Romane & Erzählungen
Eisprinzessin (6)

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"Jetzt musst du mir vertrauen. Auch wenn du dich lieber fürchten würdest."
Veröffentlicht am 15. April 2016, 30 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Jetzt musst du mir vertrauen. Auch wenn du dich lieber fürchten würdest.

Eisprinzessin (6)

Kapitel Sechs

Vergangenes Kolgar grinste nicht. Nicht wie die vorherigen Male, um seinen Triumph zu zeigen. Er wirkte ernst und nicht mehr überheblich. Ohne seinen Blick von ihr zu lösen, sprach er zu einem von seinem Gefolge. „Yàno, sorg dafür das sie alles erhält, was sie benötigt. Du kümmerst dich ab jetzt um sie. Bis der König hier eintrifft.“ Der König! Sie bringen ihn hierher? Ein schlanker Elf löste sich von dem Rest und trat an Liara's Seite. Das Mädchen erkannte ihn wieder. Er war es, der zuvor die Tür geöffnet hatte.

„Ich hätte angenommen, das du mich nicht allein lässt, Kolgar?“ „Das tue ich auch nicht, Liara. Yàno wird sich unermüdlich in deiner Nähe aufhalten. Ich schaue ihm gelegentlich über die Schulter.“ Der Dunkelelf schritt auf seine Krieger zu, welche sich in einer kleinen Ausbuchtung rechts der Treppe befand, und ließ die Elfe mit dem Jungen allein. Sie löste ihren Blick von ihnen und sah in das Gesicht ihr Gegenübers. Seine pechscharzen Haare fielen ihm in die Stirn und verdeckten knapp seine Ohren. Er hatte noch seine kindliche Rundungen im Gesicht behalten, die verrieten, das er noch lernte. Wie jung möge er gewesen sein?

„Kommt.“, er nickte mit seinen Kopf in Richtung der Zellen und zog augenblicklich an ihren Armen. Stumm folgte sie ihm. Was hatte sie jetzt noch für eine Wahl? Er brachte sie zu den letzten heruntergekommenen Kammern, wahrscheinlich war es eine ganz spezielle Wahl, nur für sie. Schließlich sollte das Elfenmädchen sich nicht zu wohl fühlen. Während Yàno die schwere Eisentür, mit all seinen vorhanden Kräften, aufstoß, gaben die Angeln ein hohes Quietschen von sich. Liara war kurz versucht, sich die Ohren zu zu halten, konnte sich aber beherrschen. Das Mädchen ging einige Schritte in ihr Gefängnis hinein und drehte sich zu dem Elfenjunge um,

der sich keinen Millimeter von der Tür entfernt hatte. „Setzt Euch. Kolgar wird noch einmal mit Euch sprechen.“ Mit diesen Worten und ohne sie eines Blickes zu würdigen, schloss er sie ein. Nachdem die dumpfen Schritte des Elfenjungen verstummt waren und auch kein Stück mehr von ihm, oder den Anderen, zu sehen war, kehrte Stille in Liara's Zelle ein. Wenn der König informiert werden würde, würde er sich gewiss schnell auf den Weg machen. Er wäre höchst wahrscheinlich schon am nächsten Tag, sobald die Sonne am höchsten Punkt stand, hier und könnte das Mädchen zu sich holen. Genau das

musste sie verhindern. Liara schaute sich um. Sie suchte etwas womit es ihr leichter fiel, dieses unterirdische Gefängnis zu verlassen. Auf Knien rutschend suchte sie den kalten Boden ab. Doch sie wirbelte nur unwillkürlich Staub auf. Sie rappelte sich auf und suchte noch einmal, mit zusammen gekniffenen Augen, ihre Umgebung ab. Da entdeckte sie sie. Die kahlen Steinwände waren mit Einkerbungen übersät. Lauter feiner Linien, die nebeneinander aufgestellt worden waren. Die Elfe ging auf die Wände zu und streifte mit ihren Fingern über die Furchen. Ergaben diese Linien ein Muster? Hatten sie etwas zu bedeuten? Sie trat von dem Gestein

zurück und schaute sich das Gesamtbild an. Es gab Unterteilungen. Sie waren in verschiedenen Blöcken von einander getrennt. Die ersten ergaben 10, die nächsten 13. Und sie steigerten sich immer weiter, bis zu einer erschreckenden Zahl von 548 in einem riesigen Block. Plötzich kam Liara der schreckliche Gedanke. Es waren nicht nur sinnlose Linien, die an die Wände eingeritz wurden. Es waren die Zähltage der Gefangenen! Die Elfe fragte sich was die Dunkelelfen den Häftlingen angetan haben mögen. Haben sie die anderen Elfen gezwungen diverse Dinge zu tun? Gar gefoltert? Sie mochte es sich nicht vorstellen und doch konnte sie es nicht verhinden, als sich schreckliche Bilder vor

ihrem inneren Auge abspielten. Was wenn ebenfalls Kinder unter den Gefangenen waren? Völlig hilfos und unterlegen? Schließlich waren die Dunkelelfen dafür bekannt, selbst junge Elfen wegzusperren, sollten sie die Regeln oder die Befehle des Königs missachten. Sie machten keinen Unterschied. Wut überkam Liara. Kolgar hatte sie alle nach hier unten verschleppt und so vieles zu verantworten! Er würde es auf die Befehle des Königs abwiegeln, doch man hatte immer eine Wahl. Man konnte sich widersetzen, so wie Liara selbst. Selbst wenn es hieße, ein Leben auf der Flucht zu führen. Für das Mädchen war es ein besseres Leben, als

einem tyrannischen König Folge zu leisten. Ihre Zellentür quietschte. Die Elfe wirbelte herum. Kolgar stand vor ihr und trug ein zusammengelegtes Bündel in seinen Armen. „Habe ich dich erschreckt?“, fragte er mit einem gefährlichen Grinsen. „Tu nicht so, als hättest du es nicht darauf angelegt.“ Liara war es zu wider. Wie er dort stand und auf sie herab schaute, als wäre sie sein lang ersehnter Durchbruch. Ihr war bewusst, das Kolgar sie an den König ausliefern wollte, nur damit sein Ansehen bei diesem stieg. „Wie du meinst. Ich habe dir deine Kleidung mitgebracht. Zieh sie an. Ich werde gleich wieder zurück sein.“ Mit diesen Worten setzte er das Bündel auf

dem Steinboden ab und ließ das Mädchen wieder allein. Wie nett. Ein wenig Privatssphäre... Schnell griff Liara sich die Kleidung und faltete sie auseinander. Es waren tatsächlich ihre eigenen. Sie hatte damit gerechnet das die Dunkelelfen all ihre Habseligkeiten behalten würden. Sonst gaben sie niemals das Hab und Gut der Besitzer an diese zurück. Könnte es sein das Kolgar...? Das Mädchen verdrängte den Gedanken und stieg zügig in ihre dunkle Hose, die fest auf ihrer Haut saß. Um ihr Oberteil anzuziehen, öffnete sie die Brosche an ihrem Hals und ließ Kolgars schwarzen Umhang zu Boden gleiten, jedoch nicht ohne vorher einen Blick

über die Schulter gewagt zu haben. Liara hatte sich gerade ihr Lederhemd über den Bauch gestreift, als der Dunkelelf wieder in ihre Zelle trat. „Wie geht es dir?“ War dies eine ernst gemeinte Frage? „Ist das eine Art Witz von dir?“, dem Mädchen war nicht annähernd zum Lachen zumute. „Nein. Mir liegt dein Wohlergehen sehr am Herzen.“ „Das war einmal. Jetzt scheint es dir nichts auszumachen, mich zu jagen und mir meine Freiheit zu rauben!“, fauchte die Elfe. „Das ist nicht wahr! Ich würde dich nicht gefangen halten, wenn du freiwillig mit mir kommen würdest!“ „Also ist es meine eigene

Schuld?“ Das Mädchen schnaubte und spürte wie die Wut und die längst vergangene Enttäuschung in ihr hoch stieg. „Du warst mein Freund, Kolgar! Ich habe dir vertraut!“ „Ich bin immer noch dein Freund. Ich...“ „Hör auf!“, unterbrach Liara ihn aufgebracht. „Sprich nicht mehr mit mir.“ Erst jetzt merkte das Elfenmädchen wie nahe sie sich standen. Sie musste unbewusst auf ihn zugegangen sein. Sie brauchte eine Pause. Zügig entfernte sie sich wieder von ihm und lief in die gegenüberliegende Ecke, wo sie sich auf den Boden hinsetzte. Es waren nur wenige Meter zwischen ihnen,

doch dieser Abstand müsste genügen. Jetzt musste sie zur Ruhe kommen und ihre Gedanken von dem festen Griff ihrer aufwühlenden Emotionen befreien. Kolgar sagte nichts. Er stand einige Minuten wie betäubt auf seinem Fleck, bis er schließlich nachgab und sich ebenfalls niedersetzte. Gegenüber von Liara, so dass er sie immer im Auge behielt. „Als ich dich das erste Mal sah, wusste ich, das mein Leben sich nur um dich drehen würde.“ Das Mädchen blickte verwundert auf, als Kolgar die Stille durchbrach. Wie lange hatten sie sich schweigend

gegenüber gesessen? Sie wusste es nicht. Sie hatte diese Stille zu sehr genossen und sie genutzt, um einen klaren Kopf zu bekommen. Wenn Kolgar jedoch wieder versuchte, ihr die Schuld zu geben, würde sie dieses Mal ruhig bleiben und vernünftig argumentieren. Nicht ihren ziellosen Gefühlen hinterherjagen. „Du warst so jung,als ich dich sah, wie du in deinem Dorf, auf der großen Wiese, mit den anderen Elfen spieltest. Oh, Liara, glaube mir, das selbst damals deine Bewegungen schon anmutig waren.“ Der Dunkelelf machte eine Pause. Vielleicht um die Bilder der Vergangenheit wieder aufleben zu lassen. Aber worauf wollter er hinaus? Mit welchen Zweck erzählte er ihr

dies? Liara schweigte. „Ich hielt mich im Hintergrund, versteckt. Nicht nur, weil ich in einem höheren Alter war und die Ältesten es sicher nicht gut hießen, wenn ich mich dir näherte, sondern auch, weil meine Rasse es verlangte. Und doch konnte ich meine Augen nicht von dir wenden. Konnte meine Füße nicht zum umdrehen bewegen und dann... dann sahst du mich.“ „Zuerst dachte ich, du würdest an mir vorbei in den Wald schauen. Doch deine Augen, es waren die schönsten die ich je gesehen hatte, leuchteten so intensiv in diesem klaren, unglaublich hellem Blau, das ich mir sicher war, das du mich wahrnahmst. Doch plötzlich machtest du kehrt und liefst zu deinen

Spielgefährten. Erst dann, als ich von deinem Bann gelöst war, merkte ich, wie ich nach Luft schnappte. Ich hatte nicht ein mal geatmet.“ Kolgar schaute hinüber zu Liara. Verglich ihr jetztiges Abbild; auf dem Boden sitzend, die Knie an die Brust gezogen und die Arme um sie geschlungen, mit dem Bild in seinem Kopf. Sie war so lebhaft und neugierig gewesen, zu allen hilfsbereit und freundlich. Jedesmal wenn er sie sah, strahlte sie und lachte aus vollem Herzen. Es war kein Vergleich zu der Elfe, die er jetzt vor sich sah: die ernste Miene, die angespannten Muskeln und diese verzweifelten Augen. War tatsächlich er es gewesen, der sie so verändert hatte? Doch würde nicht jeder treue Elf die Befehle des

Königs befolgen? Liara sprach selbst von Loyalität. War dies nicht genau das was er tat? Loyal gegenüber seinem König sein? „Ich wollte gerade umkehren, da sah ich, wie deine Freunde sich entfernten und du zurück bliebst. Zu Beginn dachte ich, sie würden dich einfach alleine dort, auf der großen Wiese, lassen. Doch da kamst du auf mich zu und du sahst so entschlossen dabei aus. Doch als du schließlich völlig reglos vor mir standest, sah es so aus, als würdest du selbst nicht richtig wissen, was du zu mir sagen solltest.“ Dem Elfenmädchen fiel das Zusammentreffen an diesem Tag wieder ein. Ihr fiel ein, wie warm sich die Sonne auf ihrer Haut anfühlte, wie der Duft des grünen Waldes um sie herum sie einhüllte und wie

sie sich gegenseitig Blumen ins Haar flochten. „'Hallo' wispertest du plötzlich. Deine Stimme ganz klar und weich.“ „Du hattest nicht ein Wort gesagt. Mich nicht begrüßt.“, unterbrach sie seine Gedanken. Das Mädchen erinnerte sich an den Kolgar der damals vor ihr stand. Er trug zu der Zeit seine dunklen Haare bis zum Kinn und seine Augen hatten noch nicht den dunkelsten Ton erreicht. Der Dunkelelf lachte kurz auf. „Ja, ich war viel zu verblüfft von deinem Mut. Kein anderes, junges Elfenmädchen hätte sich in meine Nähe gewagt. Aber du hattest nicht einmal einen Gedanken daran verschwendet, das ich gefährlich sein

könnte.“ Seine Stimme nahm eine tiefe Lage an. „Ich wusste das du es nicht warst. Es war mir egal, was die Älteren sagten.“ Kolgar lächelte und schloss dabei seine Augen. Es ist wahr, sie war die Einzige die ihn je gesehen hat. Tatsächlich gesehen und ihren Blick nicht abgewandt hat. Als er weiter erzählte, war seine Tonart sanfter. „Du fragtest, wie ich heißen würde und ohne zögern antwortete ich dir. Ich wollte auf eine gewisse Art, das du es weißt damit du mich nicht vergisst. So wie ich dich ab dem Tag nie vergessen könnte.“ Liara stand in einer fließenden Bewegung auf. Sie konnte nicht länger auf dem kahlen

Steinboden sitzen und ihm lauschen. Es war schön, sich an ihre früheren Tage zu erinnern, aber dennoch wurde die junge Elfe das Gefühl nicht los, das Kolgar mit seinen Erzählungen etwas ganz anderes erreichen wollte. „Warum erzählst du mir all dies?“, fragte sie sanft. Jetzt war es an Kolgar aufzustehen. Er verringerte den Abstand zwischen ihnen, doch Liara wich zurück. Den kalten Fels an ihrem Rücken spürend. „Ich habe nie aufgehört dein Freund zu sein, Liara. Erinnerst du dich nicht, an die darauffolgenden Treffen? Die immer geheim gehalten werden mussten? Ich vertraute dir, obwohl ich innerlich fürchtete, das du mich

jederzeit in einen Hinterhalt locken könntest.“ Natürlich erinnerte sich das Mädchen auch an diese Tage. Liara hatte ihm am ersten Zusammentreffen versprochen, wieder zu kommen. An der gleichen Stelle, um die selbe Zeit, wenn die Sonne am höchsten stand. Danach drehte sie sich um und ging ohne ein weiteres Wort davon. Sie spürte wie sein Blick ihr folgte und wusste, das er am nächsten Tag da sein würde. Als die Zeit kam und sie in ihrer Lederkleidung auf der Wiese stand, ohne weitere Spielgefährten, trat Kolgar einen Schritt nach vorn, raus aus den schützenden Schatten, doch nicht weit genung, um von

den Sonnenstrahlen eingefangen zu werden. Er hat Angst. Selbstbewussten Schrittes ging sie auf ihn zu und tauchte ebenfalls in die Schatten ab. Sie standen nebeneinander, Schulter an Schulter, lediglich in andere Richtungen blickend. Kolgar war der erste, der seinen Kopf drehte. Liara überkam der vertraute Duft von feuchtem Moos des Waldes und von dem gegerbten Leder seiner Kleidung. Ohne ihn anzuschauen lief sie los. Ihren eigenen Weg, der nur in ihrem Kopf eingezeichnet war. Sie brauchte sich nicht umzusehen, um zu wissen, das er ihr folgte. Sie spürte den dumpfen Widerhall seiner Schritte auf dem weichen Erdboden. Würde sie ihm heute begegnen, oder einen anderen fremden

Elfen, würde sie ihnen niemals den Rücken zukehren. Doch hätte er ihr damals etwas antun wollen, sie sogar verschleppen wollen, dann hätte er längst Gelegenheit dazu gehabt. Liara zeigte ihm ihren geheimen Ort, wo sie allein sein und ihren Gedanken nachhängen konnte. Links von ihnen mündete ein kleiner Wasserfall in einen runden See, der ruhig vor ihnen lag. Das Elfenmädchen setzte sich zielstrebig neben das fallende Wasser, welches wie weiße Vorhänge wirkte. Sie horchte zugern dem Plätschern. Es beruhigte sie. Der Elf sah sich unsicher um. Seine Züge wirkten

angespannt. „Kein anderer Elf kennt diesen Ort. Du kannst dich zu mir setzten.“ Der Junge nickte nur stumm und setzte sich in Bewegung. Anschließend lagen sie beide ausgestreckt in dem hohen Gras, ohne etwas zu sagen. Liara wäre vor Neugierde beinahe übergequollen, doch sie hielt sich zurück. Sie konnte ihm immer noch Fragen stellen, wenn er bereit dazu war und sich ihr öffnete. Die Wochen vergingen in denen sie sich immer zur selben Zeit, am selben Tag trafen und in den Wald schritten. Anfangs blieben sie immer bei dem sanften Wasserfall, doch später liefen sie gemeinsam tiefer in den Wald und suchten sich neue Plätze. Je mehr

Zeit verging, desto näher kamen sie sich und es entstand zwischen ihnen eine zärtliche Vertrautheit. Bis zu dem Tag, als der Dunkelelf sich wenig gesprächig zeigte und nur schleppend hinter Liara her trottete. „ Was hast du, Kolgar? Sind dir unsere Wanderungen langweilig geworden?“, fragte die Elfe frei heraus. Kolgar seufzte tief. „Das ist es nicht.“ „Was ist es dann?“ Sie kamen auf einer Lichtung, behütet von großen Weiden, zum Stehen. Er sagte nichts. Er schaute weit in die Ferne, als müsste er überlegen was er als nächstes sagen solte. Wie er es sagen

sollte. „Kolgar?“, hakte das Mädchen nach. Ruckartig drehte er sich zu ihr um und sah auf sie hinab. „Ich verstehe es nicht. Ich verstehe dich nicht.“ Was meinte er damit? Liara wollte gerade ansetzten etwas zu sagen, da kam er ihr zuvor. „Wieso bist du damals zu mir gekommen? Wieso hast du mich nicht bei den Älteren verraten und ihnen gesagt, ich würde jungen Elfen nachstellen? Wieso hast du keine Angst vor mir, obwohl du merkst, das die Tiere in meiner Gegenwart die Flucht ergreifen, ihren Instinkten folgend?“, sprudelte es aus ihm heraus.

Das Elfenmädchen ging einen Schritt vorwärts, näher an ihn heran und sprach mit fester, aber sanfter Stimme. „Weil ich merkte, wie allein du warst. Weil ich wusste, das du uns nicht nachstelltest, sondern voller Sehnsucht uns beobachtetest, in der wahren Enttäuschung, das du niemals Freunde um dich hattest. Weil ich mich nicht vor dir fürchte, mir gleich wie die Natur auf dich reagiert. In der Hinsicht sind meine Instinkte wohl nicht sehr gereift.“ Sie lächelte zum Ende des Satzes, um zu zeigen, das sie trotz seiner Vorfwürfe nicht voller Zorn war. Sie verstand ihn. Kolgar lächelte ebenfalls, während er seine Stirn an ihre legte und seine schwarzen

Haarspitzen behutsam über ihre Haut streichelten. Die Bilder der Vergangenheit liefen klar und deutlich vor ihren Augen ab. Mit allen Sinnen nahm die Elfe sie war, als wäre es erst Gestern geschehen. „Was hat deine Erzählung mit Vertrauen zu tun?“, fragte sie in die Stille hinein. „Liara, hätte man mich mit dir gefunden, alleine auf einer Lichtung, wäre das mein Ende gewesen. Hätte ein Verwandter von dir uns gesehen, wäre es ein langer, schmerzvoller Prozess gewesen. Doch wenn auch nur ein fremder Elf uns fand, hätte er mir unterstellt, dich verführt und in meinen Bann gezogen zu haben. Ob ich unschuldig

war oder nicht, hätte für sie nicht gezählt. Sie wussten schließlich was sie sahen und mein Alter hätte es nur schwerer gemacht.“ Er trat einen Schritt vorraus und umfasste ihr Gesicht mit seinen großen, schlanken Händen. Liara hätte vor dieser Berührung zurück schrecken sollen, sich entwinden sollen, doch zu sehr brauchte sie seine Wärme und seine tröstenden Worte. War er immer noch mein Freund? „Ich hatte dir blind vertraut, Liara. Ich wäre dir überall hin gefolgt, weil ich wusste, das du ein reines Herz hattest. Selbst das die Vögel in meiner Nähe aufhörten zu singen, war dir gleich.“ Bei der Erinnerung lächelte Kolgar. „Jetzt musst du mir vertrauen. Auch wenn du dich lieber fürchten

würdest.“ Liara schloss unbewusst ihre Augen und Kolgar tat es ihr gleich, als er sein Gesicht näher an ihres führte.

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