Ein Apfelwurm in China,
der wäre zu gern Wien nah,
er hörte nämlich sagen,
dass Östreichs Obstplantagen
voll solcher Früchte wären,
die Würmer sehr begehren.
Getrieben vom Bestreben,
in Österreich zu leben,
kroch er an vielen Tagen -
er musste sich sehr plagen,
auch mied er langes Schlafen -
zu einem nahen Hafen.
Als er dort angekommen,
war er zwar sehr benommen,
doch voll des Staunens, dass er
nun sehen konnte das Meer.
Auch sah er Schiffe liegen,
auf die Matrosen stiegen.
Er kroch den Schiffen näher,
denn Neugier trieb ihn jeher
zu allem, was ihm neu war,
dass er das tat, ist doch klar.
Er tat auch ständig beten,
man möge ihn nicht treten.
Als er den Schiffen nahe,
sah ihn von einer Rahe
ein Tier, es war kein Löwe,
es war der Vogel Möwe.
Der sah ihn voller Freude
als fette Frühstücksbeute.
Der Apfelwurm aus China,
der diesen Vogel auch sah,
vermeinte, dass derselbe
die Äpfel rot und gelbe
genau so mag wie er stets,
drum rief er ihm zu: „Wie gehts?“
Der Möwe Wissen spärlich -
der Wurm wirkte begehrlich -,
sie konnte kein Chinesisch,
krächzte herab möwesisch:
„Ich kann dich nicht verstehen!“ -
Dann war's um ihn geschehen.
Und die Moral, nicht neu:
Bleib' deiner Heimat treu!