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Die Drachenblutchroniken - Der Dunkle Turm (4. Kapitel: Geheimnisse)

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"Der Drachensaal..."
Veröffentlicht am 23. Juni 2016, 24 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Fantasie ist die Blume der Gedanken (K. Burmester)
Der Drachensaal...

Die Drachenblutchroniken - Der Dunkle Turm (4. Kapitel: Geheimnisse)

Geheimnisse (4. Kapitel)

Am nächsten Morgen des dritten Tages stand Pyränos mit seinem Knappen Thomas im Drachensaal, um über die nächsten Schritte für die Heerschau zu beratschlagen. »Wie viele haben sich in Nîrn eingefunden, Thomas? «, fragte Pyränos über eine riesige Karte von ganz Akarien gebeugt, und sah aus dem Augenwinkel seinen Knappen an. Thomas stand an einer Ecke des großen Tisches, der den Drachensaal einnahm, auf dem die Karte lag. Er sah noch kurz auf die Karte bevor er sich zu Pyränos wandte. Thomas musste blinzeln, um seinen Hochkönig besser sehen zu

können, da die Sonne nur seine Silhouette zeigte. »Genug will ich meinen, Ser. Es werden stetig mehr. Der Bote kam heute früh und berichtete, dass es aber so viele sein werden, dass wir bald keine Waffen mehr zur Verfügung haben werden, um jeden auszurüsten. Daher schlage ich vor, die Schmieden in Khan Dúm, um diese Waffen zu beauftragen. «, erklärte Thomas und zeigte mit dem Finger von der Stadt Nîrn, nach Khan Dúm. Pyränos wandte sich ab vom Tisch und zog einen der dunkelroten Vorhänge halb zu, um dann im Schatten sich dem Tisch wieder zuzuwenden. »Nein, Thomas. Besser wir beauftragen die Schmieden in Gorfolon

und Dundrag. Sie sind für solche Mengen besser geeignet, als die in Khan Dúm. Die Drachenschmieden in Khan Dúm, stellen sicher die schönsten und seltensten Waffen her, sind aber nicht in der Lage große Mengen in kurzer Zeit herzustellen. «, erwiderte Pyränos sachlich und stützte sich auf dem Tisch auf. »Haben wir schon genaueres über die Angreifer? «, fragte Pyränos weiter. Thomas ging um den Tisch herum und markierte mit einer grob geschnitzten Holzfigur eines Drachen die Küstenstadt Allonnan, bevor er antwortete. »Einige der Überlebenden sagen es seien Monster. Grotesk entstellte Wesen mit spitzen Ohren, grauer ledriger Haut und

einige haben merkwürdige Runen an ihren Körpern. «, berichtete Thomas. Er wollte noch etwas sagen, doch Pyränos unterbrach ihn mit erhobener Hand. »Runen? Was für Runen? «, fragte Pyränos und sah wie gebannt dabei auf die Küstenstadt. »Hmm, ich weiß nicht was für welche. Ein Mädchen, was überlebt hat, konnte mir aber eine der Runen aufzeichnen. Ein Gesandter aus Östlinggard hat Berichte zusammengetragen und auch einige Zeichnungen von Überlebenden erhalten. «, erklärte Thomas nüchtern. Thomas trat an einen kleineren Tisch, auf dem ein Kerzenständer stand und nahm einige Pergamente vom Tisch und reichte

sie Pyränos. Als Pyränos die Rune sah, traf ihn fast der Schlag. »Elbalán «, flüsterte Pyränos und legte das Pergament beiseite. »Ich verstehe nicht, Ser. Was meint ihr damit? «, fragte Thomas leicht irritiert. »Es sind Elben. Jemand bedient sich der alten Bräuche der Drachenfürsten. Aber Dunkelelben gibt es seit Jahrhunderten nicht mehr. «, mutmaßte Pyränos skeptisch. In seiner Stimme schwang furcht mit, die sich im Saal ausbreiteten. Als einige Minuten vergangen waren, klopfte es an der Flügeltür zum Drachensaal und Myrm trat mit einer Verbeugung ein. »Was gibt es Myrm? «, fragte Pyränos und wirkte wie ausgewechselt. Er war froh, sich

einen Moment lang mit etwas Anderem zu beschäftigen, als mit den Vorbereitungen einer Heerschau. Doch Myrm antwortete nicht, trat nur beiseite und ließ einen Mann mit zerrissenen Umhang und schrammen im Gesicht in den Drachensaal eintreten. »Eure königliche Majestät. Ser Corin Grauenstein, einer der Thronwächter, die ihr beauftragt habt, die Einsamen Inseln zu erkunden, kommt mit trauriger Kunde. «, proklamierte Myrm. Pyränos hob eine Hand, wobei Myrm sich erneut verbeugte und den Saal verließ. »Ser Corin. Welche Kunde bringt ihr mir? «, erkundigte sich Pyränos mit ernstem Interesse. Ser Corin trat ein paar Schritte

vor und verbeugte sich, bevor er antwortete. »Ich bin so schnell es ging hier her geritten, eure königliche Majestät. Verzeiht mein Aufzug… «, wobei Pyränos ihn mit einem verständnisvollen Blick und schüttelnden Kopf entgegenkam. »Ich bringe euch eine Nachricht von Ser Grimm. Zudem habe ich seinen toten Knappen in einem Karren hierhergebracht. Ser Grimm meinte, die Eltern hätten darum, falls so etwas eintritt. «, erklärte Ser Corin sich, ohne auch nur einmal Luft zu holen. Thomas trat von der großen Karte an Pyränos Seite und wirkte bestürzt. »Ihr spricht von Brom. Wie ist er gestorben? «, fragte

er fassungslos. Ser Corin wühlte in seinem Umhang herum, bis er ein zerknittertes Pergament hervorzog. »Dort steht alles drin, was passiert ist, eure königliche Majestät. «, erwiderte Ser Corin und nahm dabei Haltung an. Pyränos löste das Wachssiegel und entfaltete das Pergament. »Mein Hochkönig, die Gerüchte um die Einsame Insel sind wahr. Hier treiben sich womöglich viele geheimnisvolle Kreaturen herum. Zurzeit haben wir noch nichts Näheres. Das hier etwas ist, dafür musste mein Knappe mit seinem Leben bezahlen. Wir werden uns weiter umsehen, und dann zurückkehren, um mehr zu berichten«. Als er fertig war,

legte er das Pergament in Thomas offene Hand, der das Pergament ebenfalls las. Pyränos schritt zum Tisch zurück, stützte sich am Rand auf und betrachtete die Zeichnung der Insel, die Südwestlich von Akarien lag. »Von welchen Kreaturen spricht er hier, Ser Corin? «, fragte Thomas mit leicht fordernden Unterton. Ser Corin entging diesem forschen Unterton nicht. »Ihr spricht immer noch mit einem Ritter, Thomas. Vergisst das nicht. Und nein, ich weiß es nicht, was für Kreaturen es sind. «, erwiderte Ser Corin mahnend. »Genug jetzt. Wir sollten uns lieber Gedanken darübermachen, was das alles zu bedeuten hat. Erst Allonnan und jetzt ein

Toter Knappe auf der Einsamen Insel. Womöglich hängen beide Ereignisse zusammen … «, mutmaßte Pyränos und wurde zum Ende hin immer Nachdenklicher. Thomas sah über die Schulter zu Pyränos. Dieser wirkte wie erstarrt. »Eure königliche Majestät, geht es euch gut? Wisst ihr etwas über die Insel, oder näheres zum Tod von Brom? «, fragte Thomas leicht besorgt und trat näher an Pyränos. »Untersteht euch, den Hochkönig eines Mordes zu bezichtigen, Knappe. «, donnerte Ser Corin aufgebracht und wollte Thomas am Arm packen, doch Pyränos sah auf und ging dazwischen. »GENUG! Ser Corin, ich danke euch für eure Tat, den Knappen

von Grimm hergebracht zu haben. Bringt ihn nun zu seinen Eltern, damit sie um ihn trauern können. Sagt ihnen, dass es mir leidtut. «, erwiderte Pyränos und drängte Ser Corin leicht fordernd, aus dem Drachensaal. Ser Corin sah Pyränos bestürzt an, ging dann widerwillig aus dem Drachensaal. Als sich die Situation beruhigt hatte, drehte sich Pyränos zu Thomas um und seufzte. »Ich weiß es nicht, Thomas. Je mehr ich höre, desto weniger weiß ich. Die Kreatur die Brom angefallen hat, kann die gleiche sein, die auch auf Allonnan die Elben angegriffen hat. Das schlimme wird dann nur sein, dass ich als erster verdächtigt werde. «, erklärte Pyränos

und trat wieder an den Tisch. »Wieso glaubt ihr das? «, fragte Thomas überrascht. »Weil diese Kreaturen den Dunkelelben sehr ähnlich sind. Diese wurden nur von Drachenfürsten gezüchtet. Im ersten Zeitalter der Drachen, als Pragon der Drache starb, teilten sich die sieben Söhne Pragons den Thron von Akarien. Damals war Akarien noch nicht mit Acladon und Keliras eng befreundet. Es gab zwar ein Abkommen, aber die Drachenfürsten waren der Meinung allein über die Erde zu herrschen. Es gab immer wieder kleinere Revolten und Bürgerkriege, aber keiner konnte die Macht der Drachenfürsten anzweifeln. Sie sind über

mehrere Jahrhunderte an der Macht gewesen. «, erzählte Pyränos in Erinnerung schwelgend und setzte sich halb auf den Tisch. Dann zeigte er mit dem Finger auf ein Bild an der Wand, das halb im Schatten hing. Thomas drehte sich um und betrachtete das Bild eindringlich. »Das Bild zeigt die Grausamkeit der Drachenfürsten, wie sie einst geherrscht haben. «, erklärte Pyränos mit einem Satz das Bild und seine Botschaft. Es war ein großes Bild, was in einem goldenen Rahmen eingelassen war. Es zeigte die Burg Khan Dúm im Dunkeln, während einige der Fenster gelblich glühten und auf den Mauern und Türmen Fackeln im Wind

flackerten. Auf der Mauer die im Zentrum des Bildes lag, standen sieben Männer in edlen Gewändern, die nach unten sahen und die Prozession der Gefangenen verfolgten, die durch das Burgtor unter ihnen verschwanden. In schweren Ketten gelegt, trabten die Männer gebeutelt und abgemagert ins Innere der Burg. Eingefangen im Schatten des Mondes, wirkten die Sieben, wie Fürsten aus der Hölle. »Es zeigt aber nicht nur die Grausamkeit der Drachenfürsten. Es zeigt die Elben, die zu der Zeit in den Verliesen von Khan Dúm zu Dunkelelben herangezüchtet wurden. «, erklärte Pyränos weiter. Thomas schien zu wissen was in Pyränos

vorging. »Eure königliche Majestät. Ihr seid aber nicht wie die Drachenfürsten. Ihr seid gütig, warmherzig, und gerecht. Ich bin mir sicher, euer Volk würde euch niemals derartigen Taten bezichtigen. «, tröstete Thomas seinen Herrn. »Dein Wort in Gottes Ohr, mein Junge. Aber womöglich wird es sich in gewisser Weise widerholen wie es bei Balyrius II. war. Der Krieg und die Qualen, derer die alles verlieren, können über Generationen hinweg, schmerz verspüren und Rache ausüben. «, antwortete Pyränos. Im tiefsten Inneren wusste er das er Recht hatte. Wer auch immer die Dunkelelben auf ihre eigenen Brüder hetzte, wollte garantiert ihm die

Schuld in die Schuhe schieben, um ihn vom Thron zu stoßen und seinen Tod verursachen. Jemand der die Geschichten und Bräuche der Drachenfürsten kannte, nutzte seine Abstammung als Beweis. Sein Instinkt sagte ihm, dass er mit dieser Vermutung womöglich Recht behalten würde. Nur wer wäre in der Lage, so etwas zu tun. Er wusste, dass er der letzte Drachenfürst war. »Doch was wäre, wenn einer überlebt hat? «, flüsterte Pyränos in Gedanken vertieft und strich sich Gedankenverloren über den Mund. Thomas sah verwirrt drein, doch dann sprang Pyränos auf und durchquerte den Saal mit schnellen Schritten, bis hin zu

einem alten Bücherregal, in der die ältesten Schriftrollen und Bücher verstaut waren. Er überflog die Reihen der Bücherrücken, bis er eines fand, dass er gesucht hatte. »Wonach sucht ihr, eure königliche Majestät? «, fragte Thomas neugierig und trat an Pyränos Seite. Pyränos zog das Buch heraus und legte es auf ein Lesepult, das neben dem Regal stand. »Ich habe eine Vermutung, wer mir das anhängen will. Dafür brauche ich aber Beweise, dass er oder sie noch lebt. «, antwortete Pyränos schwer atmend und starrte auf den Einband des Buches. Er war wie in einem Rausch, wie etwas das ihm auf der Zunge lag, doch er es nicht über die

Lippen bringen konnte. Auf dem Buch waren die Worte, Stammbaum der großen Häuser, in großen goldenen Lettern gedruckt. Pyränos schlug es auf und blätterte die Seiten um, bis er auf die Seiten kam, die für das Haus des Drachen vorhergesehen waren. Das Wappen, ein steigender, schwarzer Drache auf rotem Grund, darunter die verschnörkelten Worte, Haus des Drachen, darunter der Leitspruch, Das Feuer keimt. Die Flügel empor. Das Blut regiert. Der erste in der Liste war Antioch Ephilius Dreygan, der Gründer des Hauses, dessen Titel und Ehrungen die ganze Seite einnahmen. Pyränos schlug die Seite um und fuhr mit dem

Finger die Liste der Nachkommen hinab, bis er auf Pragon dem Drachen stieß. Die Sieben, die unter dem Titel Drachenfürsten zusammengefasst waren, interessierten Pyränos nicht, also suchte er weiter auf der nächsten Seite. Hinter den Namen seines Vaters Malagon die Glut und seinem, sowie seiner Frau Alexandra, fand er den Namen den er gesucht hatte. »Aurora die Tochter des Drachen. «, erwiderte Pyränos und starrte unablässig, gebannt auf den Namen, der Verbunden war mit Balyrius II, genannt der Drachenkönig. »Eure Cousine war mit Balyrius II. verheiratet? «, fragte Thomas leicht entsetzt, wobei ihm Pyränos sofort den

Mund zuhielt. »Nicht so laut, Thomas. Ja, meine Cousine Aurora war mit Balyrius II. vermählt. Ich habe sie nie wirklich kennengelernt. Einmal als mein Vater ein Familientreffen einberufen hatte, kamen seine Cousine und deren Kinder, darunter auch Aurora mit ihren Eltern. Ich weiß wie Vater noch zu Tragon, ihrem Vater sagte, dass er sich dafür schämte, eine Frau in seiner Familie als Ebenbürtige ansehen zu müssen. Sie selbst schien eher einen Hass gegen die Familie zu haben. Sie hat das Temperament ihres Großvaters Glauron dem Tyrannen geerbt. Sie mochte gerne Folterspiele an Kriegsgefangenen und Hinrichtungen.

Als sie sich dann auch noch mit Balyrius II. verlobt hatte, waren alle dagegen, aber das interessierte sie nicht. Daher weiß auch niemand, dass sie einst zur Familie der Drachen gehört hat, weil sie verstoßen und nie mehr erwähnt wurde. Balyrius II. war der Nachkomme aus dem Haus der zwei Löwen. Dem Haus, das meine Familie zu der Zeit, am meisten hasste. Balyrius hatte die Berilín angegriffen. Die Provinz die einst uns allein gehört hatte. Als der Krieg um Khan Dúm ausbrach folterte er meine Eltern. Auch die anderen Cousinen starben unter der Folter von Balyrius. Ich hatte Glück, dass einer der Knappen meines Vaters mich damals im

Pferdestall versteckt hatte. Er war so alt wie ich. «, erklärte Pyränos, wirkte dabei in Erinnerungen versunken ins Leere starren. Er schloss das Buch, legte es wieder zurück an seinem Platz und schritt wieder auf den Tisch mit der Karte zu.

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Kimbo
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