Eine alte Schlacht wurde wieder entflammt. Der Erbe des Imperiums ist verschollen. Und das Ende scheint gekommen. Während die Anhänger des Herrn der Ordnung das Kaiserreich in die Knie zwingen wird Galren Lahaye von Visionen geplagt, die ihn an den Rand des Wahnsinns treiben. Gejagt von den Kultisten des roten Heiligen, muss er erkennen, dass der der erste Unsterbliche ganz eigene Pläne mit ihm hat. Genauso, wie für den Sohn des Kaisers…
Und während Galren noch nach einer
Lösung sucht, scheint der Kampf bereits so gut wie verloren , denn als der Kaiser die Männer Cantons für eine letzte Schlacht Sammelt, kehrt ein weiterer alter Feind zurück. Und grade dieser könnte sich als letzte Rettung erweisen. Doch um welchen Preis? Der Kampf um das Schicksal Cantons wird zu einem um das Schicksal allen Lebens… Währenddessen nimmt auch der Aufruhr unter den Zwergen immer mehr zu. Jetzt wo sie ihr neues Land verloren haben, ohne es je zu sehen, zerbricht der wenige Zusammenhalt zwischen den Häusern immer mehr und der neue König Hadrir Silberstein steht vor der Herausforderung, seine Leute für die
kommende Schlacht zu einen… oder alles zu verlieren.
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Janis stand am Rand des Olivenhains und beobachtete die Männer, die vor ihnen über die Terrassen hinauf strömten. Risaras Wiederstand, wenn man ihn so nennen konnte, war leicht zu brechen gewesen. Die Häuser und Gebäude, die sich am Fuß mehrere großer Terrassen zusammendrängten, wurden nur durch eine einfache Holzpalisade geschützt. Die eigentliche Verteidigungslinie der Stadt waren die Berge selbst, die sie in einem annähernden Halbkreis umgaben
und sie vom restlichen Land praktisch abschnitten. Wo die der Siedlung zugewandte Seite gut bebaut und in einzelne Terrassen und Hänge unterteilt war in denen Wein, Oliven und Obst gediehen, war die andere kaum bebaut und mit schroffen Felsen übersehen. Wenn man nicht klettern wollte, bestand der einzige Weg nach oben über steile Treppen, an denen sich einige versteckte Fischteiche befanden. Ein Angreifer würde es schwer haben die Stadt unbeschadet zu Land zu erreichen. Doch was nützten die Berge, wenn der Feind von See her kam? Der Hafen war kaum verteidigt gewesen und die wenigen Schiffe, welche ihre Gegner ihnen
entgegen geschickt hatten, waren bereits wieder auf dem Rückzug gewesen, noch bevor der Hauptteil ihrer Flotte die Stadt erreichte. Der Rest war eine Frage der Zeit gewesen. Janis fragte sich ob der rote Heilige ihn absichtlich darüber im Unklaren gelassen hatte, wie die Dinge hier wirklich standen. So wie er es formuliert hätte, hätte man meinen können, Risara sei eine echte Bedrohung in ihrem Rücken. Aber das hier ? Das waren Bauern und Arbeiter, die versucht hatten ihre Unabhängigkeit zu verteidigen. Sonst nichts… Janis stieg über ein gefallenes Banner aus blauem Stoff hinweg, welches das Doppelwappen des Kaiserhauses zeigte.
Die Gardisten waren als letzte geflohen, nachdem der Hafen einmal in ihrer Hand war. Aber auch ihnen war letztlich nur der Rückzug aus der Stadt in die umliegenden Weinberge und Bergterrassen geblieben. Janis hatte seine Männer aufgeteilt um die Pflanzungen und die Hütten hier draußen zu durchsuchen, bezweifelte allerdings, dass sie viel finden würden. Wenn die Leute klug waren, nahmen sie ihre Niederlage als endgültiges Zeichen n zum Aufbruch und suchten sich eine neue Bleibe, weiter fort vom Einfluss des roten Heiligen. Vermutlich hatten viele nicht einmal damit gerechnet, dass die Stadt Opfer eines Angriffs werden
würde. Außer Wein gab es hier nur wenig und der Hafen wurde bei weitem nicht so oft von den Händlern angelaufen wie der in Erindal, wo man neben Wein auch Gewürzen und Warne aus den südlicheren Provinzen des Reichs bekam. Janis selbst lief mittlerweile einen ausgetretenen Pfad zwischen den Olivenbäumen entlang. Auch hier machte der Winter sich bereits bemerkbar, wenn die Temperaturen auch noch recht mild waren und e sin dieser Gegend wohl auch blieben. Die Wurzeln der Bäume hatten sich unter den Weg geschoben und ihn aufgebrochen und größere Holzknoten und dünnere Ausläufer ragten wie die Überbleibsel riesiger Knochenhände aus
dem Grund heraus. Es wäre leicht zu stolpern, dachte Janis. Die Klinge seines Schwerts blitzte in den vereinzelten Pfützen aus Sonnenlicht, die durch das Blätterdach herab drangen und den Weg in ein unregelmäßiges Muster aus hellen und dunklen Flecken tauchten. Auch wenn er nicht mehr mit Wiederstand rechnete, blieb er auf höchste gespannt, wusste man doch nie, was sich im Zwielicht alles verbergen mochte. Stimmen drangen von weiter oben am Hang zu ihm herab und er erkannte die Schemen seiner eigenen Leute… oder wohl besser der des roten Heiligen, die sich gegenseitig etwas zuriefen. Nur Janis blieb still. Ihm war nicht daran
gelegen, sich jemanden anzuschließen. Der rote Heilige und er waren fertig miteinander, das hatte er ihm deutlich gemacht. Für ihn war der Kreuzzug des Mannes allerhöchstens noch Mittel zum Zweck. Was immer in seiner Vergangenheit gewesen war, er hatte seine Entscheidung getroffen. Und zum ersten Mal hatte er auch das Gefühl, damit etwas richtig gemacht zu haben. Der Kaiser musste zur Strecke gebracht werden. Doch über dies hinaus Deckten sich seine Ziele nicht mit denen des Herrn der Ordnung… Und das hatten sie nie, oder? Schwarz und silbern glänzten die Metallschuppen der Rüstung die er trug
im Sonnenlicht, als er unter dem Blätterdach der Bäume hinaus trat. Das Symbol der Hand am Helm jedoch hatte er entfernen lassen. Und der Schmied hatte gute Arbeit dabei geleistet. ,, Warum ?“ , hatte ihn der rote Heilige an jenem Tag gefragt, bevor sie aufgebrochen waren. Und er meinte nicht, warum er das Symbol entfernt hatte. Sondern das, was es nun ersetzte. Auf den Blanken, silbernen Stahl waren die Umrisse eines schwarzen Baumes geätzt worden, eines verbrannten, toten Dings, das trotz des Feuers jedoch noch aufrecht stand… Janis war die Antwort schuldig geblieben. Aber der Baum war Teil
seiner Erinnerungen gewesen. Genau wie der stürzende Mann und die Brosche und all die Dinge, die er schlicht nicht miteinander in Einklang bringen konnte. Eine letzte Verbindung zu seinem alten Leben und der Schuld, die ihn heimsuchte. Doch jetzt schien es ihm einfacher, damit klar zu kommen. Es zählte schlicht nicht mehr. Er zog in diesen Kampf aus freien Stücken und als sein eigener Herr, nicht weil alle zu versuchen schienen, ihn für sich zu gewinnen. Angefangen bei Träumer über Amatheris bis zum roten Heiligen selbst. Es würde keine Seite mehr für ihn geben… nur das was er mit eigenen Augen sehen und einschätzen konnte. Für
und nach seiner eigenen Gerechtigkeit. Und er hatte die Zerstörungen gesehen, zu denen der Kaiser fähig war. Aber auch die Gnadenlosigkeit des Heiligen… Vielleicht sollte er beide zur Strecke bringen, wenn es in seiner Macht stand. Seltsam wie sicher er sich dabei fühlte. Noch vor einigen Tagen hatte er nicht gewusst, wohin er sich wende sollte und nun überlegte er sich einem Gott in den Weg zu stellen. Der Gedanke entlockte ihm ein Lächeln, während vor ihm ein kleines Haus inmitten der Pflanzung auftauchte. Eine einfache Holzveranda erstreckte sich davor und ein kleiner Bachlauf versickerte etwas Abseits davon in einem Brunnen. Dazu kamen einige
Blumen, die Wild auf dem Grundstück darum und in den Schatten unter den überhängenden Olivenbäumen wuchsen. Janis trat vorsichtig näher und sah zu den verschlossenen Fensterläden im Obergeschoss des Hauses auf. Aus einem der Balken, die ein Vordach über der Veranda trugen ragte ein Bolzen und in einem Fass, das in einer Ecke neben dem Brunnen stand steckte ein zweiter. Allerdings begann das Holz des Pfeilschaftes bereits zu verwittern. Wer immer sie abgeschossen hatte, hatte das nicht getan um Janis oder seine Leute abzuwehren. Trotzdem behielt er seine Umgebung im Auge, als er unter das Vordach trat. Die
Tür war eingeschlagen worden und Holzsplitter lagen bis in den Flur hinein verstreut. War bereits jemand hier gewesen? Einen Moment stand Janis unschlüssig vor dem zerstörten Eingang. Dann jedoch hörte er von drinnen die ersten Schreie und Rufe. Das Schwert noch immer gezogen setzte er über die Überreste der Tür hinweg. Er sah Möbel und Räume an sich vorbeifliegen, während er dem Geräusch nachging, sogar etwas, das für ihn aussah wie ein skelettierter Drachenschädel, der drohend von einem Regal hinab starrte… und dann stolperte er in das, was wohl die Küche des kleinen Anwesens war. Große verglaste Fenster erlaubten einen
Blick hinaus in die Gärten und die Pflanzungen. Eine der Scheiben war jedoch zersplittert, die Scherben über den Boden verteilt. Knirschend zersprang das Glas unter seinen Stiefeln, als er eintrat. Der Mann war das erste was er bemerkte. Ein großer Klotz in einer dunklen Lederweste, der mit einer Steinschlosspistole herumwedelte. Dem Geruch nach zu urteilen der Janis entgegenschlug hatte er die Waffe allerdings bereits abgefeuert. Vermutlich hatte er die Scheibe des Fensters getroffen. Auf den haarlosen Stiernacken trug der Mann die Tätowierung einer roten Hand, die auf der hellen Haut fast wie eine Wunde
wirkte. Allerdings wirkte er auch nicht wie jemand, der um Hilfe rief, dachte Janis bei sich. Die Schreie stammten von einem kleinen Kind, das sich an seine Mutter klammerte, die sich in eine Ecke des Raums duckte. Den Mann schien das Geweine des Kleinen wenig zu kümmern, stattdessen fuchtelte er nur erneut mit der Waffe, deutete auf irgendetwas in seiner anderen Hand. Janis erkannte die silberne Brosche als da was sie war. Ein kaiserliches Emblem. Genau wie das, das er selbst bei sich getragen und das er bei den Attentätern gefunden hatte. Der dazugehörige Mantel lag vor ihm auf den Boden, ein graues Stück Stoff, das nicht ganz den gleichen verblichen Farbton
hatte wie die Umhänge der anderen Kreaturen. Und er gehörte definitiv nicht der Frau, dachte Janis bei sich. Das musste jeder sehen, der Augen im Kopf hatte. Der Mantel hätte hinter ihr auf dem Boden geschleift, hätte sie ihn getragen und war auch breiter geschnitten, vermutlich hätte sie das Kind und sich selbst dreimal darin einwickeln können… Und wo sie eine Fremde war… Janis blieb regungslos mitten im Raum stehen, während sein Blick zu dem Kind hinab wanderte. Es konnte noch keine vier sein, dachte er. Ein Schopf heller blonder Haare bedeckte seinen Kopf und ein paar blasse, blaue Augen sahen zu
ihm auf, trafen seinen Blick scheinbar einen Moment. Obwohl er trotz seiner fehlenden Erinnerungen schwören könnte, weder der Frau noch dem Kind je in seinem Leben begegnet zu sein… er kannte diese Augen, kannten den flehend, verletzten Ausdruck darin. Es waren die Augen des Fallenden… Das konnte nicht sein und doch war er sich in dem Leben an das er sich erinnern konnte selten etwas so sicher gewesen. ,, Was geht hier vor ?“ Seine Stimme klang wütender, als sie es sein sollte, während der Klotz herumfuhr, immer noch die Pistole in der Hand. Offenbar hatte er jetzt erst bemerkt, dass er nicht mehr alleine war. Etwas, das Janis nur
mehr in seiner Annahme bestätigte, dass der eigentliche Besitzer des Umhangs nicht hier war. Tot, flüsterte eine Stimme. Gestorben. Durch meine Hand obwohl ich nicht die Klinge führte. Es war unmöglich. Und doch stand er hier…, seine Hand schloss sich fester um den Schwertgriff… ,, Ich stelle nur ein paar Fragen…“ ,, Ich glaube ihr habt genug Fragen gestellt.“ Janis legte einen warnenden Ton in eine Stimme. ,, Der Mann den ihr sucht ist nicht hier und ich fürchte er wird auch nicht zurück kommen.“ ,, Ach ja ? Und woher seit ihr euch da so sicher?“ ,, Er ist tot. Gestorben durch meine
Hand.“ Die Worte schienen den Mann mehr zu überraschen als die Frau. Während der Kerl Janis einen Moment völlig erstarrt anblinzelte, zog sie das Kind lediglich etwas fester an sich und versuchte scheinbar, durch die Wand zu verschwinden. ,, Ihr wahnsinnigen… Ihr…“ Ihr Blick traf den seinen, flüsterte nur das eine Wort,, Mörder… Mein Lucien hat nur seinem Kaiser gedient und das…“ ,, Ruhe.“ , fuhr der Kerl sie an. ,, Da seht ihr es ja. Verräter an ihrem wahren Herrn. Wir sind hier weil wir die Sympathisanten des Kaisers ausräuchern wollen. Da habt ihr zwei…“ ,, Ich sehe eine verzweifelte Witwe und
ein kleines Kind.“ Janis schüttelte den Kopf. ,, Ihr werdet jetzt gehen. Schließt euch wieder den anderen an.“ ,, Und wenn nicht ?“ Janis seufzte. Der Ton war noch nicht verklungen, da hatte er bereits das Schwert erhoben und machte einen geschmeidigen Schritt nach vorne. Der Stahl blitzte durch die Luft traf auf Fleisch, bevor der Mann noch verstanden hatte, was vor sich ging. Mit durchbohrter Kehle ging er zu Boden, Blut sickerte aus der Wunde und formte Rasch eine Pfütze um seinen Körper. Janis wischte die Waffe achtlos an der Kleidung des Toten sauber und schob sie zurück in die Scheide. Kind und Frau sahen ihn nur wortlos an,
selbst das Weinen hatte aufgehört. ,, Ich danke euch….“ Ihre Worte klangen hohl in seinen Ohren. Langsam bückte er sich, hob die Brosche auf, die der Kotz bei seinem Tod hatte fallen lassen. Blut troff davon herab, während er sie einen Moment in den Händen drehte. ,, Ich habe nur etwas zurück gezahlt.“ , meinte er kühl, wischte auch die Brosche sauber… und hielt sie ihr hin. ,, Wie heißt er ?“ ,,L-Larion, Herr…“ Zögerlich nahm sie die Brosche entgegen. ,, Also ein wenig nach seinem Vater…Ich weiß nicht ob wir uns je wiedersehen.. aber ihr solltet zusehen dass ihr hier weg kommt. Und damit
sollte euch niemand sehen. Versucht einen sicheren Ort zu finden. Und wartet nicht mehr auf ihn… Ich fürchte, dass es keine Hoffnung mehr gibt…“
Aber vielleicht gab es jetzt eine für sie, dachte Janis. Waren zwei Leben in der Lage, eines aufzuheben? Er wusste es nicht. Er wusste nur, dass er dieses Mal das richtige getan hatte.
Terazuma Hach Eagle! Du weißt ja gar nicht, wie sehr dieses Kapitel mich freut! Oder vielleicht doch. Inzwischen kennst du mich ja wohl schon ganz gut, nicht?^^ Dass Lucien ein Kind hatte und Janis jetzt in der Lage war es zu schützen, gibt der ganzen Düsternis ein wenig Licht. Auch wenn mir Luciens Witwe leidtut, so denke ich mir, eine Frau, die es mit ihm ausgehalten hat, wird schon eine sehr patente Person sein, die für sich und ihr Kind wird sorgen können. Ja, tatsächlich ein sehr schöner Lichtblick!^^ LG Tera |
EagleWriter Ich hab doch gesagt so fies bin ich gar nicht ^^ Na ja vielleicht doch ^^. Aber auch ich hab mal ne Pause vom ewig düsteren gebraucht. Da kam mir der Storyabschnitt grade recht. Dafür könnte das folgende Kapitel wieder ziemlich... deprimierend werden. Für Kellvian vor allem ^^ lg E:W |