Romane & Erzählungen
Eisprinzessin (2)

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"Eisprinzessin (2)"
Veröffentlicht am 07. April 2016, 20 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Eisprinzessin (2)

Eisprinzessin (2)

Kapitel Zwei

Das Dorf Liara erwachte am nächsten Tag gerade als die Sonne aufging. Das Licht überflutete den Wald und ließ ihn angenehm warm wirken. Die kleinen Tiere krochen aus ihren Verstecken um sich zu sonnen und den Tag willkommen zu heißen. Sie hätte gerne noch eine Weile einfach an Ort und Stelle bleiben können, um der Natur zu lauschen und sie zu beobachten. Doch sie musste sich beeilen. Kolgar könnte schon längst wieder auf dem Weg sein. Sie hatte Glück das sie die Nacht unbeschadet überstanden hatte. Zügig verstaute sie ihr Zelt, um sich wieder

auf den Weg zu machen. Das Mädchen musste unbedingt in eine Stadt gelangen, wo sie alle Maßnahmen treffen konnte um wieder unbekannt zu werden. Zuletzt schwang sie ihren Köcher und ihren Bogen auf ihren Rücken, band sich einen dunklen Umhang um den Hals und zog die Kapuze tief ins Gesicht. Die junge Elfe stand vor den Eisentoren eines Dorfes, welches von einer schützenden Steinmauer umrandet war. Sie legte ihre Hand auf das kalte Eisen und stieß sie vorsichtig auf. Ihre Angeln quietschten leise. Liara versuchte nicht allzu groß aufzufallen, als sie weiter in das Dorf hinein ging. Jemand würde sie bestimmt bemerken und darauf

ansprechen wieso sie versuchte ihr Gesicht zu verbergen. Doch zu ihrer Überraschung, und Erleichterung, waren die Elfen hier viel zu beschäftigt, als das sie Liara registrierten. Das Mädchen schaute sich um. Es musste hier doch irgendwo einen Handwerksladen geben der Perücken verkaufte. Letzte Nacht hatte sie ihre vorherige im Anflug der Panik am See liegen lassen. Während sich Liara auf den neuen Straßen umschaute, merkte sie nicht wie eine kleine Elfenfrau direkt auf sie zusteuerte. Ungeschickt stießen sie zusammen. „Entschuldigung!“, rief das Mädchen geschockt aus. „Nein, nein. Mir tut es Leid. Ich hätte besser aufpassen sollen.“, sprach die Dame hastig

aus. Die kleine Elfe hatte ein rundes, freundliches Gesicht. Falten zierten ihre Haut, die ihr Alter verrieten. Sie musste eine Luftelfe sein. Ihre schulterlangen, hellblonden Harre und diese grünen Augen, hell wie das Gras am Morgen welches noch vom Tau geküsst wird, hatten sie erkenntlich gemacht. „Luftelfe, Euch trifft die gleiche Unaufmerksamkeit wie mich. Ich würde vorschlagen das wir dieses Ereignis vergessen.“ „Wie heißt Ihr?“, überrascht schaute das Mädchen die Dame an. Wieso fragte sie das? Hatte sie die Elfe erkannt? Doch wo könnte die Luftelfe sie schon einmal gesehen haben? „Liara.“, antwortete sie schlicht, doch auf der

Hut. Sie ging ein großes Risiko ein, der Elfe ihren Namen zu verraten, doch sie konnte sich nicht entsinnen sie jemals gesehen zu haben. Die Luftelfe lächelte. „Mein Name ist Shira. Willkommen in Nihal. Wie lange habt Ihr vor zu bleiben?“, fragte sie. „Oh, nicht sehr lange, Shira. Ich bin auf der Durchreise und muss bald weiter.“ „Ich würde Euch gerne ein Geschenk machen, für meine Unachtsamkeit. Heute Abend wird ein Fest stattfinden, bitte bleibt doch.“ „Ich kann das Geschenk nicht annehmen, habt trotzdem vielen Dank.“ Liara versuchte sich an ihrer Seite vorbei zu

schleichen, doch die kleine Luftelfe war erstaunlich flink und stellte sich ihr in den Weg. „Mein Stolz würde es nicht zulassen, Euch ohne eine Gabe gehen zu lassen.“ Das junge Elfenmädchen sah ein das es keine Chance hatte zu entkommen. Sie wollte die Gastfreundschaft der Luftelfe auch nicht ablehnen. „Einverstanden.“, sagte Liara schlicht und lächelte. „Großartig!“; rief Shira aus und klatschte in ihre kleinen, schlanken Hände, denen man es ansah dass sie hart arbeiteten. Shira ergriff voller Freude Liaras Hand und zog sie mit sich quer durch die Straßen. Zähes Unkraut spross aus den Lücken der

grob gepflasterten Wege. Mit einer Hand hielt sich die Elfe ihre Kapuze ins Gesicht. Der Gegenwind durfte ihren Kopf nicht freigeben. Schließlich standen sie vor einer hölzernen Tür. „Dies ist meine kleine Schneiderei.“, verkündete Shira und öffnete die Tür. Die Luftelfe ging voraus, gefolgt von Liara, die begeistert ihre Augen durch den Raum schweifen ließ. An den Wänden hingen unzählige Stoffe, in jeder Farbe und in jedem Muster. In der Mitte stand ein wuchtiger Tisch aus dunklem Holz. Auf ihm lagen eine kleine und große Nähnadeln, restliche Stofffetzen und Maßbänder. „Ihr möchtet mir etwas schneidern, hab ich

Recht?“, fragte Liara erstaunt. „Aber natürlich. Dies ist das beste Handwerk, welches ich beherrsche. Haltet still, ich möchte Eure Maße nehmen.“ Liara ließ es geschehen und Shira wirbelte mit ihren Maßbänden um sie herum. Als Shira das Mädchen bat den Umhang abzulegen und Liara dankend verweigerte, schaute sie überrascht, führte jedoch ihre Arbeit ohne ein weiteres Wort fort. „Nun gut, nun kann ich es anfertigen. Geht doch ein wenig durch das Dorf und schaut Euch um. Es würde Euch nur langweilen mir zuzusehen.“, mit diesen Worten setzte sich die Luftelfe an ihren Tisch und fing an zu nähen. Liara trat hinaus in das Getümmel vor ihr.

Nun musste sie jemanden finden der Perücken herstellte. Das Elfenmädchen ging weiter geradeaus, immer darauf achtend nicht noch jemandem entgegen zu laufen. Vor ihr schob ein kleiner älterer Elf, er müsste in Shira's Alter sein, eine Holzschubkarre von Ost nach West, die polternd über den Weg rollte. Sie war mit kugelrunden roten und rosa Lampen gefüllt, die aus hauchdünnem Papier bestanden, welches auf seinem Weg über die Straße zitterte. Das Mädchen zog ihre Kapuze noch tiefer ins Gesicht um vor den heran wehenden Wind geschützt zu sein. Ein leises Quietschen ließ sie aufsehen. Über ihrem Kopf schwang ein hölzernes Schild mit dem Wind im stetigen Rhythmus. Eine

schwarze, aufwendig verzierte Maske war darauf abgebildet. Darunter stand Maskerade in verschnörkelter Schrift. Das könnte es sein, dachte sie bei sich. Vorsichtig öffnete Liara die schwere Holztür. Über ihr läutete eine kleine, goldene Glocke, die langsam zum stillstand kam, als die Tür geschlossen wurde. Ein großer Elf schaute von seinem Tresen auf. Er hatte silbergraues Haar, die in allen Himmelsrichtungen ab standen. Er schien überrascht eine Elfe in seinem Laden zu sehen. „Hallo.“, brach Liara die Stille. „Hallo! Wie kann ich Euch helfen?“, sprach der Elf erheitert aus. „Ich

suche...“ „Oh, wie unhöflich von mir!“, rief es hastig aus und trat um den Tresen herum auf das Mädchen zu. „Mein Name ist Kiré.“ „Liara.“ „Wie kann ich Euch helfen, Liara?“ „Ich brauche unbedingt eine braune Perücke.“ „Da seid Ihr bei mir an der richtigen Stelle!“, äußerte sich Kiré und ging zu einem an die Wand befestigten Regal. „Ich haben Kupfer, Reh, Haselnuss, Schokolade,...“ “Ich hätte gerne etwas dunkles.“, unterbrach Liara ihn. Mit den ganzen Farbnuancen konnte sie nicht viel anfangen.

„Dann würde ich Euch dieses schokoladenbraun empfehlen.“ Er nahm einen Puppenkopf aus dem Regal, welche eine brustlange, dunkelbraune Perücke trug. „Ja, die gefällt mir sehr.“ „Gerne.“ „Vielen Dank.“, lächelte das Elfenmädchen. Dass es doch so unkompliziert und schnell ginge, hätte sie nicht gedacht. Ohne ein weiteres Wort verpackte Kiré die Perücke in einer edlen Ebenholzbox und ging zu seinem Tresen. Das Mädchen folgte ihm. „Wie viel bekommt Ihr dafür?“ „Ihr kommt nicht von hier.“, stellte er mehr fest, als das er fragte.

„Nein.“ Kiré lächelte;“ Dann gehört sie Euch.“ Dem Elfenmädchen klappte ungläubig ein Stück weit der Mund auf. „Ihr wollt nichts dafür haben?“ “Nein.“ “Das kann ich nicht annehmen.“, zur Bestätigung schüttelte sie ihren Kopf. Erst musste sie die Gabe, wie es Shira bezeichnete, widerwillig annehmen und jetzt auch noch eine zweite? „Ich bitte darum. Es ist ein Geschenk.“, er schob den Stoffbeutel, in die er die Box gelegt hatte, über den Tisch. „Wieso?“, Liara schaute ihrem Gegenüber fest in die Augen.

„Ich erkenne ehrenswerte Elfen.“, lächelte Kiré und verschwand in seinem Hinterzimmer. Liara verstand noch immer nicht wieso der Elf einfach gegangen war. Hatte sie irgendetwas übersehen? Kannte er sie aus früheren Zeiten? Als das Elfenmädchen durch die Tür der kleinen Schneiderei trat, waren diese Gedanken jedoch schnell vergessen. Shira empfing Liara überaus erheitert und nahm ihr sogleich den Einkaufsbeutel ab, den das Mädchen vor wenigen Minuten mit dem dazugehörigen Inhalt geschenkt bekommen hat.

„Euer Kleid ist fertig.“, strahlte die kleine Luftelfe. „Mein Kleid?“ „Es hängt im Hinterzimmer. Probiert es an.“ „Darf ich meinen Einkauf wieder haben?“; fragte das Mädchen freundlich und Shira händigte ihn ihr ohne zögern aus. Liara ging durch die schmale Tür und schloss sie hinter sich. Den Beutel legte sie auf einen kleinen Beistelltisch, der gleich neben der Tür stand. Vor ihr hing das besagte Kleid auf einem Kleiderständer. Die Elfe legte ihren Umhang, ebenso ihre ausgezogene Kleidung, auf einen stark gepolsterten Stuhl ab, der ebenfalls auf der anderen Seite der Tür stand. Ihr Köcher und

ihren Bogen versteckte sie unter der restlichen Garderobe. Anschließend nahm sie das Kleid von dem Ständer und zog es an. Es war bodenlang und es war aus einem sehr weichen Stoff gefertigt. Shira musste sich große Mühe gemacht haben Sie band ihre langen Haare zu einem lockeren Dutt zusammen, der in ihrem Nacken hing und stülpte die schokoladenbraune Perücke über ihren Kopf. Ein wenig musste sie an ihr noch richten, bis sie endlich richtig saß. Plötzlich klopfte es an der Holztür. „Liara, bist du fertig? Ich würde Euch gerne sehen.“ Liara öffnete ohne ein Wort die Tür.

Shira sah sie von oben bis unten an und wieder zurück. „Dihr sehtt wunderschön aus.“, flüsterte sie. „Ich danke Euch, Shira.“, das Elfenmädchen umarmte die Luftelfe herzlich. „Wenn ich darf, würde ich gerne noch etwas mit Euren Haaren machen.“, sagte die kleine Dame. “Natürlich.“ Shira ging aus dem Zimmer um kurz darauf wieder hinein zu treten. Sie wies Liara an sich auf einen Stuhl zu setzen und holte aus einer kleinen, schwarzen Tasche eine Perlenkette, die sie in der Mitte in zwei Hälften teilte. Shira legte den ersten Teil der Kette an die Schläfe von Liara’s Kopf. Das obere Ende steckte sie

auf Höhe der Stirn fest, das untere befestigte sie unter ihrem Ohrläppchen. Das Gleiche wiederholte sie auf der anderen Seite, mit der zweiten Hälfte. Die Luftelfe streckte dem Mädchen die Hand hin um sie hoch zu ziehen. Liara ergriff sie und Shira führte sie zu dem großen Spiegel, der auf der anderen Seite des Raumes stand. Sein Mahagoni-farbiger Rahmen glänzte und war mit hochwertigen Verzierungen geschmückt. Liara schaute ihr gegenüber genau an. Sie sah aus wie eine junge Elfe die aus diesem Dorf stammen könnte. Für das besagte Fest zurecht gemacht. Das Haselnuss-farbige Kleid lag eng an ihrer Taille, doch ab ihren Hüften wurde es ein wenig luftiger und ihre Perücke verdeckte ihre

nackten Schultern. Ihre Haare waren in der Mitte gescheitelt, wodurch die Haarsträhnen an ihrem Gesicht in einer leichten Welle ausklangen. Die Perlen hingen locker an ihren Strähnen, dessen jeweiligen Enden Shira unter ihrer Perücke versteckt hatte, sodass man sie nicht sehen konnte. Liara konnte nicht glauben, das das wirklich sie im Spiegel war. Nur Shira, die hinter ihr stand, hielt sie davon ab zu glauben sie würde durch ein Fenster sehen. „Und jetzt…“, sprach Shira hinter ihr. „Jetzt gehen wir auf das Fest.“

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xoxoYvonnexoxo

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