Science Fiction
Die Verteidigung

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"Die Verteidigung"
Veröffentlicht am 21. Juni 2016, 44 Seiten
Kategorie Science Fiction
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Die Verteidigung

Die Verteidigung

Die Verteidigung

Er stand da, im Graben vor der großen Stadtmauer und hielt sein Gewehr schussbereit im Anschlag. Der äußere Ring, auf den er zielte war bereits evakuiert worden. Die Schlacht in den Wäldern war verloren worden und bis zu diesem Punkt hatten sie sich nur zurückgezogen. Hier gab es aber mehr zu verlieren, als nur Boden. In der Stadt gab es mehr als 20 Millionen Bewohner und sie würden unter dem Feind leiden, selbst, wenn es hier keinen Kampf zu schlagen gäbe. Unablässig prasselte schwerer Beschuss auf den Schild herab, der die Stadt

umgab. Früher waren Energiewaffen, so wie sie die Fremden benutzten, zwar immer erforscht aber nie in einen waffenfähigen zustand gebracht werden können. Genauso gab es auch Theorien, wie solche Waffen abgewehrt werden konnte. Die Menschen hatten lange gebraucht, ehe sie den Angriffen zumindest teilweise entgehen konnten und so waren die ersten Angriffe verheerend gewesen. Etliche Menschen starben bereits in den ersten Woche. Dann waren die ersten Prototypen getestet worden und endlich konnten die Menschen zurückschlagen und der Krieg konnte gewonnen werden. Es war nach wie vor schwer aber es gab

endlich Siege. Zumindest hörte er das von anderen Schlachten auf anderen Planeten. Hier hatte er gegen diese Wesen nur Niederlagen erlebt und jede Schlacht endete mit einem Rückzug. Er hatte ein paar von ihnen getötet, glaubte er. Sie waren also nicht untötbar. Doch waren es nicht viele gewesen. Sie waren schnell, geschickt, stark und unheimlich zäh. Obwohl sie größer waren als Menschen war es nicht leicht sie zu treffen und selbst wenn man einen von ihnen erwischt hatte, hatte das nicht den Tod zu bedeuten. Anders als bei den Menschen selbst. Man machte sich zwar jede mühe, die Soldaten mit

Energieschilden zu schützen und Panzerung zu entwickeln, die dem Beschuss standhielten, doch war es nach ein paar wenigen Streifschüssen Schluss mit dem Schutz. Ein direkter Treffer war fast immer tödlich. Stationäre Schilde waren weit besser, um Schutz zu liefern, brauchten aber Unmengen an Strom und waren umständlich im Aufbau und im Transport. Die gesamte Mauer war von einem dieser Schilde überzogen und auch hier direkt vor ihm gab es eine dieser Schilde. „Zum Glück, sonst würden wir hier keine 5 Minuten standhalten.“ Er besah sich den Generator, der hinter ihm im Graben stand und zu dessen Schutz seine Einheit eingeteilt wurde. Genau

daneben saßen zwei Mechaniker. Ihre Aufgabe war es, den Generator zu überwachen und dessen Betrieb zu gewährleisten. Auch darüber war er froh, denn der Generator neigte dazu, sehr schnell zu überhitzen und auszufallen. Wenn das geschah würde er und seine Kameraden sehr schnell ausgeknipst werden. Sie schafften es also, die Fremden so weit vom Beschuss abzuhalten, sodass der Generator immer schön abkühlen konnte oder sie würden alle sehr schnell tot sein. Der Generator begann zu summen und ein Feld baute sich direkt vor dem Graben auf, der im Tageslicht leicht flimmerte. „Sie kommen“ kam sofort der

Ruf von den Mechanikern und alle Soldaten der 15ten lehnte sich an den Graben und sahen in die Vorstadt. Wenn der Generator aktiviert wurde hieß das, dass die Aufklärung den Feind im äußeren Ring feststellen konnte. Das hieß, der Feind war gleich da. Sofort begann sein Herz schneller zu schlagen und das Adrenalin schoss ihm durch den Körper. Er atmete schneller und das schien auch sein Hauptmann zu bemerken, denn er legte eine Hand auf seine rechte Schulter. „Ganz ruhig Walters, wir schaffen das.“ Dann ging er weiter. Walters sah von Straße zu Straße und versuchte einen von ihnen zu erkennen. Er sah nichts. Um ihn herum

begann es laut zu dröhnen, als die großen Geschütze, die auf den Mauern montiert war, zu schießen begann. Geschoss um Geschoss raste in die Stadt und legte sie in Schutt und Asche. Häuser stürzten ein und dichter Staub erhob sich in die Höhe. Die Fremden schrien laut vor Wut und vor Schmerz. Walters wusste nicht, wie viele von ihnen in diesem Beschuss starben und ihm blieb auch keine Zeit mehr darüber nachzudenken, denn die ersten von ihnen erschienen zwischen den Häusern und begannen den Beschuss. Auch Walters begann sofort zu schießen und jagte Salve um Salve in Richtung der Fremden. Die Fremden waren groß und mit ihrer haarigen Gestalt und der

Schnauze sahen sie Wölfen ähnlich, Werwölfe, wie es in den alten Sagen der Menschheit erzählt wurde. Ihre Rüstung bedeckte den größten Teil ihres Körpers, nur bei wenigen war der Kopf unbedeckt. Und ihre Schilde waren gut. Das Schienengewehr, das Walters benutze, schoss schnell Geschosse mit sehr hoher Geschwindigkeit in ihre Richtung, nur die wenigsten durchdrangen den Schild. Walters zuckte, als eine Energieladung an den Schild vor ihm prallte und ihn kurz blendete. Größere Geschosse der Fremden rasten aus der Stadt auf die Mauer zu, weit über den Köpfen der Soldaten hinweg. Es waren viele. Walters folgte dem Flug und sah, wie sie die

Geschütze trafen. Der Schild flackerte dort hell auf. In sehr kurzer Zeit trafen viele dieser Geschosse und der Schild blitze hell auf, eher er erlosch. Die Energiekugeln der Fremden hatten den Schild durchdrungen und waren nun dabei, die Geschütze direkt zu treffen. Innerhalb von Sekunden begann die Hülle zu glühen und zu schmelzen. Kleinere elektrische Ladungen blitzen hervor und gingen einer Explosion voraus, die das ganze Geschütz erzittern und dann schweigen ließ. Der Beschuss hörte auf. Walters sah zu den anderen Geschützen und sah, wie auch sie unter dem Beschuss litten. Manche brannten, manche vielen von ihrer Position auf die

Männer, die in den Gräben davor versuchten, den Feind fern zu halten oder vielen nach hinten. Sofort richtete er sich wieder nach vorne und begann wieder zu schießen. Drei Schüsse auf einen, der sich zu weit nach vorne gewagt hatte. Zwei der Schüsse wurden abgelenkt und schlugen harmlos in die Wände in den Seiten ein, der Dritte durchdrang den Schutz und schlug ihm in die Brust. Er durchdrang die Panzerung und riss ihn nach hinten. Walter feuerte Fünf weitere Schüsse auf sein Ziel ab, die alle samt trafen und den Fremden zucken ließ. Er feuerte sein Magazin leer, lud im Schutz des Grabens nach, auch wenn der Schutz des Schildes

vor ihm noch immer bestand hatte, und feuerte weiter. Immer mehr der Wesen erschien in den Ruinen des Stadtrandes und feuerten. Ihre Schüsse schlugen auf den Schild auf und nahmen Walters immer mehr die Sicht. Einige der Schüsse trafen sogar das Ende seines Gewehrs, das er aus dem Schild heraushalten musste, um schießen zu können und er spürte die Wärme in den Händen. Hinter sich hörte Walters die Mechaniker fluchen. Einer schrie laut auf. Kurz darauf flackerte der Schild noch einmal und erlosch dann. Walters lies sich sofort auf die Knie fallen und senkte den Kopf. Über ihm schossen Geschosse der Fremden über ihn hinweg,

die ihn beinahe in den Kopf getroffen hätten. Er sah sich kurz nach rechts und links um. Nur wenige hatten so schnell reagieren können wie er oder hatten Glück, da die ersten Schüsse ihr Ziel verfehlt hatten. Die meisten sanken herab und waren tot, ehe ihre Körper den Boden berührten. Er sah zu seinem Hauptmann, auch er hatte es geschafft. Der Hauptmann sah immer wieder kurz über den Graben hinweg, um zu sehen, wo der Gegner war, um den Kopf dann wieder zurück zu ziehen. Er wartete, eher der Feind sich auf den Weg machte, den Graben in einem Sturmangriff zu erobern. In einem Feuergefecht hatten die Fremden klar die Oberhand, weshalb

alle Soldaten seiner Einheit sich im Graben versteckten, bis der Schild wieder aktiviert wurde. Dann aber hatten die Menschen einen entscheidenden Vorteil. Aus diesem Grund waren die Fremden dazu über gegangen nach vorne zu stürmen, wenn der Schild brach. Auf dem Weg aber waren die Fremden auch ohne Schild wieder angreifbar. „Jetzt“ schrie der Hauptmann und Walters sprang auf und feuerte. 10 Schüsse wurden von dem Schild des ersten Fremden abgelenkt, die nächsten 5 trafen und rissen das Ziel zu Boden. Diesmal hatte er keine Zeit den Tod des Fremden zu versichern sondern wandte sich dem nächsten zu. Diesmal waren 20 Schüsse

notwendig, um den Fremden zu fällen. Sie hatten die Hälfte des Weges hinter sich gebracht. Der Hauptmann, der noch immer kniete, rief über den Lärm des Kampfes, dass seine Position schon bald verloren sein würde. Eine Information, die Walters nicht weiter schockierte, da er das selbst schon wusste. Drei Viertel des Weges hatten die Fremden jetzt zurückgelegt. Mit einem Druck bereitete Walter sein Bajonett vor, das an der Seite seine Waffe hervorsprang. Hinter ihm jubelte einer der Mechaniker, während der andere in seinen eigenen Funk schrie, dass das Schild wieder aktiviert werden konnte. Der Generator summte wieder und das Flackern des

Schildes begann von neuem. Leider schützte der Schild nur vor Geschossen, nicht vor den Fremden. Sie hatten den Graben nun fast erreicht. 13 Schüsse trafen den Feind und brachten ihn zu Fall, dann sprang der Erste von den Fremden durch den Schild und landete direkt im Graben. Mit der Waffe, die einem Kurzschwert am ähnlichsten war, schlug er einem Soldaten seitlich in den Hals. Walters schoss die letzten 3 Kugeln seines Magazins auf den Fremden ab, doch keiner traf ihr Ziel. Dann stürmte er voran. Durch einen Schalter hatte er die Klinge seines Bajonetts bereits sowohl zum schwingen als auch zum glühen gebracht, womit sie durch

fast alles schneiden konnte, und rammte es dem Fremden wie ein Speer in die Seite, als er sich gerade dem nächsten Kameraden zuwenden wollte. Der Fremde schrie auf. In dem Moment hatte auch Walters Kamerad seine Chance gesehen und rammte dem Fremden seinerseits die Klinge in den Körper. Gezielt hatte er in den Hals und trennte dem Fremden den Kopf vom Rumpf. Kurz vom Sieg fröhlich grinsend, setzte sich ein Ausdruck von Schrecken in sein Gesicht, als eines der Schwerter der Feinde durch seinen Bauch hervorragte und mit einem Ruck durch seinen Körper lief und aus seiner Seite wieder austrat. Der Soldat fiel mit einem stummen Schreib auf den

Boden. Walters sah dem Fremden entsetzt ins Gesicht. Als dieser dann sein Schwert hob und auf Walters niedersausen ließ begann das lange Training zu wirken und Walters hielt die Klinge des Bajonetts in den Schlag des Fremden und ließ es an ihm vorbeigehen. Wieder schlug der Fremde zu und wieder parierte Walters den Schlag. Der dritte Angriff war ein Stoß, der Walters, genau wie seinen Kameraden, aufspießen sollte. Diesen wischte er mit seiner Waffe beiseite und stach selbst zu. Das Bajonett durchbohrte den Panzer des Fremden und grünes Blut spritzte daraus hervor. Er wollte schon ein zweites Mal zustechen doch der Fremde backte ihn

mit einer Hand und schlug mit der anderen nach seinem Kopf. Dem Treffer konnte Walters nur entgehen, indem er sich nach hinten fallen lies, war aber noch im Griff des Fremden und drehte sich im Fall. Er lag nun auf dem Bauch und hatte zudem seine Waffe fallen lassen. Er kroch nach vorne, auf der Suche nach einem Ausweg, einer zweiten Waffe oder nach Hilfe, und spürte den Fremden bereits hinter sich, die Klinge zum Stoß erhoben. Schüsse erklangen und als er nach oben sah, sah er zwei Soldaten der 27ten auf ihn zu rennen und über ihn hinweg feuern. Als sie vorbei waren sprang er auf und sah sich nach einer Waffe um, die er auch bald fand.

Ein Soldat, dem Dienstgrad nach Feldwebel, stellte sich vor ihn. „Luftunterstützung wird den Platz hier räumen. Verschwinden sie.“ Walters nickte und rannte. Die Gleiter, die sich in der Zwischenzeit über dem Schlachtfeld in Position gebracht hatten, begannen jetzt zu feuern und mähten einen der Fremden nach dem anderen nieder. Walters hielt sich aber nicht lange damit auf, sie zu beachten, sondern rannte so schnell er konnte über die Leichen der Gefallenen hinweg in das nächste Segment. Die Mauer umgab nicht ein ganzer Ring sondern war in viele Teilringe unterteilt, die völlig unabhängig von den anderen agieren

konnten und nicht auf den Schutz der Nachbarn angewiesen war. Schnell rannte er die Treppe hoch, rannte den kurzen Abschnitt auf Bodenhöhe und sprang in den nächsten Graben. Fremde hatten Walters gesehen und schossen auf ihn, doch war es den sich überlappenden Schilden zu verdanken, dass er unverletzt zu den anderen gelangte. Er sah nach hinten, auf der Suche nach anderen Soldaten aus seiner Einheit, sah aber nur seine Retter, die sich beeilten aus dem Graben, aus dem er selbst gerade geflohen ist, wieder herauszukommen, verfolgt von Fremden. Der Schild von Walters erstem Graben erlosch und der Schild des zweiten Graben passte sich

an, was die Hintersten Soldaten aber auch die Fremden preis gab, die sofort unter Beschuss genommen wurden. Zwei der Menschen aber auch 3 der Fremden vielen sofort dem Beschuss zum Opfer, was ein trauriger aber ein guter Preis war. Die Gleiter, die sich über den Köpfen der Kämpfenden daran machten sich zurückzuziehen konnten dem Beschuss nicht weiter entgehen und fielen brennend oder von Explosionen zuckend dem Boden entgegen. Die, die den Absturz überlebten versuchten verzweifelt aus den brennenden Trümmer zu kriechen, wurden aber sofort abgeschossen, als sie es endlich schafften. Wild feuernd versuchte

Walters so viele Fremde wie möglich zu töten, eher auch hier der Schild zusammenbrach und der Kampf um sein Überleben von neuem begann. Das laute dröhnen einer Sirene lief über das Schlachtfeld und gab den kämpfenden bekannt, dass der Kampf verloren war. Walters machte sich daran schnell zum Tor zu gelangen, dass ihm am nächsten war. Das Tor war 4 Grabenabschnitte entfernt und sein Weg konnte ihn durchaus durch Stellen führen, an denen der Schild zusammengebrochen war oder in dem die Fremden mit ihren Schwertern wüteten. Er rannte aus diesem Abschnitt in den nächsten, einer von vielen, und hoffte, dass die Fremden den Rückzug

noch nicht erkannten und zu ihrem Vorteil nutzen würden. Allerdings standen die Chancen schlecht. Über ihm hatte sich der Beschuss, der von dem von den Schild der Mauern geschützte Wehrgang kam, verstärkt. Schon von beginn an waren die Glücklichen dort oben und feuerten unablässig. Jetzt aber versuchten sie die Fremden davon abzuhalten eben diese Schwäche für sich zu benutzen und vorzustürmen. Walters war jetzt nahe am Tor. Es lag zwischen zwei Grabenabschnitten und hatte seine eigenen Schildgeneratoren, die dem Tor einen unabhängigen und langen Schutz bot. Viele der Soldaten drängten sich schon hindurch und auch

Walters zwängte sich mit den Anderen hinein. Die Mauer war breit und der Gang war nach Innen noch um ein paar Meter erweitert worden, damit, falls der Feind die Tore doch durchbrechen sollte, die Verteidiger einen langen Weg hatten, den sie wesentlich effektiver halten konnten. Auf der anderen Seite sah Walters, wie ganze Kompanien einzig mit der Versorgung der kämpfenden Truppen beschäftigt waren. Sie brachten Munition zu den Kämpfern, holten Verwundete vom Schlachtfeld oder versuchten verzweifelt die Überhitzung der Generatoren zu verhindern. Walters ging, wie er es gelernt hatte weiter nach hinten, um über den

Verteidigungsstreifen hin zur zweiten Reihe von Gräben und eine zweiten, wenn auch kleineren, Mauer zu einem der Offiziere zu gehen, der damit beschäftigt war, die Kampftauglichkeit der Soldaten festzustellen und wieder, in neue Einheiten eingeteilt, in den Kampf zu schicken. „Gunter Walters aus der 15ten meldet sich.“ Walters salutierte schwer atmend vor dem Offizier und bekam ein Nicken als Antwort. „Sind ihnen weitere Überlebende bekannt?“ Walters schüttelte den Kopf. „Nein Sir!“ Da nickte der Offizier wieder und zeigte auf einen Bereich, der nahe dem zweiten Tor lag und an dem sich eine Einheit befand, die auf dem Boden saß und

versuchte sich über den Lärm zu unterhalten. Walters nickte und lief zu ihnen. Er salutierte vor dem, den er für den Anführer hielt, einem Hauptmann namens Kratos, und ließ die Hand dann schnell wieder sinken. „Gunter Walters ehemals aus der 15ten.“ Kratos nickte und reichte ihm die Hand. „Gilad Kratos, ehemals aus der 32ten, willkommen in der 17-2ten.“ Walters setzte sich zu den anderen und wollte zuerst zuhören, ehe er sich am Gespräch beteiligte aber außer Flüche und Verwünschungen gab es nicht viel, das hier gesagt wurde. Das Gespräch blieb oberflächlich. Niemand wollte mehr von den anderen erfahren, da jeder hier wusste, dass sie sich hier zum

ersten Mal aber auch nur kurz sehen würden. Vielleicht ein oder zwei von ihnen konnten mit viel Glück diese Schlacht überleben, vorausgesetzt, sie würden die Schlacht überhaupt gewinnen. Wenn es der Führung der Stadt möglich war, würden sie die Bewohner evakuieren, dass man auch überlebende Soldaten von hier fortschaffen würde, wenn die Schlacht zur Gänze verloren schien, hielt hier keiner für möglich. Man kämpfte und man starb, wenn man nicht siegte. Das hellte Walters Situation zwar nicht gerade auf, gab dem Ganzen aber doch etwas befreiendes, endgültiges. So hatte Walters keinen Grund zu fliehen, keinen Grund sich

zurückzuziehen oder einen Befehl anzuzweifeln, der ihm höchstwahrscheinlich den Tod bringen wird, da es egal war, welchen Befehl er erhielt oder wo und wie er kämpfte. Sterben würde er hier ohnehin. Wenn er also überleben wollte, musste er siegen. So saß er da und wartete. Schuss und Schuss prallte noch immer von den Schilden über seinem Kopf ab. Dieses Feld war das stärkste und wurde von den besten Generatoren aufrecht erhalten. Würde dieses Schild fallen, würden die Artillerie der Fremden frei in die Stadt feuern und die Bevölkerung töten, ohne einen Angriff auf die Mauern riskieren zu müssen. Stattdessen könnten sie sich

zurücklehnen und warten, ehe die Menschen selbst mit dem Angriff beginnen würden, zu dem sie sie gezwungen hätten. Die Verluste wäre noch verheerender, als sie es jetzt schon waren und die Chancen auf Sieg wären noch wesentlich geringer, als jetzt. Dennoch, niemand wusste, wie viele der Fremden noch dort draußen warteten, welche Waffen sie noch zur Verfügung hatten oder was sie geplant hatten, um die Mauern zu durchdringen. Eine Reihe von lauten Explosionen war von draußen zu hören, lauter als die, die die ganze Zeit zu hören waren. Kurze Zeit später begann der Streifen, der zwischen der großen Mauer und dem

zweiten Graben lag, sich zu leeren. Die Versorgungstruppen, die bis zu diesem Augenblick noch Munition gebracht hatten, liefen zurück. Sie lieferten Säcke voll Munition zum zweiten Ring aus Gräben. Verwundete wurde durch die Durchgänge von den Wehrgängen nach hinten gebracht. Als sich Walters umsah, bemerkte er, wie die Gruppe aus 30 Männer und Frauen, zu denen er sich gesetzt hatte, zu einer Gruppe mit 200 Kämpfern gewachsen war. Sie alle standen jetzt auf und machten sich langsam auf den Weg, sich einen Platz innerhalb des Grabens zu suchen. Auch Walters stand auf. Wieder stand er da, im Graben, die Waffe im

Anschlag, nur, dass er diesmal nicht auf die Häuser des Äußeren Rings sah, sondern auf die äußere Mauer, und bei weitem nicht mehr so große und gut geschützte Waffentürme hinter sich stehen hatte. Langsam begannen Stellen an der Mauer zu glühen und obwohl der Wall aus Stahl aber hauptsächlich aus Stein bestand, fing sie an dahinzuschmelzen. Die Soldaten des Torweges des ersten Tors hatten längs zu schießen begonnen und starker Beschuss ließ den Schild vor ihnen aufleuchten. Der Schild flackerte und erlosch. Sofort versuchten die Soldaten in Deckung zu gehen aber wieder starben die Meisten in der ersten Salve, die den Schild

passierte. Die Überlebenden rannten schnell zu den Gräben und gingen dort in Stellung, sodass sie wieder in Feuerposition waren, als die ersten Fremden den Gang verließen. Die erste 10 starben, dann die nächsten 10, dann die nächsten. Reihenweise rannten die Fremden aus dem Torweg und in das Kreuzfeuer aus Geschützen und Soldaten in den Gräben, doch der Fluss wollte nicht abbrechen. Dass der erste Ring aus Gräben geräumt wurde, war eine schwere Entscheidung gewesen, das wusste Walters, doch aus dem zweiten Ring würden sie sich nicht zurückziehen, da war er sich sicher. Immerhin lag dahinter nur noch die Stadt und davon abgesehen,

dass es dort von Zivilisten wimmelte, würde es dort eine regelrechte Jagd geben. Und die Menschen wäre nicht der Jäger. Walters wollte es nicht so weit kommen lassen. Über sich sah Walters, wie Flugzeuge und Gleiter in großer Zahl aufstiegen. Die Luftwaffe hatte sich bisher zurückgehalten und war nur dann zum Einsatz gekommen, wenn es wirklich lohnend oder wirklich notwendig war. Die Jäger der Fremden waren wesentlich schneller, wesentlich stärker und die Luftwaffe würde gegen sie nicht lange bestehen. Das heiß also, dass die Evakuierung bereits begonnen hatte. Die Luftwaffe sollte die Jäger der Fremden solange beschäftigen, um

möglichst vielen Schiffen die Flucht zu ermöglichen. Kanonenfutter. Aber mehr war er selbst hier unten ja auch nicht. Explosionen erschütterten die ohnehin schon instabil gewordene Mauer und riss große Löcher hinein. Bald würde auch die Luftverteidigung zu feuern beginnen, hoffentlich schaffen es wenigstens ein paar, dachte Walters, ehe die ersten Fremden durch die Löcher in der Mauer hereinkamen und er zu feuern begann. Erstes Magazin war leer, zweites, drittes. Fünf Feinde hatte er erschossen, jetzt waren es sechs. Ein rattern begann sich unaufhörlich unter den übrigen Lärm zu mischen und eine Flut an Kugeln wurde in den Himmel gefeuert. In den Himmel

gefeuert? Walters sah kurz nach oben um zu überprüfen, ob er Recht hatte. Und genau das schien der Fall zu sein. Die Artillerie der Fremden flog weit und viel zu tief über die Köpfer der Soldaten hinweg. Der Schild, der die Stadt schützte, war ausgefallen. Jetzt waren es auch feindliche Jäger, die von oben herab die Verteidiger beschossen und langsam aber stetig die Schilde zur Überlastung führten. Wieder waren es die Geschütze auf den Mauern, die als erstes vielen. Dadurch hatten die Fremden die Möglichkeit aus den engen Stellen der Brechen weiter auf das Feld vorzustoßen. Die Brutalität, mit der die Fremden auf die Verteidiger zu rannten und ihre

Kameraden links und rechts sterben ließen war schockierend aber auch effektiv, denn an drei Stellen hatten sie die Gräben bereits erreicht und an etlichen waren sie erschreckend nahe dran. Während Walters noch feuerte und versuchte so viele der Wesen zu fällen, wie möglich, starben seine Kameraden in Massen im Nahkampf. Walters drehte sich zur Seite, als er einen erstickten Schrei an seiner Seite hörte und sah, wie einer der Fremden den Mann dort an dem Hals backte und ihm mit einer Hand direkt ein Stück aus der Kehle riss. Walters hob sein Gewehr und feuerte auf den Kopf des Fremden. Den persönlichen Schutzschild wohl schon völlig

aufgebraucht fanden die Schüsse sofort ihr Ziel und ließen den Kopf unter der Kraft platzen. Ohne den Finger vom Auslöser zu nehmen richtete Walters sein Gewehr auf die Feinde, die dahinter standen und noch mit Soldaten kämpften. Auch, wenn auch einer der Soldaten starb, fanden zumindest 3 der Fremden den Tod dadurch. In der Zwischenzeit hatten sich auch andere Soldaten an Walters Seite gestellt und feuerten, wie er auch, auf die Feinde, die sich zu nähern versuchten, wobei die ersten Wesen als Schutz fungierten und so mit ihrem Tod den übrigen ermöglichten, die Verteidiger zu erreichen. Die Fremden erreichten Walters und seine Kameraden.

Zu zweit warf sich Walters mit seinem Nebenmann auf den Fremden und versuchten die Oberhand zu gewinnen. Zwar konnte Walters einem Schlag nicht ganz entgehen und erhielt einen Schnitt in seinen Arm, der die Rüstung dort durchdrang und tief in das Fleisch eindrang, doch konnte der andere selbst einen Treffer erzielen, den er mit ruckartigen Bewegungen in alle Richtungen noch verschlimmerte und den Fremden schreiend zu Boden gehen ließ. Walters versuchte den Schmerz zu ignorieren, als sich der nächste näherte, der Walters versuchte, mit einem hohen Schlag den Kopf abzutrennen. Walters konnte dem Schlag entgehen und wollte

die kurze Chance nutzen, um einen eigenen Schlag zu führen, leider war er aber zu langsam, wurde pariert und entging nur knapp einem weiteren Schlag vom Fremden. Der Soldat, der ihm gerade noch beigestanden hatte, war damit beschäftigt selbst den Schlägen eines Fremden zu entgehen und konnte Walters diesmal nicht zu Hilfe kommen. Eine Reihe von Schlägen drang auf Walters ein. Er konnte jeden der Schläge blocken doch schmerzte jeder einzelne von ihnen. Der Fremde schrie zornig auf und schlug immer weiter. Im richtigen Augenblick schlug Walters den Angriff des Feindes beiseite und schnitt ihm in den Bauch und wollte bereits zu einem

zweiten Schlag ansetzen, als die Welt um ihn herum explodierte und er zu Boden geschleudert wurde. Kurze Zeit war er geblendet und taub, dann kehrten beide Sinne zu ihm zurück und er fand sich auf dem Boden liegend wieder, den Fremden auf sich liegend. Schnell zog er den Feind von sich und stand auf. Er traute seinen Augen kaum, um ihn herum gab es keinen lebenden Fremden, nur Leichen und in der Nähe der Mauern welche, die versuchten zu entkommen. Ein Blick nach oben und zu den Seiten ließ ihn Panzer und eine Reihe von Jägern erkennen, die zwar eindeutig menschlich waren, ihm aber nicht bekannt waren. So stand er da und sah zu, wie die Fremden

durch die Mauer nach draußen gedrängt wurden. War die Schlacht für ihn nun vorbei? Hatten sie gewonnen oder waren sie gerade dabei? Auch die Artillerie der Fremden war verstummt. Er begann laut zu jubeln, stoppte dann aber wieder, als es die Verwüstung sah, die die Fremden hier hinterlassen hatten. Langsam machte er einen Schritt nach vorne. Alles um ihn herum dreht sich und Walters brauchte einen Moment, um zu erkennen, dass er auf dem Boden lag. Verwundert versuchte er wieder aufzustehen aber sein ganzer Körper zitterte und seine Beine wollten ihm nicht mehr gehorchen. Walters sah an sich herunter, um zu sehen, in was er sich eingeklemmt hatte

und hielt den Atem an, als er merkte, wie sehr er sich geirrt hatte. An seiner Hüfte klaffte ein Loch, das an den Rändern verkohlt war. Blut rann in Strömen an seinem Bein herunter. Langsam führte er seine Hand an die Wunde. Wann war das passiert? Seine Finger berührten das verkohlte Fleisch. Sofort begann die Stelle zu brennen wie Feuer und Walters krümmte sich unter dem Schmerz und keuchte laut auf. Er wollte hier nicht sterben, nicht nachdem sie gewonnen hatten. Walters versuchte sich mit den Armen aus dem Graben zu ziehen doch er hatte keine Kraft mehr. Der Lärm um ihn wurde leiser und es schien Abend zu werden. Alles um ihn herum wurde

dunkel. Dann verstummte die Welt.

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Rooko

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