Eine alte Schlacht wurde wieder entflammt. Der Erbe des Imperiums ist verschollen. Und das Ende scheint gekommen. Während die Anhänger des Herrn der Ordnung das Kaiserreich in die Knie zwingen wird Galren Lahaye von Visionen geplagt, die ihn an den Rand des Wahnsinns treiben. Gejagt von den Kultisten des roten Heiligen, muss er erkennen, dass der der erste Unsterbliche ganz eigene Pläne mit ihm hat. Genauso, wie für den Sohn des Kaisers…
Und während Galren noch nach einer
Lösung sucht, scheint der Kampf bereits so gut wie verloren , denn als der Kaiser die Männer Cantons für eine letzte Schlacht Sammelt, kehrt ein weiterer alter Feind zurück. Und grade dieser könnte sich als letzte Rettung erweisen. Doch um welchen Preis? Der Kampf um das Schicksal Cantons wird zu einem um das Schicksal allen Lebens… Währenddessen nimmt auch der Aufruhr unter den Zwergen immer mehr zu. Jetzt wo sie ihr neues Land verloren haben, ohne es je zu sehen, zerbricht der wenige Zusammenhalt zwischen den Häusern immer mehr und der neue König Hadrir Silberstein steht vor der Herausforderung, seine Leute für die
kommende Schlacht zu einen… oder alles zu verlieren.
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Es regnete. Die Tropfen landeten auf den Blättern über ihren Köpfen, sammelten sich an den Zweigen und fielen als größere Wasserperlen herab, die wie ein ewiger Trommelwirbel auf ihre Kapuzen einprasselten. Nasses, feuchtes Laub bedeckte den Boden so hoch, das die Straße darunter kaum noch zu erkennen war. Lediglich das fehlende Unterholz lies ungefähr erahnen, wo entlang der Pfad verlief und wo der eigentliche Wald begann, trotzdem wurde Naria das Gefühl nicht los, das sie im Kreis gehen
würden. Allerdings, sah durch die Regenschleier betrachtet auch alles gleich aus. Und die wenigen Blätter, die noch an den Bäumen hingen hatten längst alle Farbe verloren und waren Braun und tot. Naria war den Anblick der endlosen, ewig gleichen Wälder mit ihren kaum noch von Blättern bestandenen Bäumen mittlerweile so gewöhnt, dass sie kaum mehr aufsah um sich zu orientieren. Es hatte ohnehin keinen Sinn. Die Gejarn der frei lebenden Clans mochten ihre Wälder schützen und leiben, sie jedoch hatte nie wirklich den Drang verspürt irgendwo im Nichts in einer Hütte zu leben. Und die Ereignisse der letzten Tage hatten nicht grade dazu
beigetragen, daran etwas zu ändern. Wasserpfützen hatten sich in Kuhlen auf dem Boden gebildet. Die Gejarn schritt achtlos durch sie hindurch. Sie waren ohnehin bereits alle bis auf die Haut durchnässt… In den südlicher gelegenen Teilen der Herzlande hatte der Winter noch keinen Einzug gehalten, doch ihr wäre Schnee fast lieber gewesen als das hier. Fünf Tage waren sie nun schon Unterwegs und genau so lange hatten sie kaum mehr eine Menschenseele gesehen. Oder blauen Himmel, was das anging. Elin und Galren, die sich hinter ihr den Weg entlangschleppten klebten die Wollmäntel ebenfalls bereits an der Haut
und hielten den stetigen, kalten Nieselregen nur noch unzureichend ab. Ihre Beinkleider waren bis zu den Waden durchnässt, wo sie sich durch das Laub hatten kämpfen müssen und langsam begann es auch noch dunkel zu werden. Rötliches Licht fiel zwischen den Stämmen der Bäume hindurch, zeichnete lange Schatten mit scharfen Konturen. Nirgendwo gab es ein Zechen von Zivilisation und langsam begann Naria sich damit abzufinden, das sie dieses Mal im freien würden übernachten müssen. Auf eine Nacht in einem Zelt konnte sie bei dieser Witterung durchaus verzichten. Doch die letzten Bauten oder zumindest das was sie dafür hatten,
hatten sie bereits am frühen Nachmittag passiert. Es war Elin gewesen, die als erstes darauf Aufmerksam wurde, als sie eine der seltenen Stellen erreichten, an denen sich der Wald etwas lichtete und den Blick auf die sie umgebende Ebene der Herzlande freigab. Die Felder, die fast jeden Teil des Landes in Besitz nahmen, der nicht von Wald bedeckt war, erstreckten sich als triste, braun-graue Einöde bis zum Horizont. Die Ernte für dieses Jahr war lange eingebracht und sicher in den Scheunen verwahrt worden. Doch ganz am Horizont, wo das Land wie eine Narbe von einer Schlucht durchzogen wurde, ragten ein dutzend dunkler Steinbauten innerhalb
verfallener, hoher Mauern in die Höhe. ,, Seht ihr das ?“ , fragte Elin, die sofort auf den Gipfel eines kleinen Hügels geklettert war um mehr zu erkennen. Mochten die Geister ihrer Ahnen wissen woher das Mädchen die Energie nahm, dachte Naria, konnte jedoch ein Grinsen nicht unterdrücken. Elin war immerhin die eine von ihnen, die sie auf Trapp hielt. Und Galren davon ab, zu sehr über all das nachzudenken. Naria gab es ungern zu, aber sie machte sich mittlerweile mehr Sorgen um ihn, als darum ob sie ihr Ziel überhaupt erreichen würden. Und diesmal waren der Grund nicht die Träume, die ihn weiterhin heimsuchten.
Doch immerhin dieses Mal lächelte auch er, als die Gejarn ihm eine Hand hinstreckte und zu sich nach oben zog. ,, Ich glaube das ist die Erdwacht.“ , meinte er nachdenklich. ,, Immerhin, das heißt wir gehen in die richtige Richtung. Vara ist nicht mehr weit von hier. Wenn wir einen Bogen um die Stadt machen sind wir bald auf direktem Weg in Richtung Berge…“ Mittlerweile allerdings war das alte Gemäuer lange hinter ihnen zurück geblieben. Gasthäuser und Dörfer gab es hier draußen nur noch selten und die, die sie fanden waren meist schon vor langer Zeit von ihren Bewohnern verlassen worden. Alles was sie noch vorfanden
waren leere Hütten, in denen sich manchmal nicht einmal mehr Möbel befanden. Nur Spinnweben und zerbrochenes Holz. Einmal jedoch hatten sie Glück und fanden ein Gasthaus, dessen Besitzer zumindest etwas Feuerholz, Vorräte und ein paar Möbel zurück gelassen hatten. Sie fanden alten Käsen, etwas Dörrfleisch und nickten schließlich zu dritt vor dem Kamin ein. Das musste der letzte Abend gewesen sein, an dem sie nicht bis auf die Knochen durchnässt und frierend schlafen gegangen waren. Zumindest der letzte an den sie sich erinnern konnte. Ein Rascheln irgendwo im Unterholz riss sie kurz aus ihren Gedanken.
Normalerweise hätte sie dem ganzen keine Aufmerksamkeit gewidmet. Das Laub zwischen den Bäumen war fast ständig in Bewegung. Muse huschten hindurch, Vögel und Eichhörnchen brachten die Zweige zum Zittern wenn sie davon aufstoben oder daran entlang kletterten. Doch das Geräusch schien zu laut gewesen zu sein, klang nach etwas größerem… Sie blieb stehen, sah sich um. Sehen konnte sie nichts, nur das Gewirr aus Zweigen, Unterholz und gelbbraunen Blättern. Auch Elin und Galren hatten mittlerweile angehalten und beobachteten die Umgebung. Sie wussten genau so, dass etwas nicht stimmte. Naria sog Prüfend die Luft ein
und Spitzte die Ohren. Ihre Sinne waren nicht so scharf, wie die eines Gejarn der sein Leben in der Wildnis verbracht hatte, aber immer noch um einiges feiner als der eines Menschen. Doch weder wiederholte sich das Geräusch noch konnte sie etwas wittern. Die einzigen Gerüche hier draußen waren die des Waldes, verrottendes Holz und Laub und der Duft von Baumharz und Tannenadeln… Seltsam, dachte sie. Sie hatten bisher nur Laubbäume gesehen. Und so weit im Norden waren sie noch nicht… Naria zuckte mit den Schultern. Vielleicht war es ja wirklich nichts… Sie kam nicht mehr dazu den Gedanken richtig zu beenden. Wie aus dem Nichts
stieß ein Schatten auf die Straße vor ihnen herab, ließ sich von den Zweigen über ihnen herabfallen und wirbelte Laub und kleine Holzstücke auf. Ein schwerer, dunkelbrauner Mantel bedeckte den Körper des Fremden. Darunter zeichnete sich Kleidung aus grob gegerbtem Leder und grünem Stoff ab. Und er war kein Mensch, dachte Naria. Ein Clan-Gejarn ? Der Mann war klein, ein Luchs mit braunem Fell und hellgrünen Augen und einen Moment war Naria tatsächlich überrascht, wie jung er wirkte. Noch ein halbes Kind, das vielleicht grade seinen sechzehnten Sommer erlebt haben mochte. Trotzdem strahlte er eine
seltsame Selbstsicherheit aus. Ein Bogen aus hellem, fast weißem Holz lag in seinen Händen mit einem Pfeil auf der Sehne, dessen Spitze ölig schwarz glänzte. Irgendein Gift ? , fragte Naria sich. Weitere Munition befand sich Griffbereit in einem Köcher an seiner Hüfte. Allerdings musste ein einzelner Schütze schon sehr schnell sein um auf diese Entfernung noch einen zweiten Pfeil einlegen zu können. Ein Räuber war er also schon mal nicht, oder wenn, dann der dümmste den sie je gesehen hatte. Alleine gegen drei… Naria war versucht die Sache hier und jetzt zu beenden. Aber bisher hatte er nichts getan als sie zu erschrecken. Und noch
immer konnte sie ihn nicht wittern, obwohl er direkt vor ihr stand. Da war nur der Duft nach Wald und Harz… Was wollte er von ihnen? ,, Ich weiß nicht wer ihr seid, aber wir sind lediglich Reisende.“ , erklärte Galren. ,, Auf der Flucht aus der fliegenden Stadt.“ Der junge Mensch schlug seinen Umhang zurück und achtete darauf, dass man das Schwert an seiner Hüfte sehen konnte, als er vortrat. ,, Wir wollen keinen Ärger.“ ,, Ihr seht allerdings nicht wie Flüchtlinge aus.“ , stellte der fremde Gejarn fest. Und noch während er sprach, schien der Wald um sie herum zum Leben zu erwachen. Bevor Naria
dazu kam auch nur zu begreifen was vor sich ging, waren sie umstellte. Von einem Dutzend Gejarn, denen noch Blätter und Rindenstücke aus der Kleidung rieselten, während sie bereits Bögen und Musketen auf die kleine Gruppe richteten. Weitere tauchten aus dem Unterholz auf, manche bewaffnet, andere nicht, bis es fast zwanzig sein mussten. Galren wirbelte sofort herum und zog das Schwert, während er Elin mit der freien Hand hinter sich schob. Das Schwert hatte die Farbe von Schiefer und die Schneide glitzerte wie gebrochener Feuerstein. Naria tat es ihm gleich, umklammerte den Kampfstab und
zermarterte sich den Kopf ob es einen Zauber gab, der sie vor so vielen Projektilen gleichzeitig schützen konnte. ,, Wie gesagt… wir suchen keinen Ärger.“ Galen hielt die Klinge mit beiden Händen, während sie langsam zurückwichen, bis sie Rücken an Rücken standen. Irgendwie mussten sie hier heraus, dachte Naria. Blieb nur die Frage wie? Ihre Gegner blieben wo sie waren, rührten sich nicht. Worauf warteten sie? Wenn sie vorhatten sie einfach zu töten, wäre das längst geschehen. Und dann war es wieder der junge Mann mit dem Bogen der zu ihnen sprach. Seine Stimme verriet, dass er die
Amtssprache wohl noch nicht sonderlich lange beherrschte. ,, Es sind dreißig Pfeile auf eure Herzen gerichtet.“ , erklärte er. ,, Ihr gebt mir besser schnell eine bessere Erklärung für euer hier sein als das. Dieser Weg hier führt in Richtung unserer Siedlung und ich sehe keinen Grund euch dort willkommen zu heißen. Oder am Leben zu lassen und dadurch unser Leben zu riskieren. Ihr seid keine gewöhnlichen Reisenden. Die haben wir schon oft genug beobachtet. Und die sind auch nicht bewaffnet. Aus dem Süden und Osten drängen zum ersten Mal seit zwei Jahrzehnten wieder Sklavenjäger in unsere Wälder. Anscheinend braucht dieser neue Gott
dort sehr viele Arbeiter… Also.. wer seid ihr? Und vor allem, was ?“ Naria konnte sehen wie Galren seine Taschen abtastete. Nach dem Siegelring den Kellvian ihm gegeben hatte, vermutete sie. Aber war das auch klug? Ihr bester Schutz war, das man sie nicht erkannte. Und wenn bekannt wurde, dass sich Abgesandte des Kaisers in den Herzlanden aufhielten würde sich das herumsprechen. Selbst unter den abgeschieden lebenden Clans. Aber hatten sie überhaupt eine Wahl? Der Luchs sah neugierig und misstrauisch zugleich zu, wie Galren den Ring langsam aus der Tasche zog. ,, Das sollte eure Fragen beantworten.“ ,
meinte er während er das Siegel weiter reichte. ,, Weder sind wir Reisende, noch Sklavenhändler… und nicht eure Feinde. Solange ihr nicht die unseren seid.“ Der Gejarn besah sich den Ring lange. Dann reichte r ihn schließlich ohne ein Wort zurück und gab seinen Männern ein knappes Zeichen, die Waffen zu senken. ,, Verzeiht… es sind verwirrende Zeiten, Herr. Auch für uns. Und es ist schwer abzuschätzen, wem man noch trauen kann. Aber die Clans haben Kellvian Belfare nicht vergessen.“ Nun klang der Mann sogar fast freundlich, wenn auch nach wie vor vorsichtig. ,, Obwohl es mehr als zwanzig Jahre her ist, das er
das letzte Mal unter uns weilte. Unser Ältester hat immer davon erzählt, wie der junge Kaiser zur großen Versammlung kam um den Rat der Ahnen zu suchen. Er hat uns immer respektiert… Also begleichen wir diese Freundlichkeit an seinen Gesandten.“ Er schien mehr an seine Leute gerichtet zu sprechen als an sie. Konnte es sein das dieses… halbe Kind hier der Anführer war? Möglich wäre es sicher, dachte Naria. Aber ungewöhnlich. Normalerweise wurden die einzelnen Clans von einem oder mehreren Ältesten geführt, die Recht sprachen und den Weg der Nomaden bestimmten. Und hatte er nicht genau einen solchen
erwähnt? ,, Ich hoffe ihr verzeiht die ruppige Begrüßung.“ , fuhr der Luchs mittlerweile wieder an sie gerichtet fort. ,, Ich hoffe wir können das wieder gut machen. Wir würden uns geehrt fühlen die Gesandte des Kaisers willkommen zu heißen…“ Die Entscheidung fiel ihnen nicht schwer. Im Nachhinein betrachtet, dachte Naria, eine wirkliche Wahl hatten sie ohnehin nicht, sah man vom Waldboden einmal ab. Und nachdem sie sich einmal zu erkennen gegeben hatten schien das Verhalten des Gejarn sich vollkommen gewandelt zu haben. Naria bezweifelte, dass man sie hätte gehen lassen, selbst
wenn sie das Angebot abgelehnt hätten. Und doch war das genau die Art von Aufmerksamkeit die sie hatte vermeiden wollen. Nun… besser als herauszufinden ob diese Pfeile wirklich vergiftet waren, sagte sie sich, als sie der kleinen Gruppe Gejarn folgten, die plötzlich zu ihrer Eskorte geworden waren.
EagleWriter Ich würde behaupten doch ausnahmsweise mal positiv^^ lg E:W |
abschuetze Na ja einfach mal so in Richtung Norden, ohne dass sie jemanden treffen, wäre auch nicht möglich gewesen :) und ein Dach über dem Kopf ... warum nicht. LG von Antje |
EagleWriter In dem Fall ob sie wollen oder nicht ^^. lg E:W |