinen. So schnell waren die nicht, schon gar nicht wenn sie nicht die unsauberen Finger voneinander lassen konnten. Schon eher hatten sie sich ein ungestört lauschiges Plätzchen gesucht.

Ich dachte die Möglichkeiten durch. Für und Wider lagen sich heftig in den Haaren, da und dort stritten sich ganz offen in meinem Kopf.

Dann überwältigte mich die Erkenntnis. Klar doch! Genau dorthin würde ich auch ausreißen. Ein besserer Ort würde nur schwer zu finden sein. Das war mal sicher. Ich machte mich auf den Weg.

Inzwischen war es schon so dunkel geworden, dass ich kaum noch was hören konnte, also musste ich mich notgedrungen auf meine Nase verlassen. Mit Riechkolben, Händen und Füßen tastete ich mich voran, äußerst vorsichtig darauf bedacht das ich nicht lang hinschlug. Und endlich spürte ich

wieder vertrauten Boden unter meinen Sohlen. Kopfsteinpflaster der übelsten Sorte, das es höchstwahrscheinlich nur noch hier gibt, und vielleicht noch in den hintersten Dörfern Unterfrankens gab. Heimaterde eben.

Und so langsam klappte es auch wieder mit der Orientierung. Ich erkannte die Schlachterei, das Haus vom Brot, - und Kuchenmann, den Gröönhöker. An den Mauern schlich ich entlang, vernahm aus den geöffneten Fenstern das furiose Schnarchen, Knirschen und Furzen der Schlafenden.

Dann war ich angelangt. Vor mir erschien die mittlerweile vertraute Gestalt des Hauses. Krummholtz

einstigem Wohnsitz, und vermutlich der zeitweise Unterschlupf meines Kumpanen mit seinem Täubchen. Vorsichtig schlich ich mich an. Lauschte auf verdächtige Laute, doch nichts war zu hören. Ich spazierte zur Vordertür und inspizierte das Schloss, das vorhängende. Doch da war nichts mehr. Ich drückte die Klinke runter und schob langsam und äußerst vorsichtig. Wer weiß was dort hinter der Tür auf mich lauerte. Immerhin kam ich unangemeldet, sozusagen überraschend. Da konnte ja so manches passieren. Ich wäre nicht der Erste, der des Nachts mit einem Einbrecher verwechselt wurde, bös verdroschen und mit Hühnerkacke

eingeschmiert wurde, um dann an den Baum vorm Rathaus angebunden zu werden. So war das nämlich Sitte und Brauch bei uns hier. Und ich war nun nicht gerade scharf auf das zärtliche Umarmen von Laubträgern.

Ungehindert und enorm leise öffnete sich die Pforte, leise linste ich um die Ecke, dann durch die gesamte Diele. Nichts Ungewöhnliches ließ sich erkennen, nur ein saurer Mief nach abgestandenem Bier lag in der muffigen Atmosphäre. Ich tat schleichend ein paar Schritte in den Flur, links neben mir bemerkte ich das fadenscheinige Geländer der Kellertreppe, und von dort unten drang ein schwaches Röcheln an

meine Ohren. Unbeweglich lauschte ich angestrengt. Näherte mich dann um weitere Schritte dem Zugang ins Untergeschoss.

„Pssst, Pssst.“ Machte ich quasi flüsternd.

Dieses raue Röcheln wurde ein wenig lauter.

Noch ein paar Schritte, dann folgte ich den Stufen hinab.

„Pssst, Pssst.“ Nochmal, noch etwas lauter.

Noch mehr Röcheln. Gefolgt von einem schrulligen Scharren.

Ich spitzte die Ohren, stand jetzt genau vor der Tür die den Keller betürte. Ein Griff, ein Ruck, ein Schieben, und schon

stand ich in einem halbdunklen Raum. Holzgetäfelt und Teppich ausgelegt war dieses Zimmer, fast vollständig leer. Nur an der hinteren Wand lehnte etwas, dass auf den ersten Blick so aussah wie ein großer Sack mit einem goldenen Helm obendrauf. Was mochte das denn nun sein? Fragte ich mich selber. Ging dann auf dieses Gebilde zu um es mir genauer an zu sehen. Und Hoppla!

Das da war gar kein Sack! Das da war mein Freund Björn, hübsch verschnürt mit Paketband und Küchenkordel lag er da wie ein leckerer Rollbraten. Das goldene Ding da auf seinem Kopp entpuppte sich als gelbes Damenhöschen, so bemerkte ich beim

näher kommen.

„Pssst, Pssst.“ Machte ich ein letztes Mal.

Daraufhin wand sich mein allerbester Kumpel wie ein gestrandeter Aal, hin und her schlängelte er sich und machte dabei dieses mittlerweile vertraute Röcheln.

Das kam sicherlich von den drei Lagen Isolierband das recht schmucklos um seinen Mund gebunden war. Ich bückte mich, grinste, und riss es sauber ab.

„Auuuua, verdammtemieseschweinescheißenochmal!“ Kam es nun aus dem befreiten Maul.

„Na na… „ Machte ich. Hätte ja sein können das uns noch jemand zuhörte. Da

durfte man nicht so bildhaft fluchen.

„Verdammte, verfluchte Planschkuh… ! Diese kleine rotzige Stadtschlampe… hat mich doch glatt überrumpelt. Ich wollt ihr gerade so schön zart an die Wäsche gehen, da hat sie mir ordentlich eine verpasst. Bang! Und bei mir gehen die Lichter aus. Ich wird wach, und lieg hier rum wie n bescheuertes Paket. Aaaach… ich könnt mich selber in den Hintern treten. So blöd kann man doch nich sein!“

„Oder geil!“

„Ja, auch das.“

„Hoffentlich lernste was draus.“

„Wahrscheinlich eher nich, fürchte ich.“

„Na gut, und was is jetzt mit der kleinen

Schlägerin? Was gehört? Mitgekriegt was sie überhaupt will? Oder wo sie hin ist?“

„Nicht so wirklich. Nur… irgendwas mit Beweisen… Dokumenten…Sie sucht nach Papierkram… Geburtsurkunden… Vielleicht ist sie oben, stöbert da rum, oder so.“

„Das ist jetzt nich so günstig,“ meinte ich, „immerhin bin ich hier, um mit dir unser Leergut zu befreien. Ich hab da so n Deal mit der ollen Fregatte gemacht.“

Und so beiläufig wie möglich erzählte ich ihm was ich mit der Frau Mama ausgeheckt hatte. Und er befreite sich dabei von seinen Schnüren. Merkwürdigerweise behielt er das

Höschen auf seinem Kopf, vielleicht hatte er es auch noch gar nicht bemerkt. Ich sagte ihm nichts davon. Sah immerhin ziemlich witzig aus, und störte jetzt auch nicht bei der Lösung unseres kleinen Problems namens Dörte.

„Ich würde ihr gerne auch so n Ding verpassen.“ Meine Björn Faustschwingend.

„Ach Quatsch, Frauen tut man nich hauen. Wir müssen sie nur finden und unter Kontrolle bringen, das langt schon.“ Warf ich da so ein.

„Ne ordentliche Backpfeife is auch so was wie Kontrolle, dann weiß sie immerhin wo ´s langgeht.“

„Erst mal finden, das Liebchen.“

„Wir sind zwei gegen eine. Kann nich schwerer sein als n Ei kochen. Außerdem rechnet sie ja nicht mit uns, vollkommen ahnungslos, das Mistviech.“

„Na, dann mal los.“

Und wir machten los. Schlichen behutsam die Treppe hoch, immer hübsch vorsichtig. Im Parterre war keiner, also noch ne Etage höher schleichen. Auch dort kein menschliches Lebenszeichen. Nur n übler Gestank nach gammeligen Socken, verschwitzten Hemden und sauren Sandalen. Wir machten uns Zeichen mit den Fingern, deuteten damit nach oben. Am Ende musste sie ja da oben sein. Ein leises Türenknarren versprach uns in dieser

Hinsicht letzte Sicherheit. Wir schlichen die letzten Stufen himmelwärts. Ein feines Rumoren wies uns den Weg. Vorsichtig linsten wir über den Absatz.

Und da war die kleine Verräterin.

In einem kleinen Kabuff unterm morschen Dach hantierte sie in altersschwachen Kommoden herum. Zog Laden auf und schob andere zu. Sie suchte offensichtlich was, war ganz vertieft in ihr Stöbern. Kurze ärgerlich klingende Laute drangen aus ihrer Schnute. Wir schlichen uns an.

„Überraschung!“ Meldete sich Björn an.

„Guten Tag.“ Grüßte ich höflich.

Die kleine durchtriebe Dörte zuckte regelrecht zusammen, ein langes

„Aaaach!“ entfuhr ihr hörbar unfreiwillig.

„Lange nich gesehen, wa?!“ Fragte so nebenbei der Björn.

Das Mädel fand keine rechte Antwort auf diese doch sehr einfache Frage. Stattdessen versuchte sie flink wie eine Wachtel an uns vorbei zu flitzen. Aber damit hatten wir sauber gerechnet. Björn packte sie, schlang seine Arme um ihre verlogenen Schultern und zwang sie zu Boden. Ich griff sogleich mit an, schnappte mir ihre dürren Beine. Ruckzuck hatten wir das feine Luder auf dem fettigen Linoleum fixiert und schnürten sie genauso zusammen wie sie zuvor meinen Kumpanen. Dann

schleppten wir sie in eine Ecke, tüddelten sie zusätzlich noch an ein scheinbar solides Ofenrohr. Sie schimpfte laut und durchaus unfreundlich, Fluchte und Zeterte in einer Tour. Doch das kannten wir ja schon von ihrer Ollen her, es störte uns nicht weiter. Wir mussten jetzt endlich mal an unsere Arbeit gehen.

Also polterten wir die Treppen runter, ab in die miefige Kombüse, wo glücklicherweise noch immer das ganze gute Leergut wartete. Still und stumm fingen wir an zu ackern. Jeder schleppte immer zwei Kisten auf einmal hinaus an die frische dunkle Luft. Es war eine Menge. Wir zählten schon gar nicht mehr

unsere Schritte und die Schweißperlen auf der Stirn.

Doch wir hatten keinen Bollerwagen mehr dabei. Also wie die ganze schöne Beute in Sicherheit bringen?

Wir gingen stöbern. Der alte tote Krummholtz hatte ja ebenfalls einen windschiefen Schuppen. Und tatsächlich fanden wir was wir suchten. Einen schmucken betriebsbereiten Bollerwagen ausgezeichneter Qualität. Viel besser und größer als das Modell das ich verabschiedet hatte. Wir luden auf. Und zwar richtig, Stockwerkeweise türmten sich die Kisten mit den leeren Pullen.

Wir machten Pause.

Dann gingen wir nochmal rein um nach

dem netten kleinen Mädel zu gucken. Sie lag noch genauso da, machte einen auf verletztes Rehlein, mit großen feuchten Augen und allem Drum und Dran. Wir ließen sie da erstmal liegen und sahen uns um.

Und was wir da sahen, ließ uns gewaltig gruseln und Eisbeine kriegen. Überall an den Wänden hingen Bilder von dem ollen arbeitsscheuen Österreicher mit dem bescheuerten Bärtchen der die Welt in Brand setzte. Man sah ihn Brüllen, Geifern und Toben auf den Bildern. Echt widerwärtig. Wie konnte man auf so einen Schaumschläger und schlechtem Schausteller nur Gefallen finden? Mal ganz abgesehen von seinen unseligen

Hasstiraden? Mag sein das uns so mancher für dämlich hält. Aber es gibt wohl Menschen die noch viel dämlicher sind. Und das war ja noch nicht alles. In Kisten und Kästen lag jede Menge Mordwerkzeug: Messer, Pistolen, Munition, Handgranaten, eine Schrotflinte. Dazu noch jede Menge nationalistische Bücher, Pamphlete und Broschüren. Ein richtiges Horrorkabinett. Der tote Krummholtz schien doch weitaus tiefer gestört zu sein als gedacht. Diese Höllenbude konnte man nicht so einfach stehen lassen. Da musste man doch was unternehmen. Nicht das dieser Schuppen auch noch so was wie n Denkmal und

Wallfahrtsort für Flaggentolle Volltrottel und saublöde Nazi - Spinner werden könnte.

Und wie immer schien uns unsere erste Idee die Beste zu sein die uns heimsuchte. Also schnappten wir uns die immer noch heulende Dörte, trugen sie runter und setzten sie ganz oben drauf auf unseren Beuteberg. Sie zeterte n bisschen rum. Störte uns aber nicht sonderlich. Wir waren ganz Feuer und Flamme. Und schon nach wenigen Minuten hörten wir es knistern und knarzen. Rauch stieg auf, Flammenschein erhellte unsere zufriedenen Gesichter. Es war Zeit um abzuschieben. Also schoben wir.

Richtung heimatlicher Wohneinheit. Dort würde sich schon alles wie von alleine regeln, so hofften wir.  




Text: harryaltona

Cover: lichtkunst 73



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cassandra2010 

Herzige Anarcho-Story. Wie fein du den Bogen von brünstigen Schweinen zum Anstreicher aus Braunau hinbekommst- Chapeau, Harry!

LG
Cassy
Vor langer Zeit - Antworten
HarryAltona Solch Worte, Teuerste, machen mir den Kopf ganz rot.
Tausend Dank, Cassy!!!
lg... harryaltona
Vor langer Zeit - Antworten
cassandra2010 
Harry, da nich für.
Schönen Abend noch
Cassy
Vor langer Zeit - Antworten
HarryAltona Ebenso, Verehrteste!!!
lg... harryaltona
Vor langer Zeit - Antworten
Willie Schlawiner- leicht asozialer Einschlag, aber mit politischen Bewusstsein, das bekommst nur du in einer Geschichte auf die Reihe. Großartig gemacht und wie die Kommi zeigen auch angenommen.. Dann lass ich mich gern vom Schluss dieser Abenteuer überraschen.
lg
Sweder
(Muss mich zur Zeit hier ein bisschen rar machen, aber schau immer mal, was du u.a. hier so vom Stapel lassen.)
Vor langer Zeit - Antworten
HarryAltona Tausend Dank für das Lob, Sweder!!!
Und mach dich nicht zu rar. Kritische Stimmen und ehrliche Meinungen werden immer seltener.
lg... harryaltona
Vor langer Zeit - Antworten
sugarlady Lieber Harry,
Dein Roman ist zum Kringeln....
Da stinkt es zum Himmel vor lauter Socken....
Das Pupsen kann ich echt hören und riechen.
Liebe Grüße
Andrea.
Vor langer Zeit - Antworten
HarryAltona Na... das freut mich doch ungemein. Und wenn du das schon riechen kannst, dann wart ´s mal ab...
Tausend Dank, Andrea!!!
lg... harryaltona
Vor langer Zeit - Antworten
Kornblume Mann oh Mann, wer hätte am Anfang der Story gedacht was ein paar Steine so alles ins rollen bringen können. Nun bin ich auf des Finale gespannt und vor allem ,ob sich das Ganze für die Beiden finanziell gelohnt hat.
Grüße schickt die neugierige Kornblume, die auch die 9. Geschichte mit Vergnügen gelesen hat.
Vor langer Zeit - Antworten
HarryAltona Nicht wahr??? Bin selbst überrascht wohin der Weg die Beiden führte.
Mit vergnüglichen Tausend Dankeschöns!!!
lg... harryaltona
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