Romane & Erzählungen
Eisprinzessin (7)

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"Wenn diese Erschütterungen weiter gingen, würde sie bald lebendig begraben sein!"
Veröffentlicht am 20. April 2016, 20 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Wenn diese Erschütterungen weiter gingen, würde sie bald lebendig begraben sein!

Eisprinzessin (7)

Kapitel Sieben

Entkommen Liara stand unbeholfen vor dem großen Tier, welches nervös durch seine dunklen Nüstern atmete und versuchte, sich von seinem Seil loszureißen, welches an einen dunklen Holzpflock befestigt war. Eine kühle Morgenbrise strich um Liara herum, zerrte an ihrem Umhang, als würde sie das Mädchen zum Weitermachen drängen. Wie sollte die Elfe es schaffen, dieses Tier von seinem auferlegten Bann zu erlösen? Das Mädchen musste auf dieses Pferd! Niemals könnte sie zu Fuß ins Dickicht

laufen, in einem ihr völlig fremden Gebiet. Sie hatte keine Ahnung, welche Kreaturen sich hier verborgen hielten, nur darauf wartend, eine unwissende Elfe in ihren Fängen zu halten. Die mächtigen Rapphengte müssten sich jedoch in dem Wald auskennen. Sie mussten die Wege kennen, die sie mit ihren Reitern zurück legten und alle aufkommenden Gefahren umgehen können. Liara's Augen wanderten zu der tiefschwarzen Mähne, die ihn dicken Strähnen hinab fiel und musste unwillkürlich an Kolgar denken, als er in ihrer Zelle war. An seine schwarzen Haarspitzen, die sie an ihren Wangen spürte, während er ihr beruhigende Worte zuflüsterte.

Der Dunkelelf hatte seine Stirn an ihre gelegt, seine Händer immer noch um ihr Gesicht gebettet. Liara hätte ihm am liebsten alles geglaubt, was er sagte. Doch sie konnte nicht. Nicht ehe er sie laufen ließ. „Lass mich gehen.“, flüsterte Liara. Kolgar zuckte bei ihren Worten zurück und nahm mit einer schnellen Bewegungen seine Hände von ihrem Gesicht. Als hätte er sich an ihrer Haut verbrannt. Das Elfenmädchen spürte die Kälte, dort wo vorher noch seine wärmenden Hände gewesen waren. Verunsichert schauter der Elf sie an. „Wenn ich dir so viel bedeute, wie du sagst,

dann lass mich gehen.“, Liara konnte nicht verhindern das ihre Stimme einen flehenden Unterton annahm. Vielleicht konnte sie ihn so brechen? Indem sie an seine Gefühle appellierte. „Das kann ich nicht, Liara.“ , Kolgar trat einen Schritt von ihr zurück, doch das Mädchen verringerte sogleich die Entfernung. Sie durfte jetzt nicht aufgeben! „Kannst oder willst du nicht?“ Für einen kurzen Moment schloss er seine Augen und eine kleine Furche bildete sich zwichen seine dunklen Augenbrauen. Er sah aus, als würde er darüber nachdenken. Als würde er mit sich ringen, die richtige Entscheidung zu treffen. Liara hörte wie er leise ausatmete und sich

seine Schultern strafften. Instinktiv tat sie es ihm gleich, bereitete sich auf die Antwort vor, die er ihr geben würde. Als er sprach war seine Stimme gepresst. „Ich kann nicht.“, war alles was er erwiderte. Die junge Elfe antwortete nicht. Was hatte sie sich nur gedacht. Was hatte sie erwartet! Das Kolgar urplötzlich seine Meinung änderte und ihr helfen würde? Das er wieder ihr Vertrauter würde? All diese vergeudeten Momente der Erinnerung, die sie noch vor kurzem teilten, waren fort. Am liebsten hätte sie ihn angeschrieen. Ihm auf die Brust geschlagen und ihn gefragt, wie er ihr sowas antun konnte. Doch als sie in seine dunklen Augen sah,

verrauchte der aufkeimende Zorn. Es hatte den Anschein als würde Trauer in ihnen aufblitzen. Mit einem einzigen Ruck wurde die Zellentür aufgerissen und Liara zuckte erschrocken zusammen, als die Eisengitter gegen den kalten Fels schlugen. „Herr, Ihr werdet gebraucht.“ Einer seiner Untergebenen stand auf der Schwelle und blickte stur zu Kolgar. Seine Augen huschten nicht ein einziges Mal zu Liara. „Ich werde gleich da sein.“ Der Soldat bewegte sich keinen Millimeter und die Worte zwischen den beiden hingen in der Luft. Es war keine gute Idee, sich Kolgar zu

widersetzen. „Geht, Fìran!“, fauchte Kolgar seinem Soldaten zu. Dieser riss bei den harschen Worten seines Anführes erschrocken die Augen auf und machte ein grimmiges Gesicht, als er sich davon machte. Kolgar wendete sich wieder Liara zu, schaute sie einen Augenblick an, ehe er ohne etwas zu sagen aus ihrem Verließ schritt. Die Zellentür landete scheppernd in ihrem Schloss. Nach einem Moment der Stille sank Liara auf ihre Knie. Es war alles umsonst. Sie würde niemals wieder in Freiheit leben. Eindringliches Geflüster und schnell aufstampfende Schritte ließen das Mädchen aufhorchen. Sie hockte immer noch an Ort

und Stelle, so wie sie von Kolgar zurück gelassen wurde. Seitdem hatte die Elfe sich nicht gerührt, kaum gewagt zu atmen, als die Erkenntnis sie bis ins Mark traf. Ich habe keine Chance.. Doch die wehenden Umhänge, die an ihrer Zelle auf und ab trieben, machten sie aufmerksamer. Langsam stand sie auf, wobei ihre Knochen leichte Knackgeräusche von sich gaben. „Es sind zu viele!“, hörte sie eine entfernte Stimme. Sie klang schrill und abgehetzt. „Was wollt Ihr mir damit sagen?“ Kolgar? Das war definitiv seine vor Wut verzerrte Stimme gewesen. Der andere Dunkelelf seufzte. „Wir brauchen alle Soldaten. Selbst

Euch.“ Liara konnte förmlich hören, wie Kolgar seine Kiefermuskeln anspannte und seine Zähne knirschten, während er fieberhaft überlegte, was er tun sollte. Wenn er alle Soldaten abrufen musste, und dazu noch sich selbst, wäre sie allein hier unten. Liara wusste, das er Angst hatte, sie würde ausbrechen, und dennoch verstand sie sein Zögern nicht. Er musste doch wissen, das sie unmöglich hier rauskommen konnte. Sie konnte weder die Zellentür aufbrechen, noch sich einen Tunnel graben. Angespannt wartetet sie auf seine Antwort, als ein plötzlicher Knall sie herumfahren ließ. Über ihr rieselte feiner Erdenstaub zu Boden und legte sich auf ihrer Kleidung

nieder. Was ist hier los? Das Elfenmädchen bekam Panik. Wenn diese Erschütterungen weiter gingen, würde sie bald lebendig begraben sein! Zügig schritt sie zu den Gitterstäben und legte ihre Hände um das kalte Eisen. „Kolgar!“, rief sie laut nach ihm. Er konnte sie hier nicht zurücklassen. Der König wollte sie lebend und nicht unter Felsen eingeschlossen bergen müssen. Der Schlag der zugefallenen Falltür war alles, was sie als Antwort bekam. Sie war allein. Selbst Kolgar blieb nicht hier unten bei ihr. Was geht da draußen vor sich, das alle Dunkelelfen an die Oberfläche mussten? Noch ein Knall. Dem Nachhall zu urteilen, war

dieser weiter entfernt. Zogen die Angreifer ab? Wahrscheinlich hatten sie endlich erkannt, das sie keine Möglichkeit hatten, sich gegen die Dunkelelfen aufzulehnen, die mit den Schatten verschmelzen konnten. Liara atmete erleichtert aus. Wenn sie tatsächlich von dannen zogen, würde es bald vorbei sein. Ein weiterer, lauter Schlag erklang direkt über ihr. Das Mädchen begriff, das die Gegner nicht aufhören würden. Sie hatten keineswegs zum Rückzug angesetzt. Die Gitterstäbe vibrierten unter dem Aufprall und Liara zog schnell ihre Hände von ihnen. Instinktiv schaute sie nach oben. An der kahlen Decke zog sich ein feiner Riss durch

die Erde und folgte einem unsichtbaren Pfad. Der Spalt über ihr endete direkt an der Zellentür, die nach einer weiteren Detonation aus ihrem Schloss sprang. Die Elfe handelte ohne groß darüber nachzudenken. Ihr war bewusst, das dies ihr einziger Ausweg war. Nicht nur, um lebendig aus diesem Verließ zu gelangen, sondern auch den Dunkelelfen und somit Dhoran zu entkommen. Zügig eilte sie hinaus auf den kahlen Gang. Alle Kerzen, die bei ihrer Ankunft brannten, waren erloschen. Nur schemenhaft erkannte sie die Umrisse ihres Umfeldes. Liara wagte einen kurzen Blick über die Schulter, zurück in die Zelle. In der rechten Ecke lag immer noch Kolgar's

schwarzer Umhang, den sie beim Umziehen fallen gelassen hat. Verdammt! Mit einem Ruck drehte sie sich um und rannte zu dem Umhang und riss ihn an sich. Sie brauchte ihn. Wenn sie an die Oberfläche kam, konnten etliche Dunkelelfen sich auf sie stürzen. Wenn dieses Stück Stoff sie nur einige Minuten aus der Schusslinie brachte, war er es wert gewesen. Während sie sich eilig den Treppen zur Falltür näherte, ließ das Mädchen die Brosche von dem Umhang an ihrem Hals einrasten und zog die Kapuze über ihren Kopf. Sie nahm mehrere Stufen auf einmal und schwang mit einem einzigen, kraftvollen Stoß die Holztür nach oben. Der Aufprall

wurde von dem Laut eines weiteren Knalls überdeckt. Liara verlor kurz das Gleichgewicht, als sie die Erschütterung in ihren Knochen spürte. Hastig schaute sie sich um. Der Morgen brach gerade an. Der Nebel zog sich langsam zurück, während die ersten Strahlen der warmen Sonne die Umgebung fluteten. Aus der Richtung aus der sie letzte Nacht geritten kamen, sah sie in der Entfernung Kolgar's Soldaten, die ihre Schwerter durch die Luft sausen ließen. Tiefer im Wald, hinter Kolgar's Gefolge, erkannte sie weitere Elfen, deren goldene Rüstungen über Oberame, Brust und Oberschenkel im rötlichen Licht leuchteten. Feuerelfen. Liara ließ den Blick über sie schweifen. Wie

von selbst hingen ihr Augen an einem von ihnen fest. Er stand reglos auf seiner Position, inmitten von wildem Kriegesgeschrei und schaute sie an. Der Feuerelf kam ihr bekannt vor. Diese Augen, die selbst über diese Entfernung Wärme ausstrahlten, hatte sie schon einmal gesehen. Doch plötzlich veränderte sich seine Miene. Sein Blick wirkte nicht mehr warm, sondern vielmehr entschlossen. Mit einer einzigen, lockeren Handbewegung in ihre Richtung ließ er einen riesigen Feuerball, nur wenige Meter vor ihr explodieren. Daher die Erschüterungen. Liara zog erschrocken die Luft ein und wirbelte herum. Vielleicht konnte sie es bis zu der Stelle schaffen, an denen die Dunkelelfen

ihre Pferde anbanden. Und mit etwas mehr Glück, wäre auch noch eines angebunden gewesen. Zögerlich streckte sie ihre Hand nach dem kräftigen Hals des Pferdes aus und klopfte ihm behutsam auf das Fell. Ich werde dir nichts tun. Liara's Augen wanderten zurück zu denen des Tieres. Sie wollte sich vergewissern, das es sich beruhigte. Das seine geweiteten Pupillen nicht mehr wie verrückt umher irrten. Die Elfe legte den Kopf schief, weil sie sich nicht sicher war, ob das was sie sah, wirklich geschah. Das Licht der leuchtenden, roten Augen wurde schwächer. Langsam verstrich

die Helligkeit aus ihnen und ihre Farbe verblasste mehr und mehr, bis sie gänzlich in einem dunklen braun verharrten. Augenblicklich wurde der Hengst ruhiger, seine Atmung verlangsamte sich und er richtete seine spitzen Ohren aufmerksam auf Liara. Unsicher nahm die Elfe ihre Hand von dem Hals und ließ sie unschlüssig über seinen Nüstern schweben. Ohne Vorwarnung stupste der Rappe selbst ihre Hand an und blieb in dieser Position. Liara streichelte das warme, weiche Gewebe und erntete dafür ein zufriedenes Schnauben. Der Bann war gebrochen. Die Elfe wusste nicht wie sie das angestellt hatte, doch sie hatte auch keine Zeit groß darüber nachzudenken. Das Elfenmädchen nahm das improvisierte

Halfter aus einfachen Seilen von dem Kopf des Hengstes und ließ es auf den Boden fallen. Das Aufsatteln viel ihr immer noch leicht. Seit ihrer Kindheit hatte sie zwar nicht mehr auf einem Pferd gesessen, doch sie hatte es nicht verlernt. Mit einem einzigen, schwungvollen Sprung saß sie rittlings auf dem Rücken des Tieres. Während sie ihre Hände in der schwarzen Mähne vergrub, beugte sie sich nach vorn und flüsterte dem Pferd in die Ohren. „Führe mich hier raus. So schnell du kannst.“ Als hätte es sie verstanden, verfiel der Hengst zu ihren letzten Worten in einen schnellen Gallopp und trug sie fort von dem Tumult.

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xoxoYvonnexoxo

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