Kurzgeschichte
5 min einer langen Beziehung

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"5 min einer langen Beziehung"
Veröffentlicht am 03. Januar 2009, 6 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Nun, was soll ich sagen! Ich bin vermutlich ein genauso einzigartiger Mensch in einer noch nie dagewesenen Zeit wie alle anderen auch. Schreiben tut mir gut. Genauso wie das Ausstauchen von Gedanken über die Welt und das Leben. Ansonsten stehen mir alle Abgründe des menschlichen Seins nahe. Ich lebe gerne.
5 min einer langen Beziehung

5 min einer langen Beziehung

Sie drehte den kalten Schlüssel um und die schwere braune Eingangstür öffnete sich sofort. Sie spürte schon die Wärme, die aus diesem Raum auf ihr Gesicht traf. Wärme ist meistens angenehm und vertraut. Man ist schnell bereit sich wohlzufühlen. Sie trat durch die Tür und sah ihn sofort. Er stand vor dem heißen Holzoffen und schien sich zu wärmen. Als sie ihn dort stehen sah, kamen diese Gefühle von Sehnsucht wieder in ihr auf. Sie konnte genau spüren, wie ihre Augen feucht wurden. Das würde sie aber jetzt nicht zulassen. Auf keinen Fall wollte sie losheulen und  ihren Gefühlen von Angst, Verlassensein und Demütigung nachgeben, - Platz geben. Jetzt nicht. Sie ging mit langsamen, gestellt entspannt wirkenden Schritten auf ihn zu und blieb neben ihm stehen. Er sprach tatsächlich mit ihr. Er sagte: „Na, da bist du ja.“ Sie war überrascht, dass er so etwas, -mittlerweile würde sie es als ausgesprochen nett bezeichnen- , sagte. Er schaute sie nicht wirklich an. Sondern in so einer seltsamen Art an ihr vorbei. Ein Zwischending zwischen: -Ich sehe, dass du da bist, aber du könntest auch genauso gut fort sein-  und  -Ich möchte dich gar nicht ansehen, weil ich mich dabei nicht gut fühle-. Da sie sich schon auf der Heimfahrt im Auto mit quälenden und deprimierten Gedanken über das Ende ihrer Beziehung nichts Gutes getan hat, gabt sie sich einfach ihren spontanen Gefühlen hin und ging einen Schritt auf ihn zu, so dass sie genau neben im stand und ihren Kopf an seine Schulter legen konnte. Wieder nicht weit genug gedacht!“, sagte sie sich im gleichen Moment zu sich selbst und erlaubte es sich aber dennoch ihm ganz Nahe zu sein und ihn, obwohl er einen dicken Pullover an hatte, zu spüren. Sie ließ ein paar Sekunden dieses angenehme Gefühl zu und hob dann langsam wieder ihren Kopf von seiner breiten, unbeweglichen Schulter. Zum einen, weil er sich, wie fast immer, in keinster Weise rührte und es für sie so schien, dass er diesen Körperkontakt einfach über sich ergehen lies. Aber das wusste sie ja schon zuvor und dennoch macht sie das. Immer und immer wieder. So als denke sie, dass es irgendwann einmal wieder anders sein könnte. Sie weiß in manchen Momenten gar nicht mehr genau, wie es eigentlich zwischen ihnen war, als es noch gut war. Besonders anfällig ist sie an den Tagen, an denen sie am Abend zuvor Sex hatten. Die Sache mit dem Sex verband sie auf eine besondere Art. Hier teilten sie eine Leidenschaft, die ihnen eine ganz besondere Erfahrung zu teil werden lies. Aber das änderte nichts an ihrer Beziehung, sobald sie das Bett verliesen oder besser gesagt, nachdem der Sex zu Ende war, schienen sie wie zuvor getrennt zu sein.In manchen Momenten denkt sie: “Immer hin ist er da und ich kann ihn noch spüren.“ Dann wieder rum fühlt sie sich so verlassen und alleine, gerade weil er da ist und doch wieder nicht. Dann denkt sie: „Ich muss das beenden. Ich muss für mein Glück selbst sorgen“. Nachdem sie nun wieder neben ihm stand, ohne ihn berühren, fing er ein kurzes belangloses Gespräch an. „Weißt du wo die beiden Eimer stehen?“ Sie antwortete: „Nein.“ Und wusste schon jetzt, dass er gleich vermuten wird, dass sie die Eimer irgendwo versteckt hat. Vermutlich um ihm eins auszuwischen oder weil sie einfach desinteressiert ist, an Dingen die ihm für ihn wichtig sind. Und genauso verlief das Gespräch auch. Sie versuchte überzeugend ahnungslos zu wirken, obwohl sie wusste, dass es eigentlich egal war, er würde sie, egal wie überzeugend sie sich verhalten würde, verdächtigen. Er gab sich heute allerdings keine große Mühe, sie zu überführen oder ihr aufzuzählen bei welchen Dingen, sie sich schon ähnlich mies verhalten hätte. Er wechselte das Thema und sagte, mehr zu sich als zu ihr: „Ich wollte mich gerade hinlegen, mir ist so kalt an den Füßen.“ Sie bot ihm an, ihn mit einem Espresso zu wecken. Er nahm das Angebot an. Ohne, dass sie aus irgendeiner Bemerkung oder einer Geste schließen konnte, dass er sich darüber freute. Er ging in Richtung des Schlafzimmers und sie schaute ihm nach. Hörte wie die Tür sich schloss und stand nun alleine in der großen Wohnküche. Sie sah ihm nach, in der Hoffnung, er würde noch einmal nach ihr sehen, zu ihr zurückblicken. Doch das tat er nicht. „Warum tut er es nicht, liebt er mich nicht mehr!“ fragte sie sich., wahrscheinlich eher rhetorisch, als ernstgemeint, denn eine ehrliche Antwort würde sie sich nicht denken wollen.
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Josefa
Nun, was soll ich sagen! Ich bin vermutlich ein genauso einzigartiger Mensch in einer noch nie dagewesenen Zeit wie alle anderen auch. Schreiben tut mir gut. Genauso wie das Ausstauchen von Gedanken über die Welt und das Leben. Ansonsten stehen mir alle Abgründe des menschlichen Seins nahe. Ich lebe gerne.

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