Kurzgeschichte
Ausblick

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"Ausblick"
Veröffentlicht am 23. August 2016, 36 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
© Umschlag Bildmaterial: Elena Okhremenko - Fotolia.com
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Über den Autor:

Aktiv Passiv, so könnte man es nennen. IG: zufluchts.worte
Ausblick

Ausblick


Eine Abänderung des Buches "Zukünftig".

Falls ihr beide Bücher gelesen haben solltet wäre ich euch sehr dankbar wenn ihr mich wissen lasst welche Version euch besser gefallen hat :)!

Lieben Dank & viel Spaß beim Lesen.

Anfang

Die Frage war immer was ist der Anfang und von was. Niemals wann war dieser. Mein Anfang war vor langer Zeit und in Menschenleben bedeutet das viel erlebt zu haben, doch in meinem, dass sich Tage wie Jahre gleichen. Eine Nacht geht auf, ein Tag geht unter und ein neues Jahrhundert beginnt binnen eines Lidschlags. Ob ich viel erlebt habe wollt ihr wissen? Sagen wir, das kommt auf den Vergleich an. Vergleicht ihr mich mit jemandem aus der Gegenwart, so ja ich habe mehr erlebt als die meisten das jemals von sich behauptet können werden, auch wenn sie älter werden sollten als ich es vorhabe. Vergleicht man mein Leben und dessen Inhalt mit dem einer Person von Früher, so ist mein Leben die Schneke, welche gemächlich auf dem Weg zum Ziel neben einem Rennpferd kriecht.

Ich kann mich noch an die Worte meiner Großmutter erinnern als sich die Zukunft vor ihr wie ein weißes unendliches Tuch vor ihr ausbreitete. „Wir freuten uns über das Nichts-Tun, weil wir zur Produktivität gezwungen wurden. Vielleicht würden wir uns über Produktivität freuen, wären wir zum Nichts-Tun gezwungen.“ Man glaubt nicht an hellseherische Fähigkeiten und denoch ist es manchmal erstaunlich wie nahe Ahnungen an die zukünftige Wahrheit und deren Zustand hinkommen. Die Welt oder wir Menschen, sind in einen Zustand des Nichts-Tuns versunken und in euren Ohren klingt das wie das Zirpen von Grillen an einem lauen sternenbedeckten Sommerabend. Ihr liegt unter dem Horizont im weichen Gras, erfüllt von duftenden Kräutern und Wildblumen. Der Wind rauscht sanft, es klingt nach der Zeit ohne das Ticken einer Uhr,

einem Geräusch, welches ihr euch gar nicht vorstellen könnt, weil es durch das Fehlen von Etwas definiert wird. Für euch klingt es wie die fehlende Zeit um all das zu tun was euch beliebt. DER KLANG DER ZEIT Die Zeit verliert ihre Eigenschaften, je länger man sie erlebt. Wir sind Immun gegen diese Krankheit, unsere Leben sind für das Fürimmer geschaffen, welches sich langsam vor uns erstreckt. Eine Einbahnstraße, welche bedenklich sicher immer in die selbe Richtung führt. Wie ist die Zeit? Frage ich mich immer und immer wieder. Und auch frage ich mich wie ihr sie wohl beschrieben hättet. Wie riecht sie? Wie sieht sie aus? Seht ihr euch selbst im Portrait als ihr noch jung wart und im Vergleich wie ihr heute ausseht? Sieht sie aus wie die Falten, welche sich in euer Gesicht eingraben oder wie all die Jahre, welche so

erschreckend gleich ineinander übergeflossen sind? Wie ein schwindliger Haufen Erinnerungen? Wie schmeckt sie? Nach schweren Worten auf euerer Zunge? Nach Nostalgie? Das einzige was uns übriggeblieben ist von der Zeit ist das schon lang verstummte Ticken einer Uhr. Wir haben es konserviert, doch wie soll man das Geräusch auslaufender Zeit einordnen, wenn Zeit in jeder Sprache ein Fremdwort ist. Der Klang der Zeit ist verstummt. Einige schauen ab und an noch auf einen Kalender um zu wissen welches Jahrhundert es ist. Doch spielt es keine Rolle, sofern diese alle gleich sind und man weiß, dass noch unendlich viele vor einem liegen.

Tod

Für euch klingt es wie ein Paradox wenn ich sage, dass wir unbegrenzte Lebenszeit haben und unser Körper doch zu verletzlich wie nie zu vor ist. Wir sind schwach geworden und unbrauchbar. Der menschliche Körper ist noch immer auf einen Jahrhunderte alten Überlebenskampf ausgelegt, doch auch diese evolutionären Eigenschaften lassen sich umkehren. Es braucht für alles nur Zeit und diese haben wir zu genüge. Wir werden nicht alt, doch unsere Körper sind von Beginn an so schwach wie der einer 50 Jahre alten Person. Unsere Glieder schmerzen nicht -wovon auch? Wir kennen Krankheit aus den Überlieferungen von Früher als die Menschen noch starben, doch haben sie nie an unserem eigenen Körper erfahren. Selbst gegen die resistentesten Krankheiten wie die Zeit

haben wir uns immunisiert. Doch unsere Körper wären heute nicht mehr in der Lage aus sich selbst heraus diese Erreger zu bekämpfen. Wir sind im Vergleich zu damals schon in jungen Jahren senil und können nichts mehr ohne Hilfsmittel erreichen. Wir sind nicht an Atemgeräte geknüpft, wir müssen keine täglichen Pillen schlucken denn diese Abhängigkeit und Verlätzlichkeit ist viel subtiler. Die Luft, welche wir atmen wird vorgefiltert. Das Wasser welches wir trinken ebenso. Das Essen, welches wir essen ist prall gefüllt mit Sterilisation und die Vitamine werden eingeimpft. Und in jedem anderen Aspekt den man betrachtet ist es ebenso. Wir kommen nicht mehr in Kontakt mit der realen, wirklichen Welt wie sie Früher einmal war

Essen

Wir wissen doch gar nicht mehr wie die Pflanzen unserer Nahrungsmittel aussehen, geschweige denn könnten wir sie anbauen und ernten. Selbst das Essen ist für uns nichts mehr als ein mechanischer Akt, wie jeglicher Akt um unsere überbliebenen menschlichen Bedürfnisse zu befriedigen, obwohl wir längst nicht mehr menschlich sind. Wir sind zu einem dieser Roboter geworden, welchen wir selbst gebaut haben. Wir sind seelenlose Kreature, wir haben keinen Mangel an Empathie oder Moralität, und doch sind wir seelenlos.

MACHT

Die Apokalypse wie sie in den Dokumenten und Filmen von Früher porträtiert wurde ist so nie eingetreten. Wir haben freiwillig aufgegeben und unsere Macht und unsere Kontrolle über uns selbst, den Maschienen überlassen. Setzt man sich weiter mit historischen Dokumenten auseinander so hätte man das vor langer, langer Zeit schon voraussagen können. Die Maschienen schenken uns ein einfacherers Leben, doch was davon ist noch unserers? Damals dachten sie sich bestimmt: “Wer gibt nicht gern ein bisschen Arbeit ab um ein bisschen mehr Zeit zu haben?“ Doch wie man es auch in historischen Dokumenten herausnehmen kann, wussten wir Menschen noch nie unser Maß und haben uns hoffnunglos überschätzt. Uns erst zu Sklaven unserer Selbst gemacht und dann zu Sklaven von uns selbst erschaffenen Maschienen und Robotern, welche

ihre Sklaverei noch nicht einmal bemerken. Die Lethargie ist wie ein fahler Schatten langsam über uns gekrochen und wir haben uns nicht erhoben. Wir sind tote Wesen, doch noch einmal: Die Menschheit ist nicht durch einen großen Knall untergegangen. Wir haben uns selbst einen Sarg gebaut mit den weichsten Kissen und uns fröhlich hineingelegt. Doch zum Verständnis: Ich ermesse das Ende der Menschheit nicht daran, ob wir am Leben sind oder nicht. Daraus leitet sich für mich nicht die Definition von Leben ab, sondern daran ob wir Aktivitäten zeigen, ob wir aktiv sind und wir sind freiwillig in einer egalitären Lethargie versunken. Ich möchte nur kurz bemerken, dass dafür noch immer Zeit ist. Den großen Knall der Apokalypse. Denn schließlich waren es nie die Maschienen, welche von sich selbst heraus böse waren. Es waren wir Menschen mit der Art und Weise wie wir mit ihnen umgegangen

sind und wie wir sie programmiert haben. Wir sind tote Wesen, welche sich nicht aus ihren Gräbern erheben werden. Für was denn auch? Wozu die antike Presse- oder Meinungsfreiheit aufleben lassen, wenn keiner eine Meinung hat oder jede die gleiche –stirbt die Meinung an sich dadurch nicht schon? Wozu ein Demonstrationsrecht, wenn wir uns nicht erheben werden und demonstrieren? Wozu das Recht auf Menschlichkeit, wenn Menschlichkeit nichts mehr als ein Wort ist, welches negative Eigenschaften vereint. Welches für Schwäche und Verletzlichkeit steht? Menschlichkeit ist ein Wort, welches sich nicht mehr von uns definieren lässt und wir weigern uns, denn sonst würden wir unsere eignen Fehler sehen. Wir sind, wie oben schon erläutert, keine Menschen mehr. Folglich glaube ich auch nicht, dass dieses endlose Spektakel eine Verschwörung unserer Regierung ist. Die Regierung per se, so wie ihr

sie kennt, gibt es nicht mehr. Sie ist wie vieles andere auch überflüssig geworden. Es gibt noch ein paar wenige Verrückte, welche meinen Macht zu besitzen. Doch diese sind blind. Sie sehen nicht, dass wir, die ganze Menschheit schon vor langer Zeit zurückgetreten ist und unsere Macht den Maschienen überlassen haben. Sie wollen es sich nur nicht eingestehen. Doch wenn diese aufhören werden zu arbeiten, so sterben wir aus.

Kommunikation

Zudem haben die, welche darüber fantasieren Macht zu besitzen keinen Einfluss und es interessiert auch keinen was diese tun. Es gibt nichts über das sich das Berichten lohnt. Wir sind vollständig der Kommunikation überflüssig geworden, wir haben niemandem mehr etwas zu sagen nicht einmal uns selbst. Das grauenvollste Schweigen ist das im eigenen Kopf, es ist ein beständiges weißes Rauschen im Hintergrund. Das Rauschen des eigenen Blutes, welches man hören würde, würde man sich eine Muschel an sein Ohr halten, dem Meer in sich selbst lauschen. Für euch war das ein angenehmer Moment Auszeit, eine angenehme Ruhe entfaltete sich in euch und für stellt das die schreckliche Einsamkeit dar, welcher wir für immer ausgeliefert sein werden.

KULTUr

Wir überspielen das Rauschen mit jeglichen digitalen Medien die wir besitzen. Doch auch diese gehorchen einem Allgorythmus, welcher auf dem Angebot-und Nachfrage-Prinzip beruht und generiert, dass sich selbst immer nur die Medien produzieren, für welches die größte Nachfrage herrscht. Denn obwohl diesem Allgorythmus eine gewisse Intelligenz innewohnt, so wird trotzdem der Kreis von dem was sie produzieren immer enger, bis dieser sich schließlich an sich selbst aufhängt. Und so versinken wir, verschwinden wir in der herrlichen grauen Masse der Normalität. Sie haben erwartet, dass wir durch all die gewonnene Zeit zu unserem Ursprung zurück kehren, der Kreativität, der Kultur. Doch die einzige Kultur, welche wir erfahren spielt sich auf einem Bildschirm ab auf den wir wie lethargisch gebannt starren.

Dieser Bildschirm birgt unendliche Möglichkeiten. Doch diese Möglichkeiten liegen außerhalb unseres Comforts, unserer Bequemlichkeit. Weshalb etwas tun, wenn etwas automatisch geschieht und man sich davon berieseln lassen kann. Dass dadurch etwas neues entstehen könnte und man sich selbst und seinem Leben Sinn verleihen kann, liegt schon außerhalb des Verständnisses der meisten. Und so suchen manche ihren Sinn, in einem noch viel älteren, viel verwurzelten Drang: Der Reproduktion. Doch das sind nur einige sehr, sehr wenige.

kinder

Im Allgemeinen gebären wir nicht mehr. Wir leben einen Zustand, welcher dem Tod, dem Schlaf mehr ähnelt als dem Leben. Man sagt, dass Kinder neugierige Wesen sind. Auch heute sind sie das noch, doch gibt es nicht mehr viele neugierige Geister. Zum Teil da es kaum noch Kinder gibt, zum Teil, weil deren Geist in jüngsten Jahren schon verdörrt. Kein einziger Sonnenstrahl trifft auf ihre Nervenbahnen, kein bisschen Blut durchpumpt diese, so dass sie wachsen würden. Sie gehen ein nach nicht einmal einem Jahrzehnt und werden niemals Blüten tragen. Aber, ach wie schön es ist, wenn es doch mal wieder eines dieser forschen Kreaturen gibt. Sie stellen die seltsamsten Fragen, zum Beispiel danach was wäre wenn die Maschienen ausfallen würdenen. Und wir, die Erwachsenen, lachen. Unsere straffen Gesichter erhellen sich

für einen millimeterdicken Augenblick und unsere Haut scheint weniger fahl, unser¬¬e Augen weniger trüb durch das Licht, welches aus ihnen strahlt. Durch dieses kleine Wesen haben wir ein Teleskop, welches auf die Vergangenheit gerichtet ist. Es ist noch so frei und ungeprägt von der Gesellschaft, dass es in jedem Zeitalter der Erde geboren hätte sein können.

Gott

Wir glauben nicht mehr an einen Gott. Er ist überflüssig geworden. Wozu benötigen wir noch einen Gott, wenn wir selbst alles erschaffen können was uns vorschwebt? Nicht einmal wir müssen es erschaffen, wir müssen lediglich den Keim einer Idee in uns tragen, geboren wird sie durch die mechanischen Hände anderer. Und auch wir selbst, wir haben uns ersetzbar gemacht. Wir sind dieser Welt überflüssig geworden.

Träume

Wir haben uns von einem Gott oder den Göttern verabschiedet, doch ich bin sicher, dass wir nicht so einfach von unseren Hoffnungen, Träumen und Wünschen ablassen können. Schlicht gesagt von unserem wahren selbst, welches sich offenbart, wenn wir in unser Unterbewusstein abtauchen. Wenn wir schlafen und das tun wir noch, so streift unser Gehirn eine transzendentale Ebene und wir finden uns plötzlich in der selben Position wie die ersten Menschen. Alle Zeit- und Raumstränge vermischen sich und so stehen wir wieder als Nomaden in der Savanne und durchwandern die Wüste. Wir können sagen, dass wir etwas geleistet haben auch wenn es nur ein paar Kilometer waren, die wir zurücklegten. Wir erwachen am Morgen und sehnen uns nach der Nacht und den Zustand, in welchen sie uns bringt. Einen

Zustand in welchem wir noch fantasieren, uns etwas vorstellen können. Vielleicht, irgendwann wird uns der Traum einer Person retten und uns aus dieser Lethargie befreien. Vielleicht wird es mein Traum sein.

ausblick

Doch vielleicht werden wir auch irgendwann so gelähmt und unwissend sein, dass wir vergessen wie man Maschienen programmiert. Wir werden langsam, fürchterlich egalitär noch weiter dem Untergang entgegen marschieren und unser Selbst noch mehr den Maschienen überlassen. Es wird keine Apokalypse geben, die Roboter werden nicht die Welt an sich durch Gewalt und Zerstörung reißen. Wir werden ihnen immer mehr und mehr Kontrolle schenken und uns zu Schluss in ihren Armen wiegen, einem kalten Herzschlag lauschen und ihnen die Macht überlassen. Wir geben freiwillig unser Leben ohne im Kampf zu sein.

abschied

Es ist schwer zu sagen, wovon ich mich verabschiede. Vielleicht von mir selbst? Vielleicht von der Welt wie ihr sie einmal kanntet? Vielleicht für einen kurzen Augenblick von dem Nichts-Tun, ich falle aus einer jahrzehnten alten Starre in den hypnothischen Zustand des Schreibens und muss davon nun wieder Abschied nehmen. Ich werde zurückfallen in alte banale Muster, in weiße Tage ohne Kontur. In Verschwommenes. Auch wenn ihr selbst, die von Früher, diese Zeilen nie lesen werdet. Euch nie vorstellen können werdet wie das Nichts-Tun ein schwarzes Tuch über unsere Welt legte, wie über einen Vogelkäfig und wir einschliefen, in einen traumlosen Wachzustand verfielen. Wie das Nichts-Tun ein Fluch für uns selbst wurde. Auch wenn ihr selbst diese Zeilen niemals lesen werdet, euch die Vorstellung verborgen

bleibt, so bleibt zumindest mir etwas. Das Gefühl in meinem Leben nicht Nichts geleistet zu haben. Ich habe rebelliert, mich auferlehnt in der Gesellschaft gegen sie und mich selbst gewonnen. Mir bleibt der Gedanke, dass dies eine Tugend ist, weche schon immer währte. Solange man nicht auf der Seite der Norm ist, ist man auf der richtigen Seite. Rebelliere gegen sie, denn schon immer bestand diese nur aus einer gesichtslosen, stummen, tauben und apathischen Masse. X.

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Vania
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