Humor & Satire
Mein Opa

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"Mein Opa"
Veröffentlicht am 25. Januar 2016, 12 Seiten
Kategorie Humor & Satire
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Mein Opa

Mein Opa

Er ist einer der wenigen noch lebenden Großväter des Dorfes. Großmütter sind zahlreicher vorhanden, da sie zählebiger sind. Die nicht mehr anwesenden Großväter hätten sich Gott empfohlen, sagen die kirchlich gebundenen Hinterbliebenen. Ich verstand das nicht, weil eine Empfehlung immer Angenehmes beinhaltet. Der dahingegangene alte Moosmann war keine angenehme Person. Er war, wie man so sagt, ein Stinker. Geruchlich und im Umgang mit Mitmenschen.

Mein Großvater ist eine liebenswerte Person. Abgekürzt nenne ich ihn Opa. Einmal verhedderte ich mich und sagte Apo zu ihm. Er lachte herzlich und

meinte, dass er wie jeder Mensch einen Po habe. Der sei allerdings nun schlaff und nicht mehr straff wie der meine. 

Opa ist ein leidenschaftlicher Skatspieler. Er verliert manchmal, aber nicht gern. Wenn er ungerecht verloren hat, sträuben sich vor Zorn die Haare, die ihm aus den Ohren wachsen. Die haben ihr Wachstum dorthin verlagert, weil sie sich auf seinem Kopf verloren vorkämen. Opas Schädeldecke ist glatzglatt, so glatt, dass die Kopfläuse von ihr abrutschen. Deshalb verfügt er über keine solchen. Als er als junger Mann bei der Armee seinen Dienst tat, hätte er Läuse besessen. Die seien von seinen Stubenkameraden auf ihn gesprungen.

Opa erzählt nicht gern von seinem Soldatenleben, weil es angenehmer ist, Zivilist zu sein. Mich  hingegen interessiert alles, was mit Schießen zu tun hat. In mancher freien Minute bin ich am Computer anzutreffen und lege in Actionspielen fiese Typen um. Meine Eltern sehen das zwar nicht gern, doch wenn ich ihnen den Sinn meines Handelns klargemacht habe, lassen sie mich gewähren.     

Mein entfernt liegendes Berufsziel ist, Hauptmann oder General zu werden. Als solcher würde ich viel verdienen und brauchte nur befehlen. Die Krieger würde ich gegen die Feinde des Friedens und meiner Familie führen. Opa brauchte

sich um seine Sicherheit also keine Gedanken mehr machen. Er lächelte, als würde er meinem Entschluss nicht ernst nehmen.

Meine Freundin Rebecca hingegen nimmt ihn sehr ernst. Sie werde eine Eheschließung mit mir strikt ablehnen, sollte ich bewaffnet sein. Sie müsste ständig fürchten, dass ich von der Waffe Gebrauch mache und versehentlich sie treffe. Ich beseitigte ihre Furcht, indem ich sagte, dass ich als General eine Pistole nur bei mir habe, um mich im Falle eines Falles selbst zu erschießen. Dass sich bei meinem Hinfallen meine Pistole entlädt und mich tötet, sei ihr völlig klar, erklärte sie. Ein toter Mann

sei für sie aber nutzlos. Die Kinder wären vaterlos und sie eine weinende Witwe. 

Als ich meinen Opa von dieser Rebecca-Befürchtung unterrichtet hatte er ist nämlich der einzige, mit dem ich mich von Mann zu Mann unterhalten kann -, riet der mir, ein furchtloses Mädchen zu heiraten oder die Finger von einer Eheschließung zu lassen. Weil ich seine Urteile sehr schätze, fragte ich ihn, wie ein furchtloses Mädchen beschaffen sein müsse. Er nannte eine Reihe von Merkmalen, die auf keines der im Dorf beheimateten Teenager zutrifft. Ich solle mich in der Kreisstadt nach einer heiratsfähigen Jungfrau umsehen,

empfahl er. Er habe Oma auch dort ausfindig gemacht.

Ob die Auserkorene unbedingt Jungfrau sein müsse, fragte ich. Sie könne meinetwegen schon etwas älter sein. Aber nicht älter als 30; von da an beginne eine Frau zu verdorren. Opa schüttete sich aus vor Lachen und wollte wissen, von wem ich dieses Wissen habe. Ich schob es einem Freund in die Schuhe, um nicht zugeben zu müssen, dass ich es Opas Bettlektüre entnommen hatte, die auf seinem Nachtschrank liegt. Ihr Titel: Der Mann von heute.

Wie ich aus einer Unterhaltung mit Oma erfuhr, soll Opa ein rechter Tausendsassa gewesen sein. Wenn ich ihn

so betrachte, kann ich mir das schlecht vorstellen. Dass er einst ein flotter Tänzer gewesen sein soll, lässt sich kaum glauben, wenn er mit seinem SeniorenPorsche, dem Rollator, unterwegs ist. Die jungen Männer von damals sahen ganz anders aus als wir heute. Abgesehen vom unschönen Äußeren der alten Knacker erwecken sie auch nicht den Eindruck, jemals mit einfachster Technik in Berührung gekommen zu sein. Mein Opa rasiert sich heute noch nass, weil er fürchtet, von einem Elektrorasierer einen Schlag zu bekommen. Er vergleicht ihn mit einem Rasenmäher, der im Nachbardorf einen Mann zu Tode gebracht hatte, weil

der das Zuleitungskabel mit einem dicken Grashalm verwechselt hatte. Wenn ich mir vorstelle, dass es in Opas Jugend keine Fernseher, keine Computer, keine Handys, keine … usw. gab, tut er mir ein bisschen leid. Welche traurigen Zeiten waren das für ihn, immer nur in der Natur herumzukriechen, den Vögeln beim Zwitschern zuzuhören und keine MP3-Hörstöpsel in den Ohren zu haben. Und wie damals getanzt wurde. Mit der Partnerin in weiten Kreisen und nicht wie wir heute raumsparend auf der Stelle hoch- und runterspringend. Wie ich aus einer Unterhaltung mit Oma erfuhr, soll Opa ein rechter Tausendsassa

gewesen sein. Wenn ich ihn so betrachte, kann ich mir das schlecht vorstellen. Dass er einst ein flotter Tänzer gewesen sein soll, lässt sich kaum glauben, wenn er mit seinem SeniorenPorsche, dem Rollator, unterwegs ist. Die jungen Männer von damals sahen ganz anders aus als wir heute. Abgesehen vom unschönen Äußeren der alten Knacker erwecken sie auch nicht den Eindruck, jemals mit einfachster Technik in Berührung gekommen zu sein. Mein Opa rasiert sich heute noch nass, weil er fürchtet, von einem Elektrorasierer einen Schlag zu bekommen. Er vergleicht ihn mit einem Rasenmäher, der im Nachbardorf

einen Mann zu Tode gebracht hatte, weil der das Zuleitungskabel mit einem dicken Grashalm verwechselt hatte. Wenn ich mir vorstelle, dass es in Opas Jugend keine Fernseher, keine Computer, keine Handys, keine … usw. gab, tut er mir ein bisschen leid. Welche traurigen Zeiten waren das für ihn, immer nur in der Natur herumzukriechen, den Vögeln beim Zwitschern zuzuhören und keine MP3-Hörstöpsel in den Ohren zu haben. Und wie damals getanzt wurde. Mit der Partnerin in weiten Kreisen und nicht wie wir heute raumsparend auf der Stelle hoch- und runterspringend.

Sollte ich mal Großvater sein, werde ich

meinen Enkeln von meiner glücklichen Jugend berichten, die äußerlich unter anderem durch eingerissene oder ausgefranste Jeans gekennzeichnet war. 

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