Eine alte Schlacht wurde wieder entflammt. Der Erbe des Imperiums ist verschollen. Und das Ende scheint gekommen. Während die Anhänger des Herrn der Ordnung das Kaiserreich in die Knie zwingen wird Galren Lahaye von Visionen geplagt, die ihn an den Rand des Wahnsinns treiben. Gejagt von den Kultisten des roten Heiligen, muss er erkennen, dass der der erste Unsterbliche ganz eigene Pläne mit ihm hat. Genauso, wie für den Sohn des Kaisers… Und während Galren noch nach einer
Lösung sucht, scheint der Kampf bereits so gut wie verloren , denn als der Kaiser die Männer Cantons für eine letzte Schlacht Sammelt, kehrt ein weiterer alter Feind zurück. Und grade dieser könnte sich als letzte Rettung erweisen. Doch um welchen Preis? Der Kampf um das Schicksal Cantons wird zu einem um das Schicksal allen Lebens… Währenddessen nimmt auch der Aufruhr unter den Zwergen immer mehr zu. Jetzt wo sie ihr neues Land verloren haben, ohne es je zu sehen, zerbricht der wenige Zusammenhalt zwischen den Häusern immer mehr und der neue König Hadrir Silberstein steht vor der Herausforderung, seine Leute für die
kommende Schlacht zu einen… oder alles zu verlieren.
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,,Herr… wie lauten eure Befehle ?“ Kellvian fand sich einen Moment unfähig zu antworten, während er auf die Szenerie unter ihm starrte. Sie hatten Vara erreicht. Grade eben ging die Sonne über der Stadt auf und ließ die weiß getünchten Häuserreihen und die Dächer der Universität darüber leuchten. Und wie es schien waren sie grade rechtzeitig eingetroffen. Unter ihnen am Fuß der Hügel die die Stadt umgaben sammelte sich die Armee aus Kultisten und Geweihten, wie ein Meer aus Leibern. Und noch waren nicht einmal
alle angekommen. Was aus der Ferne wie eine dünne Nabelschnur wirkte, die sich zwischen den Hügeln hindurch ins Hinterland der Stadt Wand, waren immer noch hundert Mann starke Reihen aus bewaffneten Männern. Die Nachhut ihres Feindes. Kellvian und seine verbleibenden Männer hatten sich hingegen auf den Kuppen der Hügel verteilt, dort wo der Wald sie noch verbarg. Hartgefrorene Schneebretter, die unter den Hufen seines Pferdes krachend zerbrachen, hielten sich in den Schatten unter den Bäumen, doch an ihren Zweigen schimmerten bereits die ersten, grünen Knospen. Das Frühjahr war nicht mehr
fern. Noch hatte man sie nicht entdeckt, dachte er. Aber was änderte das. Es waren zu viele, dachte er. Viel zu viele. Das hier würde ihr Ende werden, wenn sie sich ihnen im direkten Kampf stellten. Sie waren zu wenige, würden verschlungen werden wie eine Motte von den Flammen eines Feuers, wenn sie ihnen zu nahe kam. Aber das war eigentlich auch nicht der Plan gewesen. Noch standen die Geschütze, die sie mit sich gebracht hatten im Schutz der Bäume verborgen. Einhundertfünfzig geschmiedete Läufe, genug, das ihnen kaum die Männer blieben auch alle Kanonen zu besetzen. Und noch wirkte
es nicht so, als hätte die Armee im Tal sie bemerkt. Würden sie jetzt angreifen wäre das Chaos vollkommen. Die Geschütze würden ihnen den Großteil der Arbeit abnehmen und während ihre Gegner noch versuchten herauszufinden, woher der Angriff kam, könnten sie bereits unter ihnen sein. Sie konnten siegen. Aber nur wenn sie bereit waren, alles auszulöschen, was sich zwischen der Stadt und ihnen befand. Ein Schrapnell unterschied nicht zwischen Freund und Feind, dachte Kellvian bitter. Und wenn Janis dort unten war, würde auch er sterben. Hatte Melchior das gemeint? Kellvian wusste es nicht genau aber er konnte sich auch keine
Zweifel erlauben nicht jetzt. Aber wenn es nur die geringste Chance gab, dann musste er ihn vorher finden und in Sicherheit bringen… ,, Herr ?“ Erneut drang Syles Stimme wie aus weiter Ferne zu ihm heran. Der Hochgeneral ging zu Fuß neben ihm, dennoch musste er sich kaum strecken um Kellvian an der Schulter zu rütteln. ,, Eure Befehle ?“ Die Stimme des Bärs war eindringlich. Er konnte die Nervosität darin spüren und auch die Furcht der Männer um sich herum. Was sollte er tun? Wenn Janis noch lebte, war er dort unten, das wusste Kellvian einfach. Vermutlich als Gefangener, sonst wäre er
doch längst zu ihnen zurückgekehrt. Melchior hatte gemeint er müsse sich entscheiden. Aber er würde sterben wenn er sich an einer Befreiung versuchte. Und viele würden mit ihm fallen, wenn es nicht sogar das Ende Varas bedeuten würde. Einen Moment schwankte er im Sattel, als ihn ein Fieberschauer überlief. Kurz wurde ihm schwarz vor Augen und mit zittrigen Händen entkorkte er ein kleines Fläschchen das Symia ihm gegeben hatte. Achtlos schluckte er den gesamten Inhalt und zumindest für den Moment wich der Nebel, der sich über ihn legen wollte wieder zurück. Es war ein übelriechendes Gebräu und schmeckte
noch schlimmer. Aber bald würde das alles keine Rolle mehr spielen. So oder so, Kellvian bezweifelte, das ihm noch viel Zeit blieb. Nur hieß das auch, dass er seine restlichen Männer opfern musste? Er konnte Jiy ohnehin nicht mehr unter die Augen treten. Und nun Janis zu opfern… Seine Entscheidung viel. Das kam nicht in Frage, Rasch wendete er das Pferd und drehte sich zu seinen wartenden Männern um. Gefasste Gesichter sahen ihm entgegen. Andere waren nervös, manche schienen nur mehr ins Leere zu starren Irgendwie war er in das gleiche Dilemma geraten in das er ihren Feind geglaubt
hatte. Er wagte es nicht das Feuer zu eröffnen aus Angst, etwas Wertvolles zu verlieren… ,, Wir greifen an und stellen uns ihnen direkt. Alle Männer die nicht an den Kanonen gebraucht werden, folgen mir ins Tal.“ ,, Kellvian ?“ Syles Stimme war nur ein Flüstern. Es war das erste Mal seit langem, dass er ihn beim Namen nannte. Der Gejarn sah ihn an, als hätte er den Verstand verloren und vielleicht hatte er das ja auch. Aber es gab kein Zurück mehr. ,, Ich muss das tun, alter Freund.“ , erklärte er nur ebenso leise, bevor er sich wieder an die wartenden Gardisten
wendete. ,, Einen Kanonensalve über ihre Köpfe hinweg direkt in ihre Reihen sollte uns einen Weg bahnen . Aber ich will dass die Geschütze sparsam eingesetzt werden. Schneidet ihrer Nachhut den Weg ab, aber feuert nur wenn es sein muss.“ Die Männer nickten, stellten keine Fragen mehr. Noch immer vertrauten sie ihm, hofften sie auf ihn… Und doch hatte er grade beschlossen viele von ihnen in den tot zu führen. ,, Hadrir.“ Der Zwerg hielt sich mit seinen verbliebenen Getreuen etwas abseits der Hauptstreitmacht. Schwer auf sein Schwert und den Hammer gestützt sah er auf, als er Kellvians Stimme
hörte. ,, Ich will das ihr und eure Leute versucht euch einen Weg in Richtung Stadt frei zu kämpfen. Vielleicht können die übrigen Zwerge uns helfen. Und versucht auch Zyle zu finden. Wir werden jedes Schwert brauchen das wir bekommen können, wenn wir diesen Tag überleben wollen. Bereitet mit ihnen einen Ausfall vor. Wenn wir sie in die Zange nehmen und in unsere Geschütze treiben können, haben wir eine Chance.“ Und bis dahin musste er Janis gefunden haben. ,, Und ihr, Herr ?“ , fragte der Zwerg. ,, Ich habe eine andere Aufgabe zu erfüllen. Die restlichen Männer folgen mir.
Syle…“ Der alte Bär brummte ungehalten. ,, Wagt es erst gar nicht mich irgendwo anders hinschicken zu wollen. Ich bleibe an eurer Seite… und stelle sicher dass wir beide aus diesem Irrsinn wieder rauskommen.“ Kellvian lächelte unbewusst und traurig. Nicht heute, dachte er. Heute würde ihn nichts retten können. ,, Dann bringen wir das zu Ende.“ Syle nickte. ,, Meine Herren, ihr habt den Kaiser gehört.“ Der Gejarn winkte einen Mann heran, der ein Pferd hielt, und schwang sich umständlich auf den Rücken des Tiers. Es war ihm anzusehen das ihm nicht ganz wohl in seiner Haut
war, mit den Füßen über dem Boden. Mit einem Aufschrei, der von hunderten Kehlen aufgegriffen wurde, gab er das Signal zum Angriff und die kleine Armee setzte sich den Hang hinab in Bewegung. Ein letztes Mal warf Kellvian einen Blick zu der Stadt hinab, die im Augenblick noch so friedlich wirkte, dann beugte er sich über den Hals seines Pferds und bemühte sich nur noch darum, im Sattel zu bleiben und das Schwert nicht zu verlieren. Er war nicht in der Lage groß Wut oder Angst zu empfinden, als sich die ersten Kultisten nach ihnen umdrehten. Einige Dragoner preschten vor und feuerten Blind in ihre Reihen. Einige Männer unter dem Banner
der Hand des Heiligen schwankten oder brachen zusammen. Nun trennten nur noch wenige Schritte ihre Reihen und die ersten Männer erwiderten das Feuer. Eine Kugel jagte an Kellvian vorbei und traf den Mann direkt hinter ihm. Der Reiter sackte im Sattel zusammen und rutschte vom Pferd, geriet unter die Hufe der folgenden Tiere. Immer mehr Blei füllte die Luft, auf beiden Seiten. Männer stürzten, Pferde rutschten aus… Wenn sie Pech hatten würde ihr Angriff bereits im Keim erstickt werden. Dann jedoch übertönte der Donner von hundertfünfzig Kanonen alles andere. Schlachtlärm und Schreie und Gewehrfeuer verklangen und gingen
endgültig unter, als die ersten Projektile in die Reihen ihrer Gegner krachten. Männer wurden meterweit geschleudert, Schlamm und Dreck spritzten hoch. Ein Geweihter von der Größe eines Baumes wurde am Kopf getroffen, der in einer Fontäne aus schwarzem, teerartigem Blut verschwand. Schrapnelle und Erdstücke regneten immer noch auf die Reiter hinab, als sie schließlich durch das brachen, was von den vorderen Reihen der Kultistenarmee geblieben war. Kellvian streckte einen Mann nieder, der von einem Krater zurück stolperte , fand sich plötzlich auf offenem Feld zwischen einem kleinen Wäldchen und der Stadt. Er sah sich um, sah Hadrir, der sich
ihnen zu Fuß angeschlossen hatte und mit seinen Männern einen Keil in die verbliebenen Kultisten vor der Stadt schlug. Der Rest der Armee jedoch strömte nun auf sie zu, drohte sie schlicht zu umschließen, wenn sie nicht in Bewegung blieben. Syle erkannte die Gefahr offenbar ebenfalls, denn er winkte den Männern zu, sich zurückfallen zu lassen und sich in Richtung der Bäume zurück zu ziehen. ,, Mir nach.“ Wenn sie es bis dorthin schafften konnten sie sich hoffentlich neu formieren und zumindest etwas Wiederstand leisten. Hier auf offener Fläche jedenfalls würde die Übermacht
ihrer Gegner in jedem Fall den Ausschlag geben. Weitere Kanonenkugeln segelten vom Himmel herab, rissen erneut Lücken in die näher rückenden Reihen ihrer Gegner und verschafften ihnen so zumindest kurz eine Atempause. Genug Zeit, damit die ersten im Schatten des Waldes verschwinden konnten. Kellvian stieg vom Pferd und ließ das Tier zurück, während er sich hastig weiter umsah. Kein Zechen von Janis oder einen Hinweis darauf, dass er überhaupt hier war. Das war nicht gut. War es am Ende doch ein Fehler gewesen, die Gelegenheit nicht beim Schopf zu packen und die Kultistenarmee aus der Ferne anzugreifen?
Kellvian wich mit den anderen unter die Bäume zurück. Er konnte sehen wie die Gardisten sich zerstreuten und über die verstreuten Überreste dessen herfielen, was einst die vorderen Schlachtreihen ihrer Gegner gewesen waren. Der Schnee, der sich im Schatten unter den Zweigen gehalten hatte, färbte sich rot. Überall um ihn herum wurde gekämpft, fielen Männer. Er konnte nicht einmal genau sagen, welche Seite im Augenblick die Oberhand haben mochte. Ein schwarzer Schatten stürzte sich mit erhobenem Schwert auf ihn. Rubine glitzerten im Sonnenlicht am Knauf der Waffe. Kellvian wurde zu Boden
gerissen, rollte sich ab und kam, das Schwert in der Hand auf die Füße. Mit einem Hieb trieb er seinem unbekannten Gegner die Klinge in die Seite, dort wo dessen Kürass nicht ganz abschloss. Syle erledigte den Rest. Der Bär war plötzlich wieder an seiner Seite, legte mit der Muskete an… doch der Schuss, der schließlich durch den Wald hallte, kam nicht aus der Mündung seiner Waffe. Der verletzte Fremde war wieder auf die Füße gekommen und hielt nun eine rauchende Pistole in der freien Hand. Syle schwankte getroffen. Blut sickerte aus einer, für seine Körpergröße geradezu lächerlich klein wirkenden, Wunde in seiner Brust und färbte die
blaue Uniform violett. Kellvian hatte nicht die Kraft ihn aufzufangen, als er stürzte, konnte seinen Fall nur etwas bremsen, während das Gewicht des Bärs ihn zu Boden zog. Einen Moment traf sich sein Blick mit dem des Fremden. Dieser sah scheinbar ungerührt zu, während er die Pistole wegwarf und erneut das Schwert hob. Aber er griff noch nicht an, schien unsicher. Kellvian fand es schwer einzuschätzen, was in dem Mann vorging. Der Helm den er trug ließ kaum mehr als seine Augen erkennen. Der dunkle Panzer den er trug wirkte altmodisch, mit dem Symbol einer roten Hand darauf. Und in das Metall geritzt war noch ein anderes
Symbol… Ein toter, schwarzer Baum. Ein kalter Schauer lief seinen Rücken hinab, eine düstere Vorahnung auf das was folgen mochte. Er wusste, dass er soeben seinem Schicksal in die Augen sah, doch nicht, welche Form dieses haben würde. Vorsichtig legte Kellvian Syle eine Hand auf die Brust. Der Bär amtete noch. So schnell brachte ihn nichts um, dachte er, während er sich langsam erhob. Aber Syle würde warten müssen. Kellvian hob das Schwert wieder auf, das er zuvor hatte fallen lassen und trat dem Unbekannten entgegen. Seine Beine waren schwer, seine Glieder lahm und das Fieber brannte weiter in ihm. Aber
noch war es nicht vorbei. Noch hatte er eine Aufgabe zu erfüllen… Und aus diesem Wissen zog er genug Kraft sich weiter auf den Füßen zu halten.
Terazuma Hi Eagle! Wie schrecklich! Du schaffst es immer noch einen drauf zu legen, was? *schüttel* Jetzt muss auch noch der alte Bär herhalten. Kellvian hält sich ja eh nur mehr irgendwie aufrecht. Wie weiß er wohl selbst nicht mehr. Man kann bei dir wirklich nur mehr auf ein Wunder hoffen. Zumindest tu ich das immer noch. ^^ LG Tera |
EagleWriter Ich halte nur mal fest, das Ende rückt jetzt doch langsam in greifbare Nähe. Ich überlasse das Urteil dann dir ^^ lg E:W |