Kurzgeschichte
Über den Abendhimmel und was davor liegt

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"Über den Abendhimmel und was davor liegt"
Veröffentlicht am 17. April 2016, 10 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Abendhimmel und was davor liegt

Über den Abendhimmel und was davor liegt

Über den Abendhimmel und was davor liegt

Der Bildschirm versperrt die Sicht. Wenn ich so zurück denke, kann ich mich erinnern dass ich im Frühling und den drauf folgenden Monaten immer aus dem Fenster gesehen hab. Ich habe abends im Bett gelegen und noch Ewigkeiten den Sonnenuntergang und den Himmel, welcher danach zu sehen war, angeschaut. Wie das zarte Rot erblasste und durch ein tiefes, immer dunkler werdendes Blau ersetzt wurde. Auch wenn ich diese Worte jetzt schreibe schaue ich aus dem Fenster in den Himmel, welcher von grauen

und weißen Wolken bedeck ist. Nur am Rand des Fensters sieht man etwas Blau. Die Wolken schauen weg zu ziehen und entblößen mehr des Blaus, welches ich schon oft versucht hab im Kunstunterricht zu mischen. Ob das wirklich geklappt hat kann ich nicht sagen. Wie soll man einem Himmel malen wenn über einen nur Weiße decke ist? Dort ist der Himmel ferner denn je. Nicht wie an meinen Schreibtisch. Ich sitze zwar drinnen doch hier fühle ich mich wie auf einer Wiese. Mein Fenster ist das Tor zur Welt und zum Himmel, auf dem nun langsam Die weißen und grauen Wolken entfliehen und ein graues Wolkenband aufzieht. Es bedeckt weniger des Himmels als die Wolken davor und dennoch scheint es mein gesamtes

Blickfeld zu verdecken. Schon immer habe ich gern in dem Himmel geschaut, darüber sinniert was dahinter kommt und wer noch unter diesen Himmel ist. Er scheint mein Gemüt zu verändern. In Momenten wie jetzt, wenn ich aus dem Fenster in den ruhigen Himmel schaue fühle ich mich entspannt und doch aufgewühlt. An solchen Tagen sage ich mir oft, dass ich doch raus gehen müsste. Raus in die Welt hinter der Glasscheibe doch dann frage ich mich, was ich denn da draußen machen soll? Das klingt sinnbefreit für mich und doch tue ich nichts dagegen diesen Konflikt in mir zu lösen. Wie viel zu oft schaue ich dann doch lieber auf den Bildschirm welcher neuerdings auf meinen Schreibtisch steht und damit auch vor meinem

Tor zur Welt. Schon seit Ewigkeiten habe ich mich darauf gefreut dass es soweit ist, dass ich auf den Bildschirm schauen und aus der Welt entfliehen kann, denn auch er ist ein Tor, nein mehr ein Fenster, durch das ich in eine weitere Welt blicken kann. Dennoch habe ich das Gefühl eine Rückentwicklung gemacht zu haben. Ich verpasse also wie das leichte, sanfte Blau des Himmels von einem dominanten gräulichen Blau einer mächtig wirkenden Wolke überdeckt wird und wie das Ende des Tages durch ein strahlendes rötliches Gold eingeläutet wird. Heute ist der Himmel nicht sehr schön denn das tiefe blau des Zenits am Abend wird von den dunkel getönten Wolken überdeckt. Vielleicht sollte ich auf meinen Bildschirm starren wenn der

Sonnenuntergang nicht doch noch ein wunderschönes Farbspiel auf die Wolken zaubert. Ich dachte früher häufig daran, mit einer Liebe unter dem tiefen Himmel zu sitzen. Hand in Hand, in den Armen oder vielleicht bei dem einen oder anderen Kuss. Doch was ist nun? Ich habe nun eine Liebe, etwas nach dem ich mich immer gesehnt hab doch sitze ich nicht wie erwartet mit ihr auf einer Wiese auf einer kleinen Erhebung wie ich es mir so oft erträumt hab. Ich sitze hinter meinem von mir verschlossenen Tor und sie ist sicher gerade zu Hause und sitzt vor ihrem Tor oder Fenster. Mit welchen Portalen sie wohl in ihre Welt schaut. Durch das Zeichenpapier, den Fernseher oder wie viele Menschen durch das Internet? Ich denke

jeder Mensch hat seine eigene Welt. Seine eigenen Portale durch die er sie sieht und eigene Wünsche und Sehnsüchte die nie erfüllt wird. Solange ich denken kann ist das Sehnen ein Teil von mir. Das Sehnen nach dem Vergangenen, dem Kommenden und den Dingen die es nie geben wird und nie gab. Alle diese Sehnen sind zu weit weg als dass sie erfüllt werden könnten. Was geschehen ist kommt nie wieder und was kommen wird weiß niemand. Habe ich erwartet, dass das Rot des Abends einen Kontrast in die grauen Wolken zaubert, welcher von einer letzten türkiesen und zu gleich gelben Linie unterstrichen wird? Habe ich erwartet wie schnell das Rot nun wieder schwindet und damit manch Sehnsucht

wegweht? Woran sind diese Sehnsüchte gebunden und an was richten sie sich. Wenn ich an einem Sommerabend den Himmel anschaue, sehne ich mich nicht in den Himmel hinein. Es ist nass und kalt und wahrscheinlich ist die Luft dünn. Danach kann man sich doch nicht Sehnen. Wonach sehne ich mich dann? Was zieht aus der Ferne an meinem Inneren um mich aus der so karg wirkenden Welt zu retten? Es erzeugt Bilder in mir von Idyllen und Paradiesen in allen Fassetten und lässt mich mit diesen unerfüllten Fantasien zurück. Alles was bleibt ist der dunkel werdende Himmel welcher trotz eher helleren Blautönen recht düster wirkt. Vielleicht ist er ja die Erfüllung der Sehnsüchte welche mich plagen. Gibt es

denn überhaupt etwas Schöneres als in sich versunken den Himmel zu beobachten und über Farbe und Sinnhaftigkeiten nachzudenken. Denn nur wenn ich durch eines meiner Tore schaue kann ich meine Gedanken frei entfalten. Ich muss diese Tore offen halten, denn nur so verhindere ich dass sie zu einer Scharte und mein inneres zu einer Festung wird, die mich gefangen hält.

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Gneurke

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