Kurzgeschichte
Campingurlaub - Autoren-Challenge Nr. 3

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"Campingurlaub - Autoren-Challenge Nr. 3"
Veröffentlicht am 07. Januar 2016, 8 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
© Umschlag Bildmaterial: xiebiyun - Fotolia.com
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Über den Autor:

Hauptberuf: Mama. Hobbies: Schriftstellerei, Rendering, Rollenspiele, Lesen, Rätseln, Brettspiele... viel zu viel für nur 24 Stunden, besonders, wenn noch ein kleines Wunder im Haus ist.
Campingurlaub - Autoren-Challenge Nr. 3

Campingurlaub - Autoren-Challenge Nr. 3

Campingurlaub



Schon wieder Urlaub. Ich schaue zum Sonnenaufgang und weiß, dass ich jetzt los muss, wenn ich heute Abend rechtzeitig da sein will, um noch einen guten Platz zu bekommen. Aber ich habe keine Lust. Keine Lust, aus dem Haus zu gehen, keine Lust, mich auf die Straße zu werfen, den Unbilden des Verkehrs ausgeliefert. Camping alleine ist einsam. Aber was soll man machen? Man kann ja nicht ständig nur auf der Arbeit hocken, irgendwann muss man ja auch mal von den immer gleichen Spuren weg, die ganze

Schleimerei und das künstliche Aus-dem-Häuschen-geraten-über-Nichtigkeiten hinter sich lassen. Seufzend rolle ich mich aus meiner Schlafposition aus und mache mich fertig, um loszuziehen. Das Zelt auf dem Rücken marschiere ich los, einfach der Nase nach, wie immer. Der Ort, an dem ich ankommen will, ist ein Abenteuer weit weg – auf dem Weg muss ich einiges an Verkehr überstehen. Die Straßen sind mal wieder völlig überfüllt; für nur ein paar Meter braucht man gefühlt zwei Wochen. Alldieweil rollen immer weitere Wellen der donnernden Vernichtung über mich hinweg, zweimal sogar mit Blaulicht. Glücklicherweise erwischt es mich nicht. Nicht, dass man als

unmotorisierter Verkehrsteilnehmer irgendeine Chance hätte, dem auszuweichen. Die brettern wie die Blöden heutzutage. Dieser eine LKW war eine knappe Sache; ich hab gesehen, wie er nur ein paar Meter weiter einen andern plattgewalzt hat und einfach weiterfuhr. Ich seufze erleichtert auf, als ich die Straße hinter mir lassen und in den Urwald eintauchen kann. Autos! Bah! Ich rieche die nasse Erde, genieße den Schatten und mache erst mal ein Mittagspäuschen. Dieses ständige Aufregen und Fürchten hat mich Energie gekostet. Ich entdecke ein wenig wilde Kresse. Lecker! Nach der Pause geht es weiter. Mein Ziel ist der Campingplatz mit dem großen Garten.

Manchmal treffe ich dort andere wie mich – allein mit ihrem Zelt oder Campinganhänger, nur darauf aus, der Stadt und dem Verkehr zu entfliehen, die beide ständig versuchen, einen umzubringen. Die Grünanlagen vom Campingplatz sind wunderschön, und das Essen ein Gedicht. In den Salat könnte ich mich so reinsetzen. Der Weg durch den Wald ist viel schöner und entspannter als diese bescheuerten Straßen. Allerdings muss ich aufpassen; sie haben vor einiger Zeit ein paar größere Raubtiere hier untergebracht. Ich denke zwar, dass es schmackhaftere und leichter zu knackende Beute gibt als mich, aber dennoch mache ich Stielaugen in alle Richtungen, der Sicherheit halber.

Gegen Abend komme ich am Campingplatz an und suche mir ein gemütliches Fleckchen. Bisher habe ich keine Nachbarn, aber ich bin auch – da ich mich auf den Straßen so beeilt habe – relativ früh dran. Vielleicht kommen noch welche. Ich nasche ein wenig von dem Salat, den sie hier anbieten, und ziehe mich, wohlig seufzend, in mein Zelt zurück. Zeit für eine Mütze Schlaf. Am nächsten Morgen komme ich viel energetischer zu mir als am Vortag. Gut, ja, Urlaub hat was für sich. Allein das Wissen, nichts zu müssen, hilft ungemein beim Entspannen. Als ich aus dem Zelt herauskrieche, sehe ich, dass ich tatsächlich über Nacht noch Nachbarn bekommen habe.

Als ich die Schönheit direkt nebenan bemerke, bekomme ich wieder Stielaugen. Ich nage mir mit ein paar Blättchen Salat Mut an und sammle mich, um sie zu begrüßen. ‚Nur nicht zu viel rumschleimen!‘, mahne ich mich selbst. ‚Du magst über sie aus dem Häuschen geraten, aber das heißt nicht, dass es ihr bei dir genauso geht!‘ Ein wenig zittrig spreche ich sie an. Tags drauf erwache ich, fühle mich wohlig erschöpft. Was für ein Tag! Was für eine Nacht! Scheint, als wäre ich doch ihr Typ gewesen. Ich liebe Camping!


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Hörbuch

Über den Autor

Lessa
Hauptberuf: Mama. Hobbies: Schriftstellerei, Rendering, Rollenspiele, Lesen, Rätseln, Brettspiele... viel zu viel für nur 24 Stunden, besonders, wenn noch ein kleines Wunder im Haus ist.

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EllaWolke Eine Herzaufmerksamkeit war ja schon vor meinem Absturz vergeben :-)
Camping
Camping der anderen Art
Etwas gar entzückendes ist Dir hier gelungen als Du in die Rolle der Schnecke schlüpftest - Köstlich!

Kein Meckern - nur ein schmunzeln - ein r auf Seite fünf :) - welches aber bei einer eiligen Schnecke, die den schönsten Platz beim Camping erhaschen möchte, sicher aus dem Campingwagen gerutscht
Camping mag ich besonders
bin ich doch auf Campingplätzen "groß geworden" :)
Danke für Deinen Beitrag
LG Ella
Vor langer Zeit - Antworten
Lessa Vielen Dank, liebe Ella, sowohl fürs Herzchen als auch erst Recht für deine Aufmerksamkeit! Da wird Leabasan mich aber auslachen ^^ (ich bin bei unserem gemeinsamen Buch die Rechtschreib-Lektorin *g*)
Vor langer Zeit - Antworten
Thiar Was soll man sagen? Von gewohnt hoher Qualität :)
Vor langer Zeit - Antworten
Lessa Vielen Dank! :)
Vor langer Zeit - Antworten
abschuetze Eindeutig Parallelen zwischen Mensch und Schnecke zu entdecken ---lach---
Deine Idee ist echt witzig und dein Schreibstil unterhaltsam erzählerisch. Dem Leser fällt es nicht schwer, in deine Geschichte einzutauchen und hin und wieder vom Salat zu naschen, die Natur auf sich wirken zu lassen. Stilaugen habe ich auch bekommen, allerdings lags an der kleinen Schrift. (Das Alter macht sich da bemerkbar.)
So ... zu bemängeln? Fehler? Entweder keine da oder übersehen. Dann war's wohl nicht gravierend^^ ... nee alles bestens!!!

LG von Antje
Vor langer Zeit - Antworten
Lessa Danke Antje, auch für die Coins!

Fehler wären mir aber auch extrem peinlich (habe bei der Überarbeitung gerade einen Kommafehler entfernt *hüstel*), wenn ich gerade angeboten habe, dass ich einen Text lektoriere.
Vor langer Zeit - Antworten
MerleSchreiber Ich wusste spätestens ab der Hälfte der ersten Seite, welches Bild deinem Text zugrunde liegt. Sehr schön und fein gesetzt, die Anspielungen mit denen du zwischen einem Menschen- und einem Schneckendasein hin und her jonglierst. Eine Freude, dem (alten) Wort "alldieweil" zu begegnen. Ich schwöre, dies mein ganzes langes Leben noch nie bewusst wahrgenommen zu haben!
Die paar unnötigen Trennungszeichen sollten du vielleicht noch entfernen. Ansonsten habe ich nichts zu kritisieren. Ein überaus erfrischend geschriebener Text!!
Liebe Grüße, Merle
Vor langer Zeit - Antworten
Lessa Danke Merle, auch für die Coins!

Ja, es gibt einige wunderschöne alte Wörter, die wir leider viel zu selten benutzen. Alldieweil, hinwiederum und viele andere dieser Couleur machen einen Text etwas abwechslungsreicher als das ständige "währenddessen", "jedoch" und Konsorten.
Vor langer Zeit - Antworten
Brianna_W Sehr gut, das du erst am Ende geschrieben hast, welches Bild du genommen hast. Ich habe auch erst zum Schluss hin verstanden, dass du aus der Sicht einer Schnecke schreibst. Tolle Idee und super umgesetzt. Hat mir sehr, sehr gut gefallen!

LG Brianna
Vor langer Zeit - Antworten
Lessa Danke dir, auch für den Fav!
Vor langer Zeit - Antworten
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