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Der kalte Kaffee - Eine sehr kurze Kurzgeschichte

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"Der kalte Kaffee - Eine sehr kurze Kurzgeschichte"
Veröffentlicht am 28. März 2016, 6 Seiten
Kategorie Sonstiges
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Der kalte Kaffee - Eine sehr kurze Kurzgeschichte

Der kalte Kaffee - Eine sehr kurze Kurzgeschichte

Zürich Hauptbahnhof, Schweiz Sommer 2034

Ich bewegte mich auf die grosse Informationstafel zu. Sie war für mich stets das Symbol für die neue Ära. Es war die letzte ihrer Art. Es ist ein frappierender Gedanke, zu realisieren, dass der gesamte Wohlstand, die wichtigsten Änderungen, die ganze industrielle Revolution erst in den letzten drei Jahrhunderten von statten ging. Anscheinend war ich der einzige der dies realisierte. Die anderen schienen gehetzt und atemlos ihrem Broterwerb nachzugehen. Mit einem schwachen Seufzen blieb ich stehen. Ich lehnte mich gegen eine genietete Stahlsäule.

Die sommerliche Wärme schien mit Liebe und Sanftheit auf die Menschenmenge hinab, welche sich immer schneller fortbewegen schien. Das Licht durchströmte die ganze Halle, die sonst immer etwas unfreundlich umschattet war. Ein zarter Sonnenstrahl erwärmte mein Gesicht. Ich schloss meine Augen. Es duftete nach frischgebackenen Brezel und Croissant, dass mir das Wasser im Mund zusammenlief war unausweichlich, ich hatte Hunger. Jedoch kostete bereits ein normales Brezel 4.95 Franken, diese Preise schienen mir immer ziemlich sinnlos, da ich mein letztes 5-Rappen Stück vor sechs Jahren sah. Mein

Grossvater Franz schenkte es mir mit einem verschmitzten Lächeln, er meinte es sei ein Glücksbringer. Ich legte meine Hand auf meinen Bauch und öffnete meine Augen.

Ich hatte auch Lust auf Kaffee, es gab ein apartes Café, dort würde ich jetzt einen Latte Macchiato trinken gehen. Ich war erst neulich mit meiner Freundin Samea dort. Es war ein edler, eleganter und vornehmer Ort, jedoch konnte man immer noch locker sein. Ein Hemd war nicht gewünscht. Die samtweichen Tischdecken erinnerten mich an eine Zeit, an die ich mich gar nicht erinnern kann, da ich zu dieser Zeit noch nicht einmal lebte. Es war dieser harmonische

Gedanke der Echtheit.

Dummerweise kann man dieses Gefühl kaum erklären, ich kann mich höchstens herantasten. Kennen sie den Unterschied zwischen kaltem und warmem Kaffee? Eigentlich ist es das Gleiche, jedoch ist der warme Kaffee echt. Oder bei einem Sandwich. Es gibt das normale Sandwich für acht Franken und die vorzüglichen für zwölf Franken. Abgesehen davon, dass das zweite Körner hat, kann es mit der intrinsischen Fülle Momente mit dem Atem des Lebens beseelen. Das normale kann es nicht.

Wenn ich also nach der Echtheit frage, dann wusste ich schon immer, dass beide reale Körper sind, wobei nur einer lebt.

2034 fühlt sich für mich nach kaltem Kaffee an. Die Menschen wirken kalt. Das Essen scheint mir irreal. Obwohl überall der majestätische Traum des prachtvollen Seins vorhanden war, waren die meisten blind. Selbst der blaue Himmel, oder das Aufwachen während der opulenten und ausgedehnten Morgenröte gehörte zum prachtvollen Sein.

Der Gedankengang stoppte. Ich richtete mich auf, da mein Arm an der Säule eingeschlafen war.

Ich kramte meine etwas zerzauste Brieftasche nach vorne und holte mir beim nächsten Stand einen Brezel und einen Kaffee. Der Kaffee war kalt.

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TheJanll

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gela556 Eigendlich sind die Menschen schon heute, sehr KALT, im Umgang miteinander. Ein bischen mehr WÄRME, wäre für das zusammenleben sehr schön.
Einen schönen Abend Dir noch und LG, Angelika
Vor langer Zeit - Antworten
TheJanll Vielen Dank Angelika. Ich wünsche dir auch einen schönen Abend. LG TheJanll
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gela556 Danke für deine Antwort und gebe nicht auf, denn du bist auch sehr im schreiben...lg Angelika
Vor langer Zeit - Antworten
TheJanll Ich freue mich über jeden Kommentar! :) Ich muss umbedingt dazulernen.
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