Kurzgeschichte
Karriere statt Eziehung

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"Sie steht zu ihrem Vater und glaubt seinen Worten"
Veröffentlicht am 18. Januar 2016, 6 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Sie steht zu ihrem Vater und glaubt seinen Worten

Karriere statt Eziehung

Titel

Mein Vater hatte mich davor gewarnt. Aber ich kann nichts dagegen tun. Ich muss dazu sagen, das mein Vater schlechte Erfahrungen gemacht hatte. Deshalb hatte er mich vor der Liebe gewarnt. Aber was soll man machen, wenn es einem erwischt? Bisher konnte ich dem ausweichen. War zwar nicht immer leicht gewesen, aber ich hatte Ziele. Knallhart setzte ich sie durch. Während meine Mitschüler sich in einander verliebten und teilweise die Schule vernachlässigten, steckte ich mir Ziele und behielt sie im Auge. War Klassenbeste. Das öffnete mir Tür und

Tor. Und dank der Ersparnisse meines Vaters, konnte ich an einer privaten Eliteuni studieren. Nun bin ich sechsundzwanzig, habe einen spitzenmäßigen Job und bin zum ersten mal richtig verliebt. Spät, ich weiß. Aber wie gesagt, hatte ich alles dafür getan, mich davor zu schützen. Ich habe meine Nase in Bücher gesteckt und mein äußeres Erscheinungsbild auf unattraktiv gestylt. Das geht in meinem Job nicht mehr. Da kann ich nicht mit zerzausten Haaren und Omaklamotten herumlaufen. Ich kann meinen Vater sehr gut verstehen. Als er noch mit meiner Mutter verheiratet gewesen war, gab er

sich alle Mühe, die Ehe und unsere Familie zusammen zu halten. Damals war mir das gar nicht so aufgefallen, wie viel Mühe er sich damit gegeben hatte. Erst jetzt wird mir bewusst, was mein Vater alles getan hat. Das er für den Zusammenhalt sorgte und meine Mutter alles kaputt gemacht hatte. Als ich mich damals dafür entschied, bei meinem Vater zu leben, war es reine Intuition gewesen. Wer weiß, wie mein Leben gewesen wäre, wenn ich mich anders entschieden hätte. Denn eigentlich hätte ich zu ihr gehen sollen. Nur hatte ich mich dagegen gesträubt und mein Vater hatte um mich gekämpft. Meine Mutter hatte nichts

gemacht. Zu dem Zeitpunkt war ich zwölf gewesen. Mein Vater völlig am Ende. Oft nahm er mich in seine Arme und ließ mich ewig nicht mehr los. Manchmal kam in mir der Gedanke, das er mich anfassen wird. Es hatte eben manchmal den Anschein gehabt und man hat ja so einiges gehört. Aber er hatte es nie getan. Er hatte mich nur gedrückt. Immer wieder hatte er um die aktuell laufende Beziehung gekämpft und verloren. Deshalb war er am Ende verbittert. Ließ es nicht mehr zu, das eine Frau sein Herz berührt. Die einzige Frau, die er in sein Leben lässt, bin ich. Seine kleine

Tochter. Es ist ein schönes Gefühl, verliebt zu sein. Aber ich habe angst, das es genau so enden wird, wie bei meinem Vater. Laut ihm, fühlt sich eine Trennung an, wie, als würde jemand einem ein Messer ins Herz rammen. Und wenn ich mich in meinem Bekanntenkreis so umschaue, wie schnell da eine Beziehung endet und wie sie hinterher miteinander umgehen, vergeht mir, ehrlich gesagt, die Lust darauf, eine Beziehung anzufangen. Ich werde lieber alles daran setzen, die Karriereleiter hinauf zu steigen.

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