Religion & Glaube
In einer besseren Welt

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"In einer besseren Welt"
Veröffentlicht am 27. April 2016, 34 Seiten
Kategorie Religion & Glaube
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Über den Autor:

Hi! Ich drücke mich durch das Schreiben aus und hoffe, andere damit zum Nachdenken anzuregen, oder einfach nur zu erheitern. Im Leben eines Jeden passieren gute, sowie auch schlechte Dinge, die Frage ist dann nur, wie man damit umgeht. Ich hoffe, anderen etwas mit auf den Weg zu geben, den wir alle beschreiten müssen. Doch das hier dient sicher auch der eigenen Weiterentwicklung und Verbesserung ;)
In einer besseren Welt

In einer besseren Welt

kapitel 1

Die Sonne erscheint hinter den Bergen und taucht den ganzen Wald in Orangetöne. Anhalten scheint mir das Einzige, das ich nicht tun sollte, also sprinte ich an allen möglichen Bäumen vorbei. Die Schlammspritzer trocknen langsam in meinem sowieso schon verschmutzten Gesicht. Ich trete auf eine falsche Stelle und mein Fuß sinkt leicht in den frisch aufgeweichten Dreck ein. Er löst sich mit einem lauten Schmatzen wieder von einem meiner dünnen, nassen und schlammgetränkten Stiefel ab. Die Rufe hinter mir werden lauter und ich drehe meinen Kopf kurz ein kleines

bisschen. Alles was ich will ist meine Freiheit! Eine große Menge der Soldaten bleibt zurück. Entweder, weil sie stecken geblieben sind, oder beim Herausziehen anderer helfen. Die Horde hat sich also schon halbiert. Ich trage eine eng anliegende Weste aus dunkelbraunem Leder mit einer perfekt dazu passenden weiten Lederhose und einer Mütze. An meinem Gürtel hängen zwei Beutel,ein Dolch aus purem Silber mit einem lederumbundenen Griff und eine große Weinflasche. Es erklingen weitere Rufe von hinten,aber dieses Mal drehe ich mich nicht um, sondern laufe Slalom durch die Baumanreihungen. Höchstwahrscheinlich sind die Soldaten

auf dem feuchten Laub ausgerutscht. Wenigstens hoffe ich das. Mein hüftlanges Haar ist hochgebunden, sodass es so kurz wie das eines Jungen aussieht. Schnell schwinden meine Kräfte und ich kann nicht mehr. Aber zu meiner liebsten Stelle ist es nicht mehr weit und dort werde ich Schutz finden.

kapitel 2

Es ist eine kleine dunkle Höhle. Erwachsene Personen passen dort nicht hinein und übersehen den Eingang häufig. Ich rolle mich waagrecht eine Grube herunter und betrete die Höhle durch einen geschickten Purzelbaum. Da hocke ich nun. Zusammengekauert und nach Luft schnappend.Ein leises Rascheln kommt aus dem Inneren der Höhle. Ich lege mich auf den Bauch und krieche möglichst leise auf das Geräusch zu. Mein Atem stockt und es kommt mir so vor, als sei mein Herz stehen geblieben. Ich ringe wieder mühsam nach Luft. Da hockt jemand! Weil es so eng

ist, kann es kein erwachsener sein, aber ein Mädchen hat eine andere Figur. Der Junge muss meine Atemversuche gehört haben, denn nun kommt er in meine Richtung. Sofort richte ich mich gerade auf und der Junge wirft sich vor Schreck auf den Rücken. Ich kichere und er hört schlagartig mit dem schildkrötenähnlichen Zappeln auf. Er bringt sich in eine ähnliche Position wie meine, nur dass sein Rücken krumm ist, als hätte er einen Buckel und seine Schultern schlaff nach vorne hängen. Keiner von uns beiden kommt auf die Idee zu sprechen. Wir mustern uns nur gegenseitig so gut, wie es in dieser Dunkelheit geht. Ich krieche langsam

und vorsichtig zurück zu dem Eingang, durch den ich gekommen bin und lausche. Die Schritte und Rufe haben sich verflüchtigt. Ich krieche heraus und der Junge kommt hinterher. Wir stellen uns einander gegenüber aufrecht auf und mustern uns genauer.

kapitel 3

Er hat auch ein schmutziges Gesicht, aber ich schaue genauer hin und sehe, dass er geweint haben muss, da an manchen Stellen die Erde verlaufen ist. Er mustert mich ausgiebig und plötzlich schaut er verlegen weg. Ich mache den ersten Schritt und frage:,,Was hast du?" Er murmelt etwas vor sich hin und antwortet endlich:,,Verzeihung, so hatte ich erst noch Probleme dich als Mädchen identifizieren, es tut mir außerordentlich Leid." doch ich lache nur ausgiebig. Er scheint verwirrt zu sein. Ich hätte mich vor Lachen am Liebsten auf den laubbedeckten Boden geworfen und

herumgewälzt, aber mit einem Räuspern reiße ich mich zusammen. Nun wird der Junge überhaupt nicht mehr durchblicken können. Ich gebe ihm eine Erklärung:,,Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Wenn ich gewollt hätte, dass mich jeder wie ein Mädchen ansieht, hätte ich ein Kleid angezogen.",,Warum solltest du es nicht wollen?" fragt er in einem ein wenig frech klingenden Tonfall. Es wird langsam schwierig ihm ehrliche Antworten zu geben, ohne enttarnt zu werden. ,,Wenn ich wie ein Mädchen herumspazierte, würde mir die Freiheit genommen werden und das wünsche ich einfach nicht." ,,Das kann ich sehr gut verstehen" gibt er

nachdenklich zurück, während seine Gesichtszüge entspannter werden. Ich sehe es als meine Pflicht an, ihm nun ein paar Fragen zu stellen:,,Und was hast du dort gemacht?" frage ich und zeige mit dem Finger auf den Höhleneingang. Jetzt wird sein Blick wieder hoffnungslos und er antwortet in einem trostlosen Tonfall:,,Ich habe mich genauso wie du versteckt. Allerdings nicht vor Soldaten,..."er macht eine kleine Gesprächspause ,,sondern vor meinen Eltern." Er seufzt. Ich stoße nur ein kleines ,,Aha" aus und für einen weiteren Augenblick sagt niemand etwas.

kapitel 4

,,Du bist deiner Kleidung nach zu urteilen ein Bauer. Stimmt´s?" stelle ich fest, um das Schweigen zu beenden. ,,Äh, ja. Aber was bist du?" fragt er verunsichert. Ich gebe ihm nervös eine Antwort:,,Ich?...Ich bin ein Mensch."Wir beide lachen. Er lacht natürlich und ausgelassen, während mein gespieltes Lachen jedem aufgefallen wäre.,,Warum bist du vor den Soldaten weggelaufen? Bist du ein Dieb?" erkundigt er sich nun ernsthaft. Diese Frage überrascht mich nicht, aber von ihm habe ich sie nicht so früh erwartet. Er schien nicht diese Art Mensch zu sein, die Einen zuerst

ausfragt. ,,Natürlich nicht! Oder glaubst du, dass ein Dieb so schlau und hübsch wäre?" Während ich spreche befreie ich zwei Strähnen meines Haars und drehe sie zwischen dreien meiner Finger. Ein Grinsen kann er sich wohl nicht verkneifen und antwortet besserwisserisch auf meine Gegenfrage:,,Vermutlich nicht, aber wenn man vor Soldaten flüchtet, ist man meist einer." Da kann ich nur mein Gesicht verziehen.,,Hast du etwa schon viele Diebe gesehen?" ,,Zum Glück nicht! Doch sagen das alle im Dorf" behauptet er als sei dieses Wissen selbstverständlich. ,,Wie heißt du eigentlich?"fragt er nun. Ich überlege ob

es schlau wäre, meinen richtigen Namen zu nennen.,,Elenor" antworte ich. Mein richtiger Name ist Eleonora, aber schon durch die Tatsachen, dass ich ein Mädchen bin und Eleonora heiße, wäre ich aufgeflogen.

kapitel 5

Der Bauernjunge nickt und nennt seinen Namen: ,,Man nennt mich Kasper, doch mein richtiger Name lautet Paul." seine Augen füllen sich mit Tränen und die erste tropft auf den Boden.,,Nur weil ich ein Tollpatsch bin. Selbst meine Eltern nennen mich so. Wenn ich deswegen zu weinen beginne, schlagen sie mich und sagen dass ich ein Mann sein soll, kein Mädchen" fügt er mit bebender Stimme dazu. Da packt mich die Wut:,, Kann man denn überhaupt nichts dagegen machen?" Ich beginne in meinem Kopf ein Gesetz zu formulieren, um es meinem Vater vorzuschlagen, doch sind plötzlich Rufe

zu hören. Beide Stimmen klingen sehr männlich, nur dass eine davon eher den Lauten einer Kröte ähnelt. Sie hallen durch den Wald in jeden Winkel und jedes noch so gute Versteck. Die beiden klingen so wütend wie ich. Paul beginnt vor Angst zu zittern, geht in die Hocke und hält sich die Ohren zu. Wenn er ein Welpe wäre, würde er wahrscheinlich wimmern und mich mit großen, runden Augen anschauen. Die Stimmen kommen schnell näher, entfernen sich aber auch so schnell wieder. Er wartet angespannt darauf, entdeckt zu werden und ich warte darauf, dass er sich wieder hinstellt und mich ausfragt.,,Eleonora!" wird von einer freundlichen Frauenstimme

gerufen. Das ist mein Stichwort. Paul hält sich zum Glück noch verängstigt die Ohren zu und ich lege meine linke Hand auf sein rechtes Handgelenk. Er schreckt auf und ruft:,,Was habe ich dir getan, Allmächtiger?" sieht mich und atmet wieder durch. ,,Sind sie weg?"fragt er. ,,Ja, aber nach mir wurde auch gerufen, also muss ich los. Wir treffen uns sicherlich nochmal." antworte ich und laufe in die Richtung, aus der ich kam.

kapitel 6

Als ich den schlammigen Teil erreiche, sehe ich meine Kammerzofe, wie sie versucht, ihre Schuhe aus dem kleinen Moor zu ziehen. Sobald sie mich erblickt, erschrickt sie.,,Meine Dame! Was habt ihr bloß wieder mit eurer Kleidung gemacht?! Ihr kriegt später noch mehr von mir dazu zu hören. Könntet ihr mir kurz behilflich sein?" Ihr rundliches Gesicht verzieht sich ein wenig, als sie auf ihre schrecklich ungemütlichen und verschmutzten Schuhe deutet. Nachdem ich genug gegrinst habe, führe ich sie mit aller Kraft aus dem klebrigen Teil des Bodens

hinaus. Wir müssen beide erst kurz durchatmen bevor wir uns auf den Rückweg zur Burg machen. Vor dem Nebeneingang hält die Zofe mich an, fährt mit der Hand durch mein Haar um meine zwei langen, blonden Zöpfe zu befreien und rubbelt ein paar Dreckspritzer aus meinem Gesicht. Ich schnaube dabei, damit sie aufhört und öffne die Tür.

kapitel 7

Wir betreten von hier aus die Küche. Die Köche haben sich schon an meinen Anblick gewöhnt, doch schütteln sie nur enttäuscht ihr Köpfe. Im Vorbeilaufen schnappe ich mir einen Apfel und beiße vergnügt hinein. Der Chefkoch Martin warnt mich:,,Passt bitte auf. Seine Majestät sollte euch so nicht sehen. Heute hatte er zu viel zu tun. Er ist eher schlechter gelaunt."und zwinkert mir zu. Ich nicke, während ich die nächste Tür öffne. Ich betrete einen langen Gang, biege links ab und sprinte eine Treppe hoch. Noch den letzten kleinen Saal durchqueren, dann bin ich in meinem

Gemach. Eine tiefe und majestätische Stimme dringt aus dem großen Saal auf der anderen Seite und wird immer lauter. Das ist mein Vater! Während ich überlege, was ich sagen soll, wenn er mich sieht, öffnet sich schon die große und schwere Holztür und er macht einen Schritt aus dem Raum. Glücklicherweise ist sein Gesicht dabei noch von mir abgewandt und er erwidert etwas in den Saal. Schnell schlüpfe ich durch die Tür des kleineren Saals und hetzte in Richtung Gemach.

kapitel 8

Ich erreiche mein Gemach gerade noch rechtzeitig. Die schweren Schritte meines Vaters kommen immer näher. Ich streife mir ein giftgrünes Gewand über und wasche mein Gesicht. Genau in dem Moment, in dem mein Vater anklopft, bin ich fertig mit abtrocknen. Ich öffne langsam die Tür, als wäre nichts gewesen und strecke mich zu einem gespielten Gähnen. Vater nickt und tritt, nach einer hereinbittenden Geste meinerseits, ein. Nun schreitet er in dem großen Raum umher und begutachtet alles. Das einzig Angemessene in dieser Situation ist, ihm zu folgen. Nach ein paar Minuten runzelt

er die Stirn und bleibt stehen. Er öffnet den Mund und spricht: „Ich habe lange darüber nachgedacht, dass du immer aus der Burg fliehst. Das ist EINE Sache. Aber dass du dabei auch noch solche deinem Stand nicht entsprechende Kleidung trägst, ist die Höhe. Ich habe deine Mutter beauftragt, dich strenger zu erziehen.“ Mir kommt es so vor, als würde mein Herz stehen bleiben. Jetzt hat er auch noch Mutter da mit reingezogen. Doch mir ist klar, dass widersprechen nichts bringen würde. Stattdessen kann ich nur nachforschen: „In welchem Bereich denn?“ „Das fragst du noch? Du musst anscheinend alles lernen. Um es auch für eine Frau

verständlich zu machen, sage ich dir auch noch, womit ihr anfangen werdet: deine Ausgehgewohnheiten. Das passiert Morgen früh.“ Das hätte ich mir ja denken können. Da ich nicht gegenüber von Vater stehen und ihm in die tiefbraunen Augen starren will, spaziere nun ich durch den Raum, als würde ich das elegante Schreiten üben. Eigentlich überlege ich, welcher Geheimgang für Morgen der Beste wäre. Ich kann diesen Paul nicht mehr vergessen. Es war das erste Mal, dass mir ein Untertan Auskunft über die Erziehungsmethoden des Volkes gegeben hat. Seine tiefe Depression war klar zu spüren. Ich greife mit beiden Händen unauffällig tief in den

Stoff des Gewandes hinein und nehme meinen gesamten derzeitigen Mut zusammen. „Wisst ihr, Vater...“ beginne ich aus mir herauszuquetschen. „Wisst ihr, wie die Kinder im Volk erzogen werden?“ Jetzt runzelt er die Stirn und mustert mich mit seinem strengen, forschenden Blick. „Nein. Dich hat es auch nicht zu interessieren. Die Erziehung ist die Verantwortung der Eltern, wie es uns der heilige Paulus lehrte. Das war schon immer so und wird auch so bleiben.“ Damit ist für Vater das Thema beendet, aber ich starte einen zweiten Versuch: „Auch wenn die Kinder geschlagen werden?“. Es nervt ihn tierisch eine Konversation weiterführen

zu müssen, wenn er sie schon geschlossen hat. „Ja. Du kannst von Glück reden, dass du noch nicht geschlagen wurdest. Bei den Dingen die du anstellst, hättest du es dringend nötig. Willst du das etwa auch oder warum interessiert es dich so?“ fragt er deutlich genervt. „Ach, ich habe keinen besonderen Grund.“ gebe ich enttäuscht zurück. Schnell wende ich meinen Blick von ihm ab. Ich bin zu unvorsichtig geworden. Es war dreist nochmal nachzuhaken. Wenn er herausfindet, dass ich mit einem Untertan also auf gutdeutsch Paul darüber gesprochen habe, fällt die Strafe nicht so milde aus. Vater sieht mich zum Abschied noch

einmal streng an, dann verlässt er den Raum. Ich schließe die Tür und lasse mich auf mein Bett fallen. Nun sind meine Gedanken voll und ganz auf Paul gerichtet. Vielleicht sehe ich ihn morgen wieder. Bei dem Gedanken muss ich lächeln. Auf das Treffen muss ich vorbereitet sein, überlege ich. Also sollte ich Themen haben, die ich ansprechen will.

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Hörbuch

Über den Autor

LucyPevensie
Hi! Ich drücke mich durch das Schreiben aus und hoffe, andere damit zum Nachdenken anzuregen, oder einfach nur zu erheitern. Im Leben eines Jeden passieren gute, sowie auch schlechte Dinge, die Frage ist dann nur, wie man damit umgeht. Ich hoffe, anderen etwas mit auf den Weg zu geben, den wir alle beschreiten müssen. Doch das hier dient sicher auch der eigenen Weiterentwicklung und Verbesserung ;)

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Shanira Ich finde deine Geschichte super es ist nämlich schwer mich zufesseln doch dir ist es schon auf den ersten Seiten gelungen. Ich hoffe du schreibst weiter dass könnte ein super buch werden.
Vor langer Zeit - Antworten
gela556 Eine Geschichte zum träumen
sie fesselt und man liest weiter
obwohl da nichts geschrieben steht
so inspiriert sie einen
GlG, Angelika
Vor langer Zeit - Antworten
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