Science Fiction
Böses Erwachen - Teil 6

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"Cassia über sich"
Veröffentlicht am 05. März 2016, 14 Seiten
Kategorie Science Fiction
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Über den Autor:

Hauptberuf: Mama. Hobbies: Schriftstellerei, Rendering, Rollenspiele, Lesen, Rätseln, Brettspiele... viel zu viel für nur 24 Stunden, besonders, wenn noch ein kleines Wunder im Haus ist.
Cassia über sich

Böses Erwachen - Teil 6

Böses Erwachen, Teil 6

Die Menschen schnappten nach Luft. Cassia hob beschwichtigend die Hände. Adrian sah allerdings, wie ihre gesamte Muskulatur sich anspannte, so als ob sie gleich flüchten wolle. "Bitte... Sie wissen, dass es außer bei einem zufälligen Scan durch Hautkontakt bemerkt wird, wenn ein Telepath in die Gedanken eindringt. Sie wissen also auch, dass ich nicht in Ihre Gedanken eingedrungen bin. Ich habe nur zufällig, als Corporal Winter mich aus der Rettungskapsel trug, seine Gedanken aufgefangen. Ich war zu schwach, um es abzublocken", erklärte sie. Ihre Stimme klang leicht gehetzt. Die Menschen schwiegen.


"Ich finde, Sie sollten langsam mal gründlich auspacken", beendete die Sicherheitschefin schließlich die unangenehme Stille. "Insbesondere über sich selbst."

Cassia seufzte, überlegte und schien sich schließlich zu etwas durchzuringen.

"Ich bin die zweite Tochter von Großadmiral Therovan'ta'Lhimei ab'Infaria. Normalerweise hätte ich ihm ins Militär folgen sollen, doch als mit elf meine telepathische Begabung zu Tage trat, wurde ich von ihm für eine Geheimdienstkarriere vorgesehen. Ich wagte nicht, zu widersprechen, vor allem, da ich - jung wie ich war - ein abenteuerreiches Leben vor mir sah, während ich wusste, dass unser Militär vor allem auf seinem Hintern

saß. Also besuchte ich die entsprechenden Schulen und absolvierte eine entsprechende Ausbildung.

Ich wurde danach eingesetzt, um bei internationalen Konferenzen den Lauscher zu spielen, da ich vergleichsweise gut auf die Gedankenstrukturen anderer Spezies reagiere. Da jedoch solche Konferenzen nicht jedes zweite Wochenende stattfinden, hat man mich zwischendurch als Datenanalystin eingesetzt. Grundsätzlich hat mir meine Arbeit auch Spaß gemacht.

Dann kam die Krise. Ich war von Anfang an auf Seiten der Zivilisten, doch zunächst nur passiver Fähnchenschwenker. Das änderte sich, als mein Vater eines Tages zu Hause davon sprach, diese 'wertlosen Dreckhaufen

von Zivilisten' dahin zu befördern, wo sie hingehörten. Ich machte mich schlau, wo die Zivilisten auf Cestaria Prime ihre Versammlungszentren hatten, schlich mich ein, und gab Informationen weiter, die ich aufgeschnappt hatte.

Mein Kontakt war ein junger Zivilist namens Livas. Obwohl ich ihn mochte, hatten wir nichts miteinander - wir waren Kollegen, sozusagen, mehr nicht.

Als die Unruhen auch auf Cestaria Prime übergriffen, veranstaltete das Militär immer wieder Razzien an Versammlungsorten von Zivilisten, was jede Bar, jedes Restaurant, jede Schule sein konnte, da sich das Militär ja für zu gut hält, um Orte aufzusuchen, an denen sich Zivilisten aufhalten. Bei einer

dieser Razzien haben sie uns auch erwischt. Der Großteil der Leute konnte untertauchen, doch Livas und ich wurden festgesetzt. Um nicht zu verraten, was wir waren und taten, habe ich gesagt, Livas wäre mein Geliebter. Ich hatte nicht damit gerechnet..." Cassia schluckte. Adrian ahnte, was kommen würde, und sein Mitgefühl ließ ihn fast loslaufen, um sie zu trösten. Die Cestarianerin atmete tief durch.

"Wir wurden auf freien Fuß gesetzt. Ich verabschiedete mich mit einem Kuss von Livas, da uns das Militär ja noch zusah - es war der einzige, den er je von mir bekam - und ging heim. Von meinem Vater bekam ich eine Tirade zu hören, wie ich mich mit einem Zivilisten einlassen könnte. Von meinen

Widerstandsgefährten bekam ich zu hören, dass Livas auf dem Nachhauseweg von ein paar Schlägern überfallen und getötet worden war. Die Polizei tat es als Überfall ab, doch ich habe meinen Vater an dem Tag hassen gelernt." Wieder machte die junge Frau eine Pause. Adrian biss sich auf die Lippen; er wollte für sie da sein. Er hörte, wie Craig leise mit den Zähnen knirschte.

"Von da an habe ich aktiv nach Nachrichten gesucht, um sie dem Widerstand weiterzuleiten. Zuvor hatte ich mehr passiv aufgepasst, was Vater erzählte, und mehr nicht - jetzt begann ich, aktiv nach Informationen zu suchen, wobei mir meine Ausbildung zugute kam, und Vater auszuhorchen. Ich sprach mit ihm über den

Widerstand, und fing seine oberflächlichen Gedanken ab. So bekam ich das Passwort für seinen Computer. Ich habe alle Daten davon heruntergezogen, manche verändert, und bin nun auf der Flucht, um Yesmah zu retten."


Wieder entstand ein Schweigen, doch es war nicht so unangenehm wie das letzte. Jeder schien das Gehörte erst einmal verdauen zu müssen.

"Sie sind also Angehörige der privilegierten Kaste, haben sich aber dazu entschieden, diese zu hintergehen, um die überkommenen Strukturen aufbrechen zu können", fasste die Psychologin schließlich zusammen. Cassia schluckte und nickte.

"Dann habe ich noch eine Frage", meldete sich Adrian, sehr zu seiner eigenen Überraschung, zu Wort. Alle sahen ihn an. Er schluckte und befeuchtete seine Lippen.

"Wie sind Sie splitterfasernackt völlig allein in eine Rettungskapsel gekommen?" Cassia lächelte schwach.

"Die Zivilisten von Cestaria Prime haben mich vom Planeten heruntergeschmuggelt, in einem der wenigen Zivilistenschiffe, das halbwegs bewaffnet war. Ich sollte die Daten persönlich nach Yesmah bringen, da wir dem Hyperfunk nicht trauen können.

Dummerweise wurden wir von einer Korvette abgefangen, die das Feuer auf uns eröffnete, weil wir eben bewaffnete Zivilisten waren. Meine Verbündeten sagten mir, ich

solle mich zur Flucht bereithalten, sie würden alles versuchen, mich zu beschützen. Um aber von der Kleidung her nicht einer der beiden Parteien zugeodnet werden zu können und dann unter Umständen doch getötet, begab ich mich nackt in die Kapsel und verschluckte den Datenkristall. Hätten mich die Regierungstreuen gefunden, hätte ich ihnen erzählt, dass ich inkognito einem Hinweis auf Verrat nachgegangen sei, wobei wir eben ins Kreuzfeuer einer Korvette geraten wären. Dann hätte ich noch einmal versucht, die Daten schnell genug weiterzuleiten - und wenn es nur per Hyperfunk gegangen wäre, hätte ich das Risiko in Kauf genommen.
Zivilisten hätte ich selbstverständlich - ebenso

wie Ihnen - die Wahrheit erzählt."

"Wie hat sich denn ein schwach bewaffnetes Zivilistenschiff gegen eine militärische Korvette durchsetzen können?", fragte der Captain interessiert. Cassia lächelte schmerzlich.

"Mit dem beweglicheren Antrieb. Meine Freunde haben, als klar war, dass wir den Kampf verlieren würden, die Korvette ausmanövriert und gerammt. Dabei wurden natürlich beide Schiffe zerstört", erklärte sie mit rauer Stimme. Die Offiziere nickten langsam.

"Dann sollten wir jetzt alle Vorbereitungen treffen und der Crew Bescheid geben", schloss der Captain dann die Sitzung. "Sergeant Rolov, Korporal Winter, geleiten Sie

Fräulein Cassia bitte zu Quartier 219."


Adrian und Craig gingen schweigend neben Cassia her. Adrian hing seinen Gedanken nach; zwar bekam er keinen konkret zu fassen, doch beschäftigten ihn die Situation in Cestaria und ihr Befreiungsplan sehr.

Vor dem Quartier angekommen, öffnete Craig es mit der Schlüsselkarte und händigte sie Cassia dann aus.

"Sie sind frei, sich auf dem Schiff zu bewegen, solange sie Maschinenraum und Brücke meiden", erklärte er ihr und wandte sich dann um. "Danke fürs einspringen, Adrian - ich sorg dafür, dass du statt dessen morgen oder übermorgen frei bekommst. Jetzt ab in die Koje, Kinder, es wird

spannend."

Adrian machte noch einen Schritt hinter Craig her, zögerte dann allerdings.

"Die Berichte...", begann er, doch Craig winkte ab.

"Scheiß drauf. Mach ich. Musst du morgen nur unterschreiben." Er warf Adrian einen bedeutungsvollen Blick Richtung Cassia zu. "Jetzt nimm dir mal n bisschen frei", setzte er noch hinzu und verschwand dann endgültig.

Adrian wandte sich um, er traute sich fast gar nicht, Cassia anzusehen. Sie lächelte nur.

"Ich...", begann er hilflos, doch sie legte ihm nur den Finger auf die Lippen.

"Ich bin Telepathin, Adrian, und ich habe dich gelesen, als du mich trugst. Ich weiß. Und ich mag dich, sonst hätten wir nicht diese Nacht

miteinander gehabt", sagte sie und öffnete die Tür. "Kommst du?"

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Lessa
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