Nach den Ereignissen in der fliegenden Stadt ist Galren Lahaye nach Hamad zurückgekehrt. Der Friede jedoch ist von kurzer Dauer und als er Opfer eines Angriffs wird, scheint es, als habe der Tod seines Vaters nur etwas viel gefährlicheres auf den Plan gerufen. Währenddessen bleibt auch der Rest des Landes von den aufziehenden Schatten nicht unberührt. In Helike verlieren die Archonten immer mehr an Einfluss und die Jahrhundertealte Ordnung droht zu Staub zu zerfallen. Unfähig, den Urheber der Unruhen zu finden, bittet der
Archont Wys Carmine schließlich die Magier von Maras um Hilfe…
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Naria war noch nie erleichterter gewesen, den kleinen Beutel mit Kräutern zu sehen wie jetzt. Sie musste ihn wohl während des Durcheinanders auf dem Brunnenplatz oder auch schon vorher verloren haben, glücklicherweise jedoch hatte ihn keiner der Zuhörer mitgenommen. Zuhörer… das Wort bekam einen bitteren Beigeschmack je länger sie darüber nachdachte. Diese Leute hatten sie Angegriffen, auf einen einzigen Fingerzeig dieses Predigers hin, scheinbar von purem Wahnsinn getrieben.
Der Beutel lag direkt neben dem gemauerten Brunnen, fast, als hätte ihn jemand dort zurück gelassen. Naria hob ihn mit einem seufzten auf. Schon von der kurzen Bewegung brannte jeder Muskel in ihrem Körper und erneut wurde ihr kurz schwindlig. Ihre Verletzungen mochten fort sein, die Nachwirkungen ihrer Heilung jedoch spürte sie nach wie vor. Auch wenn ihr dieser Träumer das Leben gerettet hatte, dankbar war sie ihm dafür grade nicht. Ihr lief nach wie vor ein kalter Schauer über den Rücken bei dem Gedanken an diesen Mann. So seltsam ruhig er gewesen war, so schnell hatte er getötet,
als der Prediger und die Massen sein Missfallen erregten. Nicht das sie Mitleid hätte, dachte Naria. Hätte der erste Stein sie nicht ausgerechnet am Kopf erwischt, vermutlich hätte es heute deutlich mehr als einen Toten gegeben… Diese Leute waren durch scheinbar nichts wieder zur Vernunft zu bringen gewesen. Selbst das Auftauchen des Fremden hatte sie nicht davon abgehalten wieder anzufangen… Träumer… hatte Wys ihn nicht ebenfalls auf Maras erwähnt? Das die Prediger in der Stadt von ihm sprechen würden? Nun offenbar sprachen sie nicht mehr nur von ihm, er war hier. Und der rote Heilige ? Das seltsame Brandmal auf der Hand des
Träumers ? Oder diese seltsam vertraute Ausstrahlung ? Geister, sie hatte zehnmal mehr Fragen als Antworten. Das einzige was ihr klar war, war , das diese Leute keine Whaid sein konnten. Sie schüttelte die Gedanken ab, während sie sich mit schmerzenden Muskeln wieder erhob und sich den Rucksack über die Schulter warf. Dann jedoch erstarrte sie. Genau hinter der Stelle, an der eben noch ihr Rucksack gestanden hatte, lag die Ledermappe. Die Mappe, die sie ebenfalls verloren hatte, als die Leute anfingen Steine zu werfen. Misstrauisch hob sie sie auf und öffnete den Verschluss. Sämtliche Papiere waren fein säuberlich wieder hinein geräumt
worden. Sogar die magische Zeichnung war noch da. Irgendjemand musste den ganzen Platz abgesucht haben um das hier wieder zu finden… War das auch der Träumer gewesen? Warum ? Den Beutel konnte sie verstehen, vielleicht hatte die Fliehende der Menge ihn einfach bis zum Brunnen getragen. Die Mappe aber war hier platziert worden. Seltsamerweise kam ihr nicht einmal der Gedanke, dass dahinter eine Bosheit stecken mochte. So ungern sie es zugab, der Mann hatte sie gerettet und auch wenn ihn etwas begleitete, das ihr ernsthaft Sorgen machte… er selber hatte zu keinem Zeitpunkt wirklich Bösartig gewirkt.
Gedankenverloren machte sie sich auf den Rückweg in Richtung innere Stadt. Nach wie vor tat jeder Schritt weh. Rasch suchte Naria einige mit dünnen Dornen besetzte Blätter aus ihrem Beutel und begann eines zu kauen. Windklee fand man an den Küsten von Maras zwar fast überall, doch die wenigsten Heiler trugen gern mehr als einige lose Blätter davon mit sich herum oder verwendeten es auch nur. Schon alleine weil seine Wirkung leicht unberechenbar sein konnte. Ein Blatt war eigentlich nicht gefährlich, solange man es langsam kaute, doch schon zwei konnten Leute das Bewusstsein verlieren lassen. Und
spätestens bei drei wäre man wohl für ein paar Stunden ruhig gestellt. Die Schäfer auf Maras mieden die Salzweisen und die umliegenden Weiden deshalb.. und weil ihre Schafe mit der Zeit offenbar sogar angefangen hatten gezielt nach der Pflanze zu suchen. Für die Tiere war es nicht gefährlich, für die Menschen die auf sie achteten hingegen lästig. Ein paar Hundert wie Tod im Gras liegende Schafe waren ein Anblick den man so schnell nicht vergaß. Naria spürte bereits nach wenigen Minuten wie die pochenden Schmerzen in ihrem Körper einem sanften Taubheitsgefühl wichen. Zwar war sie noch wacklig auf den Beinen, aber
langsam begann sie sich wieder besser zu fühlen. Wenigstens auf sich selbst konnte sie sich verlassen, dachte die Gejarn zufrieden, während sie die restlichen Blätter wieder in ihrer Tasche verschwinden ließ. Den gesamten Weg die große Rampe zum Tor der inneren Stadt hinauf, meinte sie die Blicke der Paladine in ihrem Rücken zu spüren. Das die Männer einer Magierin gegenüber misstrauisch waren hatte sie ja bereits erwartet… aber das war es nicht, was sie vorsichtiger werden ließ. Auch auf dem brunnenplatz waren einige der Elitekämpfer Helikes gewesen… und entweder waren sie bereits Anhänger dieses Predigers und
eines Herrn der Ordnung, oder es hatte sie schlicht nicht interessiert, was mit ihr geschah. So oder so, sie würde besser nicht darauf vertrauen, das ihr diese Leute den Rücken frei hielten wenn es darauf ankam. In der inneren Stadt angekommen, schenkte sie dem Prunk und der Schönheit kaum mehr Beachtung, sondern lief Schnurstracks die Straße entlang in Richtung des Archontenturms. Zwei Paladine, die am Eingangstor Wache hielten machten kurz Anstalten, sich ihr in den Weg zu stellen, weichen jedoch sofort wieder zur Seite, als sie Naria erkannten. Wenigstens schien Wys dafür gesorgt zu haben, das man
siedurchließ, dachte sie erleichtert. Im Augenblick war Naria sich nicht sicher ob sie die Nerven hatte sich mit einer Wache zu streiten, weil ihr Onkel vergessen hatte, einen Befehl zu geben. ,, Wenn ihr den Archonten sucht, er befindet sich im Augenblick in einen Gemächern.“ , erklärte einer der Posten ungefragt. ,, Ich muss euch jedoch bitten in der Halle zu warten. Lord Carmine möchte nicht gestört werden, Herrin.“ ,, Ich glaube, das entscheidet er besser nachdem ich mit ihm gesprochen habe.“ Ihr fehlte auch die Geduld, sich mit einer Wache auseinanderzusetzen, der ihr Onkel einen Befehl gegeben hatte. Wys musste unbedingt erfahren, was
geschehen war, nicht nur weil diese Irren Leute Brandmarkten… Wenn der Archontenrat noch immer dachte, es mit den Whaid zu tun zu haben waren sie auf der völlig falschen Spur und wenn die Anhänger des Herrn der Ordnung jetzt schon die Stadtwache von Helike unterwanderten… Wer wusste was noch geschehen konnte. Naria ignorierte den Paladin schlicht, während sie durch die offenen Türen ins Innere des Turms trat. Die große Ratshalle im Zentrum nahm zwar den Großteil des Innenraums ein, doch gab es weiter oben auch noch einige kleinere Zimmer und Kammern, die vor allem den Archonten als Unterschlupf dienten. Die meisten davon
hatte momentan Wys für sich in Beschlag genommen, da die übrigen Archonten entweder eigene Häuser in der Stadt besaßen oder es vorzogen außerhalb der Mauern zu leben. So brauchte sie auch nicht lange zu suchen um das Zimmer ihres Onkels zu finden. Einen Moment lang überlegte sie tatsächlich einfach einzutreten, überlegte es sich dann jedoch anders. Vielleicht war der Mann wirklich beschäftigt… sie schuldete Wys wohl zumindest anzuklopfen. Im ersten Moment tat sich gar nichts und Naria war schon drauf und dran, doch einfach die Tür zu öffnen, als sie endlich Schritte hörte.
Wys öffnete die Tür nur einen Spaltbreit und spähte zu ihr auf den Gang hinaus. ,, Naria ? Was ist mit euch passiert?“ Vermutlich hatte sie immer noch mehr als genug blaue Flecken, die auch Kräuter und Heilzauber nicht ganz hatten abklingen lassen. Allerdings, dachte die Gejarn könnte sie Wys sicher die gleiche Frage stellen. Die Haare des Archonten standen ihm wirr vom Kopf ab und seine Kleidung war unordentlich und zerknittert, als hätte er sie beim Schlafen getragen… oder grade erst hastig wieder angezogen. Das wenige was Naria vom Raum hinter der Tür erkennen konnte war ausnehmend
schlicht eingerichtet. Es gab einen kleinen Tisch mit einer Waschschüssel, einige Regale in denen Bücher und Schriftrollen verstaubten und das Bett. ,, Wys ?“ Die Decken gerieten in Bewegung und Naria erkannte sowohl die Gestalt als auch die Stimme von Tira. ,, Wer ist da ?“ ,, Alles in Ordnung.“ , erwiderte der Archont nur ohne dabei wirklich ihre Frage zu beantworten. Von wegen da wäre nichts. Soviel also dazu, dachte Naria grinsend. ,, Sagen wir einfach, ich hatte eine ziemlich interessante Begegnung.“ , erklärte sie. ,, Wie ihr offenbar auch…“ Wys räusperte sich und sah tatsächlich
weg, als wäre ihm die Sache peinlich. Was sie vermutlich sogar für ihn war, dachte Naria nach wie vor grinsend. Nun jedenfalls wusste sie jetzt warum er nicht gestört werden wollte. Leider gab es im Augenblick wichtigeres… Wenige Stunden später standen sie alle drei wieder in der Ratshalle des Archontenturms. Tira und Wys hatten ihre Plätze neben den anderen Archonten eingenommen und taten offenbar ihr Möglichstes um einander zu ignorieren. Was nicht grade viel hieß, dachte Naria, so wie die beiden sich trotzdem immer wieder ansahen.. Das den übrigen
Archonten noch nicht aufgefallen war, was vor ging, hieß entweder, das die diese noch fixierter auf ihre Arbeit waren als Wys… oder sich so etwas schlicht nicht einmal vorstellen konnten. Naria brauchte nicht lange um von ihrer Begegnung in der Stadt zu berichten und mit jedem Wort schienen die Minen der Anwesenden düsterer zu werden. Besonders als sie von den Paladinen erzählte, die während der Rede des Predigers und auch später als man Naria attackierte schlicht zugesehen hatten. ,, Unsere eigenen Wachen folgen nun schon diesen irren ?“ , fragte Larth irritiert. ,, Wie lange geht das schon so ohne dass wir etwas davon wisse
?“ Wys schüttelte den Kopf. ,, Mir macht eher Sorgen, dass sie die Angst der Leute derartig ausnutzen können.Wir haben die Patrouillen in den Straßen zwar auch Nachts verstärkt, trotzdem war das bis jetzt Erfolglos. Ehrlich gesagt wenn das nicht aufhört, verstehe ich, dass die Leute sich anderswo Schutz suchen.“ , gab der Archont zu. ,, Und wenn dieser Träumer dahinter steckt ?“ , fragte Tira. ,, Ich kann nicht behaupten das ich mich mit Magie auskennen, aber so wie ihr über ihn gesprochen habt Naria, wäre es sicher ein leichtes für ihn ein paar Leute verschwinden zu lassen und Gerüchte zu
streuen.“ ,, Das kann ich mir nicht vorstellen. So seltsam es klingt, aber ich verdanke es ihm, das ich überhaupt noch hier stehe.“ Verteidigte sie den Mann grade wirklich? Offenbar… aber es stimmte. Sie konnte sich schlicht nicht vorstellen, dass jemand der seine Untergebenen wegen ihrer Brutalität schalt gleichzeitig Leute entführen… und vermutlich töten lassen würde. Da steckte noch etwas anderes dahinter und sie würde nicht ehrausfinden was in dem sie hier diskutierten… ,, Ihr sagtet, diese Männer seien ursprünglich aus der Wüste gekommen ?“ , fragte
sie. ,, Zumindest die ersten von ihnen, der Träumer und ein halbes Dutzend andere. Deshalb hatte ich auch zuerst die Whaid im Verdacht.“ , meinte nun Helios, der nachdenklich das Kinn in die Hand stützte. ,,Mittlerweile sind es jedoch hunderte. Ich bezweifle langsam das wir auf der richtigen Spur sind und ihr habt dies ja ebenfalls angezweifelt.“ ,, Trotzdem, wenn sie ursprünglich aus Richtung Süden kamen, könnten die Whaid etwas wissen. Wir tappen im Augenblick nur völlig im Dunkeln, Archont. Eure eigenen Truppen wenden sich teilweise von euch ab eure Bürger verstümmeln sich aus Angst… und alles
was wir haben sind jede Menge unbeantworteter Fragen. Und ich bezweifle, dass mir die Prediger freiwillig erzählen werden, wie ihre Pläne aussehen. Genau deshalb muss ich mich mit den Wüstenbewohnern treffen.“ ,, Und ihr wollt alleine gehen, schätze ich ?“ Wys sah sie besorgt an. Ihr war klar, dass er sie nach dem Angriff in der Stadt nur ungern erneut einfach ziehen lassen würde. Aber er hatte auch keine Wahl, dachte Naria. ,, Wenn ich mit Truppen aus Helike in ihrem Gebiet auftauche, was glaubt ihr, würde wohl passieren ? Entweder sie zeigen sich erst gar nicht, oder sie greifen uns an. So oder so, wir würden
dabei nichts gewinnen. Wys, ihr habt mich genau deshalb hergeholt. Damit ich mit den Whaid spreche.“ ,, Damals habe ich auch noch vermutet, dass sie hinter allem stecken könnten.“ Der Archont zögerte sichtlich. Schließlich jedoch nickte er. ,, Ich kann euch ja sowieso nicht aufhalten, oder ?“ Nein, dachte Naria. Und schon gar nicht wenn er es nicht wollte. Sie alle brauchten Antworten und Naria… sie wollte wissen was hier eigentlich gespielt wurde. Wenn die Anhänger dieses neuen Gottes ihnen feindlich gesinnt waren hatten sie definitiv genug Einfluss um zuzuschlagen. Warum aber taten sie es dann nicht? Der Träumer
hatte gemeint, sie warteten auf jemanden… blieb die Frage, auf wen und warum… ,, Ihr entsendet sie also alleine in die Wüste ?“ , fragte Larth skeptisch. Der Mann klang abwesend, so als hätte er den Rest des Gespräches nur am Rande verfolgt und sei erst jetzt aufmerksam geworden. ,, Verzeiht, aber wer versichert uns, das sie wiederkommt und sich nicht einfach auf Seiten der Whaid schlägt ? Ob sie dahinter stecken oder nicht, ich halte es für keine gute Idee, sie wissen zu lassen wie… geschwächt wir womöglich sind.“ ,, Wie wer es damit : Ich tue das.“ Wys Stimme bebte vor unterdrückter Wut. ,,
Ich habe sie hierher gebracht und ich vertraue ihr. Was ihr an Rückversicherungen braucht, bekommt ihr von mir. Wenn ihr das allerdings nicht akzeptieren könnt, Larth… dürft ihr mich jederzeit herausfordern.“ Der jüngere Archont lachte nervös. ,, Oh nein. Abwehrend hob er die Hände. ,, Nein… ich hatte nicht vor euer Urteil in Frage zu stellen Wys… ich hege nur gewisse Bedenken, das ist alles.“ Und würdest die Sache am liebsten mit dem Schwert austragen, dachte Naria bei sich. Nur nicht gegen Wys selbst. So seltsam es schien, Larth hatte offenbar einen gesunden Respekt vor ihrem Onkel… nun wenigstens hieß das, er
würde keine Probleme machen. Und damit war die Sache entschieden. Ihr Weg würde sie weiter nach Süden führen. Bis in die endlosen Wüsten hinein.
Terazuma Hi Eagle! Hehehe... Wys wird wirklich seeehr 'menschlich'. XDDD Hoffentlich findet es wirklich sonst niemand heraus, wer weiß, ob er damit nicht Probleme bekommt. Dass Naria alleine in die Wüste geht behagt mir auch nicht. Sie wirkt zwar außerordentlich souverän, aber ein wenig Schutz oder Begleitung hätte ihr sicherlich gutgetan. Warum geht Wys nicht mit ihr? Er hat sich ja schließlich auch auf den Weg nach Maras gemacht und war damit lange Zeit weg von Helike. Wie auch immer, es wird sicherlich nicht einfach für Naria werden.^^ LG Tera |
EagleWriter Richtig, er ist weggegangen und ist grade mal eben vor vollendete Tatsachen ( Larth) gestellt worden. So schnell wird der seine Stadt nicht mehr verlassen solange er die Wahl hat. Und wie die Whaid auf einen Archonten reagieren würden... das würde Narias Überlebenschancen nicht unbedingt erhöhen ^^ lg E:W |