Humor & Satire
Idioten unter sich 2 - Die Schuhe der Erkenntnis

0
"Und nochmal... weil es mir so einen Spaß gemacht hat."
Veröffentlicht am 20. Mai 2016, 18 Seiten
Kategorie Humor & Satire
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Über mich gibt es nichts interessantes. Aber jetzt auch mit schönen bunten Bildern.
Und nochmal... weil es mir so einen Spaß gemacht hat.

Idioten unter sich 2 - Die Schuhe der Erkenntnis

IDIOTEN UNTER SICH 2 DIE SCHUHE DER ERKENNTNIS

Das Leben war nicht einfach, geschweige denn gut zu uns. Barfuß, belämmert und ziemlich ratlos standen wir auf dem Weg unterhalb der vollgeschissenen Hundewiese. Die Sonne schien, Staubkörnchen blitzten im hellen Licht, und meine Füße taten tüchtig weh.

„Meine Füße tun weh.“ Informierte ich den Björn.

„Meine nich.“ Sagte der Björn, und

grinste gänzlich humorlos.

„Na fein.“ Erwiderte ich.

„Schwiemelmann!“ Sagte er darauf.

„Du mich auch, blöder Kasper!“

Er guckte nur, so komisch wie n Kommissar im Fernsehkrimi, oder wie diese Frau in der Werbung die mit robuster Stimme Abführmittel feilbot. Irgendwie makaber und sowas, so schien es mir.

„Was meinste genau,“ fragte ich in Richtung seiner Ohren.

„Schwiemelmann!“ Sagte er erneut.

Komisch. Was war nur in ihn gefahren? Hatte ihn endgültig der Wahnsinn befallen? Hatte die Sonne ihm einen Stich beschert? Oder war er womöglich

von der Schabracken - Wahrsagerin mit einem unsichtbaren Fluch belegt worden? Ich drückte mich erfolgreich um eine endgültige Antwort. Bei Menschen, und ganz speziell bei so Leuten wie dem Björn der ein ganz spezieller ist, da weiß man ja nie was sie so meinen wenn sie sowas sagen. Vielleicht lag es auch daran das mir meine Schuhe fehlten, oder schlicht an mangelhafter Intelligenz meinerseits. Ich entschloss mich zu einer weiteren Frage. Vielleicht brachte diese etwas Licht in die schwarze Leere meines Kopfes.

„Jetzt mal langsam und ehrlich. Was. Meinste. Damit?“

„Schwiemelmann.“ Kam es erneut aus seinem halb geöffneten Mund.

Es war nicht zu fassen.

Bös frustriert ob dieser wiederholten Blödsinnigkeit, schwang ich meine Arme über meinen Kopf. Der jetzt auch erste Anzeichen von Schmerz verspüren ließ.

„Du verursachst mir echt furchtbare Verspannungen in meinen Synapsen, alter Blödian, kannste nich auch mal was Sinnvolles und logisches sagen?“

„Klar, meinte er, kann ich. Kein Problem!“

„Und…?“

„Schwiemelmann!“

„Ooooooooh neeeeee!“

„Jetzt krieg dich wieder ein, mopsiger

Idiot. Ich mein die ganze Zeit den Hannes Schwiemelmann. Der Kerl hat n Laden in dieser Straße mit dem lustigen Namen, da verkauft der allen möglichen Kram. Da hat der bestimmt auch Schuhe. Ich meine, so zum Verkaufen, mein ich. Blödmann!“

„Aaaaach soooooo!“

Verdammt, jetzt verstand ich endlich. Vielleicht war ich doch der mit dem sonnigen Stich, oder dem Fluch, oder überhaupt blöde.

„Dann lass uns mal dahin. Mal gucken. Und hoffentlich schätzt der Schwiemelmann ne gute Unterhaltung.“

„Yo.“

Wir machten uns auf den Weg. Besser

gesagt neben dem Weg. Denn auf dem Weg lagen zu viele kleine Steinchen die einem boshaft in die blanken Sohlen bohrten.

„Hey, kannste dich noch daran erinnern wie diese Straße heißt? Die mit dem lustigen Namen?“ Fragte ich vorsichtshalber.

„Ay, das ist, glaube ich, die Kroppstraße. Gleich neben dem Moffelplatz, wo die Penner immer pennen.“

„Ah ja. Und was ist so lustig an dem Namen von der Straße?“

„Ich weiß nich mehr. Als ich den zum ersten Mal hörte, fand ich ihn einfach lustig.“

„Muss aber schon lange her sein?“

„Bestimmt. Auf jeden Fall länger als drei Tage.“

„So, so.“

Wir gingen und gingen und gingen. Ziemlich weit. Doch dann waren wir da. Und da vor uns breitete sich Schwiemelmanns Laden bis auf den Bürgerinnensteig aus. Da lag eine Menge unbestimmter Krempel rum. Wir sahen es uns an. Da gab es absonderliche Gerätschaften, wahrscheinlich irgendein Zeugs zum Fischen oder Feuer machen, vielleicht auch zum Fußnägel schneiden. Wir kannten das nicht. Dann erkannten wir etwas das wir kannten: Ein Fahrrad! Es lehnte neben dem Eingang. Und genau

in diesem Eingang stand ein großer dicker Kerl mit braunen Haaren, braunen Zähnen, und einem grauen Ziegenbart. Seine Beine steckten in gelben Hosen, sein Bauch in einem grünen Hemd. Er sprach zu uns:

„Finger weg! Und denkt nicht mal dran.“

„Werter Herr. Wir denken nie, und unsere Hände sind hier.“ Erklärte ich dem offensichtlich etwas verwirrten Herrn.

„Ich sag ja nur.“

„Ich hab ´s vernommen. Gehen wir recht in der Annahme dass der Herr den wohlfeilen Namen Schwiemelmann trägt?“ Fragte ich zaghaft.  

„Ihr geht da wohl richtig. Und nehme ich

an, dass ihr Kundschafter genannt werden möchtet?“

„Liebend gern. Sofern ihr der seid der etwas verkauft was wir benötigen.“

„Und ihr benötigt was?“

Statt einer Antwort, zeigte ich mit meinem Finger auf unsere bloßen Füße.

Herr Schwiemelmann guckte, und sagte nach reiflicher Überlegung:

„Füße hab ich keine zu verkaufen.“

„Werter Herr Kaufmann,“ klärte Björn ihn auf, „euer Blick mag von billigem Fusel vernebelt sein, möglicherweise. Doch ich kläre gerne auf. Wir haben Füße. Wir benötigen die entsprechende Bekleidung für dieselben. Führen sie solch Artikel in eurem umfangreichen

Sortiment?“

„Ach, ihr meint Schuhe. Klar hab ich Schuhe. Schöne Schuhe, sehr robust, mit Winterprofil und Schlitterarm.“

„Das ist ja famos, holder Händler, doch wir verfügen leider über keine erwähnenswerte Barschaft. Was wir anzubieten hätten, wäre eine wahrhaft kolossale Unterhaltung zu eurem tiefsten Vergnügen. Was meint ihr? Kommen wir ins Geschäft?“

„Mmmmmh… Kolossale Unterhaltungen hab ich noch genug auf Lager. Brauch ich also nicht. Doch was ich euch Herren und Liebhaber schöner Schuhe anbieten kann, ist, dass ihr Beiden eine kleine mühsame Arbeit für mich

erledigen könnt.“  

„Und diese Arbeit wäre…?“ Fragte ich vorab.

„Eine Lieferung.“

„So so.“ Sagte Björn.

„Abgemacht.“ Sagte ich.

„Das vernehme ich mit absoluter Freude, geschätzte Lieferanten. Kommen wir also zur abschließenden Transaktion. Treten sie ein…“

Wir traten, und warteten auf unsere neue einwandfreie Fußbekleidung. Und tatsächlich dauerte es nur zwei Minuten bis der nette Herr Schwiemelmann mit runderneuerten Latschen in der Hand wieder aus den Untiefen seines Ladens auftauchte.

„Hier hab ich was feines, etwas absolut passendes für die werten Herren.“

„Habt Dank!“

Er überreichte uns vier Sohlen, gefertigt aus soliden Winterreifen, hübsch verziert mit bunter Schnur für zwischen die Zehen zu klemmen.

„Die Dinger nennt man Flip - Flops. Sind momentan schwer angesagt, absolut in Mode und einfach überall in.“ Klärte er uns auf.

„Das ist einfach sehr zuvorkommend. Solch Schuhwerk konnten wir noch nie unser Eigen nennen.“

„Probiert sie an, ist ne Einheitsgröße.“

Wir probierten. Sie passten, genau unter unsere Sohlen und zwischen die Zehen.

Tatsächlich sahen sie sehr fesch aus an unseren Füßen. Diese bunte Schnur machte wirklich was her. Umgehend fühlten wir uns wie Könige, mit Schuhen an.

„Also sind wir im Geschäft?“ Wollte nun unser Wohltäter wissen.

„Aber sicher, werter Wohltäter.“ Bestätigten wir im Chor.

„Dann is ja gut.“

Er ging weg, kam nach kurzer Zeit wieder und überreiche mir einen Zettel.

„Hier ist der Lieferschein. Verliert ihn nicht,“ ermahnte er, „und jetzt kommt mit und schaut euch an was ihr zu liefern habt.“

Also gingen wir mit unseren neuen

Latschen hinter ihm her, quer durch seinen Lumpenladen, und hinten hinaus in den Hof. Dort stand es. Oder das. Ich konnte es nicht wirklich erkennen. Aber es war groß, zumeist hölzern, und wirkte reichlich bösartig. Eine recht merkwürdige Vorrichtung, mit Glocken dran, Draht und Speichen und eine Glühbirne konnte ich erkennen.

„Was n das?“ Fragte Björn ganz ungeniert.

„Das meine Herren, ist meine neueste Erfindung. Eine doppelt verzargte Maulwurfsfalle! Garantiert wirksam, höchst Lebensgefährlich, und ungemein bösartig!“ Seinen Worten hörte man den eklatanten Stolz auf seine Schöpfung an.

„Aha.“ Machte ich.

„Jetzt wo Sie ´s sagen.“ Meinte Björn.

„Ihr liefert das Teil zum Herrn Krummholtz, den kennt ihr vielleicht, haust in einem ollen Haus neben dem 6 Uhr früh Stehausschank, Warme Reihe 6.“

„Den kennen wir,“ erklärte ich, „dort pflegen wir die große Kunst der Unterhaltung. Für Bier, Brötchen und Schnaps.“

„Dann wisst ihr ja wo ´s lang geht. Also, hopp hopp…“

„Geht klar, Chef“

Wir packten an, zerrten und zurrten und schoben. Und langsam wie in Zeitlupe bewegten wir uns fort. Das war aber

echt schwer und mühselig Schweißtreibend. Da war ich doch etwas übermütig mit der unwiderlegbaren Zusage unserer Arbeitsleistung. Das musste ich nun zugeben. Und diese Erkenntnis machte auch meine neuen Latschen nicht besser.







Text: harryaltona

Cover: IlonaSteinchen/www.pixelio.de



 

0

Hörbuch

Über den Autor

HarryAltona
Über mich gibt es nichts interessantes. Aber jetzt auch mit schönen bunten Bildern.

Leser-Statistik
21

Leser
Quelle
Veröffentlicht am

Kommentare
Kommentar schreiben

Senden
tooshytowrite Flip Flops ohne Fusskettchen? Ob die Maulwürfe wohl anbeissen? Och, Harry! Tausend Fragen!!!
LG
Vor langer Zeit - Antworten
HarryAltona Und tausend Fragen werden wohl nie hinreichend beantwortet. Leider.
Tausend Dank, Tooshytoasknochmal!!!
lg... harryaltona
Vor langer Zeit - Antworten
KaraList Jetzt müssen die beiden Unterhaltungskünstler nur noch das improvisieren lernen - was Künstler dieses Genres durchaus beherrschen sollten - dann können sie den nächsten "Herrn Kaufmann" austricksen.
Wieder Schmunzellektüre von Dir.
LG
Kara
Vor langer Zeit - Antworten
HarryAltona Oaaach, ich glaube das kriegen die Beiden auch noch hin. Erstmal liefern...
Tausend Dank, Kara!!!
lg... harryaltona
Vor langer Zeit - Antworten
cassandra2010 
Köstlich, deine beiden Flopper... habe mich einwandfrei amüsiert und werde jetzt gleich meine Swarowski-Flipflops ;) heraussuchen und dann im Garten rumlümmeln.

HG
cassy
Vor langer Zeit - Antworten
HarryAltona Im Garten rumtoben? Auch nich schlecht. Und vergess die Pausen nicht. Sind das wichtigste an der Arbeit. Und wennde denn noch Zeit hast, dann amüsier dir am ersten Teil meiner Heldengeschichte.
Tausend Dank, Cassy!!!
lg... harryaltona
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Das war ja ein scherer Tausch gegen zwei Paar Gummireifen. Hoffentlich geht kein Maulwurf da rein. Vielleicht wissen die, dass sie unter Naturschutz stehen. Oder war die für andere "Maulwürfe" gedacht....?
Musste wieder, ob Deines norddeutschen trockenen Humors schmunzeln.
Hoffentlich gibt´s da noch mehr zu erzählen.

Liebe Grüße
Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
HarryAltona Ja, so sind sie manchmal, die Norddeutschen. Mal schauen was den Beiden noch so widerfährt.
Tausend Dank, Bärbel!!!
lg... harryaltona
Vor langer Zeit - Antworten
Kornblume Oh wei ,dem Maulwurf geht es wohl nun doch unweigerlich an den Kragen oder kann er den Beiden entwischen. Hoffentlich passiert dabei nicht Unvorhergesehenes.
Schöne und lustige Geschichte. "Sicher gibt es eine Fortsetzung",
fragt neugierig Deine Leserin die Kornblume
Vor langer Zeit - Antworten
HarryAltona Mal sehen mit der Fortsetzung. Versprechen zu ich nix. Aber es juckt mir schon in den Fingern...
Tausend Dank, verehrte Kornblume!!!
lg... harryaltona
Vor langer Zeit - Antworten
Zeige mehr Kommentare
10
19
0
Senden

143877
Impressum / Nutzungsbedingungen / Datenschutzerklärung