Romane & Erzählungen
Under the Moon (2)

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"Under the Moon (2)"
Veröffentlicht am 18. April 2016, 44 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Under the Moon (2)

Under the Moon (2)

ZWEi

Ich lenkte meinen BMW geschickt in unsere Garage ein, neben den zwei Wagen meiner Eltern. Ihre Autos konnten ja nicht protzig genug sein. Meine Mom fuhr einen schwarz-blauen Bugatti Veyron. Mein Vater stand eher auf die Klassiker und sein Auto gefiel mir, im Gegensatz zu dem von meiner Mom, sogar sehr gut. Es war ein Chevrolet Impala in schwarz aus dem Jahre 1967. Trotzdem, ob ich den Wagen nun mochte oder nicht, auch er war ziemlich protzig. Ich schaltete den Motor von meinem kleinen BMW aus und wunderte mich darüber, den Wagen meines Vaters hier zu sehen. Wollte er nicht schon heute arbeiten gehen?

Als ich durch die Garage in unser Haus ging, hörte ich Musik spielen. Sofort schlenderte ich in unsere Küche. Wie ich vermutet hatte, stand meine Mutter am Herd und kochte. Naja, ich glaube das hatte sie mal vorgehabt. Stattdessen tanze sie zu der Musik, die sich schnell als 'I love Rock n Roll' von Joan Jett herausstellte. Grinsend schüttelte ich meinen Kopf und trotte zu ihr. "Mom?" rief ich über die Musik hinweg. Doch sie hörte mich nicht. Wieder rief ich nach hier. Keine Reaktion. Also schritt ich zu unserem Radio und schaltete es ab. "Camilla, habe ich dir gesagt du sollst die Musik ausstellen?" Sie versuchte allen Ernstes tadelnd zu klingen. Sie konnte mich

jedoch nicht täuschen. "Mom, hast du schon mal daran gedacht Mittagessen zu machen?" fragte ich sie mit gespielter Regelhaltung. Sie lachte auf. "Du hast ja Recht, Schatz. Heute gibt es leckeren Thunfischsalat." Sie zwinkerte mir zu. Es war das Lieblingsessen von meinem Dad. Jetzt fiel mir erst wieder ein was ich sie noch fragen wollte. "Achja, sag mal, wieso ist Dad denn so früh schon zu Hause?" "Der ist nicht zu Hause, Schatz." Jetzt war ich verwirrt. Dad geht nie ohne sein geliebtes Auto irgendwo hin. "Äh, wieso steht dann der Impala in der Garage?" Ich war ziemlich gespannt auf die Antwort, die Mom mir gleich geben würde.

Doch, enttäuschender Weise, ignorierte sie mich und schaltete wieder das Radio an. Dann nicht, dachte ich mir und ging die Treppen nach oben in mein Zimmer. Meine Schultasche landete auf meinem Schreibtisch neben meinem Bett. Eine ganze Weile lag ich ausgestreckt auf meinem Bett, den Blick nach oben gerichtet. Ich dachte über den heutigen Tag nach und die Leute die ich kennen gelernt hatte. Irgendwann fiel nichts mehr ein, da ich jede einzelne Erinnerung rekonstruierte, also schnappte ich mir das Buch vom Tisch das ich gerade las. Es war eins von den vielen von Richard Laymon. Ein super Schriftsteller. Ich hatte fast jedes Buch von ihm und alle waren auf ihre Weise ergreifend. Seine

Stilrichtung war jedoch immer gleich. Das störte mich aber nicht. Nach einiger Zeit musste ich eingeschlafen sein, denn ich konnte mich nicht daran erinnern mich Bett-fertig gemacht zu haben. Mein Wecker klingelte lautstark, als er mich aus dem Schlaf riss. Es war schon nach 08.00 Uhr und ich dachte ich würde zu spät zum Unterricht kommen. So schnell wie möglich machte ich mich also fertig. Ich wollte gerade meine Schultasche aus meinem Zimmer holen, als ich an dem Kalender vorbeiging, der an meiner Wand befestigt war. Ein kurzer Blick darauf sagte mir, dass ich mich überhaupt nicht beeilen brauchte. Es war Samstag. Im ersten Moment war ich ein

wenig verwirrt. Doch ich fing mich schnell wieder und huschte nach einigem Überlegen nach unten. In unserem Wohnzimmer war östlich eine große Glaswand eingebaut. Durch diese Glaswand konnte man auf unseren großen Garten gehen. Was ich auch tat. Die Luft war herrlich warm und roch nach Äpfeln und Birnen, Rosen und Lilien. Für einen kurzen Moment vergaß ich, wo ich gerade war. Ich dachte nicht an den ersten Tag in der neuen Schule, dachte nicht an die Schüler oder Lehrer, sondern nur an diesen unbeschreiblichen Augenblick. In meiner Eile hatte ich mir nur schnell mein schwarzes Top übergeworfen und damit meine Kleidung etwas zusammenpasste die schwarzen Schorts dazu. Zuerst hatte ich befürchtet das

es zu kalt sein könnte am Morgen. Doch weit gefehlt. Es war geradezu perfekt. Hinter unserem Garten fing ein wunderschöner Wald an. Ohne groß nachzudenken, schritt ich auf ihn zu. Ich ging ein wenig umher, ohne ein Ziel vor den Augen. Das Sonnenlicht strahlte durch die smaragdgrünen Baumkronen hindurch auf mich hinab. Ich war schon ziemlich tief im Wald, als ich einen Bach entdeckte. Das sanfte Plätschern war Musik in meinen Ohren. Die einzelnen Sonnenstrahlen die sich durchs Blätterdach gekämpft hatten, tanzten auf der Wasseroberfläche um die Wette. Meine Augen folgten dem Bach. Er schien unendlich lang zu sein. Plötzlich verspürte ich den Drang diesem Bach zu folgen. Anstatt

jedoch auf dem trockenen, von Zweigen und Blättern übersähten, Boden zu gehen, entschied ich mich anders. Ich zog meine Schuhe aus und stieg ins angenehme Wasser. Es reichte mir gerade mal bis etwas über meine Knöchel. Einen Moment verhaarte ich in dieser Stellung. Ich schloss meine Augen. Der sanfte Wind spielte mit meinen Haaren und er tat gut auf der Haut. Ich öffnete meine Lider und schritt gleichzeitig voran. Auf einmal stellte ich mir vor ich wäre auf einem Abenteuer. Meine Fantasie ging des öfteren ihre eigenen Wege, wenn ich an solch schönen Orten war. Ich stellte mir vor ich wäre in einem tiefen Dschungel, auf der Suche nach der Ruine von Kambotscha. Ich musste laut lachen. Einige Vögel flogen vor

Schreck davon. Ich watete weiter durch das seichte Wasser, immer darauf bedacht Feinde und Mitstreiter zu überführen. Aprupt blieb ich stehen. Ich hatte sie entdeckt. Die verlassene Ruine. Nicht die in meiner Fantasie, sondern die in der Realität. Nur das es keine Ruine war. Es war ein wunderschöner Pavillon, der an der Grenze zum Bach aufgebaut war. Schnell stieg ich aus dem Wasser, zog meine Schuhe wieder an und schritt auf ihn zu. Er bestand aus weiß gestrichenem Holz. Sein Dach war aus dunkelblauen Ziegelsteinen. Es war wie im Traum. Ich hätte nie gedacht das ich in Leafmore ein so schönes Plätzchen finden würde. Zu allem Glück, war er auch nicht sonderlich weit von meinem Haus entfernt.

Ich ging die zwei Stufen hinauf, die zum Pavillon hochführten. Ich stütze meine Arme auf das Geländer. Dieser Ort war doch nicht so schlecht. Er hatte superschöne Plätze, wie diesen hier. Ich fühlte mich wohl und wollte am liebsten ewig hier sein. Aber Forest Green war mein Heimatort und ich hing mächtig an ihm. Wie ein kleines Kind das um nichts in der Welt seinen Lolli hergeben will. So wollte ich niemals von dort weg. Letzendlich tat ich es dem Wohl meiner Eltern zu liebe. Ich schaute mich um. Das Sonnenlicht, das den Wald in ein smaragdgrün funkeln ließ, das Plätschern des Baches als Hintergrundmusik, und hier und da ein Eichhörnchen, das auf den Bäumen kletterte.

Nein. Ich wollte hier nicht weg. Nicht so lange ich diesen Platz hatte. Ich wusste nicht mehr wie viele Stunden ich dort, so verbracht hatte. Meine Arme auf dem Geländer gestüzt, den Blick Richtung Wald und die natürliche Musik. Im wahrsten Sinne des Wortes. Doch, als ich merkte das es schon dämmerte, machte ich mich auf den Heimweg. Ich hatte es ja nicht weit. Als ich zu Hause ankam, wusste ich nicht wie spät es war. Und ich wollte auch nicht danach fragen, als ich durchs Wohnzimmer an meinen Eltern vorbei trottete. Das einzige was ich jetzt noch wollte, war mich schlafen zu legen. Ich war müde von dem Tag, den ich nur beim Pavillon verbrachte. In meinem

Zimmer öffnete ich mein Fenster, um besser zu schlafen. Es war ein angenehmer Abend, der sanft in eine wolkenverhangene Nacht überging. Am nächsten Morgen wurde ich von dem leichten Regen geweckt, der in mein Zimmer hinein prasselte. Ich bekam kaum meine Augen auf, und doch sprang ich sofort aus meinem Bett, um das Fenster wieder zu schließen. Hatte es etwa die ganze Nacht durchgeregnet? Auf dem Fußboden unter dem Fenster hatte sich schon eine kleine Pfütze gebildet. Super, dachte ich bei mir. Jetzt kann ich dieses Ereignis erstmal beseitigen. Schnell huschte ich runter in unsere Küche, um Zewas und ein Handtuch

zu holen. Während ich wieder die Treppen hochtrabte, musste ich einige male Gähnen. Ausgeschlafen war ich also schonmal nicht. Um die kleine Wasserlache unter meinem Fenster ganz verschwinden zulassen, brauchte ich ungefähr 10min. Mit einem Lächeln auf den Lippen, schmiss ich die vollgesaugten Zewas in den Papierkorb, neben meiner Balkontür. Automatisch sah ich durch das klare Fenster. Der Himmel war von einigen grauen Wollken verhangen, doch die Sonne leuchtete zum trotz in aller Munde. Plötzlich hörte ich die Stimme meiner Mutter. "Cay?", ich trat aus meinem Zimmer. "Ja?" "Kommst du bitte frühstücken?" "Kleinen Moment noch, Mom!", schnell

huschte ich wieder in mein Zimmer um mich anzuziehen. Den ganzen Tag in Schlafzeugs rumlaufen, konnte ich nie. Und das war schon immer so. Selbst an einem Sonntag nicht. Gerade als ich startklar war, bimmelte mein Handy. Ich sah auf mein Display. Unbekannt. Super.. ich hoffte inständig es wäre kein Idiot am anderen Ende. "Hallo?" "Cay? Hey! Ich bins, June." June? Ich kannte keine June. Doch anscheinend kannte sie mich. Und woher hatte sie meine Nummer? "Tut, tut mir Leid, ich kenne dich nicht." Stille. "Doch, natürlich! Ich saß mit dir und Toby in der Cafèteria. Am Freitag."

Das kam mir alles irgendwie blöd vor. Ich war kurz davor mein Handy vom Ohr zu nehmen, und auf auflegen zu drücken. Schließlich bekam ich den Gedankenblitz. "Achso, du bist die Rothaarige! Sag das doch gleich!" Ein leises Lachen am anderen Ende. "Na, auf jeden Fall wollte ich dich einladen, Cay." "Einladen? Wohin?" Stille. "Es gibt da ein tolles Cafè, das musst du unbedingt kennen." "An einem Sonntag?" "Der Laden hat immer auf." Ich dache darüber nach.

"Wann soll das sein?" "Jetzt gleich!", rief sie voller Elan in den Hörer, so das ich mein Handy vom Ohr weg halten musste. Ich versuchte ihr zu erklären, das es so früh nicht ging. Das ich erst noch frühstücken müsste. Doch davon wollte June anscheinend nichts wissen. Ich gab schließlich nach und erzählte meinen Eltern das ich dort frühstücken würde. Wo auch immer 'dort' sein mochte. June wollte mich abholen, und gerade als meine Schuhe angezogen hatte, klingelte es schon an der Tür. Schnell spurtete ich zu ihr und wäre beinahe mit meinem Dad

zusammen gestoßen, der ebenfalls die Tür öffnen wollte. Mit Schreckgeweiteten Augen drehte er sich zu mir um. Schnell drängelte ich mich vor ihn. Peter, also Dad, ließ einen tiefen Seufzer los. Bevor ich June öffnete, drehte ich mich nochmal um und zwinkerte ihm zu. Grinsend verschwand er im Wohnzimmer. Noch ein Klingeln. Ich schwang die Tür auf. "Cay!", rief die Rothaarige aus und fiel mir in die Arme. Ich stolperte ein wenig nach hinten, fing mich aber schnell wieder. Ich klopfte mit meinen Händen leicht auf ihren Rücken. "Okay, okay. Es ist gut.", sie ließ von mir ab und kurz lächelten wir uns an. Wir redeten über Gott und die Welt, als wir

auf den Bus warteten. Der sanfte Wind spielte mit unseren Haaren. Sie erzählte mir, das sie sich freute ein neues Mädchen kennen gelernt zu haben, denn sie sähe wohl Tag ein Tag aus immer die gleichen Menschen. "In so einer kleinen Stadt, trotz einem riesigen Hafen, kennt jeder jeden." Sie verdrehte ihre Augen. In Forest Green war es nicht anders. Aber ich mochte es dort, wenn die Leute mich erkannten. Denn ich sah sie seitdem ich klein war. Der Abscheid verlief nicht ohne Tränen. Hier ist das anders. Hier musste ich mich erstmal noch einleben. Unser Gespräch wird von dem herranfahrendem Bus unterbrochen, der mit einer starken Bremsung vor uns anhielt. Gemeinsam stiegen wir ein. Es kam mir vor

als würden hunderte von Leuten mich anschauen. Beschämt von ihren Blicken, eilte ich zu einem freien Fensterplatz. June setzte sich neben mich. Unsere Fahrt dauerte nicht lange. Nach höchstens 10min stiegen wir wieder aus. Bevor wir jedoch direkt zum Cafè gingen, führte June mich noch ein wenig umher. Normalerweise hätte ich ihr gesagt, das wir eine andere Abmachung hatten und sie sich gefälligst daran halten sollte, aber sie war sozusagen meine erste Freundin in Leafmore. Und ich mochte sie unheimlich. Sie zeigte mir ein paar Läden, wo sie meinte, die könnten mir gefallen. Die meisten waren hauptsächlich Klamotttengeschäfte. Der letzte, und für mich interessanteste Laden, war das Büchergeschäft. Ich wollte sofort

hinein gingen, Ausschau halten nach neuen tollen Büchern, die mein Interesse weckten, doch June zog mich weiter. Sie hatte es anscheinend doch ziemlich eilig noch zu dem Cafè zu kommen. Sie führte mich durch eine enge Straße, die an einem großen Platz endete. In der Mitte stand ein großer Brunnen. Kleine Kinder plantschten in dem Wasser, um sich von der Hitze zu erholen. Das Cafè das wir ansteuerten hieß 'Pervane'. Holztische und Stühle standen vor den großen Schaufenstern. Das Glas reflektierte die Sonne so, das sie leuchtend auf die Fußgänger, die vorbei trotteten, schien. June's Haare flackerten im Sonnenspiel wie Flammen.

"Dahin.", sie zeigte auf einen Tisch mit zwei Stühlen. Stumm folgte ich ihr. Mit dem Rücken zum Innenleben des Cafè's, schaute ich zu den Menschen die an uns vorbei gingen. Frauen, die mit Kindern vorbei schlenderten, Jogger, die mit Musik in den Ohren davon liefen und Männer, die ihre Hunde Gassi führten. Aus meinen Gedanken wurde ich erst gerissen, als die Bedienung nach unserem Wunsch fragte. Wir beide, June und ich, bestellten uns eine heiße Schokolade. Er kritzelte unsere Bestellung auf seinen Notizblock, dann verschwand er wieder im Cafè. "Ist es nicht schön hier?", platze es aus June

heraus. Lächelnd wand ich meinen Kopf zu ihr. "Ja, das ist es wirklich." "Ich bin so froh dich kennengelernt zu haben, Cay. Es kommt mir vor, als seien wir vertraute Fremde." Ihre haselnussbraunen Augen strahlten vor Intensität, als sie mit mir sprach. Und sie hatte Recht. Wir waren Fremde und doch mochte ich sie schon sehr gern. Normalerweise dauert so etwas schon länger bei mir. Aber hier schien es anders zu sein. Wie alles. Die männliche Bedienung kam mit unseren Getränken zurück. "Bitteschön, meine Damen." Die Rothaarige schenkte ihm ihr schönstes Lächeln und

zeigte dabei ihre makellosen Zähne. Sein kurzgeschorenes, schwarzes Haar leuchtete ebenfalls im Schein der Sonne. Als er unsere Tassen auf den Tisch stellte, wich seine Brille etwas von der Nase. Er schob sie mit dem Zeigefinger wieder an seinen Platz, lächelte June ebenfalls an und verschwand erneut. Es war schon ziemlich verrückt an so einem heißen Tag eine heiße Schokolade zu trinken. Ich musste grinsen. June hatte gerade ihre Sahne aus der Tasse gelöffelt, als sie ihr Handy hervor holte. Verwirrt starrte ich sie an. "Ich rufe Toby an.", sagte sie mir mit einem Zwinkern. "Der will bestimmt auch kommen." Und schon wieder war ein Moment gekommen, wo ich ihr gern meine Meinung

gesagt hätte. Wir hatten uns verabredetet. Wir zwei. June und Camilla. Nicht June, Camilla UND Toby. Ich wollte mit ihr allein sein. Aber wie üblich hielt ich meinen Mund. "Toby? Hier ist June.", sprach sie in ihren Hörer. Ich hörte von meinem Standpunkt aus ein leises Nuscheln, das vermutlich Toby am anderen Ende war. "Hast du Lust noch zum Cafè zu kommen?" Er erzählte ihr irgendetwas, das mit der Zeit zutun hatte, vermutete ich. Denn June warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. "Komm schon. Cay ist auch da." Noch ein Zwinkern. Genervt rollte ich meine Augen. June schien es nicht gesehen zu haben. "Jippie, alles klar! Bis gleich!"

Sie legte auf und vergrub ihr Handy wieder in ihrer Tasche. Ihr Grinsen schien sich von ihrer einen Gesichtshälfte zur anderen zu erstrecken. Ohne ein weiteres Wort, nahm ich einen Schluck von meinem Getränk. Herrlich intensiv schmeckte er nach Vollmilchschokolade. Nach einem weiteren Schluck, stellte ich ihn wieder ab. June war damit beschäftigt ihre heiße Schokolade ganz auszutrinken, wobei sie ein Gesicht zog, das mich zum Lachen brachte. "Was ist denn mit dir los?", prustete ich los. Sie zog ihre kleine Stupsnase kraus. "Widerlich.", sagte sie und schob ihr Getränk auf dem Tisch von ihr weg. Vor lauter Lachen bekam ich schon Bauchschmerzen. Ihr Blick

und ihre Mimik waren köstlich. Zu schade, das ich keine Kamera dabei hatte. Als ich mich einiger Maßen beruhigt hatte, lehnte ich mich vor und schaute sie Ernsthaft an. "Wieso hast du denn nun so ein Gesicht gezogen?" Für einen Moment schaute sie an mir vorbei. "Diese heiße Schokolade. Deswegen habe ich so ein Gesicht gezogen." "Was ist denn daran falsch?" "Alles!", fauchte sie mich an. Autsch. Das tat echt weh. Ich hatte sie mit meinem Gelächter echt wütend gemacht. Das wollte ich doch nicht! Ich dachte sie fand es auch lustig.. "June, tut mir Leid. Ich wollte nicht so loslachen. Kannst du mir verzeihen?" Traurig schaute ich sie an und zog meine Unterlippe

etwas vor. "Und das? Was soll das jetzt werden?" "Ich versuche den Dackelblick hinzukriegen." Die Sonne stand immer noch hoch am Horizont und es schien, als wollte sie niemals untergehen. Toby ließ sich immer noch nicht blicken. Es war jetzt schon fast eine Stunde her, seitdem er mit June telefoniert hatte. Hatter er's sich anders überlegt? Was gäbe es aber für einen Grund zu dieser spontanen Entscheidungen? Mein Kopf fing schon an zu pochen, so viel dachte ich darüber nach. In unserer langen Wartezeit hatten wir gelacht und wieder über alles Mögliche gesprochen. Wir hatten uns vom Frühstücksbuffet Essen geholt, um unsere

leeren Bäuche zu füllen. June war in dieser Hinsicht unglaublich. Sie hatte so viel gegessen! Wenn sie immer so viel in sich reinstopfte, wieso ist sie dann nicht voluminöser? Egal, lag wahrscheinlich an ihrem Immunsystem oder ähnlichem. Nach einem Brötchen war ich schon voll und mein Bauch hatte eine kleine Wölbung. Sah irgendwie lustig aus. Als ob ich schwanger war. "Ist du das noch?", ich schaute auf. Die Rothaarige ruhte ihre Augen auf meinem angeknabberten Muffin aus. Ich gab ihn zu ihr rüber. "Den kannst du haben.", sagte ich mit einem Grinsen. Sofort machte sie sich daran, ihn zu verputzen wobei ich sie beobachtete. 5min

lang. "Habe ich 500Dollar im Gesicht kleben?"; fragte sie gespielt genervt. Ich lachte laut aus. "Schön wärs. Dann würde ich sie wegreißen und abhauen." Jetzt musste sie auch lachen. Wir verstanden uns wirklich blendend. Sie kam mir so unglaublich vertraut vor. Ich taute in ihrer Nähe richtig auf. Aber sie war so wunderhübsch. Ich war fast schon neidisch. Wie schon erwähnt, waren ihre Haare ein Traum von einem Rotton. Sie hingen schwungvoll um ihre Schultern, mit sanften, großen Locken. Dies war mir schon aufgefallen, wo sie mich abholte. Denn den ersten Tag in der Schule, trug sie sie glatt. Vermutlich hatte sie ihre Haare geglättet. Ich

zog meine Nase kraus. Sie würde ihre wunderschönen Haare mit dem ganzen Volumen nur kaputtmachen. Ich nahm mir inständig vor, ihr das Glätteisen auszureden. Immer wenn die Sonne ihre Augen streifte, blitzte ein kleiner Grünton in ihnen auf. Das war wirklich etwas spezielles. Etwas besonderes. Man sagt die Augen sind der Spiegel der Seele und ich glaubte, auf June traf das total zu. Ich las in ihnen das sie wahrscheinlich eine große Fantasie hatte. Und sie war keinesfalls dumm, sie war sogar ziemlich schlau. Was ich aber auch schon am Freitag mitbekam. "Hey, Leute!" Erschrocken zuckte ich zusammen. Toby stand plötzlich hinter June. Wie konnte ich ihn

nicht bemerken? Mein Blick war doch geradewegs auf den großen Platz gerichtet. June zuckte ebenfalls leicht zusammen. Sie schlug ihn auf die Brust. "Lass den Quatsch.", sagte sie mit einem Lächeln. Toby sah das wir die Stühle an unserem Tisch schon besetzt hatten und holte sich einen freien, von einem anderen Tisch. Er setzte sich in die Mitte von June und mir. Er legte seinen linken Arm auf den kleinen, runden Holztisch und beinahe berührte er meinen. "Also, was machen wir jetzt, da die wichtigste Person anwesend ist?", fragte er mit einen selbstbewussten Ausdruck. "Ach, nur weil du die wichtigste Person bist,

kannst du zu spät kommen, oder was?" fauchte ich ihn an. Es kam schärfer heraus, als ich beabsichtigte. Beide, June und Toby, schauten mich entgeistert an. Am liebsten wäre ich im Erdboden versunken. Doch plötzlich fing June an zu lachen. "Die hat es dir aber gegeben, Toby!", sie prustete immer noch. "Sind wir heute nicht gut drauf, Camilly?", fragte er, als er sich beruhigt hatte, mit einem Grinsen. Mir klappte der Mund auf. "Ca..Camilly?!", ich schaute ihn entgeistert an. Warum, in Gottes Namen, nannte er mich so? "Ja. Camilly. Magst du den Namen nicht?" Und ob ich diesen Namen nicht mochte. Schon gar nicht wenn er aus seinem Munde

kam. Ich zischte abwertend durch meine Zähne. Mit 'Cay' konnte ich ja noch leben, aber 'Camilly'? Das ging zu weit. "Nimm es nicht persönlich, ok?", sagte er lächelnd. Es war nicht das Selbstbewusste-Macho-Lächeln von eben, sonder ein aufrichtiges, nettes Lächeln. Wieder konnte ich nicht anders als zurück zu grinsen. "Passt schon.", entgegnete ich ihm. "Jetzt sag uns aber schon, warum du so lange gebraucht hast, Toby. Wir waren kurz davor zu gehen." Gerade als er seinen Mund öffnete und antworten wollte, fiel ihm June wieder ins Wort. "Ahhh. Ich weiss es. Du wolltest dich noch hübsch machen.", sie zog ihre Augenbrauen

ein paar mal hoch und runter. Toby errötete leicht. Ich musste grinsen. "Nein, das stimmt gar nicht. Ich musste noch einige Sachen erledigen." "Sachen erledigen ist also wichtiger, als Cay zu treffen? Tze, tze, tze." Was war das denn wieder für eine Aktion von der Rothaarigen? "June!", zischte ich sie an. "Was denn?", überrascht sah sie mich an und riss ihre hübschen Augen auf. Statt ihr zu antworten, schüttelte ich meinen Kopf. Schon jetzt merkte ich, das sie eine sehr direkte Art an sich hatte. Irgenwie kam ich nicht so ganz damit zurecht. Manchmal ist es eben besser nicht zu sagen was man denkt. Aber June hatte bestimmt andere

Gedankengänge. Gedankenverloren blickte ich ins Innere des Cafè's. Ich versuchte die Uhr ausfindig zu machen, die ich lautstark ticken hörte, über das Gelächter und Gerede der Menschen hinweg. Der große Zeiger neigte sich gemächlich der großen, schwarzen sieben zu. Erstaunlich wie lange wir hier schon saßen. Doch wie lange würde ich es wohl hier noch aushalten? Klar, das Vordach des Cafe's spendete Schatten, doch zum trotz schien die Sonne weiter und hatte eine Hitze die man nicht einfangen konnte. Gefühlte +50 Grad im Schatten. "Alles ok bei dir?", mein Blick wandert zu Toby, der ein wenig besorgt dreinblickte. "Äh, ja klar. Warum denn nicht?"

"Dachte nur.", antwortete er achselzuckend. Hmm. Ein wirklich tolles Gespräch. Vielleicht wollte er auch gar nicht mehr mit mir reden. Egal. Ich muss mich schließlich niemandem anpassen. June und Toby sprachen wieder über alles Mögliche, während ich jede einzelne Sekunde ticken hörte. Plötzlich erhob sich June und machte ein erschrockenes Gesicht. "Ich muss nach Hause. Ohhh, ich werde bestimmt Ärger kriegen!" Wild fuchtelte sie mit ihren Händen und Armen, dann zog sie ihr Portmonaie heraus und legte 10Dollar auf den Tisch. "Wir teilen uns den Preis, ja? Bis Morgen!" "Soll ich dich noch bringen?", fragte Toby

höflich. June wandte sich schon zum Gehen. "Nein, nein. Ich wohne nicht weit entfernt, bye!" Noch ein wenig benommen von ihren schnellen Handlungen, starrte ich auf den Geldschein. Gerade wollte ich ihn mir greifen, als Toby's Hand zuerst da war. "Nicht klauen.", grinste er schalkhaft. Also..als ob ich Geld klauen würde! Wie konnte er sowas denken? Ich wollte ihn mir doch nur nehmen um zu bezahlen. "Und?", fragte er. "Und was?", ich sah ihn nicht an. Ich war wütend auf seine angebliche Feststellung das ich klauen würde. "Was machen wir jetzt?" Ich atmete laut aus.

"Ich denke, ich gehe jetzt auch nach Hause." Ich rückte meinen Stuhl zurück und stand auf. "Alles klar. Ich bring dich." "Nein, nein. Geh du auch lieber geradewegs zu dir." "Nicht ehe du bezahlst.", wieder dieses Grinsen. Ich seufzte auf. Ich holte ebenfalls aus meinem Portmonaie einen 10Dollarschein heraus und langte mir einfach den von June. Ihr Schein lag nun in meiner Hand, nicht mehr in Toby's. "Hol den Kellner.", ich konnte nicht verhindern das meine Stimme genervt klang. Ohne ein Wort schlenderte er in das Cafè und kam binnen Sekunden mit einer jungen Frau heraus. Erst dachte ich, würde uns der

nette Mann von vorhin wieder begegnen, doch ich lag da wohl falsch. "Sie wollen zahlen?", fragte sie mit einer lieblichen Stimme. "Warum haben wir Sie wohl geholt?" Ich rammte meinen Ellenbogen in Toby's Seite. "Lass das!", zischte ich. Er zuckte nur seine Achseln. Unsanft, da ich nun ziemlich von Toby angepisst war, drückte ich die zwei Dollarnoten in die Hand der Kellnerin. "Stimmt so.", sagte ich durch meine Zähne. Sofort nahm ich meine Beine in die Hand und wand mich zum Gehen. Irgendwie würde ich ja wieder hier rauskommen. "Warte doch!", rief mir eine vertraute Stimme hinterher. Nur leider hatte ich gerade keine Lust auf diese

Stimme. Ich hörte wie seine Schritte immer näher an mich heran kamen. "Jetzt,", hörte ich ihn mich anschreien, "jetzt bleib doch stehen!" Ich blieb stehen, jedoch nicht wegen ihm. Aus dem Augenwinkel hatte ich eine Gestalt bemerkt, die anscheinend mich betrachtete. Vorsichtig schaute ich zu ihr auf. Die Sonne spiegelte sich leicht in dem Fensterglas, und doch sah ich klar und deutlich die weiße Orchidee im Inneren auf dem Fensterbrett und die pastelllilanen Topfblumen stehen. Wenige Zentimeter hinter ihnen, stand ein älterer Herr der mich misstrauisch beäugte. Ich wusste, das er wusste, das ich neu in dieser Stadt war und doch hätte er mich ja

nicht gleich mit seinem Blick durchbohren müssen. Neben mir kam Toby schweratmend zum stehen. War ich so schnell gewesen? "Mach-" er rang nach Luft, "mach das nie wieder, klar?" Anstatt auf seine dämliche Anforderung zu antworten, fragte ich ihn etwas, was mich doch brennend interessierte. "Wer wohnt dort oben?", ohne meine Augen von dem Fenster zu wenden, nickte ich mit dem Kopf in die Richtung. Kurz schaute Toby zu dem Fenster hinauf, wo eben noch der Mann stand, jetzt aber verschwunden war. "Dort oben? Da wohnt Mister Ellinsworth. Der lebt schon ewig hier." "Hat er zufällig etwas gegen

Neuankömlinge?" "Gegen Neuankömlige? Wenn es denn so wäre.. Er hat gegen alle hier etwas.", abwertend stieß er die Luft aus seinen Lungen. Ich wollte mehr über diesen sonderbaren Herren erfahren, doch kam mir Toby zuvor, indem er mich an meinen linken Arm packte. "Komm jetzt." Unsanft zog er mich hinterher und beinahe wäre ich aus der Haut gefahren. "Du weisst doch gar nicht wo ich hin muss!", versuchte ich ihn von seiner Tat abzuhalten. "Dann zeigst du es mir.", war alles was er erwiederte.

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xoxoYvonnexoxo

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gela556 Eine schöne Geschichte,
bin gespannt wie es weiter geht
Der Toby scheint ein ganz schön eifersüchtiger Bursche zu sein
GlG, Gela
Vor langer Zeit - Antworten
xoxoYvonnexoxo Danke dir.
Ich schäme mich ehrlich gesagt, ein wenig für meinen damaligen Schreibstil, von daher ist es schön so einen Kommentar zu lesen.
Leider hast du mit deinen Befürchtungen recht. ;)

LG
Vor langer Zeit - Antworten
gela556 Weißt Du eigendlich wie schön das ist,
einfache und gut verständliche Literatur zu lesen
wo man versteht und lesen kann was der Schreiber da erzählen möchte.
Für mich hast Du ein riesen Herz verdient.
und vor allen Dingen, es gibt nichts SCHLECHTES
GlG, Gela
Vor langer Zeit - Antworten
xoxoYvonnexoxo Ich bin gerührt.
VIELEN DANK, liebe Gela!
GlG
Vor langer Zeit - Antworten
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