Kapitel 29 Antworten und Wahnsinn
Als der Sturm schließlich kam verließ er glimpflicher, als Galren zuerst gedacht hatte. Die schwarzen Wolken zogen nicht weiter als bis knapp zum Rand des Tales, bis das Unwetter losbrach. Wind und Regen peitschten Zeltplanen auf und ganze Sturzbäche ergossen sich die roten Klippen hinab. Der Strom wurde rotbraun gefärbt von Schlamm und Dreck, den die Wassermassen mit sich trugen und schwoll auf beinahe die doppelte Breite an, dich zum Glück hatte Erik das Lager weit genug davon errichtet. Nur die Gruben, die näher am
Ufer lagen, waren nicht zu retten. Es gab nicht einmal den Versuch, das Wasser irgendwie herauszuschöpfen. Als der Fluss den Rand der Ausgrabungen erreichte schwappte er einfach darüber hinweg und es dauerte keine zwanzig Herzschläge, bis die Arbeit der letzten Tage unter den dunklen Fluten verschwand. Dennoch blieben sie offenbar von der Hauptwucht des Unwetters verschont. In der Ferne konnte Galren immer wieder Blitze zucken sehen. Wetterleuchten, irgendwo aus der Mitte der dunklen Wolken. Trotzdem machte er sich Sorgen. Weder Elin noch Erik waren bisher zurückgekehrt und es regnete in
Strömen. Der Wind war nochmal eine ganz andere Sache. Er riss an den Zeltleinen, machte die Pferde unter ihrem notdürftig errichteten Unterstand unruhig und wirbelte dunkelrote Blätter durch die Luft. Und auch die Planen seines Zelts unter dem er sich vor den Regen in Sicherheit gebracht hatte, flatterten beunruhigend.
Wenn sich nicht bald etwas tat, würde er selber losgehen und die Beiden suchen, egal was der Alte gesagt hatte, Elin könnte vielleicht sogar noch eher auf sich aufpassen als er. Wenn der Mann sich da draußen zu Tode brachte, würden Galrens ohnehin schwache Hoffnungen endgültig vergeblich sein. Und Elin
hätte vor Stunden zurück sein müssen….
Endlich jedoch konnte er gegen die Regenschleier zwei Gestalten ausmachen, die sich über die aufgeweichte Straße kämpften. Galren warf sich rasch einen Kapuzenmantel über um sich vor dem gröbsten zu schützen und eilte ihnen entgegen. Das unverkennbare Blau von Eriks Mantel schimmerte ihm bereits entgegen und die Gestalt neben ihm…
,, Elin.“ Ausnahmsweise war er es, der die junge Gejarn in eine stürmische Umarmung schloss. ,, Götter, ich habe mir Sorgen gemacht.“
,, Alles bestens.“ , meinte Erik grinsend. ,, ich habe sie dabei erwischt, wie sie in ein paar Ruinen herumgestöbert hat. Und
das Essen können wir für die nächsten paar Wochen vergessen… Also heißt es weiter, Trockenfleisch, Salz und altes Brot. Ich werde noch verhungern…“ Darüber wiederum klang der Alte gar nicht mehr so glücklich, während er sich an Galren und Elin vorbeischob und in Richtung Lager aufmachte.
,, Ist wirklich alles in Ordnung ?“
Elin nickte, während sie zusah wie Erik sich entfernte. ,, Aber ich muss dir unbedingt etwas zeigen. Komm…“
Sie packte seine Hand und zog ihn mit sich zurück zu den Zelten. Wasser troff aus ihrer Kleidung, als sie endlich unter das halbwegs sichere Vordach traten. Galren entzündete eine Laterne um im
Zeltinneren wenigstens für etwas Licht zu Sorgen. Die Dunklen Wolken bedeckten mittlerweile den gesamten Himmel und ließen kaum Sonnenlicht hindurch, so dass es fast Nachtschwarz wurde.
,, Ist dein Vater eigentlich immer so… freundlich ?“ , fragte er. Er hatte das kurze Gespräch mit dem Wolf noch gut in Erinnerung…
,, Oh nein, was hat er gemacht ?“ , fragte Elin lachend. ,, Nimm es nur nicht zu ernst, das macht er mit jedem so. Aber ich glaube ich habe etwas, das dich wieder etwas versöhnt. Schau dir das an.“
Die Gejarn zog einen etwa
Handtellergroßen Gegenstand aus ihrer Tasche und erst nach einer Weile wurde ihm klar, dass es sich um eine Tonscherbe handelte. Diese hier jedoch unterschied sich deutlich von allen, die sie bisher gefunden hatten. Die Oberfläche war schwarz, die Farbschicht nur stellenweise beschädigt. Und über dem Schwarz lag die Darstellung eines Schwerts mit weißer, kristalliner Klinge… Galren drehte die Scherbe einen Moment unsicher in der Hand, als könnte sie jeden Moment verschwinden… oder das Bild darauf sich verändern. Doch nichts dergleichen geschah…
,, Was bedeutet das ?“
,, Das wir auf der richtigen Spur sind.“ ,
erklärte Elin grinsend und schlang die Arme um ihn. Ihre Lippen fanden sich wie von selbst… Sie hatte Recht, dachte Galren. Auch wenn es wohl länger dauern würde, zu finden, was sie suchten, zum ersten Mal gab es ein Zeichen dafür, dass sie am Richtigen ort waren. Auch wenn er nicht mit seiner Gabe danach suchen könnte… dafür hatte er Elin. Und er würde seine Fähigkeiten jederzeit wieder gegen sie eintauschen wenn man ihn vor die Wahl stellten würde. Keiner von ihnen wollte den Kuss zuerst beenden, schien es. Seine Hände wanderten über ihren Körper, eine massierte sanft ihre Brust, während die andere in ihre Hose wanderte. Er konnte
ihre Hitze dort spüren, während er vorsichtig einen Finger in sie gleiten ließ.
Fordernd drückte Elin sich gegen ihn. Ihr warmer Atem streifte ihn im Gesicht, während ihre Hände seinen Nacken hinab strichen und über seine Brust tiefer griffen. Elin half ihm die Hose aufzuschnüren und das Hemd loszuwerden, während sie sich ihre Tunika über den Kopf zog.
Erneut küsste sie ihn tief, während sie sich an ihn schmiegte und er unter ihrem sanften Druck zu Boden sank. Sein Glied ragte bereits voll aufgerichtet nach oben und Elin umspielte es einen Moment mit den Händen. Die kühle Berührung ihrer
Hände jagte ihm Schauer über den Rücken.
Eilig wurde die Gejarn nun auch noch ihre Hose los, bevor sie sich auf ihm niederließ und bevor Galren es ganz registriert hatte, hatte sie seinen Penis auch schon in sich aufgenommen. Geschmeidig und wild begann sie sich auf ihm zu bewegen. Was Elin an Zurückhaltung gehabt haben mochte, es war vergessen und er passte sich ihren Bewegungen an. Seine Hände umschlossen wieder ihre Brüste, während sie den Rücken durchbog. Beide atmeten sie mittlerweile schwer. Galren spürte, dass er das nicht mehr lange aushalten würde. Elin war das offenbar ebenso
klar, den kurz bevor er kam, hielt sie plötzlich inne und blieb auf ihm hocken.
Galren stöhnte enttäuscht auf und versuchte sich zu bewegen, doch Elin hielt ihn mit sanftem Schenkeldruck davon ab. Stattdessen begann sie sich wieder langsam zu rühren. Die quälenden, kreisenden Bewegungen brachten ihn halb um den Verstand. Es war nicht genug…
,,Das ist Folter weißt du das ?“ , keuchte er. Hätte er gewollt, er hätte dem ein Ende machen können, aber gleichzeitig… wollte er genau das gar nicht mehr. Götter, diese Frau hatte ihn längst um den Verstand gebracht, dachte er.
Sanft beugte sie sich über ihn, ihre
Brüste strichen kitzelnd über seine Brust. ,, Soll ich aufhören ?“ , fragte sie mit einem Grinsen, doch auch ihrer Stimme war anzuhören, wie erregt sie war. Statt einer Antwort drückte er ihr lediglich einen Kuss auf die Lippen. Im gleichen Moment wurde ihre Bewegungen wieder hektischer, fordernder. Elin presste ihr Becken gegen seines, schrie leise auf, als sie ihren Höhepunkt erreichte. Galren folgte ihr nur wenige Momente später. Ihr ganzer Körper zitterte immer noch, während er sich in sie ergoss.
Gegen Abend ließ der Regen endlich
nach und auch die Wolken lichteten sich. Rötliches Sonnenlicht fiel durch die entstandenen Lücken und über Armells Gesicht. Mit dem Regen war es erstaunlich kühl geworden und so genoss sie das bisschen Wärme, das die Dämmerung noch brachte. Sie saßen um ein Feuer herum, das sie gezwungenermaßen nur mit feuchtem Holz und einigen Kienspänen, die weitestgehend vom Regen verschont geblieben waren, entfacht hatten. Der aufsteigende Qualm biss in den Augen und so versuchte Armell möglichst von den Flammen weg zu sehen. Das Lager war nach dem Sturm noch nicht völlig wieder her gerichtet worden. Der Wind
hatte die Leinen einiger Zelte durchtrennt und Werkzeug so wie alles, was nicht rechtzeitig irgendwo untergebracht worden war über den Boden verteilt. Und die Gruben, die Eriks Leute ausgehoben hatten standen nach wie vor unter Wasser, auch wenn der Wasserstand im Fluss bereits etwas zurückgegangen war. Morgen würden sie vermutlich alle im Schlamm warten und Eimer schleppen, bevor sie sehen würden, ob noch etwas zu retten war.
In einem kleinen Topf über den Flammen hatten sie einige ihrer letzten Vorräte zu einem Haferbrei zusammengeführt, der zumindest etwas Abwechslung bot… wenn auch nicht die
schmackhafteste. Hoffentlich klärte sich die Sache mit Erindal bald, sonst würde es hier draußen tatsächlich knapp werden. Vielleicht sollte sie Erik bitten, ihr das Fischen beizubringen? Die Arbeit tat ihr gut und sie hatte kein Problem damit, sich weiter die Hände schmutzig zu machen… und es würde zumindest ihren Speiseplan etwas erweitern. Seitdem ihr das Essen wieder schmeckte, war ihr auch nicht mehr egal, ob sie jeden Tag das gleiche bekamen. Und langsam begann ihr das Leben hier sogar Spaß zu machen. Es war hart ja, aber nach dem was sie hinter sich hatten immer noch die reinste Erholung. Hier war das schlimmste was einen Passiere
konnte ein Sonnenbrand und ein Muskelkater.
Armells Blick wanderte zum einem kleinen Wäldchen etwas abseits des Lagers. Ein paar Bäume waren umgestürzt oder hatten einen Großteil ihrer Blätter verloren, so dass das Unterholz ein einziges Gewirr bildete. Deshalb war sie sich auch einen Moment nicht sicher, ob ihre Augen ihr nicht nur einen Streich spielten. Der Rauch des Feuers brachte zusätzlich ihre Augen zum Tränen…
Und dennoch verschwand die Gestalt nicht, die sie zuerst nur aus den Augenwinkeln bemerkt hatte. Die kurzgeschorenen braunen Haare
bewegten sich im Wind, genau wie der lange braune Mantel mit den auffälligen roten Nähten darauf. Und doch wirkte sein Gesicht ernst und angestrengt, als sich ihr Blick einen Moment traf.
,,Merl…“, flüsterte sie. Das war nicht möglich, das… wurde sie verrückt. Hilfesuchend drehte sie sich zu den anderen um, wollte fragen ob sie ihn auch sahen…
,, Armell ? Geht es euch gut?“ Eden musterte sie besorgt. ,, Ihr seid kreidebleich.“
,, Da…“ Armell warf einen Blick zurück zum Waldrand, doch wo eben noch Merl gestanden hatte, waren nur noch Zweige. ,, Es geht mir gut. Ich habe nur keinen
Hunger.“ , erklärte sie leise. Ob das stimmte jedoch, war eine ganz andere Frage. Sie ließ die halb volle Schale mit Haferbrei stehen und erhob sich schwankend. Bevor noch jemand etwas sagen konnte, lief sie auch schon in Richtung Wald. Du bist nicht verrückt, sagte sie sich, als sie die ersten Bäume erreichte. Sentine blieb dicht neben ihr, ein weißer Schatten zwischen den rotbraunen Stämmen. Aber das konnte auch unmöglich Merl gewesen sein. Dennoch, etwas hatte sie gesehen…
Es gab keine Fußspuren als sie die Stelle schließlich erreichte, nichts, dass darauf Hinweis, das überhaupt jemand hier gewesen war. Dabei war die Erde unter
ihren Füßen vom Regen so aufgeweicht, das ihre Stiefel bei jedem Schritt ein gutes Stück einsackten. Götter, das gab es doch nicht… war wer immer hier gewesen war geflogen?
Beunruhigt sah sie zu Sentine, die sich auf einem Zweig in ihrer Nähe niedergelassen hatte. Unter dem Blätterdach war es bis auf das gelegentliche Tropfe von Wasser still. Zu still… Und außer ihrer alten Gefährtin sah sie nirgendwo auch nur einen einzigen Vogel. Unheimlich. Und verlassen. Und Merl war immer noch Tod. Hier gab es nichts, nur den Wind, der durch die Blätter rauschte.
Plötzlich war ihr unvorstellbar kalt und
sie hatte das Bedürfnis sich zu setzen. Ohne groß darüber nachzudenken sank sie gegen einen der Bäume und schlang die Arme um sich. Armell konnte spüren, wie sich ihre Augen mit Tränen füllten, aber das war keine Trauer… Sie hatte getrauert, lange und bitter. Da war nur mehr leere. Und das Gefühl betrogen worden zu sein. Warum jetzt , wo sie anfing wieder ein wenigstens ansatzweise normales Leben zu führen ? Es war beinahe, als wollte Merl nicht, das sie so einfach Ruhe fand, aber das war doch Blödsinn… Selbst wenn sie an Geister glauben würde, Merl hatte sie geliebt. Und sie ihn…
Als sie spürte, wie sich ihr etwas auf die
Schulter legte, zuckte sie zusammen, meinte aus den Augenwinkeln kurz erneut eine, seine, Gestalt zu sehen.
,, Was willst du nur ?“ Ihre Worte hallten leise durch den toten Wald, ohne dass sie je eine Antwort darauf erhalten sollte. Er ist weg, das weißt du doch, sagte sie sich. Tod… oder zumindest verschollen. Vielleicht verlor sie ja wirklich langsam den Verstand…