Kurzgeschichte
Ein sauberer Schlussstrich

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"Alles hat irgendwann mal ein Ende. Mal ein Gutes, mal ein Böses. Hinterher gehts dennoch weiter."
Veröffentlicht am 10. Juli 2016, 10 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Alles hat irgendwann mal ein Ende. Mal ein Gutes, mal ein Böses. Hinterher gehts dennoch weiter.

Ein sauberer Schlussstrich

Titel

Ich wollte es nicht tun, aber er hatte mich so sehr auf die Palme gebracht, das ich so sehr in Rage geriet, das ich mich dann nicht mehr unter Kontrolle hatte. Man sollte wohl ganz genau aufpassen, was man wem und wie sagt. Noch besser ist wohl, man sagt erst gar nichts, sondern hält einfach seine Klappe. Hätte ich das getan, wäre nichts passiert. Vielleicht wären wir noch Freunde gewesen. Sie und ich waren zusammen gewesen. Unsere Beziehung hielt etwa ein Jahr. Wären wir länger zusammen geblieben,

hätten es irgendwann geknallt, wir wären im Streit auseinander gegangen und hätten uns gegenseitig bis ans Ende aller Tage gehasst. So hatten wir haben beizeiten einen Schlussstrich gezogen. Es war in beiderseitigen Einvernehmen. Nur war sie diejenige gewesen, die es zur Sprache gebracht hatte. Deshalb sah er es so, das sie mit mir Schluss gemacht hatte und redete mir ein, wie beschissen es mir ginge. Wie sehr es mir wehtat. Es wollte einfach nicht in seinen Dickschädel, das wir gemeinsam beschlossen haben, nicht mehr als Paar durchs Leben zu gehen, weil wir festgestellt haben, das wir nicht zusammenpassen und wir gemeinsam

beschlossen, uns jetzt zu trennen, im Guten auseinander zu gehen und Freunde zu bleiben, anstatt auf den großen Knall zu warten, der früher oder später gekommen wäre. Die Gefühle, die wir füreinander hatten, reichten nicht aus, um eine Beziehung zu führen. Zwanzig Jahre war er älter, als ich. Und diese zwanzig Jahre rieb er mir immer wieder unter die Nase. Sagte immer wieder, das er mehr Erfahrung, als ich, hätte. Mag schon sein. Aber mit fast vierzig werde ich wohl auch die ein oder andere Erfahrung gemacht haben, oder etwa nicht? Es war nicht das erste mal gewesen, das er behauptete, das er mehr weiß, als ich.

Das staute sich alles in mir an. Und als er mir zum wiederholten male Schmerzen einredete, die ich gar nicht hatte, platzte mir der Kragen. Ich schrie ihn an, das die Wände wackelten. Vielleicht wäre alles nur halb so schlimm ausgegangen. Aber da er einfach nicht einsehen wollte, das er völlig daneben liegt und mir weiterhin einredete, das die Trennung mich fertig machte, schlug ich ihm irgendwann ins Gesicht. Meine Faust traf dessen Nase. Überrascht sah er mich an, ballte seine Hand zur Faust und wollte zurückschlagen. Doch der alte Sack war viel zu langsam. Noch ehe er richtig ausholen konnte, hatte er mein Knie

zuerst zwischen seinen Beinen und dann, als er sich nach vorn gebeugt hatte, im Gesicht. Leider hatte ich immer noch zu viel Hass und Wut auf ihn. Deswegen trat ich noch mehrfach auf ihn ein, als er schon am Boden lag. - Zu dem Zeitpunkt war ich nicht mehr Herr der Lage gewesen, ansonsten hätte kehrt gemacht, als er zusammengekrümmt am Boden lag, anstatt noch auf ihn einzutreten. Ich bin gegen Gewalt. Verabscheue sie und gehe ihr aus dem Weg, wann und wo es auch immer geht. Das ich jemals jemanden schlage, hätte ich nie für möglich gehalten, weil ich nicht der Typ dafür bin. Aber irgendwann springt bei

jedem mal die Sicherung raus, wenn man es übertreibt. Und er hatte es übertrieben. Eigentlich wundert es mich gar nicht, das ich der Einzige war, zu dem er noch Kontakt hatte. Wer will schon mit jemand befreundet sein, der glaubt, alles besser zu wissen, nur weil er älter ist und nicht einsehen will, wenn er falsch liegt? Warum hatte ich mich weiterhin mit ihm abgegeben, nachdem er mir schon einmal Trennungsschmerzen eingeredet hatte, die ich, dank ihm, dann auch auf einmal hatte? Bevor er sein Maul aufgemacht hatte, ging es mir gut. Die Frau kam damals eh nur, wenn sie mit mir in die Kiste wollte. Ich wusste, das ich nicht

der Einzige war, mit dem sie zu dem Zeitpunkt Sex hatte. Eifersüchtig war ich deswegen nicht gewesen, da ich sie nicht wirklich geliebt hatte. Wenn sie da war, war sie da und wir schoben eine schnelle Nummer und wenn sie nicht da war, machte ich mein eigenes Ding. Mir ging es gut dabei. Erstaunlich; jeder, dem ich diese Geschichte erzählte, zeigte nur bedingt bis gar kein Mitleid für ihn. Aber andererseits kann ich es auch verstehen; wie oft ging er uns mit seiner Allumfassenden Weisheit auf den Zeiger und wie war er beleidigt, wenn man kein Mitleid zeigte, wenn er einmal krank war. Aber man durfte nicht erwarten,

das er Mitleid mit anderen hatte, denn da war es einfach nur Pech. Wenn ich so darüber nachdenke, wie er oftmals war, wundert es mich nicht, das es keinem interessierte, was ich ihm angetan habe. Aber jetzt ziehe ich einen sauberen Schlussstrich und lass die Vergangenheit Vergangenheit sein, denn das Leben geht weiter. Auch ohne ihn.

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