Kurzgeschichte
Maske

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"Maske"
Veröffentlicht am 21. März 2016, 16 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

I believe in God, but not as a thing, not as an old man in the sky. I believe that what people call God is something in all of us. -John Lennon
Maske

Maske

Jedes Lächeln, jedes „es geht mir gut“ wird zu einer unertragbaren Qual. Was soll man machen, wenn man keinen anderen Ausweg mehr sieht? Was soll man machen, wenn man sich von Niemandem verstanden fühlt? Ich weiß es nicht. Das einzige was ich ist, dass ich nicht mehr so weiter machen kann wie bisher. Ich habe versucht mich zu ändern. Ich habe versucht Ihnen die Wünsche von den Lippen abzulesen, jeden einzelnen davon versucht zu erfüllen. Ich habe versucht, perfekt zu sein. Aber ich bin nicht perfekt. Ich kann es nicht. Ich weiß nicht, ob ich es mit Hilfe von anderen hinbekommen würde. Aber die Hilfe und Möglichkeiten, die

man mir gab, haben mir nicht geholfen. Nach einer Zeit bin ich nicht mehr darauf eingegangen. Nach einer Zeit habe ich immer aufgehört, die Hilfe anzunehmen. Ich weiß, dass es falsch war und dass ich es hätte besser machen müssen, doch all das habe ich viel zu spät begriffen. Und wenn ich jetzt versuche, Hilfe anzunehmen, fühle ich mich wie eine Verräterin. Immer wieder kommt mir der Gedanke, dass ich die beiden hintergehe.

Aber es ist wie eine Mauer die sich um mich herum aufgebaut hat. Je größer sie wird, desto klarer wird mir was für Fehler ich gemacht habe. Ich bin eingemauert. Ich weiß, es klingt komisch einen Menschen mit einer Mauer zu vergleichen bzw. eine Verbindung zwischen diesen beiden Dingen zu erstellen. Aber ich wüsste nicht, wie ich es anders beschreiben sollte. Wie beschreibt man etwas, wofür man keine Erklärungen hat. Wie beschreibt man Gefühle und Gedanken die man selbst nur irgendwie wahrnimmt aber nicht immer versteht. Wie soll das gehen? Würden andere mich verstehen wenn ich versuchen würde es zu erklären? Würde

sie mich auslachen oder mir versuchen zu helfen? Würden sie so reagieren, wie ich es nicht möchte? Ich habe Angst. Angst davor, immer mehr und immer größere Fehler zu machen. Immer mehr Menschen zu verletzen. Mit dieser Angst zu leben wird Tag für Tag schwerer. Wie lange halte ich das noch aus? Ich will es beenden. Einfach alles hinter mir lassen. Ich will nicht dauernd Menschen enttäuschen. Ich will einfach nicht mehr da sein. Ich bin selbst schuld, dass mein Leben so ist wie es ist, aber es ist zu spät um etwas zu ändern. Fehler habe ich schon immer gemacht, ich meine jeder macht Fehler, die einen mehr und die anderen weniger. Aber ich, ich mache

ständig Fehler. Das, was mich vor allem fertigmacht, ist der Druck. Jahre habe ich nichts getan, nie wirklich gelernt, habe mir nie Gedanken gemacht, was mit der Zukunft ist. Jetzt, wo ich begreife, was ich alles falsch gemacht habe, ist es so gut wie unmöglich das Versäumte nachzuholen. Bei dem Gedanken, an die noch kommenden Klausuren, zieht sich mein Magen zusammen und ich würde am liebsten allem ein Ende setzen. Durch meine Handlung habe ich das Zusammenleben mit meinen Eltern nicht gerade vereinfacht. Der immer wieder entfachende Streit, die Bemerkung von Seiten meiner Eltern manchmal, ich kann das alles einfach nicht mehr. Ich baue

mir den Druck ständig selber auf. Ich rede mir ein, dass alles perfekt sein muss. Egal was ich mache, es muss gut sein. Ich versuche perfekt zu sein, aber ich bin es nicht.

Du erwachst jeden Morgen, du stehst auf, obwohl du nicht genau weißt warum. Klar, du musst zur Schule, doch hat das einen Sinn? Und wenn ja, was für einen? Du lebst jeden Tag einfach nur vor dich hin, weil dein Leben nicht mehr lebenswert ist. Du fühlst dich verlassen, verlassen von deinen Eltern, denen du sowieso nichts Recht machen kannst. Eltern, die dir zwar jeden Abend sagen, wie sehr sie dich lieben, du aber das Gefühl hast, dass sie es nicht so meinen. Du spürst einen Stich in deinem Herzen, weil du weißt, dass das nicht stimmt. Du fängst an, dir die Schuld zu geben, du fühlst dich schlecht, versuchst mit allen Mitteln ihren Anforderungen gerecht zu

werden obwohl du weißt, dass du es niemals schaffen wirst. Du wirst es nicht schaffen, weil du ein Versager bist, der nur dafür da ist den anderen die Luft weg zu atmen, ein Vollidiot, ein Loser, der nichts auf die Reihe bekommt. Dann plötzlich erkennst du, dass dein Leben sinnlos ist und dass du andere nur belastest. Du weißt, dass du nicht mehr Leben willst und beschließt dir dein Leben zu nehmen. Wenigstens das willst du schaffen, doch irgendetwas hält dich auf. Du wirst aufgehalten von einer inneren Stimme, die dir sagt, dass es falsch wäre. Du fühlst immer noch die Kälte, du bist verwirrt. Du erkennst, dass es nur noch eine Hand voll Menschen

gibt die an dich glauben und die dich lieben. Aber tun sie das wirklich? Du fängst an ihnen zu glauben, versuchst dein Leben auf die Reihe zu bekommen, doch es fängt alles wieder von vorne an. Du weißt wie sie reagieren, wenn sie mitbekommen wie es dir wirklich geht. Du wendest dich nicht noch mal an sie, denn du weißt, dass du ihnen letztendlich egal bist. Du setzt ein Lächeln auf, sagst du willst spazieren gehen, um nachdenken zu können. Aber kaum bist du aus dem Haus fällt die Fröhlichkeit wie eine Maske von dir ab und man sieht deinen wahren Zustand. Doch niemand bemerkt es. Auf deinem Spaziergang kommst du zu einer alten

Eisenbahnbrücke. Du möchtest sie überqueren doch irgendetwas bringt dich dazu in der Mitte anzuhalten. Du lehnst dich an das Geländer und schaust nach unten. Die Brücke ist ziemlich hoch und unter dir befindet sich purer Asphalt. Alles liegt ruhig in dem Licht der Abenddämmerung. Du wünschst dir auch diese Ruhe. Ruhe vor deinen Gedanken, Ruhe vor deinen Schuldgefühlen, Ruhe vor dem Gefühl immer wieder zu versagen. Du steigst über das Geländer und hältst dich fest. Etwas hindert dich daran einfach loszulassen…was ist es, was dich hindert? Ist es der Gedanke, die Menschen die dir etwas bedeuten nie mehr sehen zu können? Du verweilst eine

ganze Zeit in dieser Position und denkst darüber nach. Du willst sterben, weil du das alles nicht mehr ertragen kannst, weil du keine Kraft mehr hast um zu kämpfen. Doch du liebst diese Menschen. Mit Schmerzen in deinem Herz kehrst du zurück auf die Brücke. Du gehst nach Hause, du lächelst. Doch sobald du an deinen Eltern vorbei bist, in deinem Zimmer sitzt, alleine, überkommt dich wieder das Gefühl der Traurigkeit, der Wut und vor allem der Verzweiflung. Und am nächsten Tag fängt alles wieder von vorne an. Du stehst auf, lässt alle in deiner nächsten Umgebung glauben du seiest glücklich und sobald du wieder alleine bist, fällt die Maske und du bist

ein am Boden zerstörter Mensch, der nicht mehr weiter weiß…Aber du redest mit keinem, weil du glaubst, dass jeder diese Probleme hat und das es keine schwerwiegenden Probleme sind mit denen du zu kämpfen hast. Und wenn doch mal jemand bemerkt das es dir nicht gut geht, fängst du an ihn mit Tränen in den Augen davon zu überzeugen, dass alles okay ist. Obwohl du anfangen könntest zu weinen. Weil du in solchen Momenten nicht mehr stark sein kannst, weil du einfach zusammenbrichst und Angst hast ein weiteres Mal dein Bewusstsein zu verlieren. Du willst einfach alles aus dir raus lassen, doch du hast Angst zu viel zu verraten. Du hast

Angst nicht richtig wahrgenommen zu werden. Und genau aus diesem Grund öffnest du nicht gegenüber anderen Personen. Im Gegenteil, du verschließt dich immer mehr, weil du Angst davor hast aufzufliegen. Und das Tag für Tag, immer dasselbe Spiel und damit du dir doch nicht das Leben nimmst, beginnst du Texte zu schreiben. Doch auch das wird dir eines Tages zum Verhängnis. Jetzt musst du eine Entscheidung treffen: Entweder du redest mit deinen Eltern, etwas wo du strikt dagegen bist, oder du präsentierst deiner „Vertrauensperson“ einen Plan, der ein recht angenehmes Zusammenleben mit den Erziehungsberichtigten beinhaltet.

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Über den Autor

ImkeSte
I believe in God, but not as a thing, not as an old man in the sky. I believe that what people call God is something in all of us. -John Lennon

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sugarlady Nobody's perfect.
Freundliche Grüße
Andrea
Vor langer Zeit - Antworten
gela556 We are people and people always make mistakes.
Wanted to say nobody is perfect
Wishes beautiful Easter
With freundl. Sincerely, Angelika

Wir sind Menschen und Menschen machen immer Fehler.
Wollte sagen, Niemand ist Perfekt
Wünsche schöne Ostern
Mit freundl. Grüßen, Angelika
Vor langer Zeit - Antworten
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