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Der Lügennebel - die Geschichte

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"Der Lügennebel - die Geschichte"
Veröffentlicht am 26. April 2016, 24 Seiten
Kategorie Jugendbücher
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Der Lügennebel - die Geschichte

Der Lügennebel - die Geschichte

Der Dezember ist gerade mal ein paar Tage alt und es hat schon so viel geschneit, sodass der Räumdienst der Stadt alle Hände voll zu tun hat. Der Weihnachtsmarkt wurde eröffnet, und die Musik lässt die Stimmung der Besucher, gepaart mit dem Duft gebrannter Mandeln, Glühwein und gegrilltem Allerlei, auf die ruhige und besinnliche Zeit der Weihnacht einstimmen.

Die Zweige der Kiefern im Stadtpark biegen sich unter der Schneelast. Auf einer Parkbank sitzen Benny, Stulle, Kevin und Christeen. Schweigend reichen sie einen Joint durch, und jeder zieht sich die Lungen voll.

„Habt ihr schon für die Leistungskontrolle Morgen, bei der Trude, Hanisch was gelernt.“ Wollte Stulle wissen. „Ich habe mein Speaker fertig. Für ein paar Glocken kannst du mal mit draufschauen.“ Kevin, der seine Leistungen so erreichte, zog noch mal kräftig, ging zu Christeen und tätschelte sie, er wollte sie anmachen.

„Verpiss dich, dein Aschenputtel wartet, und hat schon die Guten im Kröpfchen.“

Jeder wusste, dass Kevins Freundin Elly, die Klassenbeste war und überhaupt nichts von Drogen und Alkohol wissen will. Sie ist auf ihre Art einfach perfekt. Im Stillen wird sie eigentlich von allen beneidet, aber weil das einfach so uncool

ist, wird sie von einigen Mitschülern gehänselt und ausgegrenzt.

Kevin, der Sonnyboy der Klasse, hat Elly beim letzten Klassenausflug zur Ostsee, aufgrund einer Wette mit allen Jungs der Gruppe, in seinem Zelt verführt. Damals verspürte er so ein Kribbeln in der Seele und vor allem, schämte er sich vor sich selber, weil er zum ersten Mal bei einem Mädchen, so was wie Liebe empfand. Seit dem sind sie ein Paar und verbringen ihre Zeit miteinander. Nur wenn sie sich mal wieder wegen Nichtigkeiten gestrubbelt haben, dann fand er Trost bei der Clique, so wie heut.

Kevin war es, der eine Flasche Wodka,

aus dem Edeka mitgehen ließ und damit vor der Clique prahlte. Die liessen ihm dann großzügig an ihrer Party mit den „Seelentröstern“, in Form von Joints teilnehmen.

„He, Kevin und schönen Gruß an die Mama“, rief ihm beim Weggehen, noch der dicke Stulle hinterher.

Ziellos, mit einem Geschmack von Wodka, und benebelt durch den Joint, irrte er torkelnd über den Weihnachtsmarkt. Viele Besucher sahen ihn an, machten eine blöde Bemerkung, oder schauten einfach weg.

„Die Penner, in dem Alter und schon so besoffen, pfui Teufel, was ist hier bloß

los?“, regte sich eine ältere Dame auf, und die, um sie herum stehenden gaben ihr Recht.

Kevin vernahm das alles, hörte was sie sagten, jedoch seine Stimme war weg und um ihn herum drehte sich alles, wie im Karussell. Ihm war übel, und mit schnellen Schritten stolperte er zu einer Mülltonne, die neben einem Imbiss stand.

„Den Kerl sollte man gleich kopfüber dort hineinstecken, ein großes Schloß davor und ab, auf die Müllkippe mit ihm“, hörte er noch eine kräftige Männerstimme sagen. Dann wurde es Nacht.

„Brauchen sie professionelle Hilfe Frau Fink, denn wenn er so weiter macht, dann wird sein Körper diese Belastungen von Alkohol und Drogen nicht mehr lange verarbeiten“, hörte er eine Stimme sagen. Die gehörte zu einer Frau im weißen Kittel, die sehr besorgt aussah.

„Wissen sie Frau Doktor, seit mein Mann ohne Arbeit ist, die Wohnung verlassen hat, und die beiden Großen im Internat sind, ist er sehr viel allein. Ein Mädchen, die Elly aus seiner Klasse, hilft ihm meistens bei den Hausaufgaben, und wenn die da ist, dann ist der Junge wie ausgewechselt. Ich schaffe das einfach nicht mehr. Auf Arbeit wird von mir, ich bin Verkäuferin im Supermarkt,

alles abverlangt.“Dabei holte sie ein Taschentuch aus der Manteltasche und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.

Kevin hörte seine Mutter reden, die zittrige Stimme der kleinen Frau, man merkte ihr die Angst an ihr Kind zu verlieren, lies für einen Moment die Traumwelt des Jungen einstürzen. Tränen liefen unkontrolliert über seine Wangen. Er wollte das gar nicht, denn das war uncool. Aber es passierte einfach, und er konnte nichts daran ändern. Kevin schwor sich, das es nie wieder passieren darf, denn er liebte seine Mutter und wollte alle Sorgen von ihr fernhalten..

Die Ärztin kümmerte sich um den Jungen, gab der Mutter noch einige

Ratschläge und verließ das Krankenzimmer.

Jetzt merkte er, dass er im Krankenhaus gelandet war, wusste aber von nichts mehr, und so sehr er auch grübelte, er hatte keinen Plan.

Die Mutter, die eindringlich auf ihn einredete, überhörte er und die klugen Ratschläge, sollte sie sich besser sparen, dachte er. Warum sie sich eigentlich so aufregt. Die Ärzte übertreiben immer und außerdem ist es seine Sache, wie er mit seinem Körper umgeht. Er wird halt nicht mehr so Zulangen, nur noch ab und zu vielleicht. Und dann, so schlimm ist auch nicht, denn die Joints und das Crystal sind ja gar nicht so teuer, und so

ab und zu mal einen kleinen Drink in Gesellschaft seiner Freunde, hat noch Keinen aus der Bahn geworfen. Damit war seine Welt wieder erklärt und heil, dann kamen ihm schon wieder Gedanken, was er heut noch mit dem angerissenen Tag anfangen sollte.

„Ja, ich werde es nicht mehr tun und die Gitarre zu Weihnachten, möchte ich schon haben, ich verspreche ja auch meine Schulnoten zu verbessern. Ist dass ok Mama?“ Kevin wusste, nun lässt sie mich zu frieden. „Und Oma brauchst du von diesem Ausrutscher nichts zu erzählen, die macht sich nur unnötige Sorgen, ok Mama“, fügte er noch hinzu. Es wäre eine Katastrophe, kurz vor

Weihnachten von Oma keine Knete mehr zu kriegen. Wie soll er dann Weihnachtsgeschenke kaufen. Er wollte unbedingt für Elly die Kette mit Amulett, auf dem ihr Tierkreiszeichen eingraviert ist, kaufen. Dazu sollte noch vom Uhrmacher ihr Namen und seiner eingraviert werden. Das kostet ihm bestimmt drei mal mit Oma einkaufen, sie zu ihrer Rentnerfeier begleiten und wieder abholen, sowie wenigstens zweimal die Woche nach dem Rechten schauen. Was drüber ist, dann könnte ja Mama… - oder, na erst mal sehen, entschieden, wird von Fall zu Fall.

Am Nachmittag war Elly-Time angesagt. Sie hatte sich schon als er noch im

Krankenhaus lag angemeldet. Dass Fehlen in der Schule, und die spärlichen Infos, die so gemunkelt wurden, beunruhigten das Mädel sehr.

Elly liebte Kevin, und tat alles dafür diese Beziehung zu erhalten. Für sie war er ein unkontrolliert, lieber, gut aussehender und gebauter Junge, der seine Zärtlichkeit und Liebe hinter seiner Fassade versteckt. Das er so ist, wie er sich manchmal zeigt, mit dem Alkohol und den Drogen, liegt an seinem Umgang mit falschen Freunden, die Keiner aus dem Sumpf des Vergessens zieht. Sie weiß, dass in ihm ein guter Kerl steckt, und den will sie.

In ihren Gedanken, malt sie sich die

schönsten Augenblicke einer jungen Liebe, in solch fantastischen Farben, träumt sich mit ihm auf eine einsame Insel, wo sie leben und lieben wie einst Robinson.

Sie steht vor der Wohnungstür hinter der ihr Freund sicherlich schon sehnsüchtig auf sie wartet. Seit zwei Tagen haben sie sich nicht gesehen, umarmt und die gewohnten Zärtlichkeiten ausgetauscht. Ihr Herz schlägt vor Aufregung bis zum Hals, ihre Gedanken das sie sich gleich liebevoll umarmen, treiben ihr die Röte ins Gesicht. Nur noch der Klingelton, trennte sie voneinander.

Als nach dem zweiten mal klingeln, noch nichts zu hören ist, kommen ihr die

schrecklichsten Gedanken. Vorsichtig klopft sie an, hält ihr Ohr an die Tür,…. nichts. Ihr klopfen wird lauter und energischer, dann geht die angelehnte Tür auf. Ihre Augen suchen fragend den Flur ab, dann den Weg, hin zu seinem Zimmer, wo sie so oft zusammen waren. Sie öffnet vorsichtig die Glastür zum Raum, und sie kann es nicht glauben.

Vor nicht mal einer Stunde verabredeten sie sich.

Auf einem Sessel liegt, wie in amerikanischen Filmen, ganz lässig ihr Freund, seine Pupillen sind weit geöffnet, neben ihm auf den Tisch, die verhasste Schachtel mit dem „Tabak der Träume“ und als Seelen-tröster noch eine

leere Pulli Korn. Ein Kloß steckt ihr im Hals, bei diesem Anblick.

                              

                                 „Warum zerstörst du das, was wir beide lieben.

                                 Was ist nur von unseren Träumen und Wünschen geblieben?

                                 Sagtest du nicht ja zu mir, und dem Leben zusammen.

                                 Ein Leben in Liebe mit dir und mir, und dem was noch kommt.

                                 Die Wahrheit kann das hier, nicht sein.

                                 Bitte Kevin,

lass mich mit unserem Traum nicht allein.“

Elly geht zu ihm, nimmt seinen, mit Schweißperlen nassen Kopf und legt ihn in ihre Hände.

Wehrlos lässt er es zu, hebt den Kopf und erwidert ihren zärtlichen Kuss, der nach Mandarine schmeckt.

Er will lächeln, doch beim Blick in ihre Augen, verschwimmt ihr Gesicht durch seine Tränen.

Er will ihr etwas sagen, doch seine Stimme versagt, und Elly spürt das.

Verzweifelt, aber energisch stellt sie sich gegen diese Situation und bekämpft Ihre Angst, den Freund zu verlieren. Im

Moment fällt ihr eine Ballade ein, die sie kürzlich gelesen in einer Antidrogen Kampagne gelesen hat.

Dein Schweigen friert die Stille im Raum.

Ein Blick, der löst, erreicht uns kaum.

Der Lügennebel hüllt dich ein,

ich glaube an dich und will es schreien.

Du bist so weit weg, und bist mir doch nah,

so greifbar nah.

Geh nicht, bleib hier, es gibt immer ein zurück.

Immer wenn du ganz tief unten bist,

wollen meine Hände zu dir.

Lauter, lauter

Ich möchte es schreien heut Nacht.

Kein verdammter Nebel hüllt uns ein.

Meine Hände halten dich fest.

So, wird das immer sein.

Der Nebel greift unsichtbar nach dir.

Dein trüber Blick sucht Hoffnung, in mir.

Mein Kuss vertreibt die Schwaden aus Dunst

dieses Nebels.

„Geh nicht bleib hier, es gibt immer ein zurück.

Immer wenn du ganz tief unten bist,

meine helfenden Hände, sie wollen zu Dir.

Lauter, lauter

Ich schrei es hinaus heute nacht.

Kein verdammter Nebel, hüllt dich mehr ein.

Steh auf, lauf mit wir bleiben nicht stehen,

nur wenn wir es schaffen diesen Weg zu gehen,

gibt es keinen Nebel, der uns zerstört

und unsere Liebe, die nur uns gehört.

Halt fest meine Hand, ich lass sie nie wieder los.

Lass uns rennen, um unser Glück, wir werden es finden

und jeden verdammten Nebel überwinden.

Lass uns rennen, wir geben nicht auf

und wir werden gewinnen, den letzten

Lauf.

(Deutscher Text inspiriert vom Karaoke - Musiktitel „Run“ In Style of Snow Patrol.)

Von Weitem waren die Kirchenglocken der Kleinstadt zu hören. Vor dem Fenster tanzten die Schneeflocken und aus der Küche der kleinen Wohnung, wo Kevin mit seiner Mutter wohnte, kam ein Duft von frisch gebrühtem Kaffee.

„Sag mal, Kevin eigentlich hatte ich gedacht, dass wir heut die Geschenke zum Fest einkaufen. Hallo Schatz hast du so tief geschlafen? Und ich hoffe, du hast diesmal nicht wieder von deiner Ex geträumt.“

Elly schlüpfte unter Kevins Decke, spürte seine Körperwärme und fing ihn an, ganz zärtlich zu streicheln. Sie strich ihm durchs Haar und wunderte sich über die nasse Stirn und die feuchten Haare. „Du schwächelst doch nicht etwa, oder was ist mit dir?“, fragte sie ihren Freund.

„Ich hatte einen furchtbaren Albtraum, ich wäre ein Junkie! Der im Endstadium seines Zerfalls war. Aber du warst da, und ….alles wurde gut. Schatz ich liebe dich und würde gern mit dir bis zum Ende der Welt rennen, wenn es sein sollte. Ich versprech dir, wir werden uns im Leben immer fest an den Händen halten.“

„He, ich will auch mit dir und wenn es sein soll, aber soweit lassen wir das gar nicht erst kommen. Es wäre schade um jede verpasste Stunde die wir hätten, wenn einer von uns dieses Teufelszeug nimmt. Ich hatte dir ja diesen Bericht gezeigt und die Ballade passte dazu. Außerdem, bist du ja so feierlich, jedoch einen Antrag brauchst du noch nicht zu machen.“

Beide kuschelten noch bis Kevins Mutter ganz leise an die Zimmertür klopfte.

"Ihr wolltet geweckt werden, der Kaffee ist schon fertig“, sagte sie leise, und der Tag versprach ein richtig Guter zu werden.

Diese wahre Geschichte erzählte mir ein Junge auf einer langen Fahrt in meinem LKW. Da ich in meiner Jugend auch alles ausprobierte, Tabak und Alkohol;  Drogen waren damals  in der DDR nicht so im Angebot wie heute, konnte ich mich in Kevins Erzählung reinversetzen. Meine heutige Frau handelte genau wie Elly, in dem Traum, denn es war schon Knapp 5 Minuten vor 12. Heute führen wir eine gute Ehe, haben Kinder und Enkel und das Leben ist so lebenswert geworden, wo ich sage, dass es schade ist auch nur eine Minute zu vergeuden.  

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