Kurzgeschichte
Die Tauben der Uhr

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"*gurr gurr*"
Veröffentlicht am 29. Mai 2016, 14 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Ich bin Hobbyautor aus Leidenschaft, das Schreiben kam mal wie ein Löwenzahnschirmchen zu mir ins Zimmer und in meine Welt geflogen, Ich hab es aufgefangen und seitdem lässt es mich nicht mehr los. :-) Eigentlich war und bin ich gar kein so großer Leser aber am Schreiben bin ich irgendwie hängen geblieben. Macht mir einfach Spaß; besonders wenn die Geschichte Erfolg hat und anderen Freude bereitet und somit gefällt. :-) Ansonsten gibt`s noch ...
*gurr gurr*

Die Tauben der Uhr

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Es waren einmal fünf Tauben aus Bronze, die um die angestrahlte Uhr des Rathauses angebracht waren. Jede volle Stunde nach Mitternacht erwachte eine von ihnen zum Leben, bis um 5 Uhr jede Nacht alle von ihnen um das Rathaus, den Rathausplatz und seine Uhr flogen. Um 6 Uhr als der neue Tag erwachte und die Sonne aufging, kehrten sie flügelschlagend neben die Uhr zurück. Tauben sind für einen Rathausplatz und seine Umgebung nichts Ungewöhnliches und so interessierte es keinen und fiel es lange Zeit niemandem auf. Bis zu jenem Tag an dem eines Morgens eine tote, auf

dem Rücken liegende Bronzetaube vor dem Rathaus lag. Niemand konnte sich erklären von wo sie stammte oder stammen konnte... Die einen hielten es für einen makaberen Scherz die anderen glaubten felsenfest, es sei eine der Tauben der Uhr. Doch wieso sollte eine der dort hängenden Tauben, eine tote auf dem Rücken verendete darstellen oder gewesen sein ? Keiner wusste sich Rat oder auf diese Frage eine Antwort. Schon gar nicht der Bürgermeister, dem die tote Taube gar nicht gefiel und sehr sauer aufstieß, weil die nächsten Wahlen in greifbare

Nähe gerückt waren... Es war eine ältere Frau die wöchentlich auf dem Wochenmarkt des Rathausplatzes stand und ihre Waren feil bot. Als sie von der Sache hörte, kam ihr die Idee den Künstler, der die Tauben entworfen und gegossen hatte, nach seiner Meinung zu fragen. Wer außer ihm wusste wohl besser als irgend ein anderer, wie die Tauben der Uhr ausgesehen hatten und wie viele es einst gewesen waren. Der Vorschlag wurde umgesetzt. Tage später kam der inzwischen alte und gebrechliche Künstler, um sich vor Ort ein Bild der Sache zu machen. Dem alten Mann wurde die Situation

erklärt und die tote Bronzetaube gezeigt. Der Künstler mit ihnen - und von Haus- und Bürgermeister gestützt - vor das Rathaus, um sich seine Tauben anzusehen. Der Künstler wusste wohl wie viele und welche Tauben er geschaffen hatte doch bat er doch darum, sich die Uhr wie sie jetzt war ansehen zu dürfen. „Nun, was meinen sie? ist das eine ihrer Tauben“, wollte der ungeduldige Bürgermeister von dem Künstler wissen. „Nein, das glaube ich nicht“, antwortete dieser kurz als er seine Tauben gezählt hatte. „Aber es fehlt trotzdem eine fünfte, das ist mir damals gar nicht aufgefallen“. Sehen sie dort“, sagte der

alte, einfach gekleidete Mann und deutete auf die freiliegende Stelle, an der die Taube einst befestigt war. „Tatsächlich“, sagte der Bürgermeister und der Hausmeister stimmte ihm fast gleichzeitig mit den selben Worten zu. „Wie wäre es wenn ich ihnen diese tote bronzene Taube einschmelze und daraus die fehlende Fünfte machen würde“, fragte der Künstler den noch amtierenden Bürgermeister. Dieser fand die Idee gut, er war begeistert. Die mysteriöse „tote Taube“ musste wohl doch ein übler Scherz gewesen sein. Er gab die Herstellung einer neuen Taube in Auftrag. Er dachte mit Freuden an seine dadurch

entstehende und bald zu erntende positive Publicity. Der Künstler nahm den Auftrag ebenfalls mit Freuden an, seine Aufträge waren mit zunehmendem Alter immer knapper und schlechter geworden. Er nahm die tote bronzene Taube mit, um sie in seiner inzwischen heruntergekommenen Werkstatt einzuschmelzen. Er hatte lang nichts mehr aus Bronze gegossen und so brauchte es viele Stunden bis er seinen alten Ofen auf Temperatur geheizt hatte und zuvor die passende Form modelliert hatte. Es war fast schon 3 Uhr Nachts als er die tote Taube vom Tisch nahm und in

den Schmelzlöffel legte. Er legte sie eben hinein als die nah gelegene Kirchturmuhr drei schlug.s schlug. Aus der bronzenen Taube wurde wieder eine Taube aus Fleisch und Blut. Der Künstler erschrak erst, ehe er verstand. Er wollte alles tun um nur nicht dem jüngsten Gericht oder gar dem Teufel vorzeitig ausgeliefert zu werden, weil er dem Bürgermeister in seiner Not eine, wie ihm wohl bewusst gewesen war, verloren gegangene Taube nochmals als Auftrag angeboten hatte. Er nahm die tote Taube aus dem Gusslöffel, setzte sie auf den Tisch und breitete ihre Flügel mit seinen Händen aus, dann stieß er die Bitte an alle ihm

bekannten guten Geister aus. Sie sollten die Taube doch bitte wieder zu sich nehmen, davonfliegen lassen und ihm das vermeintlich bevorstehende Höllenfeuer ersparen. Er war der Verzweiflung nahe und erschöpft eingeschlafen als es 6 Uhr schlug. Er erwachte knieend neben dem Arbeitstisch mit der, wie er natürlich meinte, selbst gefertigten Taube in seiner Hand. Ein Albtraum war es für ihn natürlich gewesen und er hoffte diesen nie mehr erleben zu müssen. So lieferte er die Taube schnellst möglich an seine Auftraggeber aus und half ohne zusätzlichen Lohn sie an der richtigen

Stelle anzubringen. Er bestand sogar darauf sie kostenfrei, auf eine sehr aufwendige Art und Weise, neben der Uhr zu befestigen. Er wollte sicher gehen, das ganz gleich was dort vielleicht mal hing, erkannt oder gar den Boden berühren würde. Er wurde daraufhin - nachdem man seinen vermeintlichen Einsatz und Fleiß bewundert und gesehen hatte - für viele weitere Aufträge gewünscht und herangezogen. Von da an blieb der Fleiß und Einsatz neben der wieder gefundenen, nun durch nichts zu erschütternden Ehrlichkeit, ein Teil von ihm, bis er starb.

Was können wir, Künstler oder nicht, aus dieser Geschichte ermutigendes lernen ? Wenn nichts mehr geht und gar nichts will, die unverdiente Auftragslage einen verzweifeln lässt, lässt Gott wahrscheinlich schon mal eine bronzene Taube für die Künstler und tüchtigen dieser Erde vom Himmel fallen.

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Text:


2016 © Simon Käßheimer

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Hörbuch

Über den Autor

Buhuuuh
Ich bin Hobbyautor aus Leidenschaft, das Schreiben kam mal wie ein Löwenzahnschirmchen zu mir ins Zimmer und in meine Welt geflogen, Ich hab es aufgefangen und seitdem lässt es mich nicht mehr los. :-)
Eigentlich war und bin ich gar kein so großer Leser aber am Schreiben bin ich irgendwie hängen geblieben. Macht mir einfach Spaß; besonders wenn die Geschichte Erfolg hat und anderen Freude bereitet und somit gefällt. :-)

Ansonsten gibt`s noch zu sagen über mich das ich einfach gerne kreativ bin und was versuch aus der mir gegebenen Lebenszeit zu machen. Sei es nun Kunst, Musik, Schreiben ( in vielfältiger Weise ) o.w.a.i.. Ich schau aber auch gern einfach mal `nen Film an oder hör bis zum abwinken Musik wenn ich nicht grad mit Freunden und Bekannten was mach oder unternehm.

Mehr noch über mich und meine Person - siehe: http://www.simonkaessheimer.de

Achso: ,,Meine Texte hier sind größtenteils unlektortiert eingestellt ( nicht quergelesen ) also bitte habt Nachsicht mit mir diesbezüglich!" Rechtschreibtips und konstruktive wohlwollende Kritik dieser Art aber immer erwünscht bis gewollt.

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ArnVonReinhard Ich weiß ja nicht, wie es anderen geht, aber ich habe immer den Verdacht, dass das, was ich gerade geschrieben habe, viel besser ist als jenes, was ich früher zu Papier bracht. Schaue ich zurück, ist dem meistens nicht so. Bei Selbstzweifeln sollte man sich schon hinterfragen, aber ein Blick auf das, was man bereits geleistet hat, kann eine große Hilfe sein.

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AvR
Vor langer Zeit - Antworten
Buhuuuh Danke für Coins und Kommentar AvR! :-)

Simon
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