WAS HABEN SIE DENN GEDACHT?
Sie liegt neben mir im Bett, lediglich eine dünne Decke schützt ihre Nacktheit. Ihr Haar, honigblond und nach frischer Erdbeere duftend, schlängelt sich seidig über diese kleine Mulde oberhalb des Schlüsselbeins. Sie stützt sich auf einen lieblich abgeknickten Ellebogen. Ihr Gesicht mir zugewandt, ihre Augen blitzen blau und
wie verzaubert. Ihre Lippen, rot und glänzend feucht, strecken sich zu einem zarten Lächeln.
Der dunkle Vorhang vor dem geöffneten Fenster bauscht sich im abendlichen Luftzug, Vögel singen sich in den Schlaf.
"Du hast wirklich ein paar erstaunliche Züge auf Lager." Bemerkt sie lobend.
Ich sehe sie an, schaue auf all diesen liebreizenden Menschen. Dankbar und auch ein wenig Stolz erwidere ich:
"Ja Danke. Aber das höre ich nicht zum ersten Mal."
Ihre Augen leuchten noch ein wenig blauer, ihr Lächeln wird noch ein wenig breiter. Ihre linke Hand wandert ihren
Schenkel hinab. Sie kratzt sich, ganz Gedankenverloren, diese kleine Stelle oberhalb ihres Knies.
"Bilde Dir bloß nichts darauf ein." Ermahnt sie mich zum wiederholten Mal.
"Sicher nicht. Aber mit der Zeit werde ich immer besser, das musst Du zugeben." Fordere ich sie heraus.
"Das stimmt. Allerdings vermute ich das Du heimlich ohne mich übst." Kontert sie.
Ich muss schmunzeln, fühle mich ernsthaft ertappt, voller Scham senken sich meine Lider und ich mache ein Geständnis: "Nur ein oder zweimal... ich habe nicht mitgezählt."
"Wieder mal typisch Mann." Kramt sie ein altes Klischee heraus.
"Sicherlich. Doch wie soll ein Mann eine Frau sonst beeindrucken?" Frage ich möglichst unschuldig.
"Immerhin bist Du ehrlich. Das muss ich zugeben." Erwidert sie.
"Warum auch nicht. Du merkst es sowieso."
"Stimmt!"
Wir müssen Beide darüber lächeln. Sie streckt sich aus, rollt auf den Rücken, gähnt zufrieden, und schließt ihre Augen.
Ein sicheres Zeichen.
Ich räume das Schachbrett, das
zwischen uns liegt, beiseite. Ebenso die verstreuten Figuren. Lösche das Licht, lege mich auf die Seite und schließe ebenfalls meine Augen um zu schlafen. Was haben Sie denn gedacht?
Text: harryaltona
Cover: Petra Bork/www. pixelio.de