Eine alte Schlacht wurde wieder entflammt. Der Erbe des Imperiums ist verschollen. Und das Ende scheint gekommen. Während die Anhänger des Herrn der Ordnung das Kaiserreich in die Knie zwingen wird Galren Lahaye von Visionen geplagt, die ihn an den Rand des Wahnsinns treiben. Gejagt von den Kultisten des roten Heiligen, muss er erkennen, dass der der erste Unsterbliche ganz eigene Pläne mit ihm hat. Genauso, wie für den Sohn des Kaisers… Und während Galren noch nach einer Lösung sucht, scheint der Kampf bereits
so gut wie verloren , denn als der Kaiser die Männer Cantons für eine letzte Schlacht Sammelt, kehrt ein weiterer alter Feind zurück. Und grade dieser könnte sich als letzte Rettung erweisen. Doch um welchen Preis? Der Kampf um das Schicksal Cantons wird zu einem um das Schicksal allen Lebens… Währenddessen nimmt auch der Aufruhr unter den Zwergen immer mehr zu. Jetzt wo sie ihr neues Land verloren haben, ohne es je zu sehen, zerbricht der wenige Zusammenhalt zwischen den Häusern immer mehr und der neue König Hadrir Silberstein steht vor der Herausforderung, seine Leute für die kommende Schlacht zu einen… oder
alles zu verlieren.
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Janis Finger wanderte über die Silberbrosche in seinen Händen. Das in Gold und Silber gehaltene Doppelwappen drückte sich in seine Fingerkuppen und begann bereits sich zu verfärben, so oft hatte er sie schon in der Hand gehalten und betrachtet. Als könnte dieses Stück Metall ihm irgendwie etwas über seine Vergangenheit verraten. Aber da war nichts. Nichts, außer diesem unbestimmten Gefühl der Schuld, das ihn manchmal befiel. Er kauerte auf einem Felsen über der
Tempelbaustelle, von der aus er den ganzen Komplex überblicken konnte. Die gewaltigen Kuppeln und Säulen aus rotem und grauem Fels überragten ihn selbst auf seinem erhöhten Platz noch und in der frühen Abendsonne zogen sich die Schatten der Türme und Mauern bis zu den Felswänden und den grünen Wäldern , welche das andere Ende des Tals markierten. Der Winter machte sich letztendlich auch im roten Tal bemerkbar. Das normalerweise ausgezehrte und von der Sonne verbrannte Land wandelte sich langsam. Und es fiel Regen, dachte Janis. Genug um den Fluss, der sich an der Tempelanlage entlang zog über die Ufer
treten zu lassen, so dass sie einen Damm errichten mussten um die Lager der Arbeiter zu schützen. Und es wurde Grüner. Das strohige, ausgedörrte Gras wandelte sich zu saftigem Grün und manchmal, wenn er über die toten, roten Ebenen wanderte, meinte er den Grund seufzten zu hören, wenn wieder ein Schauer neiderging, der im aufgeplatzten Erdreich versickerte. Seit Träumer das Tal verlassen hatte waren nun beinahe zwei Wochen vergangen und Janis hatte auch vorher kaum mehr Zeit gefunden mit ihm zu sprechen. Irgendwie bedauerte er das. Der rote Heilige war kälter und hatte vielleicht freundliche Worte für seine
Fragen übrig… aber keine Hilfe. Keine Hinweise. Und keine Möglichkeit Antworten auf all das hier zu finden. Mittlerweile war er sich sicher, das ihm etwas verschwiegen wurde, nur was das war, daran Biss er sich nach wie vor die Zähne aus. Amatheris hatte es gewusst. Vielleicht. Oder sie hatte ihn belogen und benutzt. Wenn er sich wenigstens dessen völlig sicher sein könnte, würde er bereits ruhiger schlafen. So jedoch blieb ihm nur die Gewissheit, dass der eine Mann, den er hier Freund genannt hatte Tod war und die Frau der er Vertraut hatte als Verräterin gebrandmarkt und durch den roten heiligen hingerichtet. Und Träumer
befand sich irgendwo dort draußen und ob oder wann er zurückkehren würde blieb abzuwarten. Dafür jedoch hatte Janis beobachtet wie die Überreste der Armee des roten Heiligen angekommen waren. Noch immer Quollen Zelte und Hütte vor der Ostseite des Tempels über mit verwundeten und es gab bei weitem nicht genügend Heiler um ihre Leiden zu lindern. Janis hatte ein paar Mal ausgeholfen wo es ging, hatte Verbände am Fluss gewaschen oder frisches Wasser geholt, aber auch er war kein Heiler. Trotzdem hatte er die Verletzungen gesehen und viele hatten ihm einen Schauer über den Rücken gejagt.
Manchen Männern fehlten Arme oder Beine, andere wurden von brandigen Schnitt und Schusswunden geplagt, die kaum noch zu behandeln waren. Außer vielleicht noch mit Magie, doch von den Erwählten ließ sich keiner in den großen, weißen Zelten blicken. Nur die Fliegen zogen ihre Kreise und trugen den allgegenwärtigen Geruch von Blut mit sich, der in der warmen Luft einfach nicht mehr verfliegen wollte. Selbst jetzt meinte Janis ihn noch in der Nase zu haben obwohl er sich weit fort und hoch über dem Lager befand. Krieg hatte nichts ehrenhaftes, dachte er. Wenn Syle das hören würde, würde der alte Bär ihn auslachen und… Syle… Er
versuchte nach der Erinnerung zu greifen, den Namen zu behalten. Es gelang ihm grade so. ,, Syle.“ Er flüsterte den Namen, kannte ihn, doch wollte sich kein Gesicht dazu in seinen Erinnerungen finden. Erneut strich er mit dem Daumen über die Silbergravierung der Brosche. Wer war er? Gedankenverloren zog er das Schwert, das der rote Heilige ihm zu seiner Taufe gegeben hatte. Wenn er ihm glaubte, dann war er vielleicht ein Gesandter seines Herrn. Wenn auch ein seltsamer. Vielleicht auch jemand, dem sein Gott eine zweite Chance gewährt hatte. Wenn das stimmte, dann würde auch er seine Rolle in diesem Krieg
speilen, nicht? Vielleicht würde er sich eines Tages sogar unter jenen wiederfinden, die nun dort unten in den Zelten für ihren Gott starben. Nicht glorreich auf dem Schlachtfeld sondern langsam an ihren Wunden… Die Sonne spiegelte sich auf den Rubinen an der Parierstange des Schwerts, während Janis die Klinge langsam drehte. Eine Waffe für einen König, dachte er. Nicht für ihn. Seltsam, das sich der kalte Stahl so vertraut anfühlte. Hatte er früher schon einmal ein Schwert geführt? Und was glaubst du eigentlich selbst, wer du bist? , fragte ihn eine leise Stimme. Seine eigene doch schien sie
von weit her zu kommen. Und das war die Frage, deren Antwort er vor allen anderen suchte… ,, Ich hatte geahnt das ich euch hier finden würde.“ Die Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Ohne das er wusste wieso, sprang er auf, fühlte sich ertappt, als die Gestalt des roten Heiligen die letzten Felsen der Anhöhe erklomm. ,, Ein wunderbarer Anblick nicht wahr ?“ ,, Ich weiß nicht, was an einem Meer aus Toten und Sterbenden wunderbar sein soll.“ Natürlich hatte der heilige eigentlich vom Tempel selbst gesprochen. Doch was bedeutete diese Pracht wenn in ihrem Schatten Menschen starben? Und doch hatte er nicht einst
ähnlich gedacht… Janis runzelte die Stirn, versuchte die Erinnerung festzuhalten und dieses Mal gelang es ihm irgendwie. Es war nur ein Fragment… aber es enthüllte ihm mehr über ihn selbst als er in den letzten Monaten erfahren hatte. Er erinnerte sich. An einen Tag auf einer staubigen Straße, an das Klirren des Stahls und den Geruch von Blut und verbrannten Pulver. An zerlumpte Männer, die vor ihm flohen um Gnade bettelten… Er sah sich selbst, inmitten von Gärten und hoch aufragenden Marmorbauten stehen, ein Federschwert in der Hand, wie auch manche der Akolyten des Herrn der Ordnung sie für Übungszwecke
verwendeten. Den Kopf hoch erhoben, seine ganze Ausstrahlung eine von Selbstsicherheit… oder schlichter Hochnäsigkeit. Der rote Heilige holte ihn zurück in die Wirklichkeit, als er sich neben Janis auf einem der Felsen niederließ, die hier oben eine Art natürlichen Sitz formten. Fast wie ein Thron aus ursprünglichen, roten Stein. Janis Waffe lehnte an der Seite eines der großen Granitblöcke, der Stahl fing das Sonnenlicht ein. ,, Warum seit ihr hier ?“ , fragte Janis schließlich. Der Heilige war sicher nicht nur hier um mit ihm über die Folgen seiner Eroberungszüge zu diskutieren. Und im Augenblick fehle ihm auch der
Sinn dafür. ,, Ich sehe es bringt nichts lange darum herumzureden, oder ?“ Sein gegenüber lächelte, doch wie so oft schien Janis sich unsicher, ob es wirklich echt war. ,, Ich habe eine Frage an euch. Und ein Angebot. Und dies hier…“ Der rote Heilige hob eine Hand in die Luft, so dass sie über dem Hang schwebte, der zum Arbeiter und Krankenlager am Fuß des Hügels abfiel. Zuerst lösten sich nur kleine, rötliche Steine aus dem Grund, dann immer mehr, bis Janis glaubte, der gesamte Hügel würde jeden Augenblick nachgeben. Felsbrocken so groß wie er selbst wurden in die Höhe gezogen kollidierten miteinander… und begannen
vor seinen Staunenden Augen zu schmelzen. Mehr und mehr Material verdichtete sich zu einem gewaltigen, glühenden Feuerball. Schlacke und flüssiger Felsen troffen davon herab, zäh wie Honig und erstarrten sobald sie den Grund erreichten zu bizarren Zapfenformen. Die Kugle folgte unterdessen weiter den Handbewegungen des Heiligen, zog sich in die Länge und nahm Form an. Janis verfolgte das Schauspiel mit großen Augen, während ihm langsam klar wurde, was da aus Eisen und Felsen entstand. Sobald der rote Heilige mit der Form zufrieden schien, machte er eine Abschneidende Handbewegung und das Metall, das er
zuvor dem Boden entzogen hatte, erstarrte Augenblicklich, oxidierte an der Luft zu einem olivfarbenen, fast schwarzen Ton. Dunkle, überlappende Metallschuppen formten den Brustpanzer einer schweren Rüstung. Stilisierte Augen deren Pupillen aus rotem Metall gefertigt waren, verzierten Arme und Beinschienen und der Helm selbst war über dem Visier mit dem Zeichen der Hand markiert worden, rot wie Blut, heller noch als die Rubine, die der Heilige trug. Der noch immer glühend heiße Panzer sank langsam zu Boden, direkt vor Janis Füße. ,, Was ist das ?“ , fragte er und streckte eine Hand aus, zog sie jedoch wieder
zurück, als er die Hitze spürte, die nach wie vor von dem frisch geformten Metall ausging. ,, Ein Geschenk, Janis. Und ein großzügiges, möchte ich anmerken. Es wird nicht viel geben, das diesen Panzer durchschlagen kann. Gehärtet in magischem Feuer und gesegnet von unserem Herrn…“ ,, Aber auch Geschenke haben ihren Preis, nicht wahr ?“ Das war zumindest eine Lektion, die er mittlerweile gelernt hatte. Bisher hatte er nichts umsonst bekommen. Nicht seit er hier erwacht war… Janis trat von der Rüstung zurück und drehte ihr den Rücken zu. Und auch dem roten Heiligen. Diesmal wollte er
erst wissen mit was er bezahlen würde. Und wie viel… ,, Ihr lernt scheinbar schnell.“ Die Stimme des roten Heiligen klang nicht mehr freundlich, sondern kalt und unnachgiebig. Als wäre sein bisheriges Auftreten nur eine Maske gewesen… ,, Es ist wahr… wie gesagt, ich habe ein Angebot für euch. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass man euch aus einem Grund zu uns geschickt hat, Janis. Ihr habt eine Rolle im Plan des Herrn zu spielen. Und ich glaube ich weiß, worin sie bestehen könnte. Ich habe euch ein Schwert gegeben und hier ist die Rüstung dazu. Ich will dass ihr beides tragt, wenn wir unseren Vormarsch auf
die feigende Stadt beginnen. Noch mehr, ich will, das ihr den Angriff führt…“ ,, Ich bin kein Krieger.“ Oder vielleicht war er es doch und er erinnerte sich bloß nicht. Er wusste, wie sich eine Waffe in der Hand anfühlte. Das Klirren von Stahl in seinen Ohren war ihm nicht unvertraut und selbst die hohen Rufe der Verwundeten und Sterbenden… War das einst seine Welt gewesen? Wenn ja, dann spielte es trotzdem keine Rolle. Sie war es nicht mehr. Er war, wer er jetzt war. Solange er nicht wusste, was davor gewesen sein mochte, war er nur ein verirrter Junge… Der Gedanke entlockte ihm ein grimmiges Lächeln und als er sich dem roten Heiligen wieder
zuwendete, schienen die Worte fast von selbst zu kommen. ,, Wenn ich zusage, werdet ihr mir endlich verraten wer ich bin ?“ Er wusste nicht, wieso er die Frage stellte. Er wusste nicht einmal ob sie zutraf. Bis zu diesem Augenblick. Alles überhebliche, alle Selbstsicherheit verschwand aus den Zügen des roten Heiligen. Eine Selbstsicherheit die ihm irgendwie vertraut vorkam. Wie aus einer Erinnerung… Janis hatte ins Schwarze getroffen. Er wusste es, dachte er. Amatheris, Aiden, Träumer… und auch der rote Heilige. Für sie alle war er kein unbeschriebenes Blatt, das spürte er doch. Jeder schien etwas zu wissen… nur
er nicht. ,, Janis… Wenn der Herr euch eure Erinnerung vorenthält, dann wird das einen guten Grund haben.“ ,, Den kann mir euer Herr dann doch sicher selbst nennen ? Ich bin es leid, durch die Dunkelheit zu tappen. Ihr wisst wer ich bin. Und solange ihr es mir nicht verratet, werde ich euch ganz sicher nicht weiter helfen. Götter, ich weiß ja nicht einmal ob ich das überhaupt sollte !“ ,, Es gibt nur einen Gott…“ ,, Der mir genauso gestohlen bleiben kann, wenn er hierfür verantwortlich ist !“ Janis deutete auf das Zeltlager hinaus, auf die Toten, die sterbenden. Und
gleichzeitig schloss er sich selbst mit ein. Wenn Stimmte, was der Heilige behauptete, dann war er genauso für diesen Gott geopfert worden wie die Leute dort unten. Seine Vergangenheit war es zumindest… Wut flackerte in den Augen des roten Heiligen auf. ,, Das ist Blasphemie…“ ,, Ist es das ?“ Er war zu weit gegangen um noch klein beizugeben, dachte Janis. Und er wich nicht zurück, als er in die Maske sah, die jetzt das Gesicht seines Gegenübers bildete. Hass und Wut und namenloser Zorn spiegelten sich darin, Feuer loderte in seinen Augen… Janis wusste, dass er ihn nicht bekämpfen konnte. Nicht alleine. Nicht so. Doch
bevor einer von ihnen etwas tun konnte, drangen plötzlich Schreie zu ihnen herauf…
Terazuma Hi Eagle! Na endlich! Janis wacht auf. Auch wenn er sich noch nicht erinnern kann, er kann zumindest er selbst sein und nach seiner eigenen Moral entscheiden. Und wie man sieht, lässt der rote Heilige darauf seine Maske fallen. Die Frage ist nur - was wird er jetzt tun? Der rote Heilige? Zum Glück gibt es eine Hemmschwelle in ihm, die ihn Janis damals nicht umbringen ließ. Man kann nur hoffen, dass sie immer noch da ist, sonst sieht es wohl schlimm für Janis aus. ^^ LG Tera |
EagleWriter Da kommt die Ablenkung grade recht ^^ lg E:W |