Krimis & Thriller
Schattenwege - Kapitel 4

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"Schattenwege - Kapitel 4"
Veröffentlicht am 28. Dezember 2015, 12 Seiten
Kategorie Krimis & Thriller
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Schattenwege - Kapitel 4

Schattenwege - Kapitel 4

Jack


Ich reichte Hailey meine Hand, doch sie lehnte dankend ab. Natürlich konnte ich es verstehen. Sie musste immer noch ziemlich verwirrt sein. Nicht eine Sekunde zweifelte ich daran, dass sie etwas mit dem Vorfall unten in der Küche zu tun hatte. Ein schreckliches Bild, wenn ich jetzt genau darüber nachdachte. Der Schlimmste Anblick war Annas Leiche gewesen. Ein glatter Schuss durch den Kopf. Sie hatte

keine Chance. Was mich gleichzeitig fertig machte, war die Tatsache, dass der Täter selbst vor einem Kind nicht halt zu machen schien. Eiskalt. Das war wohl die richtige Bezeichnung dafür. Ob Peter und Max es schaffen würden, hing ganz von den Ärzten ab. In meiner gesamten Karrierelaufbahn hatte ich schon viel durch gemacht. Etliche Leichen begutachtet, auch wenn das am Anfang alles andere als angenehm war. Doch der heutige Tag bereitete mir noch etwas mehr Gänsehaut. Diese Familie kannte ich. Umso schlimmer war es, dass ich ausgerechnet hier im Schlafzimmer auf Hailey traf. Peter Sullivan war mein

jahrelanger Partner, mit dem ich oft Streife gefahren bin. Ja, ich würde schon sagen, dass er irgendwie mein Lehrmeister war, denn von ihm bekam ich noch den ein oder anderen nützlichen Tipp. Äußerlich schien Hailey okay zu sein, insofern mein Blick mich nicht täuschte. Wie es natürlich innen drin aussah, konnte ich nicht beurteilen. Sicherlich stand sie noch unter Schock. Ob sie alles realisierte? Auch das war schwer zu beantworten. Etwas zu verdrängen war sehr einfach, die Kunst bestand darin, all die schrecklichen Erinnerungen wieder hervorzurufen. Ich für meinen Teil entschied mich, behutsam auf sie

einzugehen. „Ich würde vorschlagen, dass ich dich erst einmal ins Krankenhaus fahre, okay?“ schlug ich vor und erntete von Hailey einen überraschten Blick. „Ich will nur sicher gehen, dass es dir gut geht!“ Hailey verstand und nickte. Es war seltsam. Ich kam mir in diesem Moment nicht vor, als ob ich mit einer Neunzehnjährigen sprechen würde. Ich glaubte auch nicht daran, dass sie mir in den nächsten Stunden etwas vernünftiges erzählen würde. Der Schrank diente ihr wohl als Schutz, doch seit sie hier mitten in dem Schlafzimmer stand, kam sie mir völlig gebrochen vor.

Hailey atmete tief durch, sie blickte nun stur nach unten. Wahrscheinlich wartete sie auf meine Anweisungen. „Also. Wie besprochen, ja?“ Wieder nickte sie, sah mich dabei aber nicht an. Ich lief aus dem Zimmer, schaute mich noch einmal um, um sicher zu gehen, dass Hailey mir auch folgte – und sie tat es. Als wir die letzte Stufe der Holztreppe erreichten, warteten auch schon zwei meiner Kollegen auf uns. „Geh zur Hintertür!“ richtete ich meine Worte an Hailey. Ganz leicht nur

berührte ich ihren Arm, was zur Folge hatte, dass sie so sehr zusammen zuckte, dass selbst ich ein wenig nervös wurde. Ich spürte, dass sie sich unwohl fühlte und der Geruch, der in der Luft lag, trug nicht gerade dazu bei, sich in diesem Haus heimisch vorzukommen. Ohne ein weiteres Wort ging Hailey zum Hinterausgang und erst als die Tür ins Schloss fiel, atmete ich ein wenig auf. Das könnte ein schwieriger Weg werden und nicht nur ich war der Meinung. Ich wandte mich den beiden Kollegen zu, die nun mit verschränkten Armen vor mir standen. „Glückwunsch Partner! Sie scheinen eine Aura zu besitzen, die die weibliche Art

gerade zu anziehend findet!“ Paul Hogan grinste mich an und am liebsten hätte ich sein Maul mit irgendetwas gestopft, nur damit er seinen Schwachsinn für sich behielt. Ich ignorierte Paul und richtete meine Aufmerksamkeit lieber auf Jim Donelly. Er war einer der wenigen Männer, die nicht so arrogant und Karriere geil waren. Jim konzentrierte sich auf das Wesentliche. „Haben wir schon irgendwelche Erkenntnisse?“ fragte ich ihn also. „Wir wissen nur, dass jemand hier eingedrungen sein muss. Die Tür war nicht abgeschlossen, also hatte er leichten Zugang. Es ist mir allerdings

immer noch ein Rätsel, wieso der Täter ausgerechnet Hailey verschont hat. So wie ich das eben gesehen habe, hat sie keinerlei offensichtliche Verletzungen. Wie dem auch sei. Ich hoffe, Peter kann uns mehr dazu sagen. Leider war er nicht mehr vernehmungsfähig, als wir hier eingetroffen sind. Aber ich und Paul werden dann gleich ins Krankenhaus fahren und abwarten, was die OP ergeben hat.“ „Und ich fahre Hailey ins Krankenhaus. Ich möchte sicher gehen, dass sie dort heil ankommt.“ Jim nickte mir zu. „Die könnten wir doch gleich mitnehmen!“ mischte sich Paul

ein. Dieser Mistkerl ging mir langsam auf die Nerven. „Nein, ich werde sie fahren!“ betonte ich. „Aber warum...?“ Manchmal fragte ich mich tatsächlich, wie es Leute wie Paul Hogan zur Polizei schafften. „Wissen Sie, Sie haben so eine Aura, bei der mir ganz schlecht wird und ich will nicht riskieren, dass sie ein falsches Wort in Hailey's Nähe verlieren. Das könnte unseren Ermittlungsstand erheblich nach hinten fallen lassen.“ Paul sah mich mit großen Augen an, erwidern konnte er darauf nichts,

stattdessen schaute er jetzt zu seinem Kollegen rüber, aber Jim zuckte nur mit den Schultern. Ich erkannte ein kleines Schmunzeln auf seinen Lippen. „Ich melde mich dann später bei dir!“ sagte Jim und damit verabschiedeten sich die beiden. Und ich? Ich machte mich auf den Weg zu Hailey, die zusammen gekauert auf der Treppe saß. Heute war eindeutig einer der Tage, den man am liebsten aus seinem Kalender streichen würde. Ich atmete einmal tief durch und dann ging ich mit Hailey zu meinem Auto.

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LinneaHazel

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FindYourselF Gott dieser Polizistenidioten :D Naja du weißt ja, ich mag Jack :D Sein Kollege allerdings nicht. :D
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