Wissenschaft
Der Glatzkopf

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"Rar, aber ohne Haar!"
Veröffentlicht am 20. September 2016, 10 Seiten
Kategorie Wissenschaft
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ich versuche mit guten Geschichten zu unterhalten. Hoffentlich glückt es. Ich bin Jahrgang 1958, in München geboren. Seit meiner Kindheit schreibe ich, habe aber nie eine Profession daraus gemacht. Meine zarten Versuche mal eine meiner Geschichten bei einem Verlag zu veröffentlichen sind gescheitert. Hier gibt es eine Auswahl von Kurzgeschichten aller Art. Sie sind in ihrer Kürze dem Internet und e-pub Medium angepasst.
Rar, aber ohne Haar!

Der Glatzkopf

Vorbemerkung

Ich mag es, wenn ich von der Tierwelt auch einmal etwas Positives berichten kann.

Ein neu entdeckter Vogel verzichtet auf Federn am Kopf. Er ist damit einzigartig unter den sogenannten Haarvögeln.

(wieder eingestellt: 24.01.2020)



Copyright: G.v.Tetzeli Cover: Monika Heisig

www.welpenweste.de


Der Glatzkopf

Die Bülbüs (Haarvögel) gehören der Familie der Sperlingsvögel an (Passeriformes). Dazu zählt man auch die Nachtigallen, die durch ihren Gesang betören. Das merkwürdige Wort Bülbü kommt aus dem türkisch, arabischen Raum und bedeutet „Wohlgesang“, das auch einfach mit Nachtigall übersetzt wird. Unseren Glatzkopf finden wir in Laos. Am besten wir steuern Pha Lom an. Der Hügel liegt nur 196 Meter über dem Meer und gehört (bis jetzt) zu einem Nationalpark. Menschen besuchen diese Gegend normaler Weise nicht, denn sie ist gänzlich uninteressant. Es gibt keine hohen Bäume.

Die Gegend ist stark zerklüftet, felsig, mit Kalkstein und Karst bedeckt. Das Ganze wirkt unwirtlich. Deshalb ist dieser Landstrich von Laos praktisch unbesiedelt.

Und dies ist auch der Grund, warum der Britische Biologe Rob Timmins erst 1995 auf unseren Helden stieß. In diesem bis zur Schmerzgrenze unwegsamen Gelände gelang es ihm erst 13 Jahre später ihn genauer zu vermessen und biologisch zu beschreiben.

Nun heißt er Pycnonotus hualon, zu Deutsch: kahlgesichtiger Bülbül.

Der im Englischen Bare-faced Bulbul genannte, Amsel große Vogel, war eine bis dahin unbekannte Art. Eine Sensation!

Seit 100 Jahren wurde kein „neuer“ Bülbül entdeckt. Und er ist zudem der absolut einzige, der kahlköpfig ist. Ausgerechnet den Haarvögeln ist er von der Systematik her zugeordnet. Diese Vögel geben mit einem Haarschopf an, da könnten heutige Gothic Irokesen neidisch werden. Unser kahler Bülbül ist aber trotzdem hochmodern, jetzt wo bei uns Menschen die Kahlköpfe so „in“ sind. Nur ein paar armselige Haarfedern am Scheitel blieben ihm. Daher bedarf es Schminke, um die holde Weiblichkeit zu beeindrucken. Blauer Lidstrich ist gefragt, und damit man auch sicher geht, gleich um

das ganze Auge herum. Das Gefieder ist grünlich, aber doch in einem dunkleren Farbton, also vornehm dezent. Der wirkliche Trumpf ist aber der Gesang unseres Carusos. Da wird in Klangfolge gepfiffen, dann wieder werden anscheinend trockene, blubbernde Kontraste eingesetzt. Trotz diesen auffallenden Rufen und seiner exponierten Gesanges Bühne auf höchstem, erreichbaren Geäst, blieb er lange unentdeckt. Also erst 2008, nach wissenschaftlicher Beweisführung, gaben Bob Timmings und Ian Woxvold diese neue Art offiziell bekannt.

(Ach, bin ich Schön! Vielen Dank!)

Er ernährt sich wohl nur von Früchten.

Bis jetzt wurde er nirgendwo anders entdeckt. Er ist also in diesem winzigen Gebiet

endemisch. Wie viele es von ihnen gibt, ist ebenfalls noch unklar. Viele können es nicht sein.

So wenig die Menschen bisher dieses widrige Terrain interessiert hat, so sehr lecken sich nun skrupellose Firmen bereits die Lefzen, da sie über einen lukrativen Kalk Abbau nachdenken. da wäre Geld zu machen!

Das wäre doch auch wieder eine Sensation:

Neu entdeckte Vogelart schon wieder ausgestorben!

Bleibt nur zu hoffen, dass der Nationalpark sich gegen die Gier behaupten kann.

Sie können Wetten abschließen.

Ein Tipp von mir: Setzen sie auf die Firmen.


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Ich versuche mit guten Geschichten zu unterhalten.
Hoffentlich glückt es.
Ich bin Jahrgang 1958, in München geboren.
Seit meiner Kindheit schreibe ich, habe aber nie eine Profession daraus gemacht. Meine zarten Versuche mal eine meiner Geschichten bei einem Verlag zu veröffentlichen sind gescheitert.

Hier gibt es eine Auswahl von Kurzgeschichten aller Art. Sie sind in ihrer Kürze dem Internet und e-pub Medium angepasst.

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Coyote Gibt es aber nicht auch einen Kahlkopfadler in Amerika?
Vor langer Zeit - Antworten
Himbeere Tja, der frutarische Haarvogel hat in einer carnivor geprägten Welt- die das Fressen und gefressen werden als zutiefst natürlich betrachtet und verinnerlicht hat, wohl schlechte Karten. Aber noch schaut er in die Kamera- schön, daß Du ihn hier erscheinen lässst : )) LG Himbeere :)
Vor langer Zeit - Antworten
GertraudW 
Danke dir lieber Günter für diese außerordentlich interessante
Lektüre. Ich wünsche diesem Kerlchen ein langes Weiterleben ...
Liebe Grüße - auch an Moni
Gertraud
Vor langer Zeit - Antworten
CHM3663 Wie kommst Du nur immer wieder auf diese ausgefallenen, - zumindest mir - total unbekannten, mega-interessanten Themen?!
Dieser tolle kleine Kerl ist es auf jeden Fall wert, gekannt zu werden, und ich hoffe von ganzem Herzen, hier wird es endlich mal eine Ausnahme von der grausamen Regel geben, und es passiert nicht ganz bald das, was wir befürchten!
Ich zumindest möchte auf gar keinen Fall auf die Firmen setzen!
Herzlichen Dank dafür, dass Du mich wieder ein Stückchen schlauer gemacht hast, und LG, Chrissie
Vor langer Zeit - Antworten
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