Kurzgeschichte
Eiskalte Rache

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"Eiskalte Rache"
Veröffentlicht am 09. Februar 2016, 14 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Eiskalte Rache

Eiskalte Rache

Die Rivenson Villa

Es trug sich bei Vollmond in der Nacht an einem kühlen Herbstabend zu. Die Wolken hingen schwer am Himmel und es sah so aus, als würde es jeden Moment anfangen zu regnen. Die alte Rivenson Villa  stand wie eine starre heruntergekommene  Statue da, als hätten sie die damaligen Ereignisse nicht im Geringsten berührt, nur hatte sie deswegen ihren Stolz verloren. Der brausende Wind, der soeben aufgezogen war, umhüllte die Villa und machte diese nur noch gruseliger. Auch die Hillton Street, in der sie  lag, hatte etwas

Gespenstisches an sich. Die Häuser waren alle verlassen, schon seit Jahren, und die einst schönen Gärten und Bäume sahen dunkel und leblos aus. Man könnte meinen, die Trostlosigkeit der Straße würde ankündigen, was heute Nacht passieren würde.

Im Moment war alles bei der Villa ruhig, sie lag wie immer verlassen in der Dunkelheit, doch das würde sich gleich ändern. Denn ihr ruhiger Anschein trübte. Plötzlich  tauchte im schwachen Schein einer Laterne eine schwarze Silhouette auf. Die Gestalt ging mit zögernden  Schritten auf die Rivenson Villa zu. Sie hielt auf ihrem Weg immer wieder an, überlegte sich

ihre Absicht noch einmal und entschloss sich dann doch ihren Weg fortzusetzen, ging aber jedes Mal noch vorsichtiger. Das hätte wahrscheinlich jeder Mensch so getan, wenn er sich in dieser Situation befunden hätte. Denn in diesem Moment sollte man Angst haben. Todesangst. Was würde hier passieren? Und wer hatte sie hergebeten? Wieso genau in der alten Rivenson Villa, wo vor genau sieben Jahren der Mord vorgefallen war? Lucy stöhnte. Alle kannten das Unglück. Aber sie war die Einzige, die wusste, wer der Mörder war. Zumindest glaubte sie den Mörder zu kennen. Es war ihre ehemalige beste Freundin Marie, die seitdem

verschwunden war. Von der Polizei wusste man, dass sie als vermisst galt, sogar schon eher als tot. Aber daran, dass Marie tot war, glaubte niemand in Santhill. Lucy hatte zwar den Mund gehalten, aber irgendwie waren die Leute dahinter gekommen, das Marie etwas mit dem Mord zu tun haben könnte und seitdem war die Polizei auf der Suche nach ihr. Wahrscheinlich war auch genau das der Grund, warum sie hier war.

Die Jagd beginnt

Lucy hatte die Treppe zum Eingang erreicht und stieg die knarrenden Stufen der schon fast morschen Holztreppe hoch. Sie bekam eine Gänsehaut, als plötzlich die Tür wie von selbst aufging. „Das war nur ein Windstoß, nur ein Zufall, und nicht irgendein Geist oder so“, versuchte sich Lucy einzureden. Sie war seit damals sehr schreckhaft geworden, was auch verständlich war, wie sie fand. Lucy nahm all ihren Mut zusammen und betrat schließlich die Villa. Ihr kam tiefe Dunkelheit entgegen. Vorsichtig tastete sie sich durch den Raum, der vielleicht

eine Eingangshalle war. Lucy versuchte einen Lichtschalter zu finden, doch sie fand keinen. „Toll“, dachte sie sich: „Das fängt ja schon mal super an!“ Aber damit versuchte Lucy nur, ihre eigene riesige Angst zu verbergen. Plötzlich spürte sie eine kalte Hand auf ihrer Schulter, sodass sich ihre Nackenhaare aufstellten. „Willkommen Lucy, deine Stunden sind nun gezählt. Endlich wirst du meine Rache spüren, für das, was du mir angetan hast. Ich werde dich töten.“ Lucy hörte einen lauten schrillen Schrei und merkte erst nach wenigen Schreckenssekunden, das es ihrer war. Doch dadurch bekam sie sich wieder in den Griff, riss sich von

Marie los und fing an zu rennen. Erst auf die Eingangstür, die sie trotz der Finsternis eindeutig sah. Doch die war verschlossen. „Mist“. Lucy rannte weiter auf eine in der Nähe liegenden Tür, und ja, die war offen. Hinter der Tür befand sich eine lange Holztreppe, deren Ende sie nicht sehen konnte. Aber das war ihr egal. Lucy fing an, die Treppe hoch zu laufen. Sie spürte Marie im Rücken und bestimmt war sie ihr dicht auf den Fersen. Aber es war Lucy‘s Überlebensinstinkt, der sie vorantrieb. Normalerweise konnte sie nicht mal 50 Meter am Stück sprinten, doch das war anders. Die komplette Situation war anders. Hier ging es um

Leben und Tod, denn Marie’s Worte waren ernst gemeint. Für einen kurzen Moment hatte sie ihr in die Augen sehen können, und darin war nur Hass zu sehen gewesen. Und Mordlust. Lucy kam langsam dem Ende der Treppe zu. Als sie es erreicht hatte drückte sie sich gegen die Holztür, die sich dort befand. „Scheiße!“. Verschlossen. Lucy spürte aber, dass sie nicht verschlossen war, sie klemmte lediglich. „Dachtest du, du könntest einfach abhauen?“, fragte Marie mit einer so hasserfüllten Stimme, dass es Lucy fröstelte. Lucy drehte sich um, Marie war nur noch wenige Meter von ihr entfernt. Wenn sie Marie so lange aufhalten konnte, bis sie die

klemmende Tür aufbekommen würde, könnte sie es schaffen zu entkommen. Oder wenigstens Abstand zwischen sie bringen. „Was willst du von mir?“ begann Lucy Zeit zu schinden. „Mich rächen, was sonst“, antwortete Marie hämisch. „Aber warum?“, probierte es Lucy weiter. Sie musste es wenigstens versuchen. Auch wenn es im Moment nicht danach aussah. „Warum? Warum? Die kleine Lucy will wissen, warum ich das will? Dann will ich es dir sagen. Die kleine Lucy hat mich an die Polizei verraten. Und jetzt sucht man nach mir!“, fauchte mich Marie an. „ Das war ich aber nicht!“. Lucy hörte sich wie ein ängstliches kleines Kind an. Sie

wurde jetzt verzweifelt, sie bekam die verdammte Tür einfach nicht auf. Sie versuchte es die ganze Zeit, aber die Tür hatte sich kein Stück bewegt. Lucy drücke sich noch einmal mit aller Kraft dagegen und ja! sie bewegte sich. „ Ach nein?“, fragte Marie jetzt ironisch: „Das hast du nicht? Ich glaub’s dir aber nicht! Ich hab viel zu lange mit dir geredet und Zeit vergeudet. Sag auf Wiedersehen!“. Lucy sah, wie Marie dazu ansetzten wollte, das Messer zu werfen, und normalerweise hätten sich jetzt wohl alle geduckt und hätten richtige Todesangst, doch das war bei ihr nicht nötig. Die Angst war schon da, aber sie wollte kämpfen. Kämpfen um ihr

Überleben. Denn genau im richtigen Moment hatte sie die Tür mit einem „Ruck“ aufbekommen. Lucy rannte durch die Tür und knallte sie hinter sich zu. Mit einem dumpfen Schlag fiel diese wieder ins Schloss. Sie hörte das Zischen des Messers, die spitze Klinge, als sie auf die Tür traf. „Scheiße“, das war von Marie. „Gut so“, dachte sich Lucy: „Das wäre geschafft, schnell weiter.“ Doch eigentlich war nichts geschafft. Sie hatte Marie nur im letzten Moment entkommen können, und selbst das würde nicht lang anhalten. Lucy spürte schon, wie Marie versuchen würde, die noch hoffentlich klemmende Tür aufzubekommen. Jeden Moment war

es soweit. Sie durfte keine Zeit verlieren.

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TheClaret

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sugarlady Tolle Geschichte. Könne ein guter Krimi werden.
Lieben Gruß
Andrea
Vor ein paar Monaten - Antworten
KaraList Das liest sich ja recht spannend ... es gibt bestimmt eine Fortsetzung. :-)
LG
Kara
Vor langer Zeit - Antworten
TheClaret Vielen dank! Ja, der Teil war der erste Teil meiner Kurzgeschichte. Ich wollte erst mal abwarten, wie er so ankommt, bevor ich die ganze Geschichte hochlade :)
Der nächste Teil kommt gleich.
Lg Isabella
Vor langer Zeit - Antworten
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