Nach den Ereignissen in der fliegenden Stadt ist Galren Lahaye nach Hamad zurückgekehrt. Der Friede jedoch ist von kurzer Dauer und als er Opfer eines Angriffs wird, scheint es, als habe der Tod seines Vaters nur etwas viel gefährlicheres auf den Plan gerufen. Währenddessen bleibt auch der Rest des Landes von den aufziehenden Schatten nicht unberührt. In Helike verlieren die Archonten immer mehr an Einfluss und die Jahrhundertealte Ordnung droht zu Staub zu zerfallen. Unfähig, den Urheber
der Unruhen zu finden, bittet der Archont Wys Carmine schließlich die Magier von Maras um Hilfe…
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Das Holz war zu nass. Flackernd und zischend leckten die Flammen daran, brachten das Wasser darin zum Kochen, das als kleine Blasen aus den Schnittstellen aufstieg. Das Feuer brannte in einer kleinen Grube, die sie mühsam im Erdreich ausgehoben hatten. Galrens Stiefel klebten noch voll Schlamm. Auch wenn der Sommer langsam im Land Einzug hielt, hier auf Hamad war es nach wie vor kühl und die Regenschauer hielten seit Tagen an. Wenigstens jetzt hatten sie jedoch einmal ausgesetzt und die Wolken sich zum
Großteil verzogen. Tautropfen glitzerten nach wie vor im Gras. Sie standen auf dem Gipfel eines kleinen, bewaldeten Hügels. Ein guter Ort, dachte Galren Lias hatte ihn gemocht und mehr als einmal hatte er den alten Gejarn hier oben gefunden, wenn er nicht in seiner Schmiede war. Man konnte ganz Maillac überblicken. Schweigend sah er zu, wie die Flammen höher loderten und den in leinen gehüllten Körper verzehrten, der oben auf dem Scheiterhaufen lag. Und eigentlich, dachte er, war es ein Begräbnis für drei Männer, auch wenn ihnen nur ein Körper geblieben war. Vielleicht hatte Armell genau deshalb
auch dabei sein wollen. Er hatte es ihr nicht ausschlagen wollen. Merl, Varan, Lias… Drei Leben die innerhalb von so kurzer Zeit hintereinander erloschen waren. Von Merl, dem jungen Magier war nichts geblieben als Staub und die Leiche seines Vaters trieb irgendwo auf dem Meer, genauso verloren, wie er den Mann einst geglaubt hatte. Glut stob von dem Scheiterhaufen auf und zwang ihn, einen Schritt zurück zu machen. Die roten Funken verloschen irgendwo über ihm im Blätterdach, konkurrierten in ihrem Farbton mit der einsetzenden Dämmerung. Irgendwo unter ihnen, am Fuß des Hügels, leuchtete Maillac. Das kleine Fischerdorf
an der südlichen Küste Hamads war kaum mehr als eine Ansammlung von Hütten und kleineren Steinbauten. Es gab ein paar größere Wiesen, auf denen die Dorfbewohner ihre Tiere hielten und ein paar Lebten auch vom Holz, das die umliegenden Wälder lieferten. Ansonsten jedoch gab es hier nichts. Der Hafen, wenn man diesen denn als solchen bezeichnen konnte war bestand lediglich aus einigen Pfählen und einem morschen Steg an dem die Boote der Fischer ankerten. Größere Segler kamen schon lange nicht mehr hierher, spätestens seit man auf der Insel nicht mehr fand, was sie einst berühmt gemacht hatte. Sterneneisen. Abseits der Siedlung gab
es einige Stollen und Gruben, die sich um einen gewaltigen Krater gruppierten, doch waren diese seit mittlerweile über zwei Jahrhunderten verlassen. Galren hatte sich jedoch oft als Kind dorthin gewagt und einmal sogar tief in eine der alten Minen hinein. Genau bei diesem Ausflug hatte er auch Lias kennengelernt… Der Gedanke schmerzte nach wie vor… Und das ihm die Augen tränten konnte er nicht länger nur auf den Rauch des Feuers schieben. Lias hatte ihm einmal erzählt, wie gefallene Krieger in seiner Heimatstadt, Helike bestattet wurden. Das hier kam dem hoffentlich so nah, wie es der alte Löwe gewollt hätte. Es
war das einzige, was Galren angemessen schien. Er spürte, wie sich eine Hand auf seinen Arm legte. Armell sah ausdruckslos in die Flammen, die von dem Körper seines alten Freunds kaum mehr als Asche übrig ließen. Galren war nicht der einzige, der jemanden verloren hatte… Armell D'Ambois war normalerweise nicht die Art Frau von der man erwartete, dass sie weinte. Die schwarzen Haare, die ihr bis über den Rücken fielen unterstrichen nur den ernsten Ausdruck auf ihrem Gesicht. Obwohl ihre Augen verräterisch glitzerten, blieb sie so gefasst, wie man es von einer Adeligen nur erwarten
konnte. Ihre Hände jedoch verkrampften sich zu Fäusten, bis sie sie schließlich vor der Brust faltete und wegsah. Ein Ring aus buntem Glas schimmerte an Ringfinger ihrer rechten Hand. Selbst Sentine, das seltsame kleine Wesen, das sie auf Schritt und Tritt zu begleiten schien, hielt sich dezent zurück. In Gestalt eines Vogels mit dunkelblauem Gefieder saß es auf ihrer Schulter und ließ den Kopf hängen. Die Farbe der Federn passte fast genau zu dem Ton von Armells Kleidung. Die junge Adelige war erst gestern Abend aus Freybreak eingetroffen, der größten Stadt der Insel, die sich weiter nördlich befand. Noch vor einigen Monaten war
der Ort fast ruiniert gewesen, doch offenbar änderte sich das nun. Die kostbaren Stoffe, die sie trug sprachen Bände davon. Und doch, sie würde wohl alles hinwerfen, wenn dies nur das Schicksal ändern würde… Genau wie er selbst. ,, Ich werde nie zurückzahlen können, was ich Lias verdanke.“ , meinte Galren. ,, Aber eines Tages… ich will dafür sorgen, das man in Helike Nachricht über ihn bekommt, Armell. Sie sollen wissen wer er war… was er getan hat.“ Armell rang sich ein schwaches Lächeln ab. ,, Ich glaube, das hätte ihm gefallen. Es ist nur Schade… wir hätten die anderen dazu rufen sollen. Zumindest
Naria…“ Aber die war seines Wissens bereits wieder auf Maras, der Insel der Magier, fast eine halbe Welt entfernt. Trotzdem… Galren musste ihr Recht geben. Er begann seine Gefährten zu vermissen, die ihm während der letzten Wochen und Monate zur Seite gestanden hatten. Gemeinsam hatten sie das Meer bezwungen. Und den Tod nach Canton gebracht… Naria, Hedan… Elin. Vor allem vermisste er die junge Gejarn, ihre schelmische Art und Lächeln. Nach dem Tod seines Vaters hatte er die fliegende Stad Hals über Kopf verlassen. Im Nachhinein tat es ihm jetzt Leid. Er
hatte sich nicht von den anderen Verabschiedet und ob er noch einmal dorthin zurückkehren würde wusste er nicht. Er hatte seinen eigenen Vater getötet und LIAs verloren. Als die zerbrochene Klinge Varans sich dann auch noch weiß gefärbt hatte, weiß wie in einer lange vergessenen Warnung… War er nichts als eine Spielfigur bei dem ganzen gewesen? Galren hatte einmal geglaubt, darüber hinweggekommen zu sein. In der Stadt der Zwerge, weit jenseits der Küste. Er hatte die Veränderung gespürt, die ihn damals befallen hatte. Das schleichende Böse, dem er bereitwillig erlaubt hatte für ihn zu entscheiden, selbst wenn dadurch alle
anderen in Gefahr gerieten… Und er hatte gedacht, es bezwungen zu haben. Jetzt jedoch sah es so aus, als hätte er nie eine Chance gehabt bei diesem Spiel als Sieger hervorzugehen. Irgendwie war immer noch alles genau so abgelaufen, wie es Parlor scheinbar befürchtet hatte. Galren hatte für ein Leben genug von Prophezeiungen und Ränkeschmieden. Und ohnehin hatte er jegliche Führung verloren. Einst hatte er die Gabe besessen, seinen Weg klar vorauszusehen, doch auch diese war mit dem Tod seines Vaters erloschen. Manchmal ertappte er sich trotzdem dabei, wie er danach suchte, wie nach einem lange verlorenen Freund, nach
jenem goldenen Faden, der ihm bisher immer die Richtung gewiesen hatte. Wenn er ehrlich war, kam er sich verloren vor. Mittlerweile war das euer fast heruntergebrannt und nur noch einige Glutstücke glommen in der Asche und den halb verkohlten Zweigen. Mit dem schwindenden Feuer jedoch tauchte die Sonne langsam am Horizont auf, zusammen mit den Nebelfetzen, die von der See her landeinwärts trieben. Galrens Umhang war völlig durchgeweicht und wie die Stiefle mit Schlammflecken übersäht. Als die letzten Glutfunken verloschen und er begann, die erloschene Feuerstelle zuzuschaufeln
war es bereits Taghell. Von Lias war trotz des schlecht brennenden Holzes nichts als Asche geblieben, wofür er dankbar war. Er wusste nicht ob er es über sich gebracht hätte, die verkohlten Knochen seines alten Freunds zusammen zu suchen und erneut zu verbrennen. Als schließlich nur noch lockere Erde zu sehen war, wo einst Flammen gebrannt hatten, kniete Galren sich hin. An seinem Gürtel hingen zwei Schwerter, eines, das Lias für ihn geschmiedet hatte, das andere, dass welches der Löwe sein Leben lang selbst geführt hatte. Als er diese Klinge nun zog, war sie von einem kaum sichtbaren Schicht umgeben, welche die Luft zum Flimmern brachte.
Auf dem Knauf der Waffe lag ein schlichter, weißer Kristall, grade so groß wie Galrens Fingernagel. Während er den Stein mit einer Hand festhielt, rammte er die Klinge am Kopfende des Grabs in die Erde Im gleichen Moment in dem die Waffe die Erde durchbohrte, zerbrach der Kristall. Innerhalb weniger Herzschläge liefen graue Adern über das Schwert und breiteten sich rasch aus. Wie Wurzeln eines Baumes griffen sie nach dem Grund und gruben sich hinein, bis die ganze Waffe in einem steinernen Sockel saß. Und auch der Stahl war zu Fels geworden, wie Galren zufrieden feststellte. Dunkelgrauer Granit, dem Wind und Wetter so schnell nichts
würden anhaben können. Der Zauber war ein Geschenk Narias gewesen. Sie hatte Galren den Kristall gegeben, noch bevor er die fliegende Stadt verlassen konnte… beinahe als hätte sie geahnt, dass er nicht vorhatte zurück zu kommen. Aber die Magierin schien sowieso immer mehr zu Wissen, als sie sollte. Lias hatte Magie nie gemocht und doch hatte er sich mit ihr angefreundet. Vermutlich hätte er Galren da widersprochen… Götter vermutlich hätte Naria selbst ihm da widersprochen… irgendwie waren die beiden während der Reise über ihre Differenzen hinweg
gekommen. Armell hatte Schweigend zugesehen, wie das kleine Denkmal Form annahm. ,, Kommt ihr noch mit rein ?“ , fragte er und nickte in Richtung eines Hauses, das etwas abseits der restlichen Siedlung lag. Eigentlich war es das Haus seines Vaters gewesen… und irgendwie war es das für ihn auch immer geblieben, seit er vor zwanzig Jahren verschwunden war. Jetzt jedoch gehörte es wohl wirklich ihm. Und es war leer, dachte Galren. Furchtbar leer und doch angefüllt mit Erinnerungen. Armell schüttelte den Kopf, schien es sich dann doch noch anders zu
überlegen. ,, Freybreak kann auch noch etwas länger warten.“ , erklärte sie. Diese Worte währen ihr früher wohl nie über die Lippen gekommen, da war Galren sich sicher. Aber es hatte sich einiges verändert. Gemeinsam traten sie den Rückweg ins Dorf an. Galren blickte noch ein paar Mal zum Grab zurück. Wenn es richtig warm wurde, würde hoffentlich auch der grau-braune Fleck verschwinden unter dem Gras verschwinden, der jetzt noch die Umrisse der Grube zeigte. Er fühlte sich nicht besser… aber immerhin hatte er es hinter sich. ,, Liegt euer Onkel euch immer noch
wegen dem Geld in den Ohren ?“ , fragte er Armell, hauptsächlich m das drückende Schweigen zu brechen. Offenbar jedoch hatte er damit genau das falsche gesagt. ,, Wir hatten eine Abmachung.“ , erklärte sie nur kalt und ihre Augen blitzten. ,, Er hat keine Ansprüche mehr auf irgendetwas, aber mach ihm jemand das mal klar. Er hat mir gedroht er würde schon einen Weg finden mich zu…überzeugen… ihm das Geld zu überlassen. Ich hab ihm erklärt, das kann er sich bei den Zwergen holen. Etwas anderes haben wir nicht mitgebracht. Galren, wäre er nicht nach wie vor der einflussreichste Händler ich würde ihn
aus der Stadt werfen. Ins Hafenbecken. Im Winter. Und glaubt mir ich weiß, dass er nicht schwimmen kann.“ Galren schüttelte den Kopf, während sie vom Hauptweg abbogen und in den kleinen Garten vor dem Haus gelangten. Nach den Monaten, die er auf See verbracht hatte, wucherte hier alles Wild und der einstmals gut sichtbare Pfad, der zur Tür führte war kaum mehr zu erkennen. Sonst jedoch war alles genau so wie er es zurück gelassen hatte. Die Tür schwang in einen kurzen Flur auf, in dem einige Vitrinen mit nautischen Instrumenten standen und eine Treppe führte seitlich ab ins Obergeschoss des Hauses. Galren jedoch trat durch einen
Durchgang in einen Raum, der von mehreren hohen Bücherregalen und einem Kamin beherrscht wurde. In letzterem glommen noch Glutreste und er machte sich rasch daran, neues Holz aufzulegen, bevor er seinen Mantel darüber hängte. Armell tat es ihm gleich und trat an eines der großen Fenster, von denen man zum Waldrand hinauf sehen konnte. Jetzt am Morgen brachen sich Lichtbalken zwischen den Blättern und sprenkelten den Waldboden in ein Muster aus Hellen und dunklen Flecken. Später jedoch, wenn die Sonne höher Stand würden die dichten Zweige der Tannen alles in Dunkelheit hüllen.
So jedoch bemerkte Galren die Bewegung. Ein Schatten, der kurz ins Licht geriet, als er sich bewegte. Dort oben war jemand. Zuerst dachte er, es wäre sicher nur einer der Dörfler die Holz oder Zapfen sammelten, aber irgendwie passte das nicht. Und dann sah er etwas, das ihm das Blut in den Andern gefrieren ließ. ,,Armell, Vorsicht…“ Die Warnung kam grade noch rechtzeitig. Die junge Adelige wich vom Fenster zurück zur sicheren Wand und keinen Herzschlag später zersprang das Glas in tausend Stücke, als es von einem Pfeil durchschlagen wurde. Der hölzerne
Schaft brannte und Flammen griffen nach den Teppichen auf dem Boden. Galren fluchte laut, während er sich unter dem Regen scharfkantiger Splitter wegduckte, die über ihn niedergingen. Sah fast so aus, als hätte das Schicksal dem er entkommen wollte jetzt ihn gefunden…
Terazuma Hi Eagle! Den armen Galren lässt du aber auch keine Sekunde lang in Frieden, nicht wahr?^^ Kaum, dass er seinen alten Freund beerdigt, da kommt schon der nächste Anschlag auf ihn. Wer kann es bloß auf ihn abgesehen haben? Ich meine, so schnell? Und was ist mit Helike? Hat Galren wirklich vor dorthin zu reisen? Wird sich die kommende Geschichte dort abspielen? Und wer von all unseren bekannten Charakteren wird noch dort auftauchen? Ich weiß, ich weiß, viele Fragen, die du uns erst mit der Zeit offenbaren wirst. Na, hoffentlich nicht erst am Ende des Buches, wie du es schon bei dem 'Heiligen' angedroht hast.^^ LG Tera |
EagleWriter Keine Sorge, ich glaube das wird deutlich schnelle ersichtlich werden, wer sich wo wiederfindet. Ich werde hier mehrere von einander getrennte Schauplätze haben momentan mindestens drei. lg E:W |