Nach den Ereignissen in der fliegenden Stadt ist Galren Lahaye nach Hamad zurückgekehrt. Der Friede jedoch ist von kurzer Dauer und als er Opfer eines Angriffs wird, scheint es, als habe der Tod seines Vaters nur etwas viel gefährlicheres auf den Plan gerufen. Währenddessen bleibt auch der Rest des Landes von den aufziehenden Schatten nicht unberührt. In Helike verlieren die Archonten immer mehr an Einfluss und die Jahrhundertealte Ordnung droht zu Staub zu zerfallen. Unfähig, den Urheber der Unruhen zu finden, bittet der
Archont Wys Carmine schließlich die Magier von Maras um Hilfe…
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Die Ratskammer im inneren des Archontenturms war gewaltig. Naria hatte das Gefühl sich in einer Kathedrale zu befinden. Die Decke wölbte sich über ihnen, scheinbar von nichts als den sechseckigen Wänden der Kammer getragen, an denen sich die Buntglasfenster in einer Spirale nach oben anordneten. Einzelne Lichtstrahlen malten bunte Flecken auf die aus schwarzem Stein gefertigten Böden und Wände. Ab und an blendete sie ein Reflex fast, wenn die Lichter über ihre Kleidung und ihr Gesicht tanzten. Davon
abgesehen jedoch war die Halle ernüchternd schmucklos und Karg. Es gab keinerlei Verzierungen an den Steinen, keine Teppiche, die einem vor den kalten Fließen schützten. Trotzdem strahlte dieser Ort etwas Feierliches aus, dachte Naria , ähnlich der Lichterhalle auf Maras, doch um vieles Älter, ehrwürdiger… Der Turm war nicht Teil der restlichen Struktur der inneren Stadt, das wusste sie, dazu unterschied er sich zu sehr vom üblichen Baustil des alten Volkes, der hier vorherrschte… dennoch ließ er sich auch mit nichts vergleichen, das sie bisher in der Unterstadt gesehen hatte. Waren es nicht die Drachenanbeter gewesen, die Helike
einst beherrschten? Das würde vielleicht sogar den fehlenden Schmuck erklären, überlegte sie. Vermutlich hatten Laos Anhänger nach seinem Sieg gegen den Drachenkönig alles vernichtet, was noch an ihre alten Unterdrücker erinnerte oder die Whaid hatten es bei ihrer Flucht mitgenommen. Was sie wieder zum Grund ihres Hierseins brachte… Dem Eingang der Halle genau gegenüber erhob sich ein steinernes Podest mit fünf Thronen darauf. Vier davon waren im Augenblick besetzt und damit nur derjenige verlassen, der Wys gehörte. Sie mussten in seiner Abwesenheit bereits einen Nachfolger für Jona ernannt haben. Etwas, das auch dem
Archonten nicht entgangen war. ,, Was hat das zu bedeuten ?“ , verlangte er zu wissen. ,, Ihr habt über Jonas Nachfolge während meiner Abwesenheit bestimmt ?“ ,, Ich wollte sie aufhalten.“ , klang eine Stimme vom Thron ganz außen entschuldigend.,, Leider hat man mich überstimmt. Wys… es tut mir Leid.“ Die Stimme gehörte zu einer hochgewachsenen Frau mit langen, rotblonden Haaren. Sie konnte wohl noch keine vierzig sein, und ihre hellgrünen Augen waren im Halbdunkel der Archontenkammer wie zwei Funken. Ein blauweißes Kleid, das an der Schulter von einer goldenen Schnalle
gehalten wurde fiel um ihren schlanken Körper. ,, Schon gut.“ Wys seufzte schwer. ,, Dich trifft keine Schuld Tira.“ In der Stimme des Archonten schwang eine seltsame Vertrautheit mit und Naria entging nicht, wie sich sein Blick mit dem der Archontin kreuzte. Ein schwaches Lächeln huschte über Wys Gesicht, bevor er sich wieder den übrigen Anwesenden zuwendete ,, Nun was hätten wir eurer Meinung nach tun sollen ?“ fragte der Archont auf dem mittleren Thron und die Frau neben ihm stimmte mit einem Nicken zu. ,, Ihr müsst das verstehen, Wys. Ihr könnt nicht einfach ohne ein Wort
verschwinden und erwarten, dass wir ruhig eure Rückkehr erwarten. Und außerdem hat Paladin Larth lange schon unsere Aufmerksamkeit verdient. Es war nur gerechtfertigt, ihn zum Archonten zu machen.“ ,, Das mag sein, Helios. Es stand euch trotzdem nicht zu, diese Entscheidung alleine zu treffen.“ , warf Tira ein. Der angesprochene, vierte Archont, regte sich daraufhin, ebenfalls ein Mensch, jedoch deutlich jünger als Wys. Er trug eine leichte Rüstung, die bei jeder Bewegung leise schepperte und hatte die Beine über der Lehne des Throns hängen, als würde ihn die ganze Angelegenheit eher langweilen. Sein
Kopf war nur von einigen braunen Stoppeln bedeckt, die sich auch über sein Kinn zogen und nur den Anflug eines Barts verrieten. Nun jedoch setzte er sich endlich Grade hin, während er zu Wys herab sah. ,, ich habe mich schon lange darauf gefreut euch einmal kennen zu lernen, Herr.“ , meinte er freundlich. ,, Man hört diese Tage so viel von euch, größtenteils gutes… Ich hoffe also, das wir uns darauf konzentrieren können, zusammen für unser Volk das Beste zu erreichen, ob ich nun eure Wahl wäre oder nicht.“ Der Mann klang beinahe bewundernd, dachte Naria. Immerhin, das war besser, als die Alternative. Ob die übrigen
Archonten nun versucht hatten, Wys zu übertölpeln oder nicht, sie waren wohl in jedem Fall damit gescheitert, wenn dieser Mann so große Stücke auf ihren Onkel hielt. Wys jedoch blieb anscheinend misstrauisch. ,, Nun ich bin jedenfalls wieder da. Und damit möchte ich ab jetzt wieder informiert werden, wenn dieser Rat irgendwelche Entscheidungen trifft.“ ,, Wir hatten nie etwas anderes vor.“ , meinte der Archont, der eben Larth vorgestellt hatte entschuldigend. ,, Aber Wys… wer ist das eigentlich dort bei euch ?“ Tira klang nicht unfreundlich, sondern sah lediglich neugierig in ihre Richtung. . Für den
Moment war sie ganz froh gewesen, das die allgemeine Aufmerksamkeit eher auf Wys lag, denn auf ihr. So wie die Dinge standen, würde man sie nicht mehr unbedingt willkommen heißen, dachte die Gejarn besorgt. ,, Mein Name ist Naria.“ , erklärte sie, bevor Wys für sie sprechen konnte. ,, Naria Carmine um genau zu sein.“ Nachdem ihre Worte verklungen waren, wurde es einen Moment totenstill in der Halle. Natürlich kannten sie ihren Namen, dachte Naria. Auch wenn sie nicht wussten, wer genau sie war, Wys hatte keine Kinder. Und wie der Archont sie bereits gewarnt hatte, es gab viele in dieser Stadt, die sich noch gut genug an
ihre Eltern erinnerten. ,, Was hast das zu bedeuten ?“ , verlangte Helios zu wissen. Er beugte sich etwas vor und zum ersten Mal konnte Naria seine Züge klar erkennen. Lange weiße Haare umspielten seinen Kopf, dessen Züge noch gar nicht so alt wirkten. Seine Augen waren graue Flecken, die jeden der Anwesenden misstrauisch musterten. ,, Ich habe sie hierhergebracht um uns zu helfen.“ , erklärte Wys. ,, Ich weiß, ihr alle hegt den Verdacht, das die Whaid für die Situation in unserer Stadt Verantwortung tragen… Aber ich hoffe, dass wir trotzdem noch mit ihnen reden können. Genau dazu habe ich Naria
gebeten, mich zu begleiten. Mit dem Segen meines Bruders und seiner Frau. Wir können nicht mehr nur zusehen, wie sich die Anhänger der Ordnung in unserer Stadt breit machen.“ ,,Damit mögt ihr recht haben.“ , bemerkte Larth nachdenklich. ,, Aber warum brauchen wir dazu die Unterstützung einer Hexe aus Maras ? Verzeiht mir, Wys, aber bevor ich zu den Zauberern krieche, hol ich lieber die Riesen zurück… Seit dem Frieden mit Canton haben sich die meisten von ihnen in die Wüste zurückgezogen… und die haben Leute gefressen.“ So höflich er sprach, die Feindseligkeit in Larths Stimme war unüberhörbar,
wenn sie sich auch nicht gegen den Archonten richtete. Naria nahm sofort alles zurück, was sie eben noch über diesem Mann gedacht hatte. Ganz offenbar würde er doch Schwierigkeiten machen. ,, Larth…“ Seltsamerweise war es Helios, der den jungen Krieger in seine Schraken wies. ,, Auch wenn Schwertmeister Wys uns über diesen Schritt hätte informieren müssen, bin ich geneigt ihm zuzustimmen. Wenn es die Möglichkeit gibt, mit den Whaid zu verhandeln, will ich sie ergreifen.“ ,, Ich bin dagegen.“ Larth klang beinahe gelangweilt. Erneut hatte er ein Bein hochgelegt, als unterhielten sie sich über
Lappalien und nicht das weitere Schicksal ihrer Stadt. ,,Warum brauche wir eine Zauberin um mit ein paar Abtrünnigen in der Wüste fertig zu werden? Was ist aus der einstigen Macht Helikes geworden, Archonten, das wir jetzt für jedes unsere Probleme anscheinend Fremde in diese Stadt holen müssen? Wir haben uns bisher immer alleine bewährt.“ ,, Vielleicht habt ihr recht.“ , gab Tira ihm recht. Sie wechselte einen schnellen Blick mit Wys, der schlicht den Kopf schüttelte. ,, Und vielleicht sollte und dies auch einmal ohne Blutvergießen gelingen… Wenn Wys ihr vertraut, bin ich ebenfalls dazu bereit. Ich sage gebt
ihr eine Gelegenheit, sich zu beweisen, lasst sie mit diesen Leuten reden, die in unsere Stadt kommen.“ ,, Das hatte ich ohnehin vor.“ , warf Naria ein. Für ihren Geschmack fällten die Archonten ihr Urteil etwas zu schnell. Wys hatte ihr alles erzählt, was er über das Wüstenvolk wusste und auch die Geschichten ihres Vaters über sie… es passte nicht zu ihnen. Wenn wirklich die Drachenanbeter dahinter steckten, würde sie das herausfinden. Aber sie würde sich nicht auf das Wort dieser vier verlassen. Nein. ,, Ich werde persönlich mit ihnen sprechen, bevor ich mir ein Bild über sie mache.“ Larth zuckte mit den Schultern. ,, Nun
gut… wenn der Rest dieses Rates ebenfalls dafür ist, ihr eine Chance zu geben… dann sei es so. Ich werde mich eurer Weisheit beugen. Aber ich bezweifle, das ihr Erfolg haben werdet, Magierin. Uns haben ihre Prediger nichts verraten außer dem üblichen Gebrabbel. Ich wünsche euch also Glück…“ Naria war überrascht, das sich sonst niemand mehr gegen sie aussprach. Auch Helios stimmte nochmals zu, ihr zumindest die Gelegenheit zu geben und Tiras und Wys Antwort stand wohl sowieso fest. Das war allerdings nicht, was sie erwartet hatte, dachte sie. Nicht nach dem, was ihre Mutter über die Archonten zu sagen hatte. Und auch
Larth hatte sich letztendlich zwar gegen sie ausgesprochen, aber am Ende klein bei gegeben. ,, Er ist noch vom alten Schlag.“ , meinte Wys später, als sie die Halle verließen und sie ihn danach fragte. ,, Nicht alle sind begeistert darüber, wie sich diese Stadt verändert. Deshalb war ich auch so entsetzt zu sehen, dass sie ausgerechnet ihn zum Archonten gemacht haben. Der Junge ist fähig, das will ich nicht leugnen… aber ich hätte niemals zugelassen, das er zu so einem Rang aufsteigt. Immerhin, seine Art wird immer seltener… und manche von ihnen haben nach dem Unglück mit den Magiern tatsächlich etwas
dazugelernt…“ ,, Das sehe ich.“ , meinte Naria, während sie durch die dunklen Steinflure des Archontenturms Schritten. Fenster gab es hier keine und nur einige Kerzen erhellten ihren Weg. Dafür jedoch war es angenehm kühl, fast schon kalt, wie Narias bloße Füße feststellen mussten. ,, Helike ist wohl… anders als ich erwartet habe. Ich hätte mir nicht träumen lassen, das sich ein Archont für mich einsetzt… der nicht ihr seid.“ ,, Vieles hat sich zum Besseren gewendet.“ , stimmte Wys ihr zu und klang dabei mehr als nur Stolz. Tatsächlich schien der Mann den Kopf plötzlich ein ganzes Stück höher zu
tragen. ,, Aber es gibt auch noch viel zu tun. Deshalb warne ich euch auch gleich. Seht euch vor, wenn ihr in der Stadt unterwegs seid. Wie gesagt… es gibt noch jene vom alten Schlag, mitsamt ihren Vorbehalten gegen Magie und Fremde… und eure Anwesenheit wird sich herumsprechen, dafür wird Largh sicher sorgen. Ich würde euch ja bitten eine Garde mitzunehmen, aber…“ ,, Ihr wisst das ich die nicht brauche.“ , stellte Naria fest. ,, Selbst wenn, ich will möglichst unauffällig bleiben. Sonst erfahre ich vermutlich auch nicht mehr als ihr.“ ,, Und Relina bringt mich wahrscheinlich um, wenn euch etwas geschieht.“ Wys
grinste, aber es wirkte nicht ganz überzeugend. So wie Naria ihre Mutter kannte war diese Drohung tatsächlich keine leere gewesen. Ob sie ihn jedoch wirklich töten würde… Das war nicht die Frau die sie kannte. Relina mochte impulsiv sein bis zu dem Punkt wo selbst ihr Vater nicht mehr zu ihr durchkam, aber sie war nicht bösartig. ,, Ich passe auf mich auf.“ Schon alleine , damit Wys nicht als Aschehaufen enden würde. ,, Allerdings nur wenn ihr mir noch etwas verratet.“ Wys wurde langsamer und blieb dann stehen. Fragend zog er die Augenbrauen hoch. ,, Verraten ?“ ,, Diese Archontin… diese Tira… ihr
habt sie die ganze Zeit praktisch nicht aus den Augen gelassen. Also, was ist mit ihr?“ ,,Da ist gar nichts.“ , erklärte Wys und wirkte tatsächlich einmal um Worte verlegen. ,, Da… Das geht euch überhaupt nichts an !“ ,,Natürlich.“ Naria wusste, dass sie ins Schwarze getroffen hatte. Wys räuspere sich verlegen, während sie weitergingen. ,, Also… vielleicht ist da was. Vielleicht haben wir uns ein paar Mal getroffen. Aber das geht dich nicht nur nichts an, du vergisst es am besten gleich wieder.“ , erklärte er ernst. ,, Das ist… Beziehungen zwischen Archonten sind nicht wirklich gerne
gesehen. Weder von den anderen Archonten noch von sonst irgendwem..“
Das hat dich aber nicht davon abgehalten, dachte Naria grinsend. Vielleicht war ihr Onkel doch weniger in seine Arbeit vernarrt, als in eine gewisse Archontin. Schön zu wissen, dass der Mann eben doch nicht nur aus reiner Pflichterfüllung bestand.
Terazuma Hi Eagle! Uiuiui... Da reagiert einer aber patzig! XDDD Wys wird mir langsam immer sympathischer. Anfangs mochte ihn nicht so sehr. Kein Wunder, hat er doch Zyle auf dem Gewissen. Zumindest seinen Körper. *grrrr* Aber ja, er wird langsam 'menschlicher', wenn du verstehst was ich meine.^^ Wie ich Larth einschätzen soll weiß ich im Moment noch nicht. Dazu ist er noch zu ambivalent. Naja, man wird ja sehen.^^ LG Tera |
EagleWriter War auch gedacht ihn ein wenig menschlicher zu gestalten ^^. Tja und was Larth angeht.... lass dich überraschen.^^ lg E:W |