Kurzgeschichte
Schmerz

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"Schmerz"
Veröffentlicht am 28. Februar 2016, 12 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

I believe in God, but not as a thing, not as an old man in the sky. I believe that what people call God is something in all of us. -John Lennon
Schmerz

Schmerz

Ich würde mich nicht als richtig gläubig bezeichnen. Menschen werden geboren, werden älter und dann sterben sie. Das ist die Welt in der wir leben. Die Menschen sollten das sein, was sie wirklich sind und nicht lügen, indem sie ihr wahres Gesicht verstecken. Ich habe mich geirrt, ich dachte ich könnte ein Lächeln aufsetzen und so tun, als wäre alles in Ordnung. Aber so einfach ist das nicht. Die schlimmen Dinge bleiben dir erhalten, sie verfolgen dich. Du kannst ihnen nicht entkommen, so sehr du es dir auch wünschst. Man kann nur versuchen für das Gute bereit zu sein und es hereinzulassen, wenn es kommt, weil man es braucht. Heute habe ich mir

gesagt, ich sollte besser aufgeben. Ich sollte nichts riskieren und alles so lassen, wie es ist. Bloß keine Probleme, das wäre zu früh. Aber meine Gründe sind eigentlich keine richtigen Gründe, es sind Ausreden. Ich verstecke mich nur vor der Wahrheit, und die Wahrheit ist, ich habe Angst. Ich habe Angst, wenn ich mir erlaube, glücklich zu sein, auch nur für einen kleinen Moment, dass dann meine Welt wieder zusammenbricht, weil irgendjemand wieder in mein Leben tritt, der mich durch irgendetwas zerstört, und ich weiß nicht, ob ich das ein weiteres Mal überleben würde.

Ich habe den Tag überstanden. Ich glaube, ich habe in jeder Schulstunde

„Mir geht es gut, Danke“ gesagt, aber ich habe es kein einziges Mal so gemeint, und keiner hat es bemerkt. Ich lebe in Angst und das frisst mich auf.

Am frühen Abend, wenn ich sehe wie die Sonne sinkt, kommt die Angst, denn ich weiß, dass die Nacht den Tod bringt.


Heute habe ich die Kontrolle verloren: Alles was sich tief in mir verborgen hatte, schoss auf einmal an die Oberfläche. Ich hatte gedacht, es gäbe Hoffnung. Es ist wieder schlimmer geworden, ich ertrage es einfach nicht. Aber ich werde einen Ort finden, an dem es mir besser geht. Das reden tut so weh. Ich habe ab und zu gute Stunden, dann

wieder schlechte. Nach bestimmten Situationen gibt es Tage, die ich vor Wut, Trauer und Verzweiflung kaum aushalte. Aber es wird besser, irgendwann.


Wie konntest du mir das antun? Warum hast du mich in solch einer Situation alleine gelassen? Ich hätte dich gebraucht. Nichts ist okay. Du warst mir so wichtig und doch hast du nie darüber nachgedacht, was aus mir wird, wenn du mich so behandelst. Wie kannst du denken, das alles okay ist? Ich bin nicht wütend, ich bin verletzt. Wieso hast du mich soviel durchmachen lassen, wenn es so enden musste? Ich weiß, dass ich

nicht immer freundlich zu dir war, aber trotzdem vermisse ich dich. Aber es ist für mich unvorstellbar, dich jemals wieder so lieben zu können wir früher. In unserem Leben geschieht so viel, dass ich manchmal der Ansicht bin, Familie bringt nur Schmerz.


Schmerz kommt in vielen Formen vor. Ein leichtes Zwicken, ein kleines Brennen und der zufällige Schmerz. Das sind die normalen Schmerzen, mit denen wir jeden Tag leben. Aber es gibt auch noch eine andere Art von Schmerz, die, die man nicht ignorieren kann. Ein Schmerz, der alles andere verdrängt. Der, der die ganze Welt verblassen lässt, so,

das wir an nichts anderes mehr denken können, außer wie weh es tut.

Schmerz: Wir betäuben ihn, wir halten ihn aus, wir umarmen oder ignorieren ihn. Wie wir mit den Schmerzen umgehen, liegt an uns. Man muss ihn einfach aushalten und hoffen, dass er irgendwann von alleine wieder weggeht. Hoffen, das die Wunde die er errichtet hat, wieder heilt. Es gibt keine richtigen Lösungen und auch keine leichten Antworten.

Am besten atmet man tief ein und wieder aus und hofft, dass der Schmerz nachlässt. Meistens kann man den Schmerz kontrollieren, aber manchmal erwischt er einen genau da, wo man es

nicht erwartet hat. Er trifft einen und hört nicht mehr auf weh zu tun. Schmerz-man muss sich ihm einfach stellen. Denn die Wahrheit ist, dass man ihm nicht entkommen kann. Das Leben bringt ständig neuen Schmerz. Doch manchmal bekommt man es mit einer Wunde zutun, die nicht heilen möchte. Eine Wunde, die immer wieder weit aufgerissen wird. Vielleicht sind wir nicht bestimmt, glücklich zu sein. Vielleicht hat Dankbarkeit doch nichts mit „glücklich-sein“ zutun. Dankbarkeit bedeutet vielleicht das, was man hat, so zu sehen, wie es wirklich ist. Manchmal hat die Realität so eine Art, sich von hinten anzuschleichen. Wenn der Damm bricht,

kann man nur noch versuchen zu schwimmen. Man kann sich nicht dadurch schützen, indem man sich ständig etwas vormacht. Man kann sich selber nur eine begrenzte Zeit etwas vormachen. Wir sind müde und wir haben Angst. Das zu leugnen ändert nichts an der Wahrheit.

An einem gewissen Punkt, muss man eine Entscheidung treffen.

Grenzen halten andere Leute nicht von einem fern, sie sperren ein selbst ein. Das Leben ist kompliziert, so sind wir konstruiert. Doch manchmal, auch wenn man die besten Absichten hat und die richtigen Entscheidungen trifft, siegt das Schicksal. Niemandem macht es Spaß,

die Kontrolle zu verlieren, es ist ein Zeichen der Schwäche. Es zeigt, das man der Aufgabe nicht gewachsen ist und dennoch gibt es Zeiten, in denen die Dinge einem einfach entgleiten. In denen die Welt aufhört, sich zu drehen. Egal, wie sehr man sich dagegen wehrt, jeder Mensch fällt einmal. Und es ist eine schreckliche Erfahrung. Aber wenn es etwas gutes am Fallen gibt, dann ist es die Möglichkeit, wieder aufzustehen.

Wir sehen nur das, was wir sehen wollen und wir glauben, was wir glauben wollen, und das funktioniert. Wir lügen uns selber so lange etwas vor, bis uns nach einer Weile die Lügen wie die Wahrheit vorkommen. Wir leugnen alles

so lange, bis wir die Wahrheit nicht mehr erkennen, auch wenn sie sich direkt vor unserer Nase befindet. Früher oder später müssen wir alle mal mit dem Verleugnen aufhören. Den Tatsachen ins Auge blicken und uns in die Menge stürzen. Nicht alle Wunden sind oberflächlich. Die meisten Wunden gehen tiefer, als wir es uns vorstellen können. Die beste Art, eine Wunde zu behandeln ist, in die Tiefe zu gehen und den wahren Grund für die Verletzung zu finden. Und wenn man ihn gefunden hat, muss man versuchen, ihn mit aller Kraft zu beseitigen.

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Über den Autor

ImkeSte
I believe in God, but not as a thing, not as an old man in the sky. I believe that what people call God is something in all of us. -John Lennon

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RaBEatmen Die Zeit mag Wunden heilen - Aber sie ist eine miserable Kosmetikerin. ~ Mark Twain
Vor langer Zeit - Antworten
Luneame Wie wahr. Schmerz geht nicht weg wenn man ihn ignoriert, sondern nur wenn man sich ihm stellt und die Ursache dafür findet. Aber in unserer Gesellschaft hat man immer das Gefühl so tun zu müssen als sei alles ok und sich für den Schmerz schämen zu müssen. Und die meisten Leuten die einem Fragen wie es einem geht wollen es gar nicht wissen. Mein rat dazu ist, habe den Mut zu deinem Schmerz zu stehen und darin auch das gute zu sehen. Denn nur wer weiß was Leid ist, weiß auch was glück ist. Und wie man aus fehlern lernen kann, kann eine Schmerz stärker machen.
Vor langer Zeit - Antworten
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