Kurzgeschichte
Tot und glücklich

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"Er war froh, als er sich endlich hinlegen durfte"
Veröffentlicht am 21. Januar 2016, 10 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
© Umschlag Bildmaterial: Elena Okhremenko - Fotolia.com
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Er war froh, als er sich endlich hinlegen durfte

Tot und glücklich

Titel

Mit einem breiten Grinsen im Gesicht, lag er in seinem Bett. Ein Lebtag war er mit sich selbst und seinem Leben unzufrieden gewesen. Stets hatte er versucht, aus dem Teufelskreis herauszukommen und kläglich versagt. Überall hatte er versagt. Sei es bei der Arbeit, bei der Auswahl der Freunde oder der Lebensgefährtinnen. Das Wahre war nie dabei gewesen. Sein Vertrauen und seine Gutmütigkeit wurden oft missbraucht. Schon in seiner frühesten Kindheit musste er feststellen, das er nicht sonderlich beliebt war. Zumindest nicht

bei seinen Eltern. Sie schimpften oft mit ihm. Hackten auf ihn herum. Seine Geschwister waren auch nicht besser zu ihm. Deshalb verbrachte er die meiste Zeit draußen. Nach der Schule ging er nicht nach Hause, sondern schlenderte mit ein paar Klassenkameraden durch die Straßen. Irgendwann stellte er fest, das sie eigentlich kein guter Umgang für ihn waren, da sie hier und da kriminell wurden. Aber das war ihm egal. Denn sie akzeptierten ihn in ihrer Mitte. Hakten nicht auf ihn herum. Dafür verleiteten sie ihn zu kriminellen Machenschaften. Er tat alles, für ein bisschen Liebe und Anerkennung. Für seine erste Freundin

hatte er eine Kette geklaut, die ihr so gut gefiel. Sie hatte ihm gesagt, das sie seine Freundin wird, wenn er für sie die Kette stiehlt. Also hatte er es getan. Im Laufe der Zeit hatte er Übung darin bekommen. Innerhalb weniger Sekunden hatte er die Kette in seiner Tasche verschwinden lassen und legte sie dann wenig später seiner ersten Freundin an. An diesen Kuss erinnerte er sich immer wieder gern zurück. Denn dieser Kuss war sein erster gewesen, den er jemals bekommen hatte. Lange war sie nicht seine Freundin geblieben. Schon wenige Tage später hatten sie kein Interesse mehr an ihm. Das war der Beginn seines Alkoholismus.

War ihm auch anfangs immer speiübel davon geworden und musste sich häufig übergeben, so gewöhnte sich sein Körper irgendwann an den Alkohol. Es gab immer mal wieder kurze Abschnitte, wo er es schaffte nichts zu trinken. Da gab es auch ein kleines bergauf. Doch die Hügel waren sehr klein. Kaum hatte er ein paar Meter geschafft, kam schon wieder die Talfahrt und er fing wieder an mit saufen. Ganz egal, wie viel Mühe er sich auch gab, nie erreichte er auch nur annähernd das Ziel. Irgendwas legte sich ihm immer in den Weg. Und immer wieder traf er auf Menschen, mit stark befleckter Weste. Ließ sich auf sie ein

und bereute es hinterher. Seine Liebschaften waren ohne Ausnahme solcher Natur. „Normale“ Frauen durfte er nie wirklich kennenlernen. Dabei wünschte er sich nichts sehnlichster, als eine ganz normale Frau, mit der er ein geregeltes Familienleben führen konnte. Stattdessen bekam er aber nur kurze Affären. Entweder hatten sie ihn beizeiten satt oder sie mussten einwandern. Es grenzte an ein Wunder, das er nie ins Gefängnis musste. Schließlich hatte er mehrere Diebstähle begangen, hier und da mal ein Feuer gelegt, das sich unerwartet ausgebreitet

hatte... Mit anderen Freunden hätte er vielleicht besser in der Schule mitgemacht. Wäre bis zum Schluss geblieben. Aber so verließ er vorzeitig die Schule, nach dem er zweimal sitzen geblieben war. Seinen Eltern hatte es nicht interessiert. Sie waren froh gewesen, als er bei ihnen ausgezogen war. Von da an hatten sie keinen Kontakt mehr gehabt. In seinen letzten Stunden hatte er über sein Leben nachgedacht. Sich gefragt, warum er geboren wurde und immer wieder auf solche Leute gestoßen war. Warum er keinen Job behalten konnte. Er hatte nie was gelernt, aber er war nicht ungeschickt gewesen und war

während der Zeit stocknüchtern geblieben. Hatte keinen Tropfen angerührt, um den Job nicht zu verlieren. Er hatte gespürt, das seine Zeit gekommen war. Ein letztes mal hatte er sich betrunken. Dann hatte er die Augen geschlossen und ein breites Grinsen aufgelegt. Es war der Gedanke, das dieses Leben ein ende gefunden hatte, was ihn so Grinsen ließ, und die Hoffnung, das sein neues Leben besser sein wird. Das er sich nicht mehr in kriminelle Machenschaften hineinziehen würde. Bevor sein letzter Atemzug verebbte, hauchte er zu Decke

empor: „Im nächsten Leben mache ich Abitur.“

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MoniSchreibfee 
Sorry, aber manch einer ist eben zu gut für diese Welt.
Vor langer Zeit - Antworten
AngiePfeiffer Was für ein verschwendetes Leben.
Dein Schluss gefällt mir richtig gut, er macht die Geschichte rund.
LG
Angie
Vor langer Zeit - Antworten
TheGeneral Eine schnell und knapp, aber fließend erzählte kleine Story, mit einem traurigen Ende. Nun... Man nimmt im Leben viele falsche Abzweigungen, viele falsche Entscheidungen, so ist es leider...Man muss nur durchhalten, wenn es bergab geht. (*flüsternd* Vom Abitur wird doch nun abgeraten! Die kriegen doch auch keine Stellen mehr sagen die Hohen!)
Vielen Dank für die Seiten.
LG General
Vor langer Zeit - Antworten
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