Anne-Elisa, 38
Suche netten Typen zum schmusen und kuscheln, lachen und weinen, liebhaben und fetzen, Pferde stehlen und Äppel klauen, albern sein und ernste Gespräche führen, niederknutschen und (vielleicht) heißen Sex haben.
Ich bin 168 cm groß und wiege 60 kg, habe rote, lange Haare und grüne Augen.
Bin meistens lieb, manchmal zickig, immer kompromissbereit, sehr unabhängig, aber anlehnungsbedürftig.
Meinst du, es könnte zwischen uns funken? Ja, worauf wartest du dann noch!
Vielleicht hätten Anne und ich die zweite Flasche Schampus nicht aufmachen sollen. Dann wäre alles anders gekommen. Aber wir haben es nun mal getan. Und weil wir aus alkoholtechnischen Gründen so gut drauf waren, haben wir dieses Inserat ins Net gesetzt. Eins für uns beide, was wir superlustig fanden. Wir malten uns aus, wie wir unseren Freundinnen, den Schwestern Gabi und Gilla, von diesem Geniestreich erzählen würden, wenn wir uns zu unserem nächsten Mädelabend treffen würden. Die beiden waren schließlich auch auf der Suche nach Mr. Perfect, mehr oder weniger.
Am nächsten Morgen wache ich mit einem Riesenkater auf. Das Telefon klingelte unerträglich laut und schrill. Mühsam griff ich zum Hörer und nuschelte: „Wer stört?“
„Du solltest deinen PC anwerfen. Wir haben eine Menge Post bekommen“, ertönte Annes aufgeregte Stimme.
Na ja, was dann alles passiert ist ...
Ein vermasseltes Date
Annerose hatte sich mit ihrem ersten Internet - Date zum Essen verabredet. Oliver sah im Original noch besser aus als auf dem Foto. Strahlend kam er auf sie zu und begrüßte sie überschwänglich: „Es freut mich sehr. Der Tag war bis jetzt schön, nun wird er perfekt.“
Auch Anne strahlte. „Schön dich zu sehen.“
Wie selbstverständlich rückte er ihr den Stuhl zurecht. „Darf ich dich mit einem Gläschen Champagner verwöhnen?“
Oliver gab sich als Mann von Welt, suchte das Menü und den passenden Wein aus. Das Essen war vorzüglich, der Wein
richtig gut und Oliver beherrschte den Small Talk perfekt. Er schaute ihr in die Augen. „Du bist noch schöner, als ich es vermutet hatte.“
Anne fühlte sich berauscht, nicht nur wegen des Weins. Dieser Mann war wirklich fantastisch. „Ich habe zu Hause noch eine Flasche Pommery‚ auf Eis, die habe ich für eine besondere Gelegenheit aufbewahrt“, hauchte sie sanft errötend.
Wieder schaute ihr Oliver tief in die Augen. „Es wäre schön, wenn das jetzt die besondere Gelegenheit wäre.“
Bald darauf saßen die beiden eng umschlungen auf der Couch in Anneroses Wohnzimmer. Plötzlich öffnete sich die Tür und Winston, ihr Exfreund und
Mieter der Wohnung genau über ihr stand im Zimmer. „Ich hoffe ich störe nicht ...“
„Was willst du? Sorry, Oliver, das ist ein Nachbar. “, erklärte Anne genervt. „Er hat meinen Schlüssel eigentlich nur für Notfälle“, zischte sie in Winstons Richtung.
„Mein Kaffee ist alle und da wollte ich mir welchen von dir ausleihen.“
Anne wedelte ungeduldig mit der Hand. „Hol dir aus der Küche, was du brauchst.“
Winston klapperte in der Küche herum. Wenig später war er verschwunden. Etwas irritiert nahm Oliver sie wieder in den Arm. Anne seufzte wohlig und erwiderte seinen Kuss. Ein Schlüssel
klapperte, Winston stand wieder in der Wohnzimmertür. „Tschuldigung, habt ihr Zigaretten? Meine sind alle.“
Anne griff sich die fast volle Zigarettenpackung vom Tisch und marschierte auf den Störenfried zu: „Hier, nimm die Schachtel einfach mit, sonst noch was? Nimm dir was du für die nächsten 14 Tage brauchst, und komm heute nicht noch mal runter!“
„Bin ja schon weg, sei doch nicht so unfreundlich.“
Oliver zog die Augenbrauen hoch. „So, so, ein Nachbar?“
„Vergiss ihn. Wir waren vor langer Zeit zusammen. Da läuft nichts mehr, ehrlich.“ Zärtlich strich Anne über
Olivers Oberschenkel. „Jetzt sollten wir uns um wirklich wichtige Sachen kümmern ...“
Das ließ sich Oliver nicht zweimal sagen. Wenig später kümmerte er sich intensiv um alle wichtigen Sachen, die Anne zu bieten hatte. Die so Verwöhnte stöhnte laut. Plötzlich hämmerte es heftig an der Wohnzimmertür. „Um Gottes Willen, Anne! Geht es dir gut? Soll ich den Notarzt rufen?“
Das war selbst für den in allen Lebenslagen versierten Oliver zu viel. Er raffte seine Kleidung zusammen, drängte sich an Winston vorbei und lief ins Badezimmer. Einen Augenblick später erschien er korrekt bekleidet wieder im
Flur. „Der Notarzt wird nicht nötig sein, aber vielleicht solltet ihr beiden einen Psychiater konsultieren“, mit diesen Worten verließ er die Wohnung.
„Mensch Anne, ich hab`s doch nur gut gemeint …“, weiter kam Winston nicht, denn Annerose griff sich den nächstbesten Gegenstand, einen Kristallaschenbecher, und warf nach ihm.
***
„Hat er sich noch mal bei dir gemeldet?“, erkundigte ich mich interessiert, nachdem Anne uns am nächsten Mädelabend diese Geschichte erzählt hatte.
Sie blitzte mich an. „Was denkst du? Natürlich nicht! Er hält mich für eine
Tussi, die ihren Lover für die Nacht ausquartiert, damit sie freie Bahn hat.“
„Es ist ganz klar: Winston ist eifersüchtig.“ Gilla hob ihr Glas an. „Mein Rotwein verfliegt, das Glas ist schon wieder leer.“
Ich nickte, während ich Wein nachschenkte. „Winston hat eure Trennung nicht realisiert. Schließlich geht er immer noch bei dir ein und aus. Sicher macht er sich Hoffnungen.“
Ich bekam diesen Anne Blick, der besagte, dass ich abgrundtief naiv wäre. „Na ja, er kann halt gut kochen, aber sonst läuft nichts zwischen uns.“
„Das leuchtet ein. Du kannst so einiges, aber Kochen ist wirklich nicht deine
Stärke“, merkte ich an. „Ich denke da an dein letztes Geburtstagsessen ...“
„Ist ja gut. Nur keine Zickereien.“ Gabi, die Vierte im Bund, versuchte offensichtlich die Wogen zu glätten. „Wie geht es jetzt mit euren Internetbekanntschaften weiter?“
„Wir suchen weiter“, prusteten Anne und ich gleichzeitig los.
„Ich treffe mich demnächst mit einem interessanten Typen. Der sieht fast aus wie George Clooney“, fügte ich sicherheitshalber hinzu.
„Ja sicher, einen Clooney für die Westentasche. Ich habe da einen richtigen Prachtkerl auf meiner Liste, einen Bodyguard.“ Annerose hob ihr
Glas. „Ein Toast auf alle unbraven Mädels dieser Welt und auf uns vier ganz speziell: auf dass uns alles gelingen wird, was wir uns vornehmen!“
© by Angie