Kinderbücher
Die schönsten Kindergeschichten!!! - Hoffe es gefällt euch :-)

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Veröffentlicht am 02. März 2016, 132 Seiten
Kategorie Kinderbücher
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Die schönsten Kindergeschichten!!! - Hoffe es gefällt euch :-)

Geschichte 1

 

Paula, die Leseratte Es war einmal eine Leseratte, die hieß Paula, und die trug eine große Brille mit dicken, krummen Gläsern. Die Gläser wa­ren so dick, dass es aussah, als hätte Paula winzige Augen. Natürlich hatte sie keine kleinen Augen, sie sahen nur durch die Brillengläser so aus. Aber Paula war nicht eitel, und da machte es

ihr nichts aus. Allerdings konnte Paula nur sehr schlecht sehen. Ohne Brille sah sie überhaupt nichts, und mit Brille sah sie zwar ein bisschen, doch immer noch sehr wenig. Und das ist für eine Leseratte schlecht, denn zum Lesen braucht man gute Augen. Paula sah so wenig, und das Lesen war für sie so anstrengend, dass sie an jedem Tag nur einen Buchstaben las. Wenn sie ein neu­es Wort begann, dann las sie am ersten Tag den ersten Buchstaben, am zweiten Tag den zweiten Buchstaben, und

so weiter, Tag für Tag. Und wenn das Wort zu Ende war, dann machte Paula einen Tag Pause und ruhte sich aus. Eines Tages fand Paula ein neues Wort in einem Buch, und sie sagte sich: "Dieses schöne Wort werde ich jetzt lesen. Es hat fünf Buchstaben. Das ist nicht zu wenig und nicht zuviel. Heute ist Montag. Wenn ich jetzt anfange, dann bin ich am Freitag fertig."

geschichte 2

Hänsel und Gretel Vor einem großen Walde wohnte ein armer Holzhacker mit seiner Frau und seinen zwei Kindern; das Bübchen hieß Hänsel und das Mädchen Gretel. Er hatte wenig zu beißen und zu brechen, und einmal, als große Teuerung ins Land kam, konnte er auch das täglich Brot nicht mehr schaffen. Wie er sich nun Abends im Bett Gedanken machte und sich vor Sorgen herum wälzte,

seufzte er und sprach zu seiner Frau 'was soll aus uns werden? wie können wir unsere armen Kinder ernähren, da wir für uns selbst nichts mehr haben?' 'Weißt du was, Mann,' antwortete die Frau, 'wir wollen Morgen in aller Frühe die Kinder hinaus in den Wald führen, wo er am dicksten ist: da machen wir ihnen ein Feuer an und geben jedem noch ein Stückchen Brot, dann gehen wir an unsere Arbeit und lassen sie allein. Sie finden den Weg nicht wieder nach Haus und wir sind sie los.' 'Nein, Frau,'

sagte der Mann, 'das thue ich nicht; wie sollt ichs übers Herz bringen meine Kinder im Walde allein zu lassen, die wilden Thiere würden bald kommen und sie zerreißen.' 'O du Narr,' sagte sie, 'dann müssen wir alle viere Hungers sterben, du kannst nur die Bretter für die Särge hobelen,' und ließ ihm keine Ruhe bis er einwilligte. 'Aber die armen Kinder dauern mich doch' sagte der Mann. Die zwei Kinder hatten vor Hunger auch nicht einschlafen können und hatten gehört was

die Stiefmutter zum Vater gesagt hatte. Grethel weinte bittere Thränen und sprach zu Hansel 'nun ists um uns geschehen.' 'Still, Grethel,' sprach Hänsel, 'gräme dich nicht, ich will uns schon helfen.' Und als die Alten eingeschlafen waren, stand er auf, zog sein Röcklein an, machte die Unterthüre auf und schlich sich hinaus. Da schien der Mond ganz helle, und die weißen Kieselsteine, die vor dem Haus lagen, glänzten wie lauter Batzen. Hänsel bückte sich und steckte so viel in sein

Rocktäschlein, als nur hinein wollten. Dann gieng er wieder zurück, sprach zu Grethel 'sei getrost, liebes Schwesterchen und schlaf nur ruhig ein, Gott wird uns nicht verlassen,' und legte sich wieder in sein Bett. Als der Tag anbrach, noch ehe die Sonne aufgegangen war, kam schon die Frau und weckte die beiden Kinder, 'steht auf, ihr Faullenzer, wir wollen in den Wald gehen und Holz holen.' Dann gab sie jedem ein Stückchen Brot und sprach 'da habt ihr etwas für den Mittag, aber eßts

nicht vorher auf, weiter kriegt ihr nichts.' Grethel nahm das Brot unter die Schürze, weil Hänsel die Steine in der Tasche hatte. Danach machten sie sich alle zusammen auf den Weg nach dem Wald. Als sie ein Weilchen gegangen waren, stand Hänsel still und guckte nach dem Haus zurück und that das wieder und immer wieder. Der Vater sprach 'Hänsel, was guckst du da und bleibst zurück, hab Acht und vergiß deine Beine nicht.' 'Ach, Vater,' sagte Hänsel, 'ich sehe nach meinem weißen Kätzchen,

das sitzt oben auf dem Dach und will mir Ade sagen.' Die Frau sprach 'Narr, das ist dein Kätzchen nicht, das ist die Morgensonne, die auf den Schornstein scheint.' Hänsel aber hatte nicht nach dem Kätzchen gesehen, sondern immer einen von den blanken Kieselsteinen aus seiner Tasche auf den Weg geworfen. Als sie mitten in den Wald gekommen waren, sprach der Vater 'nun sammelt Holz, ihr Kinder, ich will ein Feuer anmachen, damit ihr nicht friert.

Hänsel und Grethel trugen Reisig zusammen, einen kleinen Berg hoch. Das Reisig ward angezündet, und als die Flamme recht hoch brannte, sagte die Frau 'nun legt euch ans Feuer, ihr Kinder und ruht euch aus, wir gehen in den Wald und hauen Holz. Wenn wir fertig sind, kommen wir wieder und holen euch ab.' Hänsel und Grethel saßen am Feuer, und als der Mittag kam, aß jedes sein Stücklein Brot. Und weil sie die Schläge der Holzaxt, hörten, so glaubten sie ihr Vater wäre in

der Nähe. Es war aber nicht die Holzaxt, es war ein Ast, den er an einen dürren Baum gebunden hatte und den der Wind hin und her schlug. Und als sie so lange gesessen hatten, fielen ihnen die Augen vor Müdigkeit zu, und sie schliefen fest ein. Als sie endlich erwachten, war es schon finstere Nacht. Grethel fieng an zu weinen und sprach 'wie sollen wir nun aus dem Wald kommen!' Hänsel aber tröstete sie, 'wart nur ein Weilchen, bis der Mond aufgegangen ist, dann wollen wir den Weg schon finden.' Und

als der volle Mond aufgestiegen war, so nahm Hänsel sein Schwesterchen an der Hand und gieng den Kieselsteinen nach, die schimmerten wie neu geschlagene Batzen und zeigten ihnen den Weg. Sie giengen die ganze Nacht hindurch und kamen bei anbrechendem Tag wieder zu ihres Vaters Haus. Sie klopften an die Thür, und als die Frau aufmachte und sah daß es Hänsel und Grethel war, sprach sie 'ihr bösen Kinder, was habt ihr so lange im Walde geschlafen, wir haben geglaubt ihr wolltet gar

nicht wieder kommen.' Der Vater aber freute sich, denn es war ihm zu Herzen gegangen daß er sie so allein zurück gelassen hatte. Nicht lange danach war wieder Noth in allen Ecken, und die Kinder hörten wie die Mutter Nachts im Bette zu dem Vater sprach 'alles ist wieder aufgezehrt, wir haben noch einen halben Laib Brot, hernach hat das Lied ein Ende. Die Kinder müssen fort, wir wollen sie tiefer in den Wald hineinführen, damit sie den Weg nicht wieder heraus finden; es ist sonst keine

Rettung für uns.' Dem Mann fiels schwer aufs Herz und er dachte 'es wäre besser, daß du den letzten Bissen mit deinen Kindern theiltest.' Aber die Frau hörte auf nichts, was er sagte, schalt ihn und machte ihm Vorwürfe. Wer A sagt muß auch B sagen, und weil er das erste Mal nachgegeben hatte, so mußte er es auch zum zweiten Mal. Die Kinder waren aber noch wach gewesen und hatten das Gespräch mit angehört. Als die Alten schliefen, stand Hänsel wieder auf, wollte hinaus und

Kieselsteine auflesen, wie das vorigemal, aber die Frau hatte die Thür verschlossen, und Hänsel konnte nicht heraus. Aber er tröstete sein Schwesterchen und sprach 'weine nicht, Grethel, und schlaf nur ruhig, der liebe Gott wird uns schon helfen.' Am frühen Morgen kam die Frau und holte die Kinder aus dem Bette. Sie erhielten ihr Stückchen Brot, das war aber noch kleiner als das vorigemal. Auf dem Wege nach dem Wald bröckelte es Hänsel in der Tasche, stand oft still und warf ein Bröcklein auf

die Erde. 'Hänsel, was stehst du und guckst dich um,' sagte der Vater, 'geh deiner Wege.' 'Ich sehe nach meinem Täubchen, das sitzt auf dem Dache und will mir Ade sagen,' antwortete Hänsel. 'Narr,' sagte die Frau, 'das ist dein Täubchen nicht, das ist die Morgensonne, die auf den Schornstein oben scheint.' Hänsel aber warf nach und nach alle Bröcklein auf den Weg. Die Frau führte die Kinder noch tiefer in den Wald, wo sie ihr Lebtag noch nicht gewesen waren. Da ward wieder ein

großes Feuer angemacht, und die Mutter sagte 'bleibt nur da sitzen, ihr Kinder, und wenn ihr müde seid, könnt ihr ein wenig schlafen: wir gehen in den Wald und hauen Holz, und Abends, wenn wir fertig sind, kommen wir und holen euch ab.' Als es Mittag war, theilte Grethel ihr Brot mit Hänsel, der sein Stück auf den Weg gestreut hatte. Dann schliefen sie ein, und der Abend vergieng, aber niemand kam zu den armen Kindern. Sie erwachten erst in der finstern Nacht, und Hänsel tröstete sein

Schwesterchen und sagte, 'wart nur, Grethel, bis der Mond aufgeht, dann werden wir die Brotbröcklein sehen, die ich ausgestreut habe, die zeigen uns den Weg nach Haus.' Als der Mond kam, machten sie sich auf, aber sie fanden kein Bröcklein mehr, denn die viel tausend Vögel, die im Walde und im Felde umher fliegen, die hatten sie weggepickt. Hänsel sagte zu Grethel 'wir werden den Weg schon finden,' aber sie fanden ihn nicht. Sie giengen die ganze Nacht und noch einen Tag von

Morgen bis Abend, aber sie kamen aus dem Wald nicht heraus, und waren so hungrig, denn sie hatten nichts als die paar Beeren, die auf der Erde standen. Und weil sie so müde waren daß die Beine sie nicht mehr tragen wollten, so legten sie sich unter einen Baum und schliefen ein. Nun wars schon der dritte Morgen, daß sie ihres Vaters Haus verlassen hatten. Sie fiengen wieder an zu gehen, aber sie geriethen immer tiefer in den Wald und wenn nicht bald Hilfe kam, so mußten sie

verschmachten. Als es Mittag war, sahen sie ein schönes schneeweißes Vöglein auf einem Ast sitzen, das sang so schön, daß sie stehen blieben und ihm zuhörten. Und als es fertig war, schwang es seine Flügel und flog vor ihnen her, und sie giengen ihm nach, bis sie zu einem Häuschen gelangten, auf dessen Dach es sich setzte, und als sie ganz nah heran kamen, so sahen sie daß das Häuslein aus Brot gebaut war, und mit Kuchen gedeckt; aber die Fenster waren von hellem Zucker. 'Da wollen

wir uns dran machen,' sprach Hänsel, 'und eine gesegnete Mahlzeit halten. Ich will ein Stück vom Dach essen, Grethel, du kannst vom Fenster essen, das schmeckt süß.' Hansel reichte in die Höhe und brach sich ein wenig vom Dach ab, um zu versuchen wie es schmeckte, und Grethel stellte sich an die Scheiben und knuperte daran. Da rief eine feine Stimme aus der Stube heraus 'knuper, knuper, kneischen, wer knupert an meinem

Häuschen?' die Kinder antworteten 'der Wind, der Wind, das himmlische Kind,' und aßen weiter, ohne sich irre machen zu lassen. Hänsel, dem das Dach sehr gut schmeckte, riß sich ein großes Stück davon herunter, und Grethel stieß eine ganze runde Fensterscheibe heraus, setzte sich nieder, und that sich wohl damit. Da gieng auf einmal die Thüre aus, und

eine steinalte Frau, die sich auf eine Krücke stützte, kam heraus geschlichen. Hänsel und Grethel erschraken so gewaltig, daß sie fallen ließen was sie in den Händen hielten. Die Alte aber wackelte mit dem Kopfe und sprach 'ei, ihr lieben Kinder, wer hat euch hierher gebracht? kommt nur herein und bleibt bei mir, es geschieht euch kein Leid.' Sie faßte beide an der Hand und führte sie in ihr Häuschen. Da ward gutes Essen aufgetragen, Milch und Pfannekuchen mit Zucker, Äpfel und Nüsse. Hernach

wurden zwei schöne Bettlein weiß gedeckt, und Hänsel und Grethel legten sich hinein und meinten sie wären im Himmel. Die Alte hatte sich nur so freundlich angestellt, sie war aber eine böse Hexe, die den Kindern auflauerte, und hatte das Brothäuslein bloß gebaut, um sie herbeizulocken. Wenn eins in ihre Gewalt kam, so machte sie es todt, kochte es und aß es, und das war ihr ein Festtag. Die Hexen haben rothe Augen und können nicht weit sehen, aber sie haben eine feine Witterung, wie

die Thiere, und merkens wenn Menschen heran kommen. Als Hänsel und Grethel in ihre Nähe kamen, da lachte sie boshaft und sprach höhnisch 'die habe ich, die sollen mir nicht wieder entwischen.' Früh Morgens, ehe die Kinder erwacht waren, stand sie schon auf, und als sie beide so lieblich ruhen sah, mit den vollen rothen Backen, so murmelte sie vor sich hin 'das wird ein guter Bissen werden.' Da packte sie Hänsel mit ihrer dürren Hand und trug ihn in einen kleinen Stall und sperrte

ihn mit einer Gitterthüre ein; er mochte schreien wie er wollte, es half ihm nichts. Dann gieng sie zur Grethel, rüttelte sie wach und rief 'steh auf, Faullenzerin, trag Wasser und koch deinem Bruder etwas gutes, der sitzt draußen im Stall und soll fett werden. Wenn er fett ist, so will ich ihn essen.' Grethel fieng an bitterlich zu weinen, aber es war alles vergeblich, sie mußte thun was die böse Hexe verlangte. Nun ward dem armen Hänsel das beste Essen gekocht, aber Grethel bekam nichts als

Krebsschalen. Jeden Morgen schlich die Alte zu dem Ställchen und rief 'Hänsel, streck deine Finger heraus, damit ich fühle ob du bald fett bist.' Hänsel streckte ihr aber ein Knöchlein heraus, und die Alte, die trübe Augen hatte, konnte es nicht sehen, und meinte es wären Hänsels Finger, und verwunderte sich daß er gar nicht fett werden wollte. Als vier Wochen herum waren und Hänsel immer mager blieb, da übernahm sie die Ungeduld, und sie wollte nicht länger warten. 'Heda, Grethel,'

rief sie dem Mädchen zu, 'sei flink und trag Wasser: Hänsel mag fett oder mager sein, morgen will ich ihn schlachten und kochen.' Ach, wie jammerte das arme Schwesterchen, als es das Wasser tragen mußte, und wie flossen ihm die Tränen über die Backen herunter! 'Lieber Gott, hilf uns doch,' rief sie aus, 'hätten uns nur die wilden Thiere im Wald gefressen, so wären wir doch zusammen gestorben.' 'Spar nur dein Geblärre,' sagte die Alte, 'es hilft dir alles nichts.' Früh Morgens mußte Grethel

heraus, den Kessel mit Wasser aufhängen und Feuer anzünden. 'Erst wollen wir backen' sagte die Alte, 'ich habe den Backofen schon eingeheizt und den Teig geknätet.' Sie stieß das arme Grethel hinaus zu dem Backofen, aus dem die Feuerflammen schon heraus schlugen. 'Kriech hinein,' sagte die Hexe, 'und sieh zu ob recht eingeheizt ist, damit wir das Brot hineinschießen können.' Und wenn Grethel darin war, wollte sie den Ofen zumachen, und Grethel sollte darin braten, und dann wollte sies auch

aufessen. Aber Grethel merkte was sie im Sinn hatte und sprach 'ich weiß nicht wie ichs machen soll; wie komm ich da hinein?' 'Dumme Gans,' sagte die Alte, 'die Öffnung ist groß genug, siehst du wohl, ich könnte selbst hinein,' trappelte heran und steckte den Kopf in den Backofen. Da gab ihr Grethel einen Stoß daß sie weit hinein fuhr, machte die eiserne Thür zu und schob den Riegel vor. Hu! da fieng sie an zu heulen, ganz grauselich; aber Grethel lief fort, und die gottlose Hexe mußte elendiglich verbrennen.

Grethel aber lief schnurstracks zum Hänsel, öffnete sein Ställchen und rief 'Hänsel, wir sind erlöst, die alte Hexe ist todt.' Da sprang Hänsel heraus, wie ein Vogel aus dem Käfig, wenn ihm die Thüre aufgemacht wird. Wie haben sie sich gefreut, sind sich um den Hals gefallen, sind herumgesprungen und haben sich geküßt! Und weil sie sich nicht mehr zu fürchten brauchten, so giengen sie in das Haus der Hexe hinein, da standen in allen Ecken Kasten mit Perlen und Edelsteinen. 'Die sind noch besser

als Kieselsteine' sagte Hänsel und steckte in seine Taschen was hinein wollte, und Grethel sagte 'ich will auch etwas mit nach Haus bringen' und füllte sich sein Schürzchen voll. 'Aber jetzt wollen wir fort,' sagte Hänsel, 'damit wir aus dem Hexenwald herauskommen.' Als sie aber ein paar Stunden gegangen waren, gelangten sie an ein großes Wasser. Wir können nicht hinüber,' sprach Hänsel, 'ich sehe keinen Steg und keine Brücke.' 'Hier fährt auch kein Schiffchen,' antwortete Grethel, 'aber da

schwimmt eine weiße Ente, wenn ich die bitte, so hilft sie uns hinüber.' Da rief sie 'Entchen, Entchen, da steht Gretel und Hänsel. Kein Steg und keine Brücke, nimm uns auf deinen weißen Rücken.' Das Entchen kam auch heran, und Hänsel setzte sich auf und bat sein Schwesterchen sich zu ihm zu setzen. Nein,' antwortete Grethel, 'es wird dem Entchen zu schwer, es soll uns nach

einander hinüber bringen.' Das that das gute Thierchen, und als sie glücklich drüben waren und ein Weilchen fortgiengen, da kam ihnen der Wald immer bekannter und immer bekannter vor, und endlich erblickten sie von weitem ihres Vaters Haus. Da fiengen sie an zu laufen, stürzten in die Stube hinein und fielen ihrem Vater um den Hals. Der Mann hatte keine frohe Stunde gehabt, seitdem er die Kinder im Walde gelassen hatte, die Frau aber war gestorben. Grethel schüttete sein

Schürzchen aus daß die Perlen und Edelsteine in der Stube herumsprangen, und Hänsel warf eine Handvoll nach der andern aus seiner Tasche dazu. Da hatten alle Sorgen ein Ende, und sie lebten in lauter Freude zusammen. Mein Märchen ist aus, dort lauft eine Maus, wer sie fängt, darf sich eine große große Pelzkappe daraus machen.

geschichte 3

Dornrösschen Vor Zeiten war ein König und eine Königin, die sprachen jeden Tag: "Ach, wenn wir doch ein Kind hätten!" und kriegten immer keins. Da trug sich zu, als die Königin einmal im Bade sass, dass ein Frosch aus dem Wasser ans Land kroch und zu ihr sprach: "Dein Wunsch wird erfüllt werden, ehe ein Jahr vergeht, wirst du eine Tochter zur Welt

bringen." Was der Frosch gesagt hatte, das geschah, und die Königin gebar ein Mädchen, das war so schön, dass der König vor Freude sich nicht zu lassen wusste und ein grosses Fest anstellte. Er ladete nicht bloss seine Verwandte, Freunde und Bekannte, sondern auch die weisen Frauen dazu ein, damit sie dem Kind hold und gewogen wären. Es waren ihrer dreizehn in seinem Reiche, weil er aber nur zwölf goldene Teller hatte, von

welchen sie essen sollten, so musste eine von ihnen daheim bleiben. Das Fest ward mit aller Pracht gefeiert, und als es zu Ende war, beschenkten die weisen Frauen das Kind mit ihren Wundergaben: die eine mit Tugend, die andere mit Schönheit, die dritte mit Reichtum, und so mit allem, was auf der Welt zu wünschen ist. Als elfe ihre Sprüche eben getan hatten, trat plötzlich die dreizehnte herein. Sie wollte sich dafür rächen, dass sie nicht

eingeladen war, und ohne jemand zu grüssen oder nur anzusehen, rief sie mit lauter Stimme: "Die Königstochter soll sich in ihrem fünfzehnten Jahr an einer Spindel stechen und tot hinfallen." Und ohne ein Wort weiter zu sprechen, kehrte sie sich um und verliess den Saal. Alle waren erschrocken, da trat die zwölfte hervor, die ihren Wunsch noch übrig hatte, und weil sie den bösen Spruch nicht aufheben, sondern nur ihn mildern konnte, so sagte sie: "Es soll aber kein Tod sein, sondern

ein hundertjähriger tiefer Schlaf, in welchen die Königstochter fällt." Der König, der sein liebes Kind vor dem Unglück gern bewahren wollte, liess den Befehl ausgehen, dass alle Spindeln im ganzen Königreiche verbrannt werden. An dem Mädchen aber wurden die Gaben der weisen Frauen sämtlich erfüllt, denn es war so schön, sittsam, freundlich und verständig, dass es jedermann, er es ansah, lieb haben musste. Es geschah, dass

an dem Tage, wo es gerade fünfzehn Jahr alt ward, der König und die Königin nicht zu Haus waren, und das Mädchen ganz allein im Schloss zurückblieb. Da ging es allerorten herum, besah Stuben und Kammern, wie es Lust hatte, und kam endlich auch an einen alten Turm. Es stieg die enge Wendeltreppe hinauf, und gelangte zu einer kleinen Türe. In dem Schloss steckte ein verrosteter Schlüssel, und als es umdrehte, sprang die Türe auf, und sass da in einem kleinen

Stübchen eine alte Frau mit einer Spindel und spann emsig ihren Flachs. "Guten Tag, du altes Mütterchen," sprach die Königstochter, "was machst du da?" - "Ich spinne," sagte die Alte und nickte mit dem Kopf ."Was ist das für ein Ding, das so lustig herumspringt?" sprach das Mädchen, nahm die Spindel und wollte auch spinnen. Kaum hatte sie aber die Spindel angerührt, so ging der Zauberspruch in Erfüllung, und sie stach sich

damit in den Finger. In dem Augenblick aber, wo sie den Stich empfand, fiel sie auf das Bett nieder das da stand, und lag in einem tiefen Schlaf. Und dieser Schlaf verbreite sich über das ganze Schloss: der König und die Königin, die eben heimgekommen waren und in den Saal getreten waren, fingen an einzuschlafen und der ganze Hofstaat mit ihnen. Da schliefen auch die Pferde im Stall, die Hunde im Hofe, die Tauben auf dem Dache, die Fliegen an der

Wand, ja, das Feuer, das auf dem Herde flackerte, ward still und schlief ein, und der Braten hörte auf zu brutzeln, und der Koch, der den Küchenjungen, weil er etwas versehen hatte, in den Haaren ziehen wollte, liess ihn los und schlief. Und der Wind legt sich, und auf den Bäumen vor dem Schloss regte sich kein Blättchen mehr. Rings um das Schloss aber begann eine Dornenhecke zu wachsen, die jedes Jahr höher ward, und endlich das ganze Schloss umzog und darüber hinauswuchs, dass

gar nichts davon zu sehen war, selbst nicht die Fahne auf den Dach. Es ging aber die Sage in dem Land von dem schönen schlafenden Dornröschen, denn so ward die Königstochter genannt, also dass von Zeit zu Zeit Königssöhne kamen und durch die Hecke in das Schloss dringen wollten. Es war ihnen aber nicht möglich, denn die Dornen, als hätten sie Hände, hielten fest zusammen, und die Jünglinge blieben darin hängen, konnten sich nicht wieder

losmachen und starben eines jämmerlichen Todes. Nach langen Jahren kam wieder einmal ein Königssohn in das Land, und hörte, wie ein alter Mann von der Dornenhecke erzählte, es sollte ein Schloss dahinter stehen, in welchem eine wunderschöne Königstochter, Dornröschen genannt, schon seit hundert Jahren schliefe, und mit ihr der König und die Königin und der ganze Hofstaat. Er wusste auch von seinem Grossvater, dass schon viele Königssöhne

gekommen wären und versucht hätten, durch die Dornenhecke zu dringen, aber sie wären darin hängengeblieben und eines traurigen Todes gestorben. Da sprach der Jüngling: "Ich fürchte mich nicht, ich will hinaus und das schöne Dornröschen sehen." Der gute Alte mochte ihm abraten, wie er wollte, er hörte nicht auf seine Worte. Nun waren aber gerade die hundert Jahre verflossen, und der Tag war gekommen, wo Dornröschen wieder erwachen sollte. Als der Königssohn sich der Dornenhecke

näherte, waren es lauter grosse schöne Blumen, die taten sich von selbst auseinander und liessen ihn unbeschädigt hindurch, und hinter ihm taten sie sich wieder als Hecke zusammen. Im Schlosshof sah er die Pferde und scheckigen Jagdhunde liegen und schlafen, auf dem Dach sassen die Tauben und hatten das Köpfchen unter den Flügel gesteckt. Und als er ins Haus kam, schliefen die Fliegen an der Wand, der Koch in der Küche hielt noch die Hand, als wollte er den Jungen

anpacken, und die Magd sass vor dem schwarzen Huhn, das sollte gerupft werden. Da ging er weiter und sah im Saale den ganzen Hofstaat liegen und schlafen, und oben bei dem Throne lag der König und die Königin. Da ging er noch weiter, und alles war so still, dass einer seinen Atem hören konnte, und endlich kam er zu dem Turm und öffnete die Türe zu der kleinen Stube, in welcher Dornröschen schlief. Da lag es und war so schön, dass er die Augen nicht

abwenden konnte, und er bückte sich und gab ihm einen Kuss. Wie er es mit dem Kuss berührt hatte, schlug Dornröschen die Augen auf, erwachte, und blickte ihn ganz freundlich an. Da gingen sie zusammen herab, und der König erwachte und die Königin und der ganze Hofstaat, und sahen einander mit grossen Augen an. Und die Pferde im Hof standen auf und rüttelten sich; die Jagdhunde sprangen und wedelten; die Tauben auf dem Dache zogen das Köpfchen

unterm Flügel hervor, sahen umher und flogen ins Feld; die Fliegen an den Wänden krochen weiter; das Feuer in der Küche erhob sich, flackerte und kochte das Essen; der Braten fing wieder an zu brutzeln; und der Koch gab dem Jungen eine Ohrfeige, dass er schrie; und die Magd rupfte das Huhn fertig. Und da wurde die Hochzeit des Königssohns mit dem Dornröschen in aller Pracht gefeiert, und sie lebten vergnügt bis an ihr Ende

Geschichte 4

 

Rumpelstilzchen Es war einmal ein Müller, der war arm, aber er hatte eine schöne Tochter. Nun traf es sich, daß er mit dem König zu sprechen kam, und um sich ein Ansehen zu geben, sagte er zu ihm: "Ich habe eine Tochter, die kann Stroh zu Gold spinnen." Der König sprach zum Müller: "Das ist eine Kunst, die mir wohl gefällt, wenn deine Tochter so geschickt ist, wie du

sagst, so bring sie morgen in mein Schloß, da will ich sie auf die Probe stellen." Als nun das Mädchen zu ihm gebracht ward, führte er es in eine Kammer, die ganz voll Stroh lag, gab ihr Rad und Haspel und sprach: "Jetzt mache dich an die Arbeit, und wenn du diese Nacht durch bis morgen früh dieses Stroh nicht zu Gold versponnen hast, so mußt du sterben." Darauf schloß er die Kammer selbst zu, und sie blieb allein darin. Da saß nun die arme Müllerstochter und

wußte um ihr Leben keinen Rat: sie verstand gar nichts davon, wie man Stroh zu Gold spinnen konnte, und ihre Angst ward immer größer, daß sie endlich zu weinen anfing. Da ging auf einmal die Türe auf, und trat ein kleines Männchen herein und sprach: "Guten Abend, Jungfer Müllerin, warum weint Sie so sehr?" "Ach," antwortete das Mädchen, "ich soll Stroh zu Gold spinnen und verstehe das nicht." Sprach das Männchen: "Was gibst du mir,

wenn ich dirs spinne?" - "Mein Halsband," sagte das Mädchen. Das Männchen nahm das Halsband, setzte sich vor das Rädchen, und schnurr, schnurr, schnurr, dreimal gezogen, war die Spule voll. Dann steckte es eine andere auf, und schnurr, schnurr, schnurr, dreimal gezogen, war auch die zweite voll: und so gings fort bis zum Morgen, da war alles Stroh versponnen, und alle Spulen waren voll Gold. Bei Sonnenaufgang kam schon

der König, und als er das Gold erblickte, erstaunte er und freute sich, aber sein Herz ward nur noch geldgieriger. Er ließ die Müllerstochter in eine andere Kammer voll Stroh bringen, die noch viel größer war, und befahl ihr, das auch in einer Nacht zu spinnen, wenn ihr das Leben lieb wäre. Das Mädchen wußte sich nicht zu helfen und weinte, da ging abermals die Türe auf, und das kleine Männchen erschien und sprach: "Was gibst du mir, wenn ich dir das Stroh zu Gold

spinne?" "Meinen Ring von dem Finger," antwortete das Mädchen. Das Männchen nahm den Ring, fing wieder an zu schnurren mit dem Rade und hatte bis zum Morgen alles Stroh zu glänzendem Gold gesponnen. Der König freute sich über die Maßen bei dem Anblick, war aber noch immer nicht Goldes satt, sondern ließ die Müllerstochter in eine noch größere Kammer voll Stroh bringen und sprach: "Die mußt du noch in dieser Nacht verspinnen:

gelingt dir's aber, so sollst du meine Gemahlin werden." - "Wenn's auch eine Müllerstochter ist," dachte er, "eine reichere Frau finde ich in der ganzen Welt nicht." Als das Mädchen allein war, kam das Männlein zum drittenmal wieder und sprach: "Was gibst du mir, wenn ich dir noch diesmal das Stroh spinne?" - "Ich habe nichts mehr, das ich geben könnte," antwortete das Mädchen. "So versprich mir, wenn du Königin wirst, dein erstes Kind." - "Wer weiß, wie das noch geht," dachte die Müllerstochter

und wußte sich auch in der Not nicht anders zu helfen; sie versprach also dem Männchen, was es verlangte, und das Männchen spann dafür noch einmal das Stroh zu Gold. Und als am Morgen der König kam und alles fand, wie er gewünscht hatte, so hielt er Hochzeit mit ihr, und die schöne Müllerstochter ward eine Königin. Über ein Jahr brachte sie ein schönes Kind zur Welt und dachte gar nicht mehr an das

Männchen: da trat es plötzlich in ihre Kammer und sprach: "Nun gib mir, was du versprochen hast." Die Königin erschrak und bot dem Männchen alle Reichtümer des Königreichs an, wenn es ihr das Kind lassen wollte: aber das Männchen sprach: "Nein, etwas Lebendes ist mir lieber als alle Schätze der Welt." Da fing die Königin so an zu jammern und zu weinen, daß das Männchen Mitleiden mit ihr hatte: "Drei Tage will ich dir Zeit lassen," sprach er, "wenn du bis dahin meinen Namen weißt, so

sollst du dein Kind behalten." Nun besann sich die Königin die ganze Nacht über auf alle Namen, die sie jemals gehört hatte, und schickte einen Boten über Land, der sollte sich erkundigen weit und breit, was es sonst noch für Namen gäbe. Als am andern Tag das Männchen kam, fing sie an mit Kaspar, Melchior, Balzer, und sagte alle Namen, die sie wußte, nach der Reihe her, aber bei jedem sprach das Männlein: "So heiß ich nicht." Den zweiten Tag ließ sie in der

Nachbarschaft herumfragen, wie die Leute da genannt würden, und sagte dem Männlein die ungewöhnlichsten und seltsamsten Namen vor "Heißt du vielleicht Rippenbiest oder Hammelswade oder Schnürbein?" Aber es antwortete immer: "So heiß ich nicht." Den dritten Tag kam der Bote wieder zurück und erzählte: "Neue Namen habe ich keinen einzigen finden können, aber wie ich an einen hohen Berg um die Waldecke kam, wo Fuchs und Has

sich gute Nacht sagen, so sah ich da ein kleines Haus, und vor dem Haus brannte ein Feuer, und um das Feuer sprang ein gar zu lächerliches Männchen, hüpfte auf einem Bein und schrie: "Heute back ich, Morgen brau ich, Übermorgen hol ich der Königin ihr Kind; Ach, wie gut ist, daß niemand weiß, daß ich Rumpelstilzchen heiß!" Da könnt ihr denken, wie die Königin froh war, als sie den Namen hörte, und als bald

hernach das Männlein hereintrat und fragte: "Nun, Frau Königin, wie heiß ich?" fragte sie erst: "Heißest du Kunz?" - "Nein." - "Heißest du Heinz?" - "Nein." - "Heißt du etwa Rumpelstilzchen?" "Das hat dir der Teufel gesagt, das hat dir der Teufel gesagt," schrie das Männlein und stieß mit dem rechten Fuß vor Zorn so tief in die Erde, daß es bis an den Leib hineinfuhr, dann packte es in seiner Wut den linken Fuß mit beiden Händen und riß sich selbst mitten

entzwei.http://www.grimmstories.com/images/sprookjes/image055.jpg

Geschichte 5

 

Schneewittchen Es war einmal mitten im Winter, und die Schneeflocken fielen wie Federn vom Himmel herab, da saß eine Königin an einem Fenster, das einen Rahmen von schwarzem Ebenholz hatte, und nähte. Und wie sie so nähte und nach dem Schnee ausblickte, stach sie sich mit der Nadel in den Finger, und es fielen drei Tropfen Blut in den Schnee. Und weil das Rothe im

weißen Schnee so schön aussah, dachte sie bei sich 'hätt ich ein Kind so weiß wie Schnee, so roth wie Blut, und so schwarz wie daß Holz an dem Rahmen.' Bald darauf bekam sie ein Töchterlein, das war so weiß wie Schnee, so roth wie Blut, und so schwarzhaarig wie Ebenholz, und ward darum das Schneewittchen (Schneeweißchen) genannt. Und wie das Kind geboren war, starb die Königin. Über ein Jahr nahm sich der König eine andere Gemahlin. Es war eine schöne Frau, aber sie

war stolz und übermüthig, und konnte nicht leiden daß sie an Schönheit von jemand sollte übertroffen werden. Sie hatte einen wunderbaren Spiegel, wenn sie vor den trat und sich darin beschaute, sprach sie 'Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die schönste im ganzen Land?' so antwortete der Spiegel 'Frau Königin, ihr seid die schönste im

Land.' Da war sie zufrieden, denn sie wußte daß der Spiegel die Wahr- heit sagte. Schneewittchen aber wuchs heran, und wurde immer schöner, und als es sieben Jahr alt war, war es so schön, wie der klare Tag, und schöner als die Königin selbst. Als diese einmal ihren Spiegel fragte 'Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die schönste im ganzen

Land?' so antwortete er 'Frau Königin, ihr seid die schönste hier, aber Schneewittchen ist tausendmal schöner als ihr.' Da erschrack die Königin, und ward gelb und grün vor Neid. Von Stund an, wenn sie Schneewittchen erblickte, kehrte sich ihr das Herz im Leibe, herum, so haßte sie das Mädchen. Und der Neid und Hochmuth

wuchsen wie ein Unkraut in ihrem Herzen immer höher, daß sie Tag und Nacht keine Ruhe mehr hatte. Da rief sie einen Jäger und sprach 'bring das Kind hinaus in den Wald, ich wills nicht mehr vor meinen Augen sehen. Du sollst es tödten, und mir Lunge und Leber zum Wahrzeichen mitbringen.' Der Jäger gehorchte und führte es hinaus, und als er den Hirschfänger gezogen hatte und Schneewittchens unschuldiges Herz durchbohren wollte, fieng es an zu weinen und sprach 'ach, lieber Jäger, laß mir mein Leben;

ich will in den wilden Wald laufen und nimmermehr wieder heim kommen.' Und weil es so schön war, hatte der Jäger Mitleiden und sprach ' so lauf hin, du armes Kind.' 'Die wilden Thiere werden dich bald gefressen haben' dachte er, und doch wars ihm als wär ein Stein von seinem Herzen gewälzt, weil er es nicht zu tödten brauchte. Und als gerade ein junger Frischling daher gesprungen kam, stach er ihn ab, nahm Lunge und Leber heraus, und brachte sie als Wahrzeichen der Königin

mit. Der Koch mußte sie in Salz kochen, und das boshafte Weib aß sie auf und meinte sie hätte Schneewittchens Lunge und Leber gegessen. Nun war das arme Kind in dem großen Wald mutterseelig allein, und ward ihm so angst, daß es alle Blätter an den Bäumen ansah und nicht wußte wie es sich helfen sollte. Da fieng es an zu laufen und lief über die spitzen Steine und durch die Dornen, und die wilden Thiere sprangen an ihm vorbei, aber sie thaten ihm nichts. Es lief so

lange nur die Füße noch fort konnten, bis es bald Abend werden wollte, da sah es ein kleines Häuschen und gieng hinein sich zu ruhen. In dem Häuschen war alles klein, aber so zierlich und reinlich, daß es nicht zu sagen ist. Da stand ein weiß gedecktes Tischlein mit sieben kleinen Tellern, jedes Tellerlein mit seinem Löffelein, ferner sieben Messerlein und Gäblein, und sieben Becherlein. An der Wand waren sieben Bettlein neben einander aufgestellt und schneeweiße

Laken darüber gedeckt. Schneewittchen, weil es so hungrig und durstig war, aß von jedem Tellerlein ein wenig Gemüs und Brot, und trank aus jedem Becherlein einen Tropfen Wein; denn es wollte nicht einem allein alles wegnehmen. Hernach, weil es so müde war, legte es sich in ein Bettchen, aber keins paßte; das eine war zu lang, das andere zu kurz, bis endlich das siebente recht war: und darin blieb es liegen, befahl sich Gott und schlief ein. Als es ganz dunkel geworden

war, kamen die Herren von dem Häuslein, das waren die sieben Zwerge, die in den Bergen nach Erz hackten und gruben. Sie zündeten ihre sieben Lichtlein an, und wie es nun hell im Häuslein ward, sahen sie daß jemand darin gewesen war, denn es stand nicht alles so in der Ordnung, wie sie es verlassen hatten. Der erste sprach 'wer hat auf meinem Stühlchen gesessen?' Der zweite 'wer hat von meinem Tellerchen gegessen?' Der dritte 'wer hat von meinem Brötchen genommen?' Der vierte 'wer hat

von meinem Gemüschen gegessen?' Der fünfte 'wer hat mit meinem Gäbelchen gestochen?' Der sechste 'wer hat mit meinem Messerchen geschnitten?' Der siebente ' wer hat aus meinem Becherlein getrunken?' Dann sah sich der erste um und sah daß aus seinem Bett eine kleine Dälle war, da sprach er 'wer hat in mein Bettchen getreten?' Die andern kamen gelaufen und riefen 'in meinem hat auch jemand gelegen.' Der siebente aber, als er in sein Bett sah, erblickte Schneewittchen, das lag darin

und schlief. Nun rief er die andern, die kamen herbeigelaufen, und schrien vor Verwunderung, holten ihre sieben Lichtlein, und beleuchteten Schneewittchen. 'Ei, du mein Gott! ei, du mein Gott!' riefen sie, 'was ist das Kind so schön!' und hatten so große Freude, daß sie es nicht aufweckten, sondern im Bettlein fortschlafen ließen. Der siebente Zwerg aber schlief bei seinen Gesellen, bei jedem eine Stunde, da war die Nacht herum. Als es Morgen war, erwachte

Schneewittchen, und wie es die sieben Zwerge sah, erschrack es. Sie waren aber freundlich und fragten 'wie heißt du?' Ich heiße Schneewittchen' antwortete es. 'Wie bist du in unser Haus gekommen?' sprachen weiter die Zwerge. Da erzählte es ihnen daß seine Stiefmutter es hätte wollen umbringen lassen, der Jäger hätte ihm aber das Leben geschenkt, und da wär es gelaufen den ganzen Tag, bis es endlich ihr Häuslein gefunden hätte. Die Zwerge sprachen 'willst du unsern Haushalt

versehen, kochen, betten, waschen, nähen und stricken, und willst du alles ordentlich und reinlich halten, so kannst du bei uns bleiben, und es soll dir an nichts fehlen.' 'Ja,' sagte Schneewittchen 'von Herzen gern,' und blieb bei ihnen. Es hielt ihnen das Haus in Ordnung: Morgens giengen sie in die Berge und suchten Erz und Gold, Abends kamen sie wieder, und da mußte ihr Essen bereit sein. Den Tag über war das Mädchen allein, da warnten es die guten Zwerglein und sprachen 'hüte

dich vor deiner Stiefmutter, die wird bald wissen daß du hier bist; laß ja Niemand herein.' Die Königin aber, nachdem sie Schneewittchens Lunge und Leber glaubte gegessen zu haben, dachte nicht anders als sie wäre wieder die erste und allerschönste, trat vor ihren Spiegel und sprach 'Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die schönste im ganzen Land?' Da antwortete der

Spiegel 'Frau Königin, ihr seid die schönste hier, aber Schneewittchen über den Bergen bei den sieben Zwergen ist noch tausendmal schöner als ,ihr.' Da erschrack sie, denn sie wußte, daß der Spiegel keine Unwahrheit sprach, und merkte daß der Jäger sie betrogen hatte, und Schneewittchen noch am Leben war. Und da sann und sann sie

aufs neue, wie sie es umbringen wollte; denn so lange sie nicht die schönste war im ganzen Land, ließ ihr der Neid keine Ruhe. Und als sie sich endlich etwas ausgedacht hatte, färbte sie sich das Gesicht, und kleidete sich wie eine alte Krämerin, und war ganz unkenntlich. In dieser Gestalt gieng sie über die sieben Berge zu den sieben Zwergen, klopfte an die Thüre, und rief 'schöne Waare feil! feil!' Schneewittchen guckte zum Fenster heraus und rief 'guten Tag, liebe Frau, was habt ihr zu verkaufen?' 'Gute

Waare, schöne Waare,' antwortete sie, 'Schnürriemen von allen Farben,' und holte einen hervor, der aus bunter Seide geflochten war. 'Die ehrliche Frau kann ich herein lassen' dachte Schneewittchen, riegelte die Thüre auf und kaufte sich den hübschen Schnürriemen. 'Kind,' sprach die Alte, 'wie du aussiehst! komm, ich will dich einmal ordentlich schnüren.' Schneewittchen hatte kein Arg, stellte sich vor sie, und ließ sich mit dem neuen Schnürriemen schnüren: aber die

Alte schnürte geschwind und schnürte so fest, daß dem Schneewittchen der Athem vergieng, und es für todt hinfiel. 'Nun bist du die schönste gewesen' sprach sie, und eilte hinaus. Nicht lange darauf, zur Abendzeit, kamen die sieben Zwerge nach Haus, aber wie erschraken sie, als sie ihr liebes Schneewittchen auf der Erde liegen sahen; und es regte und bewegte sich nicht, als wäre es todt. Sie hoben es in die Höhe, und weil sie sahen daß es zu fest

geschnürt war, schnitten sie den Schnürriemen entzwei: da fing es an ein wenig zu athmen, und ward nach und nach wieder lebendig. Als die Zwerge hörten was geschehen war, sprachen sie, 'die alte Krämerfrau war niemand als die gottlose Königin: hüte dich und laß keinen Menschen herein, wenn wir nicht bei dir sind.' Das böse Weib aber, als es nach Haus gekommen war, gieng vor den Spiegel und fragte 'Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist dir schönste im ganzen

Land?' Da antwortete er wie sonst 'Frau Königin, ihr seid die schönste hier, aber Schneewittchen über den Bergen bei den sieben Zwergen ist noch tausendmal schöner als ihr.' Als sie das hörte, lief ihr alles Blut zum Herzen, so erschrack sie, denn sie sah wohl daß Schneewittchen wieder lebendig

geworden war. 'Nun aber,' sprach sie, 'will ich etwas aussinnen, das dich zu Grunde richten soll,' und mit Hexenkünsten, die sie verstand, machte sie einen giftigen Kamm. Dann verkleidete sie sich und nahm die Gestalt eines andern alten Weibes an. So gieng sie hin über die sieben Berge zu den sieben Zwergen, klopfte an die Thüre, und rief 'gute Waare feil!' feil!' Schneewittchen schaute heraus und sprach 'geht nur weiter, ich darf niemand hereinlassen.' 'Das Ansehen wird dir doch erlaubt

sein' sprach die Alte, zog den giftigen Kamm heraus und hielt ihn in die Höhe. Da gefiel er dem Kinde so gut, daß es sich bethören ließ und die Türe öffnete. Als sie des Kaufs einig waren, sprach die Alte 'nun will ich dich einmal ordentlich kämmen.' Das arme Schneewittchen dachte an nichts, und ließ die Alte gewähren, aber kaum hatte sie den Kamm in die Haare gesteckt, als das Gift darin wirkte, und das Mädchen ohne Besinnung niederfiel. 'Du Ausbund von

Schönheit,' sprach das boshafte Weib, 'jetzt ists um dich geschehen,' und gieng fort. Zum Glück aber war es bald Abend, wo die sieben Zwerglein nach Haus kamen. Als sie Schneewittchen wie tot auf der Erde liegen sahen, hatten sie gleich die Stiefmutter in Verdacht, suchten nach, und fanden den giftigen Kamm, und kaum hatten sie ihn herausgezogen, so kam Schneewittchen wieder zu sich, und erzählte was vorgegangen war. Da warnten sie es noch

einmal auf seiner Hut zu sein und niemand die Türe zu öffnen. Die Königin stellte sich daheim vor den Spiegel und sprach 'Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die schönste im ganzen Land?' Da antwortete er, wie vorher, 'Frau Königin, ihr seid die schönste hier, aber Schneewittchen über den Bergen bei den sieben Zwergen

ist doch noch tausendmal schöner als ihr.' Als sie den Spiegel so reden hörte, zitterte und bebte sie vor Zorn. 'Schneewittchen soll sterben,' rief sie, 'und wenn es mein eigenes Leben kostet.' Darauf gieng sie in eine ganz verborgene einsame Kammer, wo niemand hinkam, und machte da einen giftigen giftigen Apfel. Äußerlich sah er schön aus, weiß mit rothen Backen, daß jeder, der ihn erblickte, Lust danach bekam, aber wer ein Stückchen

davon aß, der mußte sterben. Als der Apfel fertig war, färbte sie sich das Gesicht, und verkleidete sich in eine Bauersfrau, und so gieng sie über die sieben Berge zu den sieben Zwergen. Sie klopfte an, Schneewittchen streckte den Kopf zum Fenster heraus, und sprach 'ich darf keinen Menschen einlassen, die sieben Zwerge haben mirs verboten.' 'Mir auch recht,' antwortete die Bäurin, 'meine Äpfel will ich schon los werden. Da, einen will ich dir schenken.' 'Nein,' sprach Schneewittchen, 'ich darf nichts

annehmen.' 'Fürchtest du dich vor Gift?' sprach die Alte, 'siehst du, da schneide ich den Apfel in zwei Theile; den rothen Backen iß du, den weißen will ich essen.' Der Apfel war aber so künstlich gemacht, daß der rothe Backen allein vergiftet war. Schneewittchen lusterte den schönen Apfel an, und als es sah, daß die Bäurin davon aß, so konnte es nicht länger widerstehen, streckte die Hand hinaus und nahm die giftige Hälfte. Kaum aber hatte es einen Bissen davon im Mund, so fiel es

todt zur Erde nieder. Da betrachtete es die Königin mit grausigen Blicken und lachte überlaut, und sprach 'weiß wie Schnee, roth wie Blut, schwarz wie Ebenholz! diesmal können dich die Zwerge nicht wieder erwecken.' Und als sie daheim den Spiegel befragte, Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die schönste im ganzen Land?' so antwortete er endlich

'Frau Königin, ihr seid die schönste im Land.' Da hatte ihr neidisches Herz Ruhe, so gut ein neidisches Herz Ruhe haben kann. Die Zwerglein, wie sie Abends, nach Haus kamen, fanden Schneewittchen auf der Erde liegen, und es gieng kein Athem mehr aus seinem Mund, und es war todt. Sie hoben es auf, suchten ob sie was giftiges fänden, schnürten es auf, kämmten ihm die Haare, wuschen es mit Wasser und Wein, aber es half alles

nichts; das liebe Kind war todt und blieb todt. Sie legten es auf eine Bahre und setzten sich alle siebene daran und beweinten es, und weinten drei Tage lang. Da wollten sie es begraben, aber es sah noch so frisch aus wie ein lebender Mensch, und hatte noch seine schönen rothen Backen. Sie sprachen 'das können wir nicht in die schwarze Erde versenken,' und ließen einen durchsichtigen Sarg von Glas machen, daß man es von allen Seiten sehen konnte, legten es hinein, und schrieben mit goldenen Buchstaben seinen

Namen darauf, und daß es eine Königstochter wäre. Dann setzten sie den Sarg hinaus auf den Berg, und einer von ihnen blieb immer dabei, und bewachte ihn. Und die Thiere kamen auch und beweinten Schneewittchen, erst eine Eule, dann ein Rabe, zuletzt ein Täubchen. Nun lag Schneewittchen lange lange Zeit in dem Sarg und verweste nicht, sondern sah aus als wenn es schliefe, denn es war noch so weiß als Schnee, so roth als Blut, und so schwarzhaarig wie Ebenholz. Es geschah aber,

daß ein Königssohn in den Wald gerieth und zu dem Zwergenhaus kam, da zu übernachten. Er sah auf dem Berg den Sarg, und das schöne Schneewittchen darin, und las, was mit goldenen Buchstaben darauf geschrieben war. Da sprach er zu den Zwergen 'laßt mir den Sarg, ich will euch geben, was ihr dafür haben wollt.' Aber die Zwerge antworteten 'wir geben ihn nicht um alles Gold in der Welt.' Da sprach er 'so schenkt mir ihn, denn ich kann nicht leben ohne Schneewittchen zu sehen, ich

will es ehren und hochachten wie mein Liebstes.' Wie er so sprach, empfanden die guten Zwerglein Mitleiden mit ihm und gaben ihm den Sarg. Der Königssohn ließ ihn nun von seinem Dienern auf den Schultern forttragen. Da geschah es, daß sie über einen Strauch stolperten, und von dem Schüttern fuhr der giftige Apfelgrütz, den Schneewittchen abgebissen hatte, aus dem Hals. Und nicht lange so öffnete es die Augen, hob den Deckel vom Sarg in die Höhe, und richtete sich auf,

und war wieder lebendig. 'Ach Gott, wo bin ich?' rief es. Der Königssohn sagte voll Freude 'du bist bei mir,' und erzählte was sich zugetragen hatte und sprach 'ich habe dich lieber als alles auf der Welt; komm mit mir in meines Vaters Schloß, du sollst meine Gemahlin werden.' Da war ihm Schneewittchen gut und gieng mit ihm, und ihre Hochzeit ward mit großer Pracht und Herrlichkeit angeordnet. Zu dem Fest wurde aber auch Schneewittchens gottlose Stiefmutter eingeladen. Wie sie

sich nun mit schönen Kleidern angetan hatte, trat sie vor den Spiegel und sprach 'Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die schönste im ganzen Land?' Der Spiegel antwortete 'Frau Königin, ihr seid die schönste hier, aber die junge Königin ist tausendmal schöner als ihr.' Da stieß das böse Weib einen

Fluch aus, und ward ihr so angst, so angst, daß sie sich nicht zu lassen wußte. Sie wollte zuerst gar nicht auf die Hochzeit kommen: doch ließ es ihr keine Ruhe, sie mußte fort und die junge Königin sehen. Und wie sie hineintrat, erkannte sie Schneewittchen, und vor Angst und Schrecken stand sie da und konnte sich nicht regen. Aber es waren schon eiserne Pantoffeln über Kohlenfeuer gestellt und wurden mit Zangen herein getragen und vor sie hingestellt. Da mußte sie in die

rotglühenden Schuhe treten und so lange tanzen, bis sie tot zur Erde fiel.

Geschichte 6

Schreib mir was!Es gab einmal ein Müller, der hatte drei Söhne, einen Kater, einen Esel und eine Mühle. Dabei waren alle Aufgaben gleich verteilt. Die Söhne mussten das Korn mahlen, der Esel war für das Getreide und das Mehl zuständig und der Kater musste die Mäuse einfangen. Als der Müller nach vielen Jahren starb, galt es nun die Erbschaft unter den drei Söhnen aufzuteilen. So bekam der Älteste die Mühle, der mittlere

Sohn erhielt den Esel und der jüngere von allen den Kater. Besonders der dritte Sohn war sehr traurig über sein Erbe und sprach zu sich: "Mir ergeht es am schlechtesten. Mein älterer Bruder kann das Korn mahlen, der Zweite den Esel ausreiten, doch was kann ich nur mit dem Kater machen. Höchstens ein paar Pelzhandschuhe, das war´s." Da sprach der Kater zu ihm: "Du brauchst mich nicht zu töten, um ein paar Handschuhe zu machen. Lass mir ein paar Stiefel anfertigen, damit ich rausgehen

und mich unter das Volk mischen kann, so wird dir bald geholfen sein. "Verwundert seinen Kater sprechen zu hören, rief er einen Schuster herbei und ließ ihn ein paar Stiefel herstellen. Als diese fertig waren, zog der Kater sie an, nahm seinen Sack voll Korn, warf ihn auf seinen Rücken und ging stolz auf zwei Beinen, wie ein Mensch aus der Tür hinaus. Zu der Zeit, als der Kater lebte regierte ein König in dem Land der Rebhühner über alles liebte und gerne verspeiste. So dachte

sich der Kater: "Wenn er diese so gerne mag und der Wald voll von ihnen ist, kein Jäger es jedoch schafft die scheuen Hühner zu kriegen, so will ich es mit meinem Sack voll Korn versuchen." Als er sich im Wald ankam, öffnete er seinen Sack, breitete das Korn aus und leitete die Schur hinter einer Hecke. Schon bald kamen die Rebhühner angelaufen, pickten die Körner auf und wanderten eins nach dem anderen in den Sack hinein. Als alle drin waren, verschloss der gestiefelte Kater den Sack, warf

ihn wieder auf seinen Rücken und ging zu des Königs Schloss um seine Errungenschaft zu präsentieren. Nachdem er angekommen war, wurden er zunächst von den Dienstwachen verspottet, dann aber doch zum König gelassen. Als der Kater zum König kam, verbeugte er sich und sprach: "Mein Herr lässt sich dem Herrn König empfehlen und schick ihnen Rebhühner, die er soeben gefangen hat." Voller Freude über das Geschenk, gab er dem Kater so viel Gold aus seiner Schatzkammer, wie er nur tragen

konnte. "Bringe es deinem Herren und danke ihm nochmals für sein Geschenk." Als der Kater zum Hause zurückkehrte, saß der Müllerssohn am Fenster und war ganz traurig, dass er nun auch sein letztes Geld für die Stiefel des Katers ausgegeben hatte. Da trat der Kater näher und warf ihm das ganze Gold vor seinen Füßen und sprach: "Hier hast du etwas für die Stiefel, der König lässt dich schön grüßen und sagt vielen Dank." Der Müllerssohn war sprachlos und freudig zugleich, über so viel Reichtum.

Während der Kater seine Stiefel auszog, berichtete er davon, wie es zugegangen war und erwähnte, dass es bei dem Gold nicht bleiben solle. Er möchte wieder in den Wald gehen, die Rebhühner einfangen und diese dem König bringen. Und so geschah es, dass der Kater wieder loszog und immer mehr Gold nach Hause brachte. Der König war begeistert von dem kleinen gestifelten Kater und so erlaubte er ihm, ein und aus zu

gehen, wie er wollte. Einmal als der Kater in der Küche des Königs war, kam plötzlich der Kutscher und fluchte bitterlich über die königliche Hoheit und seine Prinzessin. "Ich wollte ins Wirtshaus gehen und einmal trinken und Karten spielen, aber nein da ich soll ich sie spazieren fahren", schrie er. Als der Kater das hörte, lief er nach Hause, berichtete seinem Müller davon und sagte: "Wenn du ein Graf und reich sein willst, so komm mit mir zum See und bade dich darin." Der Müller wusste zunächst nicht,

was die Absicht des Katers war, folgte ihm aber, zog seine Kleidung aus und badete im Wasser. Schnell nahm der Kater seine Kleidung und versteckte sie hinter einem Baum. In dem Moment, als der König angefahren kam, fing der gestiefelte Kater an zu jammern: "Allergnädigster König. Mein Herr hat hier im See gebadet, als auf einmal ein Dieb ankam und ihm seine Kleidung gestohlen hat. Nun ist er Graf im Wasser und kann nicht heraus. Wenn er länger drin verweilt, wird er

krank und muss vielleicht sterben." Nachdem der König dies hörte, machte er halt und schickte einen seiner Leute zurück zum Schloss, um des Königs Kleidung zu holen. Rasch zog er die wunderschönsten Kleider des Königs an und weil er den König wegen der Rebhühner bereits imponiert hatte, musste er sich zu ihm in die Kutsche setzen. Auch der Prinzessin war begeistert von dem jungen und zugleich schönen Grafen und fiel gefallen an ihm. Der gestiefelte Kater war aber bereits

vorausgegangen und kam zu einer großen Wiese, wo Hunderte von Leuten arbeiteten und Heu machten. Da fragte der Kater: "Wem gehört diese Wiese?" "Dem großen Zauberer", antwortete ein Mann. "Der König wird nämlich gleich vorbei fahren und wenn er fragt, wem diese Wiese gehört, so antwortet: dem Grafen. Sollte ihr das nicht tun, so werdet ihr alle sterben", erwiderte der Kater. Als er weiterzog, kam er zu einem großen Kornfeld, wo wieder Hunderte von Menschen standen

und der Kater erneut fragte: "Wenn gehört das Korn ihr Leute?" "Dem Zauberer, antwortete wieder einer." "Hört, der König wird gleich vorbeifahren mit seinen Pferden und wenn er kommt und fragt wem das Korn gehört, so antwortet ihr: dem Grafen. Wenn nicht werdet ihr alle totgeschlagen." Endlich kam der Kater nun zu einem großen Wald, wo wieder Hunderte von Menschen standen und die großen Eichen fällten, um Holz zu machen. Da fragte er: "Wem

gehört der Wald?" "Dem Zauberer", rief einer. Passt auf, entgegnete der gestiefelte Kater: "Gleich kommt der König vorbei geritten und wenn er fragt, wem der Wald gehört, so antwortet ihr: dem Grafen und solltet ihr das nicht tun, so werdet ihr alle sterben müssen." Dann ging der Kater weiter und bald kam er zum Schloss des Zauberers und trat hinein. Der Zauberer schaute ihn Böse an und fragte was seine Absicht sein vorbeizukommen. Der Kater verbeugte sich höflich und

sprach: "Ich habe gehört, dass du dich in jedes Tier nach deinem Gefallen verwandeln könntest. Was einen Hund oder Fuchs betrifft, dass will ich dir wohl glauben, aber in einen Elefanten, dass will ich mir nicht so recht vorstellen. Deshalb bin ich gekommen, um mich zu überzeugen." Da sagte der Zauberer: "Das sollte kein Problem für mich sein", und war plötzlich ein Elefant. "Fabelhaft", entgegnete der Kater. "Aber kannst du dich auch

in einen Löwen verwandeln?" "Kein Problem", sagte der Zauberer und war auf einmal ein Löwe. "Großartig, aber noch mehr wäre es, wenn du dich auch in ein kleines Tier, wie eine Maus verwandeln könntest", sagte der Kater. Mit einmal wurde der Zauberer ganz lieb und sprang als eine Maus durch das Zimmer. Da wurde der Kater ganz wild und machte sich hinter der Maus her, fing sie mit einem Sprung und fraß sie auf. Währenddessen war der König mit der Prinzessin und dem Grafen weiter gefahren und

kamen zu der großen Wiese. Da fragte der König: "Wem gehört das Heu?" "Dem Grafen", riefen alle zusammen und verhielten sich so, wie der Kater es befohlen hatte. "Sie haben ein prächtiges Stück Land", sagte der König und fuhren weiter. Am Kornfeld angekommen, fragte der König: "Wem gehört das Korn, meine lieben Leute?" "Dem Grafen":, sagten alle im Chor. Weiter auf ihrem Weg, gelangten sie zum Wald, wo der König wieder fragte: "Und wem gehört das Holz?" "Unsern Herrn Grafen",

sagte sie wieder. Der König war sehr verwundert, über das Reichtum des Grafen und stutzte nur. Am Schloss angekommen, stand bereits der Kater auf der Treppe, sprang herunter und machte die Tür auf. Als der König vor ihm stand, sagte er: "Herr König, ihr gelangt gerade in das Schloss meines Herren, dem Grafen, den diese Ehre für immer glücklich machen wird. "Der König war sehr entzückt über das Anwesen des Grafen, welches fast schöner und vor allem größer war, als sein eigenes. Der

Graf aber nahm die Prinzessin bei seiner Hand und führte sie die Treppe hinauf in den Salon. Hier wurden sie beide glücklich verheiratet. Nachdem der König abermals vielen Jahren starb, wurde der Graf zum König ernannt und der gestiefelte Kater erster Minister. Ende

ENDE

So hoffe es gefällt euch würde mich über viele likes freuen ;-) ... dann viel spaß beil Lesen ;-)



 

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Thomas1985

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