Science Fiction
Die Entdeckung der Reisenden - Autoren- Challenge Nr. 3

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"Die Wahrheit über den blauen Planeten"
Veröffentlicht am 10. Januar 2016, 16 Seiten
Kategorie Science Fiction
© Umschlag Bildmaterial: JohanSwanepoel - Fotolia.com
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ich bin alt wie ein Baum, wild wie der Wind und neugierig wie ein Kind. Ich schreibe und lese, solange ich mich zurückerinnern kann. Einst beruflich als Fernsehautorin. Nun solls als Hobby in die Belletristik gehen. Ich lebe wieder in Deutschland, in Stralsund. Ungarn ist Vergangenheit
Die Wahrheit über den blauen Planeten

Die Entdeckung der Reisenden - Autoren- Challenge Nr. 3

Die Entdeckung der Reisenden


Agrul wartete, bis seine Quantenstruktur auf den goldenen Steinen der Zentralverwaltung von Hara-Uli, seinem Heimatplaneten, wieder in der notwendigen Menge vorhanden war. Dann materialisierte er sich. Er schillerte schon fast im leuchtenden Ornat des Forschenden. Noch fehlten wohl einige Quanten, die seine Gesamtheit ausmachten, dort flackerten noch schwarze Lücken.


Lange war er unterwegs gewesen als Reisender. Reisender zu sein, war die

wichtigste mobile Stufe in der Entwicklung eines Hara-Wesens, bevor es zum nonmobilen Verwaltenden oder Entscheidenden wurde. Davor hatte es noch die halbmobilen Stufen des Forschenden und Wissen spendenden zu durchlaufen.

Und dann, wenn es seine nonmobile Phase erreicht hatte, durfte es sich fortpflanzen. Als Auszeichnung für erfolgreiches Reisen und Forschen.

Oh, wie sehnte Agrul diese Zeit herbei, da er mit seiner Gefährtin Irnali nonmobil leben würde. Ob sie schon von ihrer Reise zurück war? Und ob sie etwas Aufregendes noch nicht Entdecktes in fernen Welten gefunden

hatte? Denn das war der Auftrag der Reisenden. Dafür hatten sie vier Sternenzyclen Zeit. Danach mussten sie das Entdeckte und Erlebte für die Zivilisation aufbereiten.

Beide hatten ihre Reise hin zum blauen Planeten in der fernen Galaxis am Rande der Milchstraße sorgfältig geplant. Fremdes Leben wollten sie entdecken.

Kurz vor Eintritt in die Gashülle des blauen Planeten waren sie durch einen Energieimpuls des gelben Sterns-der Sonne, durcheinander gewirbelt wurden. Ehe sie sich wieder gefunden hatten, jeder für sich, getrennt in seiner Quantenganzheit, war viel

kostbare Reisezeit verstrichen.


Er hatte nur ein Pixelograph gewinnen können. Aber dieses war sehr aufschlussreich. Es zeigte, dass die dortigen Bewohner vermutlich im wesentlichen Nonmobile waren und wohl nur in ihren künstlichen mineralischen Schutzhüllen existieren konnten. Ein Wesen hatte er allerdings nicht beobachten können. Er hatte allerdings entdeckt, dass sie zur Reproduktion der Dinge große Ideenflächen nutzten, die auf der Erde ausgebreitet waren. Es war eine riesige Fläche. Er gab ihr den Namen „Spiegel“. Möglicherweise konnten sie

sich auch nicht organisch fortpflanzen sondern nur durch Spiegelung reproduzieren. Das war aber nur eine Vermutung, die er aus dem Pixelograph ableitete. Und er hatte entdeckt, dass sie nicht mit dem Licht des gelben Sternes auskamen, sie nutzten künstliches Licht, um den „Spiegel“ zu beleuchten oder ihm Energie und Erleuchtung also die Idee zu geben. Es war mehr als spannend. Er war tatsächlich Zeuge einer Schöpfung geworden, als er über die Fläche flog. Nun in der halben Sekunde, die ihm geblieben war, konnte er keine große Entwicklung erkennen, aber dass der Spiegel drei weiße kleine Dinge

emporwachsen ließ aus seiner Idee, die darunter noch sichtbar war, konnte er erkennen. Und es wurde ein großes Schutzgebäude dort materialisiert.



Agrul war beeindruckt. Gerne wäre er verweilt oder zurückgekehrt. Doch die Sonnenanomalie hatte seine Reisezeit fast aufgebraucht.

Jetzt erfreute er sich erst einmal an dem rot farbenen Leuchten des Himmelsgewölbes über seinem Heimatplaneten. Tief sog er das Atemmedium ein, das angereichert mit vielfältigen Nährstoffen und der notwendigen Feuchtigkeit stets hier zur

Verfügung stand. Lange hatte seine Ganzheit es vermisst. Sie hatten gelernt, ihre Lebensbedingungen so zu gestalten, dass sie sich in ihrem jeweiligen Lebenszyclus auf das Wesentliche fokussieren konnten. Im Energiezustand kamen sie bis zu vier Sternenzyclen ohne das Nährmedium aus, sofern sie Energiequellen anzapfen konnten. Er genoss den Zustand. Dehnte seine Hautfalten, spürte seine Sichtkolben und erfreute sich an seinem Mobilhome, dass er bei sich führte. Er kontrahierte seine Bauchhaut und streckte sie und konnte so blitzschnell auf der goldfarbenen Ebene zu seinem Ziel, dem

Forschungszentrum von Hara-Uli gleiten.

Er streckte seine beiden Sicht- und Energieempfangskeulen, die sich vom Zentrum seines rundlichen Denkapparates ausstreckten in die Höhe, um Informationen zu sammeln. Da sah er vor sich ein Flirren und stoppte. Tatsächlich, fast zeitgleich mit ihm traf Irnali ein. Langsam materialisierte sie sich in einem dunklen Türkis, das himmelsrot gestreift war.

Oh wie erstaunt war er ob dieser Auszeichnung. Nachdem sie sich gesammelt hatte, begrüßten sie sich durch das gegenseitige Berühren mit

ihren Energiekeulen. Sie gaben sanfte Energieimpulse zur Begrüßung ab. Auch Irnali freute sich.

„Irnali, du trägst die Streifen des Entdeckers fremden Lebens“, begrüßte er sie voller Hochachtung. "Ich verneige mich und gratuliere dir."

Er selbst hatte in seinem Pixelograph keine Lebenszeichen gefunden.
Sie tauschten ihre Erkenntnisse durch Energieimpulse aus.

Und dann erzählte Irnali: „Stell dir vor, mein liebster Agrul, nachdem wir uns aus unserer Quantenvermengung getrennt hatten, beschloss ich, mich am Boden des blauen Planeten zu sammeln. Als ich zu mir kam, fand ich

mich einem Lebewesen gegenüber. Es atmete und bewegte sich selbstständig. Seine Bewegung entsprach der unseren, auch sein Aussehen. Nur, dass es kleiner war als wir. Es war ein mobiles Wesen, trug sein Wohngebäude mit sich. Leider verstand es meine Sprache nicht. Ich scannte seine Quantenstruktur. Es hat so etwas, wie ein Nervensystem, eine Art Denkorgan und Verdauung. Auch pflanzt es sich geschlechtlich fort, war aber gerade in einem neutralen Zustand.  Ich konnte auch keine wesentlichen Denkimpulse wahrnehmen. Vor seinem inneren Auge hatte es ein grünes Gewächs, dem es

wohl zustrebte auf der unregelmäßig strukturierten grauen rauen Fläche. Da war kein Funken Verstand. Nur Ernähren und Fortpflanzen. Dazu wurden die Energien in Bewegung umgesetzt. Sehr primitiv! Meine Schlussfolgerung lautet, dieser Planet hat noch keine vernunftbegabten Wesen.“

Agrul verglich vor seinem inneren Auge sein gewonnenes Pixeloraph mit dem seiner Gefährtin.

„Ich glaube, über deine Schlussfolgerung sollten wir noch einmal nachdenken und zwar vergleichend zu meiner“, meinte er.

„Du weißt“, antwortete sie, „dass wir

unsere Abschlussberichte unabhängig voneinander machen müssen. Und ich bin mir sicher, dass das, was ich gesehen habe, die absolute Wahrheit über den blauen Planeten ist. Ich habe das unbekannte Wesen pixeloraphiert, nicht du, mir allein gehört der Ruhm und das Recht auf Schlußfolerung, vergiss das nicht!“


Erschrocken und verwundert nahm Agrul die ihm fremden Energiewellen wahr, die da Irnali durchpulsten und kräftig nach außen strahlten.

„Irnali, ich will dir den Ruhm nicht wegnehmen. Aber du hast nur ein Pixelograph. Du könntest dich irren in

deiner Schlussfolgerung. Wir könnten nach der Abgabe der Abschlussberichte noch eine gemeinsame Reisezeit beantragen“, versuchte er einzuwenden. „Du kannst reisen wohin du willst. Ich habe meine Erkenntnis. Komm mir nicht in die Quere. Und wisse, ein Bild sagt mehr als tausend Worte!“ Damit glitt Irnali stolz davon.

Das war nicht sein geliebtes Wesen.
Er begriff, dass er sie an die nicht heilbaren Krankheiten „Ehrgeiz“  und „Eitelkeit“ verloren hatte. Er löschte sein Pixelograph in ihrem Bilderspeicher, solange er noch Zugriff hatte und glitt zum

Verwaltungszentrum, wo er über seinen Abschlussbericht und neue Reisezeiten nachdenken würde.

Sein Ehrgeiz lag nicht darin, ein Nonmobiler zu werden.

Er suchte die Wahrheit.

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Tintenklecks
Ich bin alt wie ein Baum, wild wie der Wind und neugierig wie ein Kind.
Ich schreibe und lese, solange ich mich zurückerinnern kann.
Einst beruflich als Fernsehautorin. Nun solls als Hobby in die Belletristik gehen.

Ich lebe wieder in Deutschland, in Stralsund. Ungarn ist Vergangenheit

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EllaWolke Ein beeindruckender Schluss ...
Endlich komme ich dazu, wenigstens zu lesen bei Euch ...mein Beitrag hat ja mit dem Absturz meines Laptops eine Reise in´s "Nirgendwo" begonnen

Etwas schwer zu lesen wenn man gerade nicht auf der Science-Fiction Welle schwimmt - dies liegt aber keineswegs an Deinem Schreibstil, der mich immer wieder beeindruckt.

Dafür nehme ich beim Lesen vieles mit für weitere kleine eigene Episoden.
Die ihr Haus tragende Schnecke ..... und mehr - Klasse
Liebe Grüße Ella
Vor langer Zeit - Antworten
Tintenklecks ich danke dir für Deinen Kommentar und freue mich, dass es dich wieder gibt.
Ich wünsche Dir, dass Dein Laptopinhalt irgendwann wieder zu dir findet.
Du weißt ja, es verschwindet nix, nur der Zustand verändert sich: physikalisch oder chemisch
liebe Grüße Tintenklecks
Vor langer Zeit - Antworten
MerleSchreiber Ach, lieber Klecks, ich muss mich jetzt als absoluten Science-Fiction NICHTliebhaber und NICHTversteher outen. Glaube mir, der Wille war da, aber ich kann keine wirkliche Kritik schreiben. Auf Seite 12 und13 fühlte ich mich zwar plötzlich angesprochen, aber dann war`s auf Seite 14 auch schon zu Ende.
Der Schreibstil ist - wie immer - sehr gekonnt!
Liebe Grüße, Merle
Vor langer Zeit - Antworten
Tintenklecks ach liebe Merle, SF ist einfach Symboltext. Nenn die beiden Max und Melanie, lass sie zu einer Stunde x vor den Kölner Dom gehen für eine Sekunde. Und der eine wird erleben: dort ist wildes Treiben und Feuerwerk und der andere wird sehen, es ist ein Ort, wo blonden Frauen die Angst im Gesicht steht. Und beides ist wahr für die Sekunde. Aber ist das das wahrhaftige Gesicht von Köln??
Danke für deine Kritik und das Geschenk.
lg vom Klecks
Vor langer Zeit - Antworten
Frettschen Grinsend habe ich das Büchlein zugeklappt.
Und dann die Komentare der anderen Leser gelesen. Ich hätte es nicht besser sagen können. Geistreich und flüssig geschrieben ...
Ein Hoch auf die Energiekeulen!
Vor langer Zeit - Antworten
Tintenklecks Danke liebes Frettchen, Fürs Lob und die Gaben
vom Tintenklecks
Vor langer Zeit - Antworten
Brianna_W Ich muss gestehen, dass ich mich mit SciFi auch sehr sehr schwer tue...aber deine Geschichte hat mir dennoch sehr gut gefallen und die Energiekeulen fand ich auch klasse :-))
Die Idee ist hervorragend und die Umsetzung gefällt mir auch sehr gut, vom Stil her gekonnt. Eine kleine Anmerkung hätte ich (ist aber kritisieren auf hohem Niveau :-) ):

Ein Wesen hatte er allerdings nicht beobachten können. Er hatte allerdings entdeckt, dass sie zur Reproduktion der Dinge große Ideenflächen nutzten, die auf der Erde ausgebreitet waren.

Hier stört ein wenig die doppelte Verwendung von "allerdings" so kurz hintereinander, finde ich.

Ansonsten tippitoppi :-)

Liebe Grüße
Brianna
Vor langer Zeit - Antworten
Tintenklecks das allerdingsda!! dem erhelfe ich zu einem langen Urlaub. Danke!! und auch für alles andere :-) lg vom Tintenklecks
Vor langer Zeit - Antworten
abschuetze  Energiekeulen ... ja? Ist ja echt lustig ---lach--- stelle ich mir bildlich vor. Also schneckenähnliche Wesen, natürlich hochbegabt und äußerst intelligent. ... und wie man sieht, auch oberflächlich, missgünstig und eingebildet. Zum Glück gibts das nicht nur auf der Erde. Bei längerer Betrachtung des blauer Planeten wäre dies Irnali vielleicht aufgefallen. Doch zum Glück gibts da ja noch Agrul. Die Analyse der Papierboote ... einmalig. Schade nur, dass er sooooo wenig Zeit oder Energie oder was auch immer hatte. Bestimmt kommt er aber nochmals bei uns vorbei.
Ein schöner Science Fiction, der sich durch ausdrucksstarke Wortgewandtheit auszeichnet. Echt profimäßig. Daumen hoch. Leider haben sich auf Seite 12 sich zwei "g" auf dem Weg ins All gemacht oder Irnali hat einen Sprachfehler. Ansonsten ... ein rundum gelungener Beitrag, den ich sehr gern gelesen habe.

LG von Antje
Vor langer Zeit - Antworten
Tintenklecks Huch, danke .. werde mich des Fehlerteufels annehmen.
Danke für die tolle Kritik
lg om Klecks
Vor langer Zeit - Antworten
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