Krimis & Thriller
Ex und Hopp - Selfies

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"Es gibt Bilder die sind zum Sterben schön und Fotos die sind zum Morden da."
Veröffentlicht am 22. Juni 2016, 24 Seiten
Kategorie Krimis & Thriller
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Über den Autor:

Hallo Ihr Lieben, "Wer bin ich?" das Hauptspiel bei dieser Kathegorie Schreiben tue ich schon seid vielen Jahren. Mit 10 Jahren habe ich damit angefangen und bis vor zwei Jahren habe ich auch noch alles per Hand und mit dem Füller geschrieben. Altmodischer geht wohl kaum. Ausserdem kann man mich als DAU bezeichnen: dümmster anzunehmender Useser. Um in der Moderne zu landen habe ich mich für diese Seite entscheiden. Ich Freue mich ...
Es gibt Bilder die sind zum Sterben schön und Fotos die sind zum Morden da.

Ex und Hopp - Selfies

Selfies


Die größte Hitze war vorüber. Der September war kühler als der unerträgliche August und wir konnten auf einen goldenen Oktober hoffen. Die letzten Wochen waren mit Strapazen übersät gewesen und deswegen waren Melanie und ich bereits froh darüber, dass der Bummelzug, in dem wir saßen, über eine gute Klimatechnik verfügte, wenn es schon akut an Platz und Beinfreiheit mangelte. Im Krankenhaus war akuter Personalmangel gewesen, dank der

obligatorischen Einsparungsmaßnahmen, den Krankheitsfällen und natürlich den Sommerferien. Bei mir war es zwar nur ein Chef, der dank seines erstgeborenen Kindes einem gewaltigen Sockenschuss erlegen war. Dies hatte keinen Personalmangel ausgelöst, sondern eher eine Angestelltenrevolte verursacht, welche darin eskaliert war, dass Thorsten eines sehr schmerzhaft erkennen musste: Er war der EINZIGE Mann in der Schmiede. Jeder der ihm gegenüberstehenden Frauen konnte mit Hammer, Meißel und schmiedeeisernen Pfannen umgehen und würde jene auch einsetzen. Des Weiteren war eine der

Frauen seine Mutter, die andere seine Gattin und ich seine einzige Angestellte und Sandkastenfreundin mit tödlichem Fachwissen. Ich wusste genau, an welche Stelle eine Bratpfanne wirklich weh tat. Nachdem ihn das klar wurde, hatte er einen Großteil seiner zerebralen Löcher gestopft. Im Gegensatz zu Sarahs Hirnwindungen, diese waren ganz verrutscht. Ihre Schimpftirade hallte immer noch in meinen Ohren, obwohl das gleichmäßige Rattern des Zuges mich zunehmend schläfrig machte. „Ihr wollt Urlaub mit dem Fahrrad machen? Wieso nicht gleich mit 'nem Herzkasper in der Notaufnahme einquartieren? Auch Hotel ‚vier Sterne

samt Skalpell‘ genannt!“ Sie hatte gedacht, dass unser geplantes langes Wochenende in einen Wellnestempel gehen würde und nicht in den Spreewald zum Radeln. Zwar betätigte sich Madame Doppel-D auch sportlich, aber anscheinend machte sie einen Unterschied zwischen alltäglicher Routine und Freizeitvergnügen. Zugegeben, wir hatten uns sehr heftig gestritten, was allgemein selten bei uns dreien vorkam. Zum Schluss waren die Fronten so verhärtet, dass wir nur zu zweit wegfuhren. Aber vielleicht war es so besser, damit sich die Gemüter abkühlen

konnten. Kopf an Kopf hatten wir uns aneinander gekuschelt und die Jacken über uns gelegt. Melanie war sofort eingeschlafen. Die ganzen Querelen des Alltages waren ihr deutlich anzumerken. Eine Tatsache, die ich nicht beschönigen konnte, war, dass ich mit meinem Wissen über Kapitalverbrechen erheblich zu ihrem Zustand beitrug. Genau aus diesem Grund hatte ich mir für die kommen Tage vorgenommen, das Muttertier mal richtig zu verwöhnen. Also soweit es auf einer Fahrradtour durch den Spreewald möglich war. Sie würde nicht kochen müssen. Ich hatte

zwei gute Herbergen herausgesucht. Sogar an Badesachen hatte ich gedacht. Mein geistiges Verwöhnprogramm für Melanie wurde jäh unterbrochen, als eine Horde wild gewordener Partyhühner das Abteil stürmte. Hatten die vergessen, dass es eine pädagogische Institution Namens Schule gab oder hatte mein Terminkalender die Reise auf ein Wochenende verlegt, das da vorher nicht gewesen war? Ich hatte eine Abneigung gegen stark geschminkte Mädchen, welche mehr Party unter der Karlotte hatten als eine ausreichend gute Grammatik für eine adäquate Sprachnachricht. Wenn man

jung war, sollte man das Leben genießen, aber nicht versaufen! Der Individualitätsgehalt dieser vierköpfigen Gruppe war gleich null. Billige Chucks-Imitate, Bluejeans, eng genug, um gleichaltrige Kerle willenlos werden zu lassen und luftige Baumwolloberteile, welche mit ihren Ausschnitt mörderisch auf pubertäre, männliche Gehirnzellen wirkten. Alle samt hatten braun gefärbte Haare, welche verlaufend zu den Spitzen heller wurden. Der Gesprächsinhalt war auch nicht sehr originell. Make-up, irgendeine App für Schuhe und der neuste Zickenkrieg in der heute nicht auf dem Plan stehenden

pädagogischen Institution. Der Grund, weswegen die verhasste Bilddungstätte nicht besucht wurde, stieg einen Bahnhof später ein. Das Mädchen war im wahrsten Sinne des Wortes das fünfte Rad am Wagen. Zwar trug das schwarzhaarige Mädchen dieselbe Cliquen-Uniform wie die andern vier, jedoch war es nicht geschminkt und wirkte wesentlich natürlicher. Zu ihm schien der Look wirklich zu passen, selbst wenn es eine hochgeschlossene Bluse trug. „Milli, hier drüben.“, schrie es durch den ganzen Wagon, doch die Angesprochene zögerte, so als wollte sie es vermeiden, zu ihren Freundinnen

zugehen. „Melanie, jetzt komm schon. Ohne ich dich können wir doch dein neues Singleleben gar nicht richtig feiern.“ Gut, dass mein Muttertier gerade im Land der Träume war. Sie reagierte schlimmer auf den Kosenamen Melli oder Milli als ein Stier mit vorgehaltenem roten Tuch und einer Hornisse im Hintern. Zur gleichen Zeit wollte ich diese Melanie in den Arm nehmen. Ich wusste in etwa, wie es ihr ging. Das Letzte, was ein gebrochenes Herz nach einer Trennung brauchte, waren Freundinnen, welche sich eine Trennung mit einer wilden Party schön saufen

wollten. „Na komm, kleine Schwester, jetzt lassen wir mal so richtig die Sau raus.“ Melanie wurde von ihrer großen Schwerster, augenscheinlich der Boss dieser Clique, abgeknutscht. Sie ließ es stumm über sich ergehen. Sie ließ es über sich ergehen, dass die Mädels kreischten und quietschten, bei verdreht verzerrten Gruppenbildern oder bei Überlegungen, welcher Typ denn „oberrattenscharf“ sein könnte. Meine Güte, mit meinem Vokabular kam ich mir in diesem Moment wie eine alte Oma vor. Wo zum Geier bleib diese

ganze Zeit? Hatte ich soviel Partyvergnügen wegen eines bereits mausetoten Sacks vergeudet oder bekam ich gerade so etwas wie eine urlaubsbedingte Midlifecrisis? „Ach, Milli, der war doch eh nichts für dich. Hake ihn als schnelle Nummer ab und such dir einen Neuen.“ Hätte ich nicht in dieser halbschlafenden Position gegenüber von Melanie gesessen, wäre mir dieser hasserfüllte Blick entgangen. Ihre Augen waren dunkel und das Grinsen glich einem altertümlichen Wasserspeier, dessen Aufgabe darin bestand, das Böse mit allen Mitteln fernzuhalten. Es fühlte sich so an, als

würde mein Blut durch flüssigen Stickstoff ersetzt werden. Von den andern bemerkte niemand die Gemütswandlung ihrer „Freundin“. Sie waren zu sehr mit selbstdarstellerischen Bildern und wirrem Gackern beschäftigt. Dabei schien es so, als taue Melanie allmählich auf. Sie mischte bei den Bildern rege mit und schnell kam das Thema auf, dass diese Bilder alle gleich und irgendwie uncool für den Anlass seien. Die erste der vier anderen Mädels kam auf laszive Posen. Ein Bild wurde geschossen, als eine der Damen dem jungen Schaffner auf dem Hintern hauen wollte. Sie tat es doch nicht und mein Puls blieb unter

Schallgeschwindigkeit. „Ach, posen kann jeder. Aufregende Orte wären viel besser.“ Das war das erste Mal, dass Melanie etwas Überzeugendes sagte. Lies man mal den Gesichtsausdruck beiseite, der jedem zu verstehen gegeben hatte, dass ihre Schwester den Ex als Bettnummer benutzt hatte und daran wohl die Beziehung gescheitert war. Augenscheinlich war das Melanie klar, jedoch nicht ihrer großen Schwester. Mein Magen zog sich in Verlauf des Gespräches immer weiter zusammen. Ich wollte das alles nicht hören und auch nicht wahrhaben. Es erinnerte mich zu sehr an mich selbst. Den eigenen Spiegel

vorgehalten zu bekommen, tat mehr weh als die Worte „Ich verlasse dich.“ Ich biss mir auf die Unterlippe und hörte erst damit auf, als sie taub wurde. Ich wünschte mir Musik, die ich so laut drehen konnte, dass ich nicht mal mehr das Rauschen meines eigenen Blutes hören würde. Ich wollte doch Melanie einen schönen Urlaub bereiten, aber das driftete in weite und dunkle Ferne ab. Ich... ich … ICH- Ich wollte diesen Spiegel nicht mehr sehen. Ihn nicht mehr ertragen. Beim Zusammenklauben unserer Sachen und der Räder erzählte ich meiner Melanie von einem Albtraum, um meine

veränderte Gemütslage zu erklären. An unserem Umsteigebahnhof stiegen nach uns die fünf Mädchen aus. Das Grüppchen steuerte zuerst die Bahnhofstoilette an, um die Schmiereinkomödie neu aufzulegen. Gerade sah ich die letzte Haarspitze um die Ecke verschwinden, als mir klar wurde, was ich zu tun hatte. „Meine Güte was für aufgeweckte Dinger. Ich glaube, ich werde alt. Kannst du dir vorstellen, dass ich auch mal so herum gelaufen....“, kommentierte Melanie die aufgedrehten Hühner. Aber als sie sich nach mir umdrehte, war ich bereits verschwunden. Für mich fühlte es sich wie eine

Ewigkeit an, bis sich die Hühner in Paradiesvögel verwandelt hatten. Wir hatten noch nicht mal Mittag und die nächsten Punkte auf der Amüsierliste waren Alkohol besorgen und weitere Selfies. Ich trödelte so viel wie möglich auf der Toilette, solange bis die kleine Melanie die Letzte der Gruppe war. Zuggeben für meine Wenigkeit eine echte Meisterleistung. Immerhin dachte ich praktisch und nicht weiblich. Zehn Minuten Badezimmer und ich sah aus wie aus dem Ei gepellt! Okay, 15 Minuten, wenn ich nicht wusste, was ich anziehen sollte und 20, wenn ich meine Haare föhnen

musste. Wir beide standen neben einander und wuschen uns die Hände. So wie das Wasser rauschte, so flossen die Worte, die Gedanken und meine kühle Konzentration durch meinen Geist. „Lass es. Es wird nicht funktionieren“, sagte ich mit sehr kalter und fester Stimme. Anschließend griff ich nach einem Papierhandtuch und versperrte damit Melanie den Weg. „Du bist ein so intelligentes Mädchen, weswegen willst du dein Leben wegwerfen und das der anderen Mädchen.“ „Was wollen Sie von mir?!“, fauchte mich die Jüngere

an. „Die Oberleitung eines Zuges besitzt 15.000 Volt. Wenn der Sicherheitsabstand von 1,50 m nicht eingehalten wird, entstehen sogenannte Lichtbögen. Diese Lichtbögen töten einen Menschen binnen weniger Sekunden. Es kommt gelegentlich bei dieser Hitze auch zu Spontanentzündungen des Körpers. Aufgrund der momentanen Luftfeuchtigkeit könnte es passieren, dass der Mindestsicherheitsabstand nicht ausreicht, um eine etwaige tödliche Spannung zu vermeiden. Das Herumklettern auf einem Zug zu überlegen, würde demnach an ein Wunder

grenzen.“ „Alte, du bist voll krank“, beschwerte sich Melanie und in ihrem Gesicht spiegelte sie meine Gewissheit, dass sie wirklich so Rache an ihren Freundinnen und ihrer eigenen Schwester für den Verlust ihrer Liebe üben wollte. „Vielleicht, immerhin habe ich 156 Methoden entwickelt, um meinen Exfreund umzubringen. Mein Wissen über Mord übersteigt wahrscheinlich schon das von einigen Polizeibeamten.“ Ich schmiss das gebrauchte Tuch in den Mülleimer und jetzt hätte Melanie die Chance gehabt, wegzugehen, doch sie blieb und sah mich mit den größten grauen Augen an, welche ich je gesehen

hatte. Melanie ballte die Fäuste, sodass die Fingerknöchel weiß hervortraten. Beim Sprechen biss sie verkrampft die Zähne zusammen: „Und ist er tot?“ Ich antwortete kalt und ohne Gnade in der Stimme: „Ja, er ist von einem Stoßzahn durchbohrt worden. Dieser zerriss die Aorta abdominalis suprarenalis und durchspießte die Milz. Es kam jede Hilfe zu spät.“ Jegliche Farbe entwich aus dem Körper des Mädchens. Für den Moment ließ ich sie in dem Glauben, eine eiskalte Mörderin vor sich zu haben. Ich wartete quälende Sekunden, bis ich weiter sprach: „Zwar starb er nicht durch meine

Hand, aber wenn ich jetzt an sein Ableben denke, weiß ich, wie dumm ich war. Liebeskummer vergeht, aber ein Leben kann man nicht ersetzten.“ Mehr hatte ich nicht zu sagen. Mir war nicht ganz klar für wen ich diese Show gerade abgezogen hatte, für das halbe Kind, was Melanie noch war oder für die komplizierte Goldschmiedin, die ich zu sein glaubte. Jedenfalls verließ ich damit die Bahnhofstoilette. „Himmel, Luisa. Wo warst du denn so plötzlich?“, schimpfte Melanie mit mir, als ich unseren Bahnsteig betrat. „Auf der Toilette, wo sonst?“ „Eine halbe Stunde? Siehst du, das ist

die Rache für den Schokoladenkuchen, den du Levi und Sarah gebacken hast.“ Ich lächelte etwas verquer und wandte mich von meiner Freundin ab. Der Wind kam auf, als der Zug in den Bahnhof einfuhr und der Krach trug meine letzten Worte davon: „Ja, kleine Sünden bestraft der Herr sofort. Die großen ein Leben lang.“

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Hörbuch

Über den Autor

silberfunke
Hallo Ihr Lieben,

"Wer bin ich?" das Hauptspiel bei dieser Kathegorie
Schreiben tue ich schon seid vielen Jahren. Mit 10 Jahren habe ich damit angefangen
und bis vor zwei Jahren habe ich auch noch alles per Hand und mit dem Füller geschrieben.
Altmodischer geht wohl kaum.
Ausserdem kann man mich als DAU bezeichnen: dümmster anzunehmender Useser.

Um in der Moderne zu landen habe ich mich für diese Seite entscheiden. Ich Freue mich darauf mich mit anderen
fleißigen Schreiberlingen auszutauschen und eventuell auch die ein oder andere Geschichte neu zu kreieren
Hauptsächlich bin ich geschichtlich mit Fantasy und Abenteuer unterwegs, allerdings versuche ich mich seit kurzem auch in der Sparte Krimis und Kurzgeschichten.

Ich bin gespannt was mich hier erwartet,
liebe Grüße
der Silberfunke

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Kommentare
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gela556 ich glaube das der Kopf der Männer so hart ist, dass die Bratpfanne eher eine Delle erhält.

Eine schöne Geschichte
Ganz liebe Grüße, Gela
Vor langer Zeit - Antworten
silberfunke Stimmt der Klügere gibt nach. :)

vielen Dank für deinen Kommentar.

Liebe Grüße Silberfunke
Vor langer Zeit - Antworten
gela556 Habe ich sehr gerne gelesen
GlG, Gela
Vor langer Zeit - Antworten
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