Sprachreduktion
Im Nebenhaus wohnen seit über einem Jahr zwei junge Familien.
Leider kann man nicht genau definieren, wie sie zusammen gehören. Gleichzeitig wohnen sie manchmal hier und manchmal in einem Zweitwohnsitz, das heißt, sie sind lange weg bzw. unterwegs.
Zu den Pärchen gehören zwei Kinder. Ein Junge von etwa vier Jahren, der andere Bursche kam neulich in die Schule. Einer ist eher ruhig, der andere heult und jammert ab und
an.
Die Zuordnung der Väter fällt schwer.
Neulich belauschte ich durch das offene Fenster am Abend eine Ansage des einen Sohnes, nach dem die Mutti nach seinen Essenswünschen gefragt hatte.
„...Kann ich Nudeln?“ waren seine drei Worte mit denen die Mutter offenbar etwas anzufangen wusste.
Früher hätte man einen ganzen Satz gebildet; vielleicht so: „Mutti? Könnte ich bitte etwas mit Nudeln zum Abendbrot bekommen?“
„Kann ich Nudeln“ ist ein Beweis, wie unsere schöne deutsche Muttersprache (warum heißt sie eigentlich so?)
verkümmert.
Und das kümmert mich.
JFW 27.09.2016