Eine alte Schlacht wurde wieder entflammt. Der Erbe des Imperiums ist verschollen. Und das Ende scheint gekommen. Während die Anhänger des Herrn der Ordnung das Kaiserreich in die Knie zwingen wird Galren Lahaye von Visionen geplagt, die ihn an den Rand des Wahnsinns treiben. Gejagt von den Kultisten des roten Heiligen, muss er erkennen, dass der der erste Unsterbliche ganz eigene Pläne mit ihm hat. Genauso, wie für den Sohn des Kaisers… Und während Galren noch nach einer
Lösung sucht, scheint der Kampf bereits so gut wie verloren , denn als der Kaiser die Männer Cantons für eine letzte Schlacht Sammelt, kehrt ein weiterer alter Feind zurück. Und grade dieser könnte sich als letzte Rettung erweisen. Doch um welchen Preis? Der Kampf um das Schicksal Cantons wird zu einem um das Schicksal allen Lebens… Währenddessen nimmt auch der Aufruhr unter den Zwergen immer mehr zu. Jetzt wo sie ihr neues Land verloren haben, ohne es je zu sehen, zerbricht der wenige Zusammenhalt zwischen den Häusern immer mehr und der neue König Hadrir Silberstein steht vor der Herausforderung, seine Leute für die
kommende Schlacht zu einen… oder alles zu verlieren.
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Dunkle Quellwolken bedeckten den Himmel soweit Naria sehen konnte. Regen und Schneeschauer gingen Abwechselnd über den leeren Straßen der fliegenden Stadt nieder und begruben Wege genauso wie Dächer, Höfe und Gärten unter einer schmutzgrauen Matschschicht. In der kleinen Kammer im Gästeflügel des Palastes in der sie saßen, hielt das Feuer in zwei Kaminen die Kälte draußen. Schneeflocken schmolzen an den Scheiben und die entstehenden Wassertropfen fingen das Licht der Flammen ein wie Tränen aus
Bernstein. Verzierte und mit Schnitzereien versehene Säulen flankierten die großen Öfen, die selber mindestens genau so prächtig gestaltet waren wie die restliche Einrichtung. Schwere rote Teppiche in denen mit Gold gewebte Muster glitzerten bedeckten den Boden und die Möbel um sie herum waren aus dunklem Holz gefertigt worden auf dem Intarsien aus Rotgold glitzerten. Doch auch alle Pracht konnte nur schwer darüber hinwegtäuschen in welcher Situation sie sich befanden. Fünf Stühle standen um einen großen Tisch in der Mitte des Raums herum, von denen jedoch nur vier besetzt waren. Auf dem freien Platz lag
Narias gepackter Rucksack, während ihr alter Wanderstab an der Lehne lehnte. Das Holz trug noch immer Schwertkerben von ihren Übungen mit Lias. Sie lächelte unbewusst bei dem Gedanken an den alten Gejarn. Und insgeheim fragte sie sich, wie er wohl reagiert hätte, könnte er jetzt hier sein. Ihr Dilemma hätte er wohl nicht zu lösen vermocht. Aber manchmal… Nun manchmal konnte ein anderer Blickwinkel die Dinge zumindest weniger schwer erscheinen lassen. Die übrigen Plätze am Tisch waren mit Armell, Zachary und Merl besetzt, wobei der Meister des jungen Zauberers ihr fast genau gegenübersaß. Merl seinerseits
hatte sich zurück gelehnt und die Augen halb geschlossen. Die Träne die ihm sein Meister überlassen hatte, glitzerte an einer Kette um seinen Hals und warmer Dampf stieg aus dem Becher in seinen Händen auf. Heißer Wein der mit Gewürzen zusammen gekocht worden war dampfte in einem großen Krug vor ihnen auf dem Tisch und in einer Reihe von Zinnbechern. Naria nippte nur vorsichtig daran, war jedoch froh sich bei der Witterung einmal richtig aufwärmen zu können. Nach der Audienz im Thronsaal waren sie eine Weile ziellos durch die Flure des Palastes gewandert. Und längst nicht alle Räume hier wurden immer beheizt, wenn sie nicht in Benutzung
waren. Und sie würden so oder so noch früh genug wieder hinaus in die Kälte kommen, dachte sie. Morgen früh würden sie, Elin und Galren nach Norden aufbrechen, während der Rest einen Bogen nach Süden in Richtung Vara schlagen würde. Das hieß bis auf die Garde. Bis auf Hadrir. Bis auf Quinn, Syle… und Kellvian. Sie respektierte die Entscheidung des Kaisers der Menschen, dennoch fragte sich ein Teil von ihr, ob nicht mehr dahinter stecken mochte. Kellvian schien nicht der Mann zu sein, der sein Leben sinnlos wegwerfen würde. Gab es also noch einen Plan? Oder hatte er schlicht aufgegeben und nur noch beschlossen
sich seinem Schicksal lieber hier als in Vara zu stellen? Das die Stadt auf Dauer keine sichere Zuflucht sein würde, musste ihm ebenfalls klar sein. Nicht wenn die fliegende Stadt fiel. Aber wo konnten die Leute sonst schon noch hin? Und wer würde es wagen ihnen ins Gesicht zu sagen, dass sie das Ende nur hinaus zögerten… Erindal war zerstört, Silberstedt gefallen, Helike schon lange davor, selbst wenn es in Reichweite gewesen wäre, Lasanta war zu weit weg und Risara wurde belagert oder befand sich ebenfalls schon in den Händen der Kultisten. Und für die übrigen größeren Städte sah es nicht besser aus. ,, Wir könnten euch begleiten.“ Zacharys
Stimme riss sie aus ihren trübseligen Gedanken. Von den drei Magiern hier, sie eingeschlossen, war er der Älteste, auch wenn das nicht viel zu sagen hatte. Nach den Strapazen der letzten Tage wirkte er jedoch tatsächlich… gealtert, dachte sie. Ganz und gar nicht wie ein Mann um die dreißig, eher wie einer Anfangs fünfzig… ,, Zumindest bis nach Silberstedt. Ich habe nicht vor meine Heimat lange der Gnade des Herrn der Ordnung zu überlassen.“ Naria sah den Magier einen Augenblick lang misstrauisch an. Mochte sein das die anderen am liebsten vergessen mochten, was geschehen war, aber sie nicht. Er hatte versucht Galren Eiskalt
zu ermorden. Und selbst wenn sie das auf eine Einflüsterung Ismaiels schieben könnte… wer garantierte ihr, das er dieser nicht wieder nachgab? Wenn es wirklich keine Möglichkeit mehr gäbe, wenn sie keinen Ausweg mehr hätten… ja, dann würde Galren sterben müssen, dachte sie. Zumindest wenn diese Welt noch irgendeine Hoffnung haben sollte. Und wenn es nötig werden würde, würde sie es selbst tun… Und sie würde den Mensch sehr genau im Auge behalten. Aber nicht vorher. Der Kaiser hatte einen Plan und ob er nun Erfolg haben würde oder nicht, noch waren sie nicht am Ende. ,, Je weniger wir sind, desto besser.“ ,
erklärte sie daher kühl. ,, Der rote Heilige ist nicht dumm, Zachary. Auch wenn der Kaiser seine Armeen hier binden kann, er wird Augen und Ohren überall haben. Eine kleine Gruppe bleibt eher unentdeckt. Vor allem wenn ihr wirklich beabsichtigt, Silberstedt zu attackieren. Ihr würdet nur Aufmerksamkeit auf uns lenken. Das ist genau das, was wir nicht gebrauchen können…“ Und er blieb besser weit fort von Galren. ,, Außerdem wird man euch in Vara brauchen. Ihr wisst das so gut wie ich.“ Der ältere Magier nickte. ,, Ihr habt ja recht.“ Er grinste. ,, Das heißt jedoch nicht das mir die Vorstellung diesen
Bastarde die sich in meiner Stadt breit gemacht haben in Stücke zu reiße nicht gefallen würde.“ Und vielleicht war doch etwas von Ismaiel in ihm hängen geblieben, dachte Naria. ,, Ihr klingt schon wie der andere…“ Zachary sah plötzlich um einiges düsterer drein wie noch wenige Augenblicke zuvor. ,, Glaubt nicht, das ich das nicht wüsste. Ismaiel war so lange ein Teil von mir, das ich mir nicht sicher sein kann, ihn je wieder ganz los zu werden, Naria. Ihr wisst nicht wie das ist. Zwei Seelen in einem Körper können auf Dauer keine getrennten Entitäten bleiben. Irgendwann fangen sie an sich
zu überlagern, während die eine die andere langsam übernimmt.“ Er hob eine Hand, betrachtete seine Finger, als würde er sie soeben zum ersten Mal wirklich wahrnehmen. ,, Manchmal kann ich nicht einmal mehr sicher unterscheiden was von meiner Persönlichkeit grade überhaupt noch wirklich von mir stammt… und was von ihm. Manche Dinge verändern einen. Und das nicht immer zum Besten.“ ,, Ich glaube, ich kann das ziemlich gut nachvollziehen.“ , meinte Merl. Naria wusste nur zu gut was er meinte. Den jungen Magier von einst schien es längst nur noch manchmal zu geben. Merl war über die letzten Jahre ernster geworden,
härter. Und vielleicht in manchen Dingen weiser als sein Meister, dachte sie behielt diesen Gedanken jedoch für sich. Und die letzten Entbehrungen hatten diesen Eindruck nur verstärkt. Zachary war wohl nicht der einzige, bei dem etwas von Ismaiel hängen geblieben war, auch wenn Naria hoffte, dass der Junge noch seinen eigenen Weg fand. Jenseits jeder Herkunft oder der Taten seines Meisters. ,, Damals im Lager… du hast gesehen was er getan hat, oder ? Den Feuerengel ?“ Die Frage klang schon wieder mehr nach dem alten Merl. ,, Davon war nichts Ismaiel, Merl. Ausnahmsweise.“ Zachary schenkte sich Wein nach, rollte den Becher dann
jedoch nur einen Moment zwischen den Händen, bevor er fortfuhr: ,, DU hattest diese Fähigkeiten schon immer… nein mehr du bist damit geboren worden. Du musstest sie nur auch nutzen wollen. Alles, was dich je zurück gehalten hat… ist genau hier.“ Er tippte sich gegen den Kopf. ,, Warum hast du es mir nie gesagt ? Ich meine, wer ich eigentlich bin?“ ,, Lass mich mit einer Frage antworten : Hättest du es akzeptiert wenn du es auf diese Art erfahren hättest ? Ich kannte und kenne dich Merl.“ ,,Nein.“ Naria wusste nicht zu sagen worauf sich die Antwort des Magiers bezog. ,, Ich glaube nicht, das Ismaiel
jemand ist, den man so einfach akzeptieren kann…“ ,, Und trotzdem erfüllt mich sein Verlust mit mehr Sorge als es sein Leben je tat.“ , murmelte Zachary mehr zu sich selbst als zu einem der Anwesenden. Die Augen hatte er dabei niedergeschlagen und auf den Inhalt seines Bechers gerichtet ,, Vielleicht war er nicht ganz das bösartige Wesen, das er für alle sein wollte. Ich weiß nicht ob sein Tod mir etwas bedeuten soll… Aber er schien mir immer so verbittert, wütend auf alles und jedem als würden sie an seinem Schicksal Schuld tragen.“ , stellte Armell fest. ,, Und trotzdem hat er sich am Ende für uns
geopfert.“ ,, Und damit ist die Linie des alten Volkes endgültig erloschen.“ Naria glaubte zu verstehen was Zachary an diesem Gedanken nicht gefiel. Und auch Merl begriff es, sie konnte es ihm ansehen- Das alte Volk war tot. Dieses Mal hoffentlich endgültig. Vielleicht musste man selbst ein Magier sein um die volle Tragweite dieser Tatsache fassen zu können. ,, Es ist das Ende, das meint ihr doch, oder ?“ Der ältere Zauberer nickte. ,, Unsere Magie speist sich aus dem Erbe des alten Volkes. Wir alle, zumindest Merl und ich stammen mehr oder weniger direkt vom alten Volk ab. Wie das bei euch aussieht,
da bin ich mir nicht sicher. Aber würde man die Stammbäume jedes Magiers im Kaiserreich bis zum Beginn zurückverfolgen würde bei jedem ein Mitglied des alten Volkes an letzter Stelle stehen. Und nun ist seine Blutlinie erloschen. Ich fürchte, dass dies… wenn nicht ihr Ende doch zumindest den langsamen Tod der Magie bedeuten könnte. Zumindest jene Form, die von Magiern gewirkt wird. Das Blut des alten Volkes wird sich mit den Jahrhunderten verlieren. Das hat es immer schon getan. Doch nun ist dieser Prozess endgültig unumkehrbar.“ ,, Das glaube ich schlicht nicht.“ , erwiderte Naria. ,, Wie ihr selbst gesagt
hab. Ich glaube nicht, dass ich vom alten Volk abstamme. Und ich glaube es war Simon der sein Ordensbrüder einmal davor warnte, Magie als bloßes Phänomen von Blut und Erbe sehen zu wollen. Sie fluktuiert, nimmt manchmal zu und manchmal ab. Und ihr solltet das Wissen. Sie ist genau so sehr Entität wie Phänomen. Und auch ohne das alte Volk besitzen Menschen Magie. Sie könnte genau so wenig aussterben wie ein Ozean verdunsten kann. Mag sein, dass sich die Küstenlinien mit der Zeit verändern, das Wasser ist aber immer noch irgendwo. Die Magie achtet auf sich selbst…“ ,, Hoffen wir, das ihr recht habt. Ich
fürchte, wer von uns Recht hat, werden wir nicht mehr erfahren. Und vielleicht ist das auch gut so. Ich glaube nicht, dass ich in einer Welt gänzlich ohne Magie leben wollen würde. Das wäre, wie seine Augen zu verlieren. Oder seine Füße.“ ,, Der rote Heilige meinte, er könnte das alte Volk zurück bringen.“ , bemerkte Merl. ,, Wenn Ismaiel sich auf seine Seite schlagen würde zumindest. Er hat es ihm offen Angeboten. Sein Herr könnte sein ganzes Volk für eine zweite Chance zurück bringen…“ ,, So sehr mich ihr endgültiges Verschwinden auch sorgt, ich hoffe inständig, das das eine Lüge war. Und
Ismaiel scheint dies auch gewusst zu haben. Zumindest war er nicht bereit uns alle dafür zu opfern… Man mag über ihn sagen was man will, aber er ist nicht so wie die Diener des Herrn der Ordnung . Die Geweihten kennen kein Mitgefühl mehr, kein Erbarmen… der Prozess, der sie zu dem Macht was sie sind löscht ihre Identitäten aus, vernichtet ihre Emotionen oftmals völlig… Ismaiel hingegen hatte sich schlicht entschlossen, seine zu ignorieren. Und ich glaube, das war letztlich auch das einzige, was ihm über all diese Jahrtausende zumindest ein Fragment seines gesunden Verstandes bewahrt hat.“ Es war seltsam Zachary so sprechen zu
hören. Sein Blick schien durch sie hindurch zu gehen, irgendwo in die Ferne, so als würde er auf das Leben zurückblicken von dem er sprach. Und wenn wirklich einige Fragmente von Ismaiel in seinem Geist zurück geblieben waren… nun wer weiß, dachte Naria. Er würde ihr wohl kaum erlauben, herauszufinden ob es stimmte. Schade… ,, Hoffen wir, das wir nie herausfinden müssen ob der rote Heilige zu so etwa sin der Lage wäre. Das alte Volk wäre kaum unser Freund, auch wenn sie nicht von einem Dämonen-Gott zum Leben erweckt würden.“ ,, Nein.“ Armell schüttelte den Kopf. ,, Laut allem was Ismaiel uns erzählt hat,
haben sie die Menschen in die eisigen Weiten hinaus gejagt… und fast ausgelöscht.“ ,, Und dabei die Seher erschaffen. Wenn auch eher unbeabsichtigt.“ Merl schien einen Moment darüber nachzudenken ,, Wie diesen Melchior, den Galren suchen soll ? War es das was ihr gemeint habt als ihr sagtet, das auch Menschen über Magie verfügen würden, Naria ?“ ,, In gewisser Weise ja. Aber es ist schwer zu erklären. Niemand weiß wirklich viel über die Seher, aber sie sind im Grunde Magier. Allerdings eine andere Form davon. Sie stammen nicht vom alten Volk ab. Man könnte sagen, wenn Maie eine Sprache wäre, das das
alte Volk und die Seher unterschiedliche Dialekte darin darstellen würden. Ihre Fähigkeiten haben den gleichen Ursprung, äußern sich aber in völlig anderen Erscheinungsformen. Vielleicht verschieden genug, das einer von ihnen helfen kann, wo unsere Fähigkeiten versagt haben…“
Terazuma Zachary scheint wirklich ein wenig von Ismaiel in sich behalten zu haben. Aber auch Merl ist verändernt. Eigentlich kein Wunder, bei all dem, das geschehen ist. Zu Galren: Ich glaube, Narnia muss sicher nicht Hand an ihn legen, wenn es keinen Ausweg mehr geben sollte, das würde Galren sicher selbst tun. Die Frage ist nur, ob er es dann noch könnte, wenn er einmal so unter Einfluss kommen würde. ^^ LG Tera |
EagleWriter Das bleibt wohl tatsächlich noch abzuwarten ^^ lg E:W |