Gedichte
Ophelia

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"Da liegt sie in trübblauem Nebeldunst"
Veröffentlicht am 15. März 2016, 6 Seiten
Kategorie Gedichte
© Umschlag Bildmaterial: annaluu
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ich habe mich noch nicht selbst gefunden, möchte die Welt bereisen, entdecken, möchte ganz frei und ungezwungen schreiben und zeichnen und meiner Wanderlust nachgehen.
Da liegt sie in trübblauem Nebeldunst

Ophelia

Ophelia

Die Fotos wurden im Sommer 2015 in Finnland, Bromarv gemacht

Da liegt sie in trübblauem Nebeldunst Ihr schwebend Haar Kranzt in nasser Glätte um die Fahlheit ihres Gesichtes Über herbstblasse Sommersprossen krabbelt ein Käfer Der Panzer grünschillernd wie eine Perle 

Das Nasenloch umrankt Um den Hals eine Algenschlinge So liegt sie in der feuchten Naturquell Spitzenrock vollgesogen von dunkler Wassermasse 


Nur ihre bleichen Wangen und die Brust wölbendweiß ragen aus dem Fluss Hautglatt Schrumpelnde Finger Froschlaich wabert schleimig um ihre Knöchel Schuppenglanz 

Ihr Finger, kältedünn, kann den Ring nicht halten So sinkt, Seestaub aufwirbelnd, der goldene Bund zu Grund

Da liegt sie In welkender Blüte 

Als man sie einen Mond später findet, ist ausgewaschen Glanz und Jugend Nagend Tier Kriechend Wurm Blättermorast verschlickt ihr Haar Aufgedunsen Laib  Gase blähen drohend schwanger ihren unschuldsleeren Bauch In dem vor einem Monde eine Giftkapsel schäumend den Tod leitete 

Ihre Kiemen öffnen sich Seewirbel, Fischzucken und paarende Aalschlingungen Natur wächst über ihren Wachskörper 

In Schönheit erstarrt Schmilzt in tropfender Fäulnis Eingepflanzt im Ursprungsquell des Lebens

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annaluu
Ich habe mich noch nicht selbst gefunden, möchte die Welt bereisen, entdecken, möchte ganz frei und ungezwungen schreiben und zeichnen und meiner Wanderlust nachgehen.

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LadyAriadne Meine Liebe, das ist über die Maßen schön. Arbeiten Sie hart an sich, und Sie werden es noch weit bringen im Leben. Ach, ach, dieser Froschlaich. Man mag es sich gar nicht vorstellen, oder?

Stets die Ihre

Lady Ariadne
Vor langer Zeit - Antworten
annaluu Liebe Lady Ariadne,

das ehrt mich. Ihr Lob lässt mich glühen vor Freude und Tatendrang. Momentan wohne ich in einer fremden Stadt - da sind meine Augen weit geöffnet und empfangen das Strahlen und Beben von Natur und Mensch; pure Inspiration.
Aber da haben Sie dann doch recht: so stark in der Natur eingebunden zu sein wie Ophelia, in Froschlaich und alle Poren verstopft vom schlickenden Schlamm... nein danke!

Herzlichst,
Anna
Vor langer Zeit - Antworten
DoktorSeltsam Und jetzt nochmal mit.

Dok
Vor langer Zeit - Antworten
annaluu Dein Lob freut mich unglaublich! Ich danke Dir und sende eine Flut Sonnenschein.
Herzlichst,
Anna
Vor langer Zeit - Antworten
DoktorSeltsam Da nicht für, wie wir Norddeutschen zu sagen pflegen.

Liebe Grüße
Dok
Vor langer Zeit - Antworten
Gast Ganz ausgezeichnet, muss ich schon sagen.

Beste Grüße
Dok
Vor langer Zeit - Antworten
KaraList Da fällt mir natürlich Ophelia aus ´Hamlet` ein, die dem Wahnsinn verfallen und in einem See ertrunken ist.
Sehr bildhafte Zeilen!
LG
Kara
Vor langer Zeit - Antworten
annaluu Ja ganz genau! Die Wasserleichenlyrik - für mich ein sehr faszinierendes Bild; Schönheit, die verschwimmt.
Liebsten Dank für deinen Kommentar!
Vor langer Zeit - Antworten
Luneame Im Haar ein Nest von jungen Wasserratten
so treibt ihr schlanker Körper auf der Flut
so bleich und kalt ist sie das eine Weide
viel Blätter auf sie weint in stummer Qual
Das Abendrot vergoldet ihre Wangen
ein Aal schlüpft über ihre weiße Brust
und durch die Zweige geht ein letzter Seufzer
ein Hauch von Trauer und ein Hauch von Lust
Diese Zeilen stammen nicht von mir, sondern von einem meiner Lieblingslieder, aber ich wollte dir das erste was mir zu deinem Werk in den Kopf kam dalassen.
Vor langer Zeit - Antworten
annaluu Das ist wundervolle Poesie, Ophelias Bild wird weiter gesponnen ...
Ich danke dir für den Liedtext und die Inspiration! Jetzt bin ich neugierig: wie heißt dieses Lied denn?
Liebste Grüße
Vor langer Zeit - Antworten
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